Früher war mehr Freiheit

70 Jahre Katholisch-Theologische Fakultät in Mainz – Eine Familie über ihre Studienerfahrungen

Treffpunkt Campus. Andreas Stefan und seine Eltern Beate Bläsius-Stefan und Michael Stefan. Die Eltern sind Diplom-Theologen und als Pastoralreferenten im Dienst des Bistums Mainz tätig. Der Junior hat Katholische Theologie fürs Lehramt studiert. Foto: Sarah Seifen (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Treffpunkt Campus. Andreas Stefan und seine Eltern Beate Bläsius-Stefan und Michael Stefan. Die Eltern sind Diplom-Theologen und als Pastoralreferenten im Dienst des Bistums Mainz tätig. Der Junior hat Katholische Theologie fürs Lehramt studiert. Foto: Sarah Seifen
Datum:
Mi. 10. Aug. 2016
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Zwei Generationen, dasselbe Studienfach – und dieselbe Fakultät. Wo schon seine Eltern Beate und Michael Anfang der 1980er Jahre studierten, hat vor wenigen Monaten Andreas Stefan sein Studium abgeschlossen: an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Mainz. Einiges hat sich verändert in diesen mehr als 30 Jahren.

Der Brunnen am Eingang des Universitätscampus plätschert. „Ich hab ja fünf Jahre meines Lebens hier verbracht, da ist es schon ergreifend, hier zu sein. Im Sommer haben wir immer auf der Wiese gesessen“, erinnert sich Beate Bläsius-Stefan. Sie und ihr Mann Michael Stefan haben vor 30 Jahren an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Mainz studiert. Es ist lange her, dass die beiden Pastoralreferenten aus Lorsch an der Bergstraße die Räume der Johannes-Gutenberg Universität Mainz betreten haben. Äußerlich hat sich nicht viel verändert. Es ist alles am selben Platz – so wie die Gutenberg-Statue vor dem Eingang zur Bibliothek.

Die Bibliothek ist immer noch gut besucht. Dennoch: Bücher brauchten die Studenten damals noch viel häufiger als heute. Denn Internet gab es nicht. Und auch keine Computer. „Wir mussten in den Vorlesungen alles mit der Hand mitschreiben“, erzählt Michael Stefan. „Meine Diplomarbeit habe ich auf der Schreibmaschine abgetippt und mit Tipp-Ex korrigiert.“ Für seinen Sohn Andreas ist das kaum vorstellbar. Selbst Klausuren hat er während seines Studiums mit dem Computer geschrieben. Michael Stefan lacht und fragt: „Waren die Rechner dann offline? Sonst kann man ja alles im Internet nachschauen.“

25 Jahre nach dem Abschluss seiner Eltern hat Andreas Stefan sein Lehramtsstudium an der Universität Mainz begonnen. Er hat die Fächer Katholische Religion, Physik und Latein gewählt. „Ich bin ja damit groß geworden, und Religion hat mir in der Schule Spaß gemacht“, erklärt der 28-Jährige seine Entscheidung. Der angehende Referendar gehört zum ersten Jahrgang der Lehramts-Studenten, die nicht mehr mit dem Staatsexamen abschließen. Heute ist das Studium zweigeteilt: Nach sechs Semestern gibt es einen Bachelor und nach weiteren vier Semestern den Master of Education. „Ich hab das Gefühl, die hören dann alles zweimal“, sagt sein Vater. Seine Mutter ergänzt: „Ich finde, wir hatten eine größere Freiheit, wenn ich mit dem Angebot meines Sohnes im Studium vergleiche.“ Alles sei jetzt vorgegeben, außerdem habe es früher eine größere Auswahl an Fächern gegeben.

1985 hat Beate Bläsius-Stefan als Diplom-Theologin abgeschlossen, ihr Mann zwei Jahre früher. Hart sei damals vor allem die Philosophie-Vorlesung gewesen. „Jeden Morgen mussten wir dafür um acht Uhr an der Uni sein. Und alle waren da, sonst hätte man nichts verstanden.“ Die Drei sitzen an dem runden Tisch in der Bibliothek der Katholisch-Theologischen Fakultät. Andreas Stefan tippt unter dem Tisch auf seinem Handy. „Das ist heutzutage unersetzlich“, meint sein Vater Michael Stefan. „Heute spielen die Studenten damit während der Vorlesungen. Aber wir haben uns auch abgelenkt. Mit Zeitunglesen oder Stricken zum Beispiel“, fügt Beate Bläsius-Stefan hinzu, „auch die Seminaristen haben gestrickt.“ Ihr Mann schüttelt den Kopf. „Ich hab da immer gedacht, ich bring demnächst auch mal mein Löt-Set mit“, sagt er und lacht.

Verändert hat sich in 30 Jahren vor allem die Zahl der Studenten. „Ich würde sagen, in der größten Vorlesung sitzen vielleicht 60 Leute“, sagt Andreas Stefan. Früher seien das bis zu 200 gewesen, erzählt Michael Stefan. „Alle Stühle waren belegt. Man musste gucken, dass man noch einen Platz kriegt.“ Einen Vorteil haben die wenigen Studenten, findet sein Sohn: „Ich schätze das an dem Fachbereich, dass es so familiär ist. Die Professoren kennen dich mit Namen.“ Zur Studienzeit seiner Eltern sei das anders gewesen.
Aber der Kontakt in der Fakultät sei immer enger gewesen als in anderen Fachbereichen. Darin sind sich die Eltern einig: „Schließlich haben wir uns da kennengelernt.

Von Sarah Seifen

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von "Glaube und Leben" Nummer 32 · 14. August 2016

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