Schmuckband Kreuzgang

100 Jahre Pfarrgemeinde Christkönig

– ein Blick zurück –

Betsaal in der Untergasse 22 (1891-1900) Stich Georg Mangold (c) Georg Mangold
Betsaal in der Untergasse 22 (1891-1900) Stich Georg Mangold
Datum:
Mi. 15. März 2023
Von:
Michael G. Barth

Im Zuge der Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Bau der hessischen Ludwigsbahn mit Strecken von Mainz nach Darmstadt und Frankfurt kamen immer mehr Katholiken in das seit der Reformation rein evangelische Dorf.

Ab ca. 1860 wurden diese von Mainz aus betreut. Die Kath. Pfarrei Haßloch übernahm 1885 die rund 200 Katholiken. Um der Diasporagemeinde die Möglichkeit des Gebets zu geben, wurde 1891 im Anwesen Untergasse 22 ein Betsaal angemietet. Der damalige Pfarrer von Haßloch, Josef Hinkel, erkannte die Notwendigkeit, den ca. 370 Katholiken von Bischofsheim eine religiöse Heimat zu geben und lies 1901 bis 1902 das Josefskirchlein erbauen. Der Mietvertrag für den Betsaal wurde 1900 gekündigt. Das Gelände zwischen der Frankfurter Straße und der Gabelsbergerstraße konnte für rund 4.000 Reichsmark von der jüdischen Gemeinde erworben werden, die Gesamtkosten des Kirchenneubaus lagen bei rund 22.000 RM.

Nach dem 1. Weltkrieg stieg die Zahl der Katholiken der Josefsgemeinde auf zwischenzeitlich 1200 Personen an. Mit diesem Anwachsen wurde auch die Seelsorge von auswärts schwieriger. Von 1907 bis 1911 wurden die Bischofsheimer Katholiken von Groß-Gerau und von 1911 ab von Gustavsburg aus betreut. So beschloss der damalige Kirchenvorstand, zusammen mit dem Gustavsburger Pfarrer Ballweg, bei den staatlichen und kirchlichen Stellen vorstellig zu werden, in Bischofsheim eine eigene katholische Pfarrkuratie zu errichten und den Katholiken einen eigenen Seelsorger zu geben. Dieser Bitte wurde am 14.3.1923 entsprochen. Bischofsheim erhielt den ersten katholischen Seelsorger in der Person des Pfarrers Friedrich Wilhelm Lindenschmit aus Mainz (* 6.5.1888). 

Die Erhebung Bischofsheims zur Pfarrkuratie zum 1. April 1923, die Fertigstellung des Kirchenneubaus 1926 und das weitere Anwachsen der katholischen Gemeinde führten in der Folge auch zu einer Intensivierung des Gemeindelebens.

Der 1914 gegründete Kirchenbauverein tat sich auch nach Fertigstellung der Christkönigskirche 1926 in rühriger Form hervor. Mehrere kulturelle Veranstaltungen dienten vordringlich der Finanzierung des Bauvorhabens. Als Nebeneffekt trugen diese Veranstaltungen allerdings auch zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls in der Pfarrei bei. 1931 fanden sich mehrere musikbegeisterte Gemeindemitglieder zu einem Bläserchor zusammen, bereits 1922 wurde ein Kirchenchor unter der musikalischen Leitung von Alfred Bernius gegründet. Mit der Ausrichtung des Diözesan-Liedertages für katholische Kirchenchöre am 7. Juni 1924 und einer auch überregional vielbeachteten Aufführung des Passionsspieles ”Golgatha” am 20. März 1932 konnte der Bischofsheimer Kirchenchor seine gesanglichen Qualitäten einem breiten Publikum vorstellen. Wegen seiner stark angegriffenen Gesundheit bat Pfarrer Lindenschmit 1932 um seine Versetzung in den Ruhestand. Dieser Bitte wurde am 1. September 1932 seitens des Bischöflichen Generalvikariats in Mainz stattgegeben. Mit Pfarrer Lindenschmit verlor Bischofsheim gewissermaßen den ‘Vater’ der wiederbelebten katholischen Gemeinde.

 

Quellen: HGV Geschichtsblätter 1951, Elmar H. Lanius (40 Jahre Christkönigskirche), Peter Kleinort (75 Jahre Christkönigskirche)