Schmuckband Kreuzgang

Impressionen vom Tag des Großen Gebetes

Impressionen Tag des Großen Gebetes (c) Martina Bauer
Impressionen Tag des Großen Gebetes
Datum:
So. 30. Jan. 2022
Von:
Martina Bauer

29. / 30.01.2022

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BETRACHTUNGSTEXT (Gebet zur Nacht)

Gott, du Licht in unserer Nacht,

du Gefährte auf unseren Wegen:

 

Gib uns immerdar das Geleit

Auf unserem langen Weg zu unserer Menschwerdung

Auf dem endlos schmalen Pfad zwischen Gut und Böse

Herzenswünschen und niedrigen Spekulationen.

Sei uns ganz nahe in unserer Not,

wenn wir uns im dornigen Gestrüpp der Wirklichkeit verlieren.

In den großen und anonymen Städten

Nimm uns wieder an der Hand,

damit wir deiner Fantasie folgen können.

Und auf dem weite flachen Land

Lass uns dich auf unseren Wegen erkennen.

Bewahre uns vor falschen Horizonten und dunklen Abgründen,

so dass wir nicht in Richtungen wandern,

die uns im Kreis und an der Nase rumführen.

Betrachte unseren kleinen Alltag,

den wir mal recht und mal schlecht bestehen müssen:

die 12 Stunden Unrast, und die 12 Stunden Ruhe vor dem Sturm.

Du hast den Tag und die Nacht geschaffen,

hast auch den Alltag gemacht und den Schlaf:

die 12 Stunden eilen und kümmern und laufen

und sorgen und streiten und ärgern und schweigen,

und die 12 Stunden ausruhen und nichts mehr sehen und hören.

Verzeih uns die vielen Streitigkeiten von morgens bis abends,

das Hin- und Herlaufen zwischen vielen Fronten.

Und all die Vorwürfe, die wir uns gegenseitig machen

Verwandle in herzhaftes Gelächter

Und unsere Bosheiten löse auf in kleine Witze.

Bitte, Herr, setze Zeichen und tu Wunder,

dass wir von all unseren Schuldzuweisungen ablassen

und jedwedem Gegner ein freier Gastgeber sind.

Singe uns, Herr, von deiner Freiheit ein Lied,

auf dass wir alle gestrigen Vorurteile außer Kraft

und alle Feindseligkeiten außer Gefecht setzen.

Gib uns von deiner großen zeitlosen Zeit

Ein paar Stunden ab.

Und, Herr, komm in unsere Stuben und segne

Alle unsere Habseligkeiten, und den Brotkorb;

Schütze vor allem die Kinder und die Tiere

Vor jeglicher Willkür.

Ja, Herr, setze dich zu uns an den Tisch und sieh,

wie sehr wir dich überall brauchen,

auf der ganzen Welt.

Sprich ein Machtwort, oh Herr,

mit all jenen Herren, die sich selber zu Göttern ernannt,

die Menschen durch Maschinen ersetzen und für Geld Kriege führen

und mit Drogen alle Zukunft zerstören.

Erbarme dich unser – am Tage und in der Nacht,

in der großen Welt und in der kleinen Welt unseres Alltags.

Lass uns unsere Krankheiten überstehen

Und gib uns in der Jugend und im Alter deine Schulter,

damit wir uns von Zeit zu Zeit

von Gegenwart zu Gegenwart an dir anlehnen können,

getröstet, gestärkt und ermutigt.

 

Dazu segne unsere Kinder, unsere Häuser, unsere ganze Stadt

Die Flüchtlinge, die bei uns Zuflucht suchen,

Und uns selbst in unserer Armseligkeit

In dieser Nacht und jeden neuen Tag.

Amen

(nach Hanns Dieter Hüsch, Segen für Allezeit,

in: Das kleine Buch zum Segen, S. 4 ff)