Im Kirchturm ist ein Bienenhaus

Über das Projekt „Kulturimkerei auf St. Cosmas und Damian“ in Gau-Algesheim berichtet die Kirchenzeitung "Glaube und Leben"

„Bienen sind Netzwerker, genau wie Künstler“, sagt Dennis Feser. Einblicke ins Leben der Bienen gewährt ein Schaukasten auf der Wiese hinter der Kirche. Der produzierte Honig wird in dem an die Kirche angrenzenden Eine-Welt-Laden verkauft. Foto: Christian Burger (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
„Bienen sind Netzwerker, genau wie Künstler“, sagt Dennis Feser. Einblicke ins Leben der Bienen gewährt ein Schaukasten auf der Wiese hinter der Kirche. Der produzierte Honig wird in dem an die Kirche angrenzenden Eine-Welt-Laden verkauft. Foto: Christian Burger
Datum:
Do. 29. Sep. 2016
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Die Vormittagssonne taucht die Kirche St. Cosmas und Damian in Gau-Algesheim in angenehmes Licht. Summende Pünktchen tummeln sich um ein Dachfenster im Turm. Ein paar der knapp 50 000 Honigbienen, die seit Februar dort zuhause sind. Jugendliche aus Gau-Algesheim und junge Flüchtlinge betreuen sie.

„Es ist pure Neugier, die mich als Lehrer und Künstler antreibt“, erklärt Dennis Feser, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Karin Then das Projekt leitet. Seit Sommer 2015 gibt es in der Nähe der Kirche eine Wohngruppe für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge, und Feser war es wichtig, Kommunikation zwischen ihnen und Einheimischen zu ermöglichen. Die Suche nach der Grenze zwischen Natur und Kultur leitet den Lehrer, der 2015 den Verein „Schwarmkultur“ gründete. An dieser Stelle haben Bienen, wie er sagt, eine Schnittstellenfunktion: Sie verbinden die Menschen mit ihrer Umwelt und haben als Nahrungs- und Nutzquelle entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung einer Kultur. So waren etwa Bienenwachskerzen lange eine wichtige Lichtquelle. „Mit unserem Projekt wollen wir Menschen für andere Kulturen sensibilisieren, auf der Grundlage von biologischen Prozessen bei Insekten“, erklärt Feser. „Bienen sind Netzwerker, genau wie Künstler.“

Immer donnerstags treffen sich die Jugendlichen. Sie kommen aus Gau-Algesheim, Afghanistan, Eritrea, Syrien und dem Sudan. Bei den Treffen geht es nicht nur um die Bienen, sondern auch darum, einen Wissensfundus für Interessierte zu erarbeiten. Deshalb üben nur einige Jugendliche Imkertätigkeiten aus. Sie füttern die Bienen oder suchen und finden die Königin, während andere die Arbeit mit Kameras dokumentieren. Jedes neue Treffen beginnt mit einer kleinen Präsentation der entstandenen Fotos.

Durch die Möglichkeit, verschiedene Tätigkeiten auszuprobieren, haben einige Jugendliche neue Interessen entdeckt und können diese auch ausdrücken.
Die Projekt-Verantwortlichen sprechen gezielt Menschen oder Institutionen an. Damit wollen sie „Jugendlichen, die gerade noch einen Umweg gehen“, einen Zugang zum Projekt ermöglichen, erläutert Feser. Vor allem für unruhige Kinder könne es Stress abbauend wirken, mit Bienen zu arbeiten. Sie könnten Verantwortung übernehmen und kurzzeitig traumatische Erinnerungen vergessen. Auch die Kindergartenkinder schauen immer wieder bei den Bienen vorbei und bestaunen sie im Schaukasten auf der Wiese hinter der Kirche.

Warum gerade der Kirchturm als Lebensraum für die Bienen? „Wir wollten das Projekt an einem zentralen Ort anbieten, und das Dachfenster im Turm eignet sich aufgrund seiner Höhe und der Südausrichtung optimal für Bienen“, erklärt Feser. Außerdem sei die Menschenliebe der Kirchenpatrone Cosmas und Damian immer wieder motivierend. „Sie haben als Ärzte schon vor langer Zeit Menschen zusammengebracht.“

Von Christian Burger

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 25. September 2016

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