die Gottesdienstordnung für die Kar- und Ostertage ist in einem gesonderten Blatt aufgeführt (siehe Link weiter unten)
Kirche 2.3 - Wie es weitergehen kann
Liebe Gemeinde!
Wie geht’s weiter – privat, beruflich, familiär, mit meiner Beziehung, mit meiner Gesundheit, mit unseren Kindern, in unserem Ort, in der Kirche?
Nach wie vor leben wir in einer sehr ungewissen Zeit. All unsere Planungen sind mit einem Fragezeichen verbunden. Werden wir das, was wir vorhaben, auch tatsächlich umsetzen können? Wird manches, was wir aufgebaut haben, die Krise überstehen? Niemand kann überzeugend abschätzen, wie und wann unser Alltag wieder einigermaßen normal weitergeht.
Die beiden Jünger, die sich am Ostermorgen auf den Weg in ihr Heimatdorf Emmaus machen, fühlen sich ähnlich. Die Ereignisse am Karfreitag hatten alles schlagartig verändert und viele Planungen über Bord geworfen. Wie es jetzt ohne Jesus, der schließlich in der von ihm initiierten Projektgruppe „Kirche 1.0“ Leitungsfunktion innehatte, weitergehen soll, wissen sie nicht. Die Jünger haben völlig den Mut verloren. Daher gehen sie nach Hause – niedergeschlagen und ohne Perspektive. Er hatte sie damals so begeistert und motiviert, mitzuarbeiten. Nun stehen sie allein da. Alles war umsonst, ging ihnen wahrscheinlich durch den Kopf.
Die Jünger sind in ihrer Trauer so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie nicht bemerken, dass Jesus schon längst mit ihnen unterwegs ist. Sie suchen und fragen – und Er hilft ihnen, zu hoffen und zu sehen. Jesus gibt ihnen Antworten auf ihre Fragen. Er bleibt mit den Menschen im Dialog, schließlich ist Gott ein Meister guter Kommunikation, wenn wir ihn zu Wort kommen lassen. Er erklärt ihnen buchstäblich „Schritt für Schritt“, warum alles so kommen musste, wie es geschehen ist – aber aus österlicher Sicht, optimistisch und mit Blick in die Zukunft. „Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen?“, fragt Jesus beinahe rhetorisch. Für Jesus hat alles einen Sinn. Das Leid, das er durchgemacht hatte, war ein Puzzleteil in Gottes großem Heilsplan, um zu zeigen, dass Gott aus Liebe zu uns Menschen zu allem bereit ist. Für Gott geht es immer weiter, wenn auch auf seine geheimnisvolle Weise, die wir nicht immer nachvollziehen können.
Wir ringen in unserem Dekanat um die Zukunft der Kirche. Das Dekanatsprojektteam, welches aus Haupt- und Ehrenamtlichen der momentanen Pfarreinheiten zusammengesetzt ist, hat hier eine große Verantwortung. Seit über einem Jahr entwickeln wir Lösungsmodelle, diskutieren sie auf konstruktive Weise durch, revidieren Gedanken, entdecken neue Möglichkeiten und stoßen auch an Grenzen. Es ist ein dynamischer Prozess und, was unser Bischof betont, ein geistlicher Weg. Wie sekundär Strukturen eigentlich sind, wird uns immer stärker bewusst. Sie sind lediglich ein Gerüst, denn aktives kirchliches Leben, Glauben und Teilen geschieht schon längst vor Ort. Jede Gemeinde in unserem Dekanat ist einzigartig, eben so wie die Menschen einzigartig und etwas Besonderes sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir auf dem Pastoralen Weg keine Angst haben sollten. Es geht hier nicht um Verlust, sondern um bunte Vielfalt in entsprechend geeigneten „Räumen“. Pastoraler Weg heißt nicht, dass wir das Rad neu erfinden müssen, sondern dass wir lediglich den Radius erweitern werden. Die „Gemeinden“ bleiben weiterhin bestehen und werden auf noch zu definierende Weise Verantwortung übernehmen und hoffentlich selbständig bleiben. Wir sollten uns nicht zu viele Sorgen machen oder uns von Negativschlagzeilen wie Kirchenaustritten & Co. niederdrücken lassen, denn es hat schließlich auch schon damals funktioniert – mit deutlich weniger Personal und Ressourcen, dafür aber mit ganz vielen „brennenden Herzen“ (Lk 24,32).
Die nachösterlichen Erzählungen sind, wie ich finde, ein wunderbares Leitbild für unsere zukünftige(n) Pfarrei(en): An verschiedenen Orten und teilweise zur selben Zeit teilen Menschen ihren Glauben und begegnen Christus: einige entdecken das leere Grab, andere tauschen sich im Bibel-Teilen miteinander aus, es wird Eucharistie mit Brot gefeiert, in Jerusalem findet eine Gremiensitzung statt, schon bald wird mit dem Heiligen Geist gefirmt, Menschen werden ausgesendet, die Kirche wächst – nicht in Konkurrenz zueinander – sondern als buntes Netzwerk.
Ich wünsche uns allen, dass wir alle gemeinsam einmütig und positiv eingestellt auf dem Pastoralen Weg vorankommen. Wie auch immer wir am Ende manches nicht zur Zufriedenheit aller werden entscheiden müssen, ist eines ermutigend: Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen (Lk 24,15).
Bleiben Sie behütet!
Ihr Pfarrer Michael A. Leja