Begehbare Sakristei voller Kostbarkeiten

Mainzer Domschatz wieder für die Öffentlichkeit zugänglich

Monstranz (c) Dom- und Diözesanmuseum Mainz
Monstranz
Datum:
Mi. 15. Aug. 2018
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Nach etwa anderthalb Jahren Umbauzeit ist der Mainzer Domschatz wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Präsentation der Kostbarkeiten in der spätgotischen Nikolauskapelle am Westflügel des Domkreuzgangs ist ganz neu konzipiert worden.

Nicht mehr die zeitliche Abfolge im Lauf der Geschichte bestimmt die Anordnung der Ausstellungsstücke, sondern ihre Verwendung in der Liturgie. Alle diese Gegenstände wurden ja dazu geschaffen, um in Gottesdiensten und bei der Spendung der Sakramente zum Einsatz zu kommen. Deshalb, erläuterte Museumsdirektor Winfried Wilhelmy, wurden sie bei der Neugestaltung der Domschatzkammer nach den sieben Sakramenten angeordnet – eine naheliegende Idee der Mitarbeiterinnen Anja Lempges, Theologin und Kunsthistorikerin, und Birgit Kita, Kunsthistorikerin und Leiterin der Museumspädagogik.
Mit ihrem Ansatz haben die beiden Frauen den Direktor – „Ich bin ,nur‘ Kunsthistoriker“ – überzeugt. Zumal die Erfahrung zeigt: Nicht alle Besucher, die ins Dom- und Diözesanmuseum kommen, sind mit der katholischen Kirche und ihren Kulthandlungen und -gegenständen vertraut. Wie zum Beispiel die Jugendliche, die voller Begeisterung aus der Domschatzkammer zurückkam und besonders von der wunderschönen „Spiegelsammlung“ schwärmte, die sie dort entdeckt hatte. Dass es sich um Monstranzen handelt, die als liturgische Schaugeräte dazu dienen, eine geweihte Hostie feierlich zur Verehrung zu zeigen, das erklärte ihr dann eine Mitarbeiterin des Museums. Und „dass uns der Leib Christi so kostbar ist, dass Menschen mit ihrer künstlerischen Gestaltungskraft und allem, was an wertvollem Material zur Verfügung steht, dafür liturgische Geräte schaffen“, wie Anja Lempges bei einer Journalistenführung sagte.

Gegenstände werden auch heute noch bei besonderen Gelegenheiten verwendet

Wie in einer „begehbaren Sakristei“, sagt Winfried Wilhelmy, sind in der neu gestalteten Domschatzkammer liturgische Geräte aus den vergangenen 1000 Jahren zu sehen – und einige davon werden tatsächlich auch heute noch bei besonderen Gelegenheiten in Gottesdiensten im Dom verwendet. Ergänzt wird die Sammlung mit einigen Werken zeitgenössischer Künstler, die als Leihgaben zur Verfügung gestellt wurden: Eine Hos-tienschale, die der Künstler Paul Müller 1998 aus Bergkristall schuf, beeindruckt durch ihre schlichte Schönheit. Befremden und Irritation löst dagegen eine moderne Hostienschale des Darmstädter Künstlers Peter Pelikan beim Betrachter aus: ein grob geschmiedetes, von zwei dicken Schrauben zusammengehaltenes Gefäß, das an eine Nierenschale erinnert und eher den Gedanken an Krankenhaus und Operationssaal auslöst als an Kirche und Gottesdienst. Eine Hostienschale, die vor allem Gedanken an den Tod Jesu am Kreuz auslösen könnte, wie Wilhelmy meint.

Von Maria Weissenberger

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 19.August.

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