für die Zeit vom 26.1122. bis 15.01.23

Pfarrbrief Nr. 8 / 2022 vom 26.11.2022 bis 15.01.2023

Welt in Midlife-Chrisis

Energiekrise, Inflation, Preisexplosion. Und was kommt danach? Irgendwie schlittern wir gefühlt von einer Krise in die nächste. Fast drei Jahre lang hatten wir mit Corona zu kämpfen und nun, nachdem die Pandemie und „Long Covid“ zu einer Randproblemvariante mutiert sind – merkbar daran, dass der Gesundheitsminister nicht mehr in jede Talkshow eingeladen wird –, werden wir täglich mit neuen bedrückenden Schlagzeilen konfrontiert.

Immer mehr Gebäude in der Ukraine sind beschädigt oder zerstört, die kritische Infrastruktur wird angegriffen. Viele Menschen harren in Bunkern, ohne Strom und Wasser. Häufig sind es die älteren Menschen, die nicht mehr weg können. Menschenleben werden ausgelöscht und werden als Kollateralschäden hingenommen. Ein Ende dieses „humanen Kriegs“ gegen die Zivilbevölkerung ist nicht in Sicht.

Außerdem hören wir von Kriegspropaganda, der Verdrehung von Fakten in sozialen Netzwerken, Populisten, Demokratiegegnern, postfaschistischen und rechtsradikalen Regierungsbündnissen, einer WM auf Kosten der Menschenrechte vor Ort. Zu allem Übel seien wir zusätzlich global „mit Vollgas auf dem Weg in die Klimahölle“, wie der UN-Generalsekretär António Guterrez erst vor Kurzem auf der Klimakonferenz drastisch mahnte. Was ist los mit unserer Welt?

So sehr wir uns auch als Glaubende eine schöne, heile Welt wünschen: Eine Realität ohne Leid und Schmerzen gibt es nicht und gab es noch nie. Die Menschheit hatte geschichtlich gesehen immer wieder mit neuen Herausforderungen zu kämpfen. Oft setzte sich der Stärkere durch. Hart, aber unfair. So ist das Leben.

Auch in der Bibel erzählen Menschen von Krisen ihrer Zeit. In seinen Visionen erzählt der Prophet Jesaja von der „Finsternis“ durch die das Volk Israel wandert. Das Land ist um ca. 730 v. C. verwüstet, die Situation scheint aussichtslos. Das Volk Israel befindet sich in einer existentiellen Energiekrise, nicht wissend, wie es weitergehen soll.

Genau hier setzt Jesaja an und prophezeit eine Zukunft, in der er wieder mehr Freude, Gerechtigkeit und Frieden geben wird. Schon jetzt leuchtet ein Hoffnungsschimmer auf: Bald wird der Messias geboren, der Retter der Welt, der die Verhältnisse der Welt auf den Kopf stellen wird. Zwar wird er nicht alle Missstände in dieser Welt beseitigen – dies war auch nie sein Plan –, aber er wird hinweisen auf eine gerechte Zukunft, die schon jetzt anbricht, wo Menschen Gottes Nähe spürbar machen, und die einst in seiner Vollendung  ganz und unverhüllt offenbar wird.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in unserer krisengebeutelten Zeit, zu der natürlich auch eigene Probleme, Krankheiten und Schicksalsschläge gehören, aus Ihrem Glauben heraus genügend Energie und Zuversicht schöpfen können. Als „adventliche Menschen“ gehen wir auf eine von Gott erfüllte Zukunft zu. Er geht schließlich mit uns, dieser „Immanuel“ (Jesaja 7,14).

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich eine frohe und gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!

Ihr Pfarrer

Michael A. Leja