Schmuckband Kreuzgang

Narrenmesse im Wormser Dom

Narrenmesse 2020 (18) (c) PG Dom St. Peter und St. Martin
Narrenmesse 2020 (18)
Datum:
So. 23. Feb. 2020
Von:
Martina Bauer
Narrenmesse 2020 (9) (c) PG Dom St. Peter und St. Martin
Narrenmesse 2020 (9)

Liebe Schwestern und Brüder, Narren und Frommen

allen, die da sind, ein herzlich Willkommen!

Für die Frommen: Nicht erschrecken, wenn ihr um euch blickt:

Unser Dom ist heut närrisch bunt geschmückt.

Luftschlangen, Ballons in allen Farben, bunt, groß und klein.

Wer der Fastnacht entkommen wollte:

auch im Dom holt sie euch ein!

Mich freut, dass es Jahr für Jahr mehr sind, die es sich wagen,

heut an Fastnacht im Dom ein närrisches Hütchen zu tragen.

Wobei, was den Mut zum Narrengewand betrifft,

da ist ungelogen

Immer noch deutlich Luft nach oben!

Dies Jahr ist wieder die Domband mit von der Partie,

um die Narrenmess mit flottem Sound zu bereichern,

aber und wie!

 

Ganz besonders herzlich begrüße ich heut:

die närrischen Korporationen bei uns – wie mich des freut,

dass ihr auch dies Jahr - ich sag’s unumwunden

den Weg in unseren Dom habt gefunden!

Und natürlich grüß ich die Kinder, die in diesem Rahmen

in ihren Kostümen verkleidet heut kamen.

Schön dass ihr da seid: mit euch geht’s immer rund.

Und wer die tollen Kostüme sieht, begreift: Die Kirche ist bunt!

 

Überall in der Welt sind jetzt die Narren am Toben

hier sind wir zusammen, um unsern Herrgott zu loben.

Wobei mal deutlich gesagt werden soll, liebe Leute

Dass nicht die Narren erfunden haben die Freude.

Sonntag für Sonntag, nicht nur zur Fastnachtszeit,

wird in der Kirch’ Frohe Botschaft verkündet, so auch heut.

Deshalb muss man als Christ auch nicht, ich muss es gestehen,

zum Lachen in den Keller gehen.

Denn für den Christ, der dankbar glaubt,

sind Freude und Lachen sogar im hohen Dome erlaubt.

 

So feiern wir fröhlich, jeder Mann, Frau und Kind

dass wir erlöste Christen sind;

bereiten uns und unsere Herzen, so wie wir heut kamen,

und bitten Gott voll Vertrauen um sein Erbarmen.

Narrenmesse 2020 (4) (c) PG Dom St. Peter und St. Martin
Narrenmesse 2020 (4)

FASTNACHTSPREDIGT 2020 (7. Sonntag, LJ A):                         zu: Mt 5, 38-48; 1 Kor 3, 16-23

„Geh zwei Meilen mit…“

Von pastoralen, synodalen und anderen Wegen

 

Jed’ Jahr, wenn hier in unsren Breiten

Die Narren Narretei betreiben,

wenn Jux und Dollerei regiern

un durch die Straße die Garde marschiern,

die Leute feiern, schunkeln, singe,

Narhallamärsch und Tusch’s erklinge,

die Leut‘ uff de Gass‘ wie auch drinn in den Räumen

vor Narretei fast überschäumen,

dann tut’s auch den Propst, den sonst ach so Fromme

plötzlich wieder überkomme,

dann regt sich in ihm der Jokus, der freche,

dann fängt er an zu dichten und in Vers’jer zu spreche.

Und des sogar im Dom hier, is des zu fasse,

der Kerl, der kann es einfach nicht lasse.

Nicht einmal hier - in Gottes heiligem Hause

hat mehr Ruh vor den Narren, der Fastnacht, den schräge Banause.

Und dann noch bunte Ballons und Luftschlangen gar,

Narretei sogar an Ambo und Altar.

Die schrecken vor gar nichts zurück, greinen die Frommen:

Wohin ist es mit der Kirche Gottes nur gekommen?

Und dann noch die Domband, die auf de Altarstufe hockt

Mit Discomusik, Jazz un Joy den Dom heute rockt.

„Narrenmesse“ – ach von wege:

Sodom und Gomorrha ist ein Kreppelcafé dagege!

 

Die andern jubeln über die bunten Farben

Und möchten‘s am liebsten jeden Sonntag so haben:

Endlich eine Gemeinde, die Freude ausstrahlt, die locker ist – und

einfach gut drauf, lustig und bunt.

Die nicht wie sonst mit finsterm Blick unne hockt;

Endlich eine Liturgie, die den Laden mal rockt.

So müsste Gottesdienst sein, voll Esprit und Kraft,

Voller Freude und Witz, und mit Leidenschaft.

Der Erfolg des Konzepts auf der Hand doch liegt („lieht“):

Heut sieht mehr hier Leut, die mer sonst nur zur Christmett‘ noch sieht.

Narrenmesse: Ach wie toll.

Das jeden Sonntag, dann wär die Bude hier voll!

Wenn jetzt noch e Frau als Pröpstin da vorne würde stehe:

Ei  ich glaub, ich würd vor lauter Seligkeit hier glatt vergehe!

 

So freuen sich die einen, die andern sind schockiert.

Weil dieser Richtungsstreit die ganze Kirche tangiert.

Nicht nur an Fastnacht: Es streiten in der Kirche die Reformer mit den Ach-so-Frommen,

die Traditionsbewussten gegen die, die genau wissen wie‘s geht,

obwohl sie selten nur kommen

„Ich halt‘ zum alten Papst Benedikt, dem Frommen, der wahren Wahrheit Wahrer!“

„Ich zu Franziskus. Dem Reformer. Der sieht die Welt einfach klarer!“

„Den Zölibat abschaffen und Frauen an die Macht!“

Das ist es, was die eine Seit‘ sacht.

„Zurück zu den Wurzeln, zur Tradition,“

so die andern, „Das war der Heilsweg immer schon!“

 

Der Streit scheint die Kirche momentan fast zu zerreißen.

Obwohl wir doch „katholisch“, also allumfassend und einig heißen!

Dabei tun wir unsere Prozesse „Pastoraler Weg“ und „Synodaler Weg“ nennen,

aber jeder scheint auf dem Weg in die völlig andere Richtung zu rennen.

Und jeder ist überzeugt: wenn am Ende nicht alle meinen Weg gehen,

dann wird die katholische Kirche unweigerlich untergehen.

„Wenn nicht bald die Priester heiraten dürfen und Frauen am Altar stehn,

dann werde ich austreten aus dem Laden, ihr werdet schon sehn!“

Während man im 19. Jahrhundert noch stritt, ob es wahr ist oder nicht,

dass der Papst als Stellvertreter Christi im Zweifelsfall wirklich unfehlbar spricht,

man sich also aufregte, Hans Küng fand’s gar nicht toll,

dass ein einzelner Mann von Gottes Geist in der Wahrheit gehalten sein soll,

ist man heut fest überzeugt, und zwar jeder einzelne Christ,

dass er und nur er mit seiner Meinung ohne Zweifel unfehlbar ist.

Da regt ihr euch auf über Fastnacht und was wir aus dem Dom heut hier machen:

Dabei ist die ganze Kirche, wie’s scheint, ein einziges Dollhaus, ein Käfig voller Narren.

Die heilige römische Kirche, so wie sie sich grad präsentiert:

Der größte Karnevalsverein der Welt, der sich vor aller Augen blamiert.

 

Wie kommen wir raus aus dem Schlamassel? Darüber grüble ich viel.

Wir haben als Christen doch alle ein gemeinsames Ziel.

Wir haben eine Berufung, einen Auftrag, eine gemeinsame Mission:

Die Frohe Botschaft von Jesus Christus, Gottes einzigem Sohn,

der in die Welt gekommen, weil er uns so sehr liebt,

allen Menschen nahe zu bringen, in Nord-Ost-West und Süd.

Wir sollen, so sagt Paulus es in der Lesung ganz klar:

Gottes Tempel sein – und in einem Tempel ist Gott den Menschen ganz nah.

Wir selbst sollen der Ort sein, an dem Menschen spüren: Hier begegnet mir Gott!

Hier ist er mir nahe, in meinen Freuden, in meinen Leiden, in Krankheit, in Not.

Die Menschenfreundlichkeit Gottes soll man in unserem Antlitz erkennen.

Wie soll das gehen, wenn wir uns so streiten und über den richtigen Weg

nicht einigen können?

 

Vielleicht sind die Worte der Bergpredigt, die wir gerade vernommen,

ein wichtiger Wegweiser, wie wir aus dem Schlamassel rauskommen.

Jesus spricht davon, dass wir nicht nur den Nächsten lieben sollen,

nicht nur den, dessen Meinung und Sympathie wir gern teilen wollen

sondern auch unsere Feinde lieben sollen, was an sich ja schon öd is,

und erst recht dann auch die, deren Überzeugung für uns einfach nur blöd is.

 

„Wenn einer dich hasst und dir die Hucke voll schlägt,

halt ihm auch noch die andere Backe hin, weil nur so Frieden geht!“

Und dann kommt ein Satz, der hat’s in sich, o Mann,

der uns auf unseren pastoralen und synodalen Wegen wirklich weiter helfen kann:

„Wenn dich einer zwingt, eine Meile auf dem Weg mit ihm zu gehen,

dann geh‘ gleich zwei Meilen mit, denn du wirst sehen:

wenn man gemeinsam lange auf einem Weg zusammen geht,

dann wird man miteinander reden, so lange, bis man sich auch versteht.“

Denn selbst wenn dir einer am Anfang wortreich dann erklärt,

warum nur seine Meinung zählt, und deine ist gänzlich verkehrt:

Zwei Meilen!!! irgendwann geht ihm die Puste sicher aus, und dann

kannst du ihm erklären, was dir heilig ist, was sich ändern muss,

oder was man nicht ändern kann.

Dann muss er dir zuhören, so wie vorher du, und ihr werdet plötzlich verstehen,

dass wir am Ende doch einem gemeinsamen Ziel entgegen gehen.

Zuhören, miteinander reden, voneinander lernen, den anderen wirklich verstehen wollen,

darum geht es wenn Jesus sagt, dass wir lieber zwei als eine Meile

miteinander gehen sollen.

 

So wünsch ich mir, dass wir gemeinsam unterwegs sind, unter Gottes Geistes Hauch,

auf pastoralen und synodalen Wegen - und auf allen anderen auch.

Einfach einander erzählen und zuhören, und du wirst verstehen,

was dem andern heilig ist, und warum, und dann wirst du sehen,

dass sich etwas wirklich verändert, von Grund auf eine Wende:

es verändert erst dich, deine Sichtweise, dann den andern, die ganze Kirche am Ende.

So geht Reform – eine, die wirklich die Kirche voran bringt,

so dass Frohe Botschaft weitergeht und Zukunft gelingt.

Dass wir so gemeinsam auf dem Weg bleiben wünsch ich mir, meine Lieben,

Das ist es, was uns Jesus durch die Bergpredigt ins Stammbuch geschrieben:

Und zwar allen: den Revoluzzern, den Traditionalisten, und denen eh alles ist schnurz:

Geht gemeinsam den Weg, lieber eine Meile mehr als eine zu kurz.

 

Damit will ich jetzt schließen. Die Eingeweihten wissen, was jetzt tut kommen:

Der Klingelbeutel! Und in den wird traditionell was reingelegt – nix rausgenommen!

Die Kollekte heute ist für unsern Kreuzgang bestimmt,

damit der bald wieder schön wird, und Formen annimmt.

Dazu hab ich zwei Nachrichten für euch, eine Schlechte und eine Gute:

Zuerst die Gute: die Arbeit am Kreuzgang, die jetzt lange ruhte,

wurde endlich wieder aufgenommen; den Kreuzgang kann man bald in alten Glanz sehn.

Des kost‘ zwar viel Geld, aber - auch die Nachricht ist schön -

Das Geld dafür haben wir praktisch schon beieinander, wir kriegen das hin!

Und jetzt die schlechte Nachricht: Momentan steckt das Geld

noch in eurem Portemonnaie drin.

Drum gebt euerm Herz jetzt en Stoß, tut‘s e bissche anstumpe:

Und lasst euch, wenn gleich es Körbche rumgeht, jetzt bloß net lumpe.

 

Damit mach ich jetzt aber endgültig Schluss,

weil die Mess‘ ja weitergehe muss.

Wenn Jesus am Ende sagt, dass nur der vollkommen ist,

der nicht nur seine Freunde und seine Brüder grüßt:

Dann grüß ich zum Schluss sogar, ich bin ja nicht von gestern,

nicht nur die Brüder, nein sogar auch die Schwestern.

Und außerdem alle Närrinnen und Narren, in bunter Pracht.

Lasst euch bald wieder sehe, weil des mir Freude macht.

Bleibt brav und katholisch! Das ist unser Motto ganz klar.

Und wenn heut vielleicht sogar ein paar Evangelische sind da:

Seid nicht traurig, sag ich euch heut ganz unbenommen.

Nobody is perfect. Ihr seid uns trotzdem willkommen!

 

Ich sehe euch, meine Schwestern und Brüder,

hoffentlich am Aschermittwoch hier alle wieder.

Bis dahin habt Spaß noch – in angemessenem Rahmen.

Macht‘s Gut. Und Helau. Und in Ewigkeit. Amen.

Narrenmesse 2020 (15) (c) PG Dom St. Peter und St. Martin
Narrenmesse 2020 (15)

Als letztes noch schließlich: Ich weiß, darauf wartet ihr schon:

Die herzliche Einladung zum Kreppelcafé im Haus am Dom.

Und weil ich weiß, dass euch des Freude macht

Hab ich Kreppel gebacke bei Tag und bei Nacht.

Ganz allein, ohne Hilfe, da kenn ich nix.

Na e bissche Hilfe beim Kneten gab’s vom Thermomix.

Fast 400 Kreppel – mein persönlicher Kreppel-Rekord!

Drum lasst mich jetzt net hänge, die müsse all fort.

 

Zum Schluss: Schön dass ihr all da wart, des hat mich gefreut,

die Narren, die Fromme, und soviel bunte Leut.

Dank noch einmal der Domband für die schmissigen Weisen.

Am End nach em Sege dürft ihr uns nochmal vom Hocker reißen,

wenn ihr uns, wie bei Meenz bleibt Meenz,

ein großes Finale jetzt gönnt

wobei ihr mit de Hofsänger locker mithalte könnt!

 

Doch eins muss ich noch los wer‘n, ganz bestimmt:

Mir habbe nämlich heut ein Geburstagskind:

Und wer das ist: dreimal dürft ihr raten:

Unsre Frau Bauer, die Chefin vom Kindergarten!

So lasst gemeinsam ins Zeug uns jetzt legen:

Für die Frau Bauer ein Ständchen: Viel Glück und viel Segen!

 

Am Schluss lasst mich wie immer sage:

Ich wünsch euch noch schöne und närrische Tage.

Treibt’s nicht zu doll, dass mir keine Klage komme.

Am Aschermittwoch erwart ich euch hier,

die Narren, die Fromme.

Bleibt gemeinsam auf synodalen und pastoralen und anderen Wegen

Vor allem: Bleibt brav und katholisch! Und jetzt kommt der Segen!

Fotos von der Narrenmesse 2020

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