Schmuckband Kreuzgang

Osternacht

Osternacht04 (c) Dom St. Peter / Martina Bauer
Osternacht04
Datum:
Sa. 3. Apr. 2021
Von:
Martina Bauer

aus dem Wormser Dom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Youtube

 

OSTERNACHT 2021                                                                                                   

Das Leben siegt!

  1. Einführung am Osterfeuer:

Diese Osternacht ist anders. Wenn wir sonst Osternacht gefeiert haben, hatten wir ein riesiges Feuer, das unsere Jugend aufgebaut hatte und um das wir uns auch nach dem Gottesdienst noch versammelt haben. Die ganze Gemeinde hat sich drum herum versammelt. Jetzt ist es ein kleines und bescheidenes Feuerchen hier im Kreuzgang. Und wir stehen hier allein; die Gemeinde, die 80, die zugelassen werden konnten, sitzen drin im Dom und hören nur, was sich hier draußen abspielt. Viele andere feiern über das Fernsehen mit – ein Dank an das Team des Offenen Kanal Worms, die das möglich machen. Die Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben auch Ostern kolossal verändert. Jetzt schon zum zweiten Mal. Doch so armselig die Umstände im Vergleich zu sonst sein mögen: die Botschaft, die wir in dieser Nacht feiern, ist unfassbar und radikal: Der Tod ist tot! Das Leben siegt! Mitten in der Nacht, auch in der Dunkelheit und dem Schatten, den Corona über die ganze Welt geworfen hat, leuchtet ein Licht auf: die Hoffnung, die von Ostern kommt. Wann wäre diese Botschaft notwendiger gewesen als jetzt: Das Leben siegt! Alles wird gut!

Zeige mir, Herr, deine Wege; lehre mich deine Pfade!“  dieses Wort steht auf der diesjährigen Osterkerze, gestaltet durch Christine Springer und unsere Gemeindereferentin Sarah Purpus-Menzel. Der Weg des Herrn ist der Weg des Lebens: von der Dunkelheit ins Licht, von Mutlosigkeit, Resignation und Verzweiflung in die Hoffnung, in das neue Leben. Christus, der auferstandene Herr geht mit uns, wir sind nicht allein. Die österliche Hoffnung, die wir in dieser Nacht feiern, lautet: am Ende wird das Leben siegen. Weil Gott den Tod bereits besiegt hat! Weil mitten in der Nacht das österliche Licht leuchtet.

So wollen wir nun das Feuer segnen, an dem die Osterkerze dann entzündet wird.

 

  1. Nach dem Exsultet: Die Heilsgeschichte im Lichte von Ostern

Selbst in dieser Osternacht, in der nur so wenige hier mitfeiern dürfen, ist es ein unglaubliches Erlebnis: wie sich in der riesigen Halle des Domes dieses eine kleine Licht der Osterkerze – entzündet am Osterfeuer – Symbol für den auferstandenen Christus – in die Runde verteilt und wie der Dom dann von Kerzen erleuchtet wird. Ja, Liebe, die geteilt wird, breitet sich aus, wird nicht weniger, sondern mehr. Und bricht die Dunkelheit auf. Das ist die Botschaft. Denn das österliche Licht steht für die Liebe: die unglaubliche Liebe Gottes, der in Jesus Christus sein Leben hingegeben hat für uns Menschen; die Liebe, die den Sohn nicht im Grab lässt, sondern ins Leben ruft. Hoffnung, die geteilt wird, breitet sich aus. Freude, die geteilt wird, wird mehr und verändert alles.

Gerade in diesen außergewöhnlichen Zeiten erleben wir, wie viele Menschen über sich hinauswachsen, sich für andere einsetzen, Kräfte mobilisiert werden. Dieses Füreinander-Dasein in der Krise ist so eine Erfahrung, die uns und die Welt verändert. Ja, ich bin fest überzeugt: nach Corona wird manches anders sein! Es ist wichtig, dass wir in der Krise eben nicht nur die Nacht, die Dunkelheit sehen: manchen Egoismus, der plötzlich durchbricht, die Ängste, die irrational reagieren lassen; auch die Sturheiten und Unvernunft, wenn manche nicht einsehen wollen, dass Abstand und Zuhause bleiben Leben retten können, und die Ungeduld, die keinen dritten Lockdown mehr hinnehmen will. Nein, es ist wichtig, dass wir nicht nur die Dunkelheit, die Schattenseiten, die Nacht sehen, sondern vor allem das Licht: die vielen Heldinnen und Helden des Alltags, die anderen in der Dunkelheit ihrer Einsamkeit, in ihrer Hilflosigkeit beistehen. Die vielen, die jetzt teilweise bis an die Grenzen der eigenen Kräfte gehen in den Pflegeheimen, Kliniken. Impfzentren. Arztpraxen. Und wie sich dieses Licht ausbreitet, und alles anders macht. Eine Atmosphäre der Geborgenheit schafft – mitten in der Nacht.

Wie kann Gott so etwas zulassen: eine solche weltweite Pandemie, die Tausende das Leben kostet. Die das öffentliche Leben weltweit lahmlegt, jetzt schon im zweiten Jahr. Die vermutlich auch viele Menschen an den Rand der wirtschaftlichen Existenz bringen wird. Wie kann Gott so etwas zulassen, wenn er doch der gute Gott ist, der die Menschen liebt? Ist das alles eine Strafe Gottes? Oder hat Gott uns verlassen, endgültig die Nase voll von der Menschheit, die ihn mehr und mehr vergisst, sich um ihn und seine Botschaft nicht schert? So fragen viele in dieser Krise.

Es ist die uralte Frage nach dem „Warum?“, die die Menschen von Anfang an immer wieder beschäftigt: Warum gibt es Leid? Warum Kriege, Hungernöte, Flucht und Vertreibung? Warum Krankheit und Sterben? Hat Gott uns verlassen? Oder gibt es vielleicht gar keinen Gott?

Genau diese Frage stellt auch die Osternacht, noch in der Dunkelheit, noch mit Blick auf Grab und Tod. Und die Antwort sind die Lesungen, die wir jetzt, buchstäblich im Licht von Ostern neu hören. Nein, sagt die Bibel von der ersten Seite an: Gott hat uns nicht verlassen. Er ist immer da. Er ist in seiner Schöpfung, die er am Anfang wunderbar geschaffen hat. Er hat alles geordnet und dem Menschen anvertraut – aus Liebe. Nein, Gott hat den Menschen auch nicht verlassen in Not, Unterdrückung, Sklaverei: er hat sein Volk mit machtvollem Arm damals aus Ägypten befreit; er hat das Meer geteilt, nur um sein Volk zu retten. Und er wird uns auch in dieser Pandemie nicht im Stich lassen. Er war auch in dunkelsten Zeiten mit seinem Volk auf dem Weg – in Gestalt der leuchtenden Säule. Wer hier nicht an die Osterkerze denkt, hat die tiefe Symbolik nicht begriffen.

Und Nein: er hat uns auch nicht verlassen, selbst wenn es manchmal so scheint. „Mögen auch die Berge weichen und die Hügel wanken: meine Huld wird nicht von dir weichen, der Bund meines Friedens mit dir wird niemals wanken“, so spricht Gott durch seinen Propheten Jesaja. „Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten, ich lasse keinen Schrecken mehr an dich heran!“

Und Nein: Ich lasse euch nicht im Stich! Ich, Gott, will selbst Mensch werden, in diese Welt kommen, euer Bruder sein, den Weg mit euch gehen. Denn nur so geht Liebe! Daran denken wir im Gloria, dem weihnachtlichen Gesang der Engel über dem Stall von Bethlehem: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden! Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kommt in die Welt. Deshalb gehen zum Gloria die Lichter im Dom an, jetzt wird es endgültig hell; die Orgel, die seit Gründonnerstag geschwiegen hat, begleitet den großen Jubelgesang.

Und Nein: Gott hat uns nicht verlassen, seit Ostern verlässt er uns nicht einmal im Sterben, im Tod: Er gibt uns Anteil an seiner Auferstehung, an seinem ewigen Leben. In der Taufe sind wir hineingenommen in dieses neue, ewige Leben, der alte Mensch ist tot, der Tod hat keine Macht mehr über uns, ruft uns Paulus zu.

All das hat seinen Grund in dieser Nacht: in der Auferstehung. Mit dem festlichen Osterhalleluja bereiten wir unser Herz für diese Botschaft, die alles, die die ganze Welt von Grund auf verändert: „Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten! Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden!“ Und auch, wenn wir das Osterhalleluja heute nicht mitsingen dürfen, nimmt es doch nichts von der unbändigen Freude, die sich Bahn bricht.

Auf diesen Augenblick hin hat Gott alles geschaffen, die ganze Welt und Heilsgeschichte hin geordnet. Und deshalb gilt trotz allem Leid, aller Krankheit: Gott hat alles gut geschaffen. Und alles fing an mit dem einen Wort Gottes: „Es werde!

 

  1. Nach dem Evangelium: Tauferneuerung: Wir sind Kinder Gottes!

 Christus ist wahrhaft auferstanden – Halleluja! Das ist die Botschaft des Engels. Christus ist auferstanden.

Das ist der Grund unserer Hoffnung. Diese Hoffnung ist stärker als alle Angst und Verzweiflung, stärker auch als Krankheit, Pandemie. Ja stärker sogar als der Tod. Diese Hoffnung ist uns in Herz eingepflanzt in unserer Taufe: in der Taufe sind wir mit Christus begraben worden, damit wir auch an seinem Ostersieg Anteil haben.

Deshalb ist Ostern der Tauftag schlechthin. Schön, dass wir heute, in diesem Gottesdienst, Frau Harmelle Tiguomo durch das Sakrament der Taufe und der Firmung in unsere Gemeinschaft aufnehmen und ihr Anteil an Jesu Ostersieg schenken dürfen. Ich begrüße sie ganz herzlich in unserer Mitte. Kaplan Eichler hat sie in den vergangenen Monaten auf die Taufe vorbereitet. Im Anschluss sind wir alle eingeladen, in Erinnerung an unsere eigene Taufe unser Taufversprechen zu erneuern und uns mit dem neu geweihten österlichen Taufwasser besprengen zu lassen: Unser Versprechen, als neue Menschen, als Kinder Gottes zu leben.

 

Osternacht

56 Bilder