Auf ein Wort: "Die Mühle „rechnet“ sich nicht mehr"

Hans-Georg Orthlauf-Blooß beklagt, dass nicht der Mensch, sondern der Gewinn im Mittelpunkt steht

Hans-Georg Orthlauf-Blooß
Hans-Georg Orthlauf-Blooß
Datum:
Mi. 27. Apr. 2016
Von:
Hans-Georg Orthlauf-Blooß
In die rheinhessische Landschaft ist endlich wieder Farbe gekommen. Leuchtend gelb blühen viele Felder. Der Raps steht in voller Blüte. Noch bis zum Hochsommer wird es dauern, bis die Schoten geerntet und aus den schwarzen Samen, das so bekömmliche Rapsöl gepresst werden kann. Ein Teil der Rapssamen wurde bisher bei Cargill, der Ölmühle im Mombacher Industriegebiet verarbeitet. Aber das wird bald der Vergangenheit angehören.

Die AZ berichtete, dass die „Profitabilität" des Mainzer Werkes wegen Überkapazitäten stark nach unten gegangen ist. Die Mühle „rechnet" sich für den Besitzer, einen milliardenschweren amerikanischen Konzern nicht mehr. Diese Sicht wird jetzt 52 Männern und Frauen den Arbeitsplatz kosten. Es sind Mitarbeiter,  die teilweise seit Jahrzehnten im Unternehmen sind. Sie hatten sich mit ihrer Arbeit voll identifiziert. Jetzt sind ihre Zukunft und die ihrer Familien plötzlich unsicher. Sorgen treiben sie nun um, denn damit hatten sie nicht gerechnet! Es ist gut, dass es einen Betriebsrat gibt, der zusammen mit der Gewerkschaft für einen gerechten Interessensausgleich und Sozialplan kämpft. Mancher materieller Schaden lässt sich vielleicht ausgleichen. Aber viel schwerer wiegt die persönliche Erkenntnis, Teil eines berechnenden Kalküls, einer Taxierung zu sein, was die eigene Arbeitskraft wert ist und wie Produktion billiger gemacht werden kann. Ganz im Gegensatz zu den kirchlichen Sozialprinzipien steht hier nicht der Mensch im Mittelpunkt des Wirtschaftens, sondern das Kapital und die Dividenden der Großaktionäre. Sie bestimmen die Richtung! Papst Franziskus spricht dazu eindeutige Worte: "Den Verlust von Arbeitsplätzen verursachen heißt, einen schweren sozialen Schaden zu verursachen."

 

Quelle des Inhalts: Katholisches Dekanat Alzey