Jung, dynamisch und auf Augenhöhe

Die Katholische Hochschule Mainz ist die erste rheinland-pfälzische Hochschule, die einen Austausch mit einer Fakultät der Sozialen Arbeit in Ruanda aufgenommen hat

Im Mittelpunkt der ersten Studienreise nach Ruanda stand der Besuch der Partneruniversität, Catholic University of Rwanda in Butare. (Bild: KH Mainz) (c) Katholische Hochschule Mainz
Im Mittelpunkt der ersten Studienreise nach Ruanda stand der Besuch der Partneruniversität, Catholic University of Rwanda in Butare. (Bild: KH Mainz)
Datum:
Mi. 2. Aug. 2017
Von:
Christina Mauer, KH Mainz
Soziale Arbeit ist in Ruanda eine junge Profession. Der Besuch der Catholic University of Rwanda stand im Mittelpunkt der ersten Studienreise des Fachbereichs Soziale Arbeit ins Partnerland von Rheinland-Pfalz.

 „Wo sind denn eure Männer in der Sozialen Arbeit?“, diese Frage bekamen die sechs Studentinnen des Fachbereichs Soziale Arbeit und ihre Begleiterinnen, Prof. Ruth Remmel-Faßbender und Dipl.-Soz.Päd. Sonja Burkard M.A./M.A., Praxisreferentin im Fachbereich Soziale Arbeit, auf ihrer Studienreise nach Ruanda des Öfteren zu hören. Zum ersten Mal besuchte eine Gruppe der KH Mainz die Catholic University of Rwanda (CUR) in Butare/Huye.

Auf einer Reise mit dem Partnerschaftsverein Rheinland-Pfalz/ Ruanda e.V. knüpfte Prof. Ruth Remmel-Faßbender 2014 zum ersten Mal Kontakt zur Catholic University of Rwanda. Dieser Kontakt mündete nun in eine Kooperation, die den Austausch von Dozierenden und Studierenden sowie einen Praktikumsaustausch ermöglicht.

Besonders bewegt habe sie, dass viele Studierende der CUR die Soziale Arbeit vor dem Hintergrund des Genozids in Ruanda als eine Menschenrechtsprofession betrachten und die Entscheidung für diesen Studiengang ganz bewusst damit in Verbindung bringen, schildert Remmel-Faßbender. „Und tatsächlich studieren in Ruanda viele Männer Soziale Arbeit – der Anteil männlicher Studierender beträgt rund 50 Prozent. Die Männer betonen, dass es ihnen wichtig ist, Soziale Arbeit zu studieren, da diese in Ruanda noch junge Profession dazu beitrage den sozialen Frieden im Land zu sichern.“

Den Schwerpunkt der Studienreise bildete die Begegnung mit Dozenten und Studierenden an der Catholic University of Rwanda (CUR) in Butare. Rund 1.500 Männer und Frauen studieren derzeit an der CUR in sechs Fakultäten. Etwa 100 von ihnen sind an der Fakultät Soziale Arbeit eingeschrieben, die seit fünf Jahren besteht. „Soziale Arbeit ist in Ruanda eine junge Profession und das Berufsbild entwickelt sich. Die berufliche Identität und Tradition sind sozusagen im Aufbau“, beschreibt Sonja Burkard. Gerade diese Situation mache den Austausch mit dem ruandischen Partner besonders spannend, betont Remmel-Faßbender: „Das Interesse und der Bedarf an fachspezifischem, methodisch-didaktischem Austausch und Hospitationen ist groß. Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit spielt eine wichtige Rolle. Wer sich mit den Kollegen vor Ort unterhält oder einen Blick in die sehr ausdifferenzierten Modulhandbücher wirft, dem wird direkt klar, dass dieser Austausch auf Augenhöhe stattfindet.“ Die Teilnehmerinnen der Studienreise hielten Präsentationen in Lehrveranstaltungen und Konferenzen und konnten durch den Besuch verschiedener Veranstaltungen die Lehre und das Hochschulleben an der CUR kennenlernen. 

In Butare besuchte die Reisegruppe auch ein Heim für Straßenkinder. Die Einrichtung Centre Intiganda beherbergt aktuell ca. 60 Jungen, eine Einrichtung für Mädchen ist ebenfalls in der Nähe. Kinder, die ihre Familien überwiegend wegen Hunger verlassen, sind ein großes soziales Problem. Centre Intiganda wird fachlich von der Fakultät für Soziale Arbeit der CUR unterstützt.

Die Studienreise war in eine Rundreise durch Ruanda eingebettet, das in etwa so groß ist wie Rheinland-Pfalz. Von der Hauptstadt Kigali ging es in den Nationalpark Akagera, in den Regenwald und zum Kivu-See. Prof. Ruth Remmel-Faßbender erzählt: „In Kigali haben wir unter anderem die zentrale Gedenkstätte des Landes zum Genozid besucht. Wer nach Ruanda reist, wird unweigerlich mit diesem Thema konfrontiert - es gehört zur Geschichte, wie die Kolonialisierung. Die Natur- und Tierwelt im Land der tausend Hügel, wie Ruanda genannt wird, ist natürlich auch ein ganz besonderes Erlebnis.“

Wichtige Partner bei der Kooperationsanbahnung, Reisevorbereitung und auch als Ansprechpartner vor Ort waren der Verein Partnerschaft Rheinland-Pfalz/Ruanda e.V. sowie das Partnerschaftsbüro „Jumelage“ in Kigali. „Michael Nieden vom Partnerschaftsverein hat uns im Vorfeld zentrale Informationen zur Kultur und sozialen Situation im Land vermittelt. Und auch ganz praktische Hinweise waren hilfreich. Zum Beispiel im Umgang mit Wasser, was in Ruanda ein sehr kostbares Gut ist und nicht immer wie selbstverständlich zur Verfügung steht. Sich kalt aus der Schüssel waschen, gehört dann eben manchmal dazu“, berichtet Sonja Burkard. Zuschüsse für die Reisekosten erhielten die Studierenden über das Referat Partnerland Ruanda/Entwicklungs-zusammenarbeit des Ministeriums des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz. Anneliese Harmuth-Schulze, Referat Partnerland Ruanda, unterstützte die KH Mainz zudem bei der Anbahnung der Kooperation.

In den Erzählungen von Prof. Ruth Remmel-Faßbender und Sonja Burkard sind zwei Worte immer wieder zu hören: Gastfreundschaft und Lebensfreude. Sonja Burkard grinst: „An einem Abend haben uns Studierende und Dozenten zu einem Konzert einer in Ruanda bekannten Musikgruppe mitgenommen. So eine lebensfrohe Stimmung habe ich noch selten erlebt – und ich bin Fastnachterin.“ Überall im Land sei man auf eine enorme und bewegende Gastfreundschaft gestoßen.

Und wie sehen nun die weiteren Pläne für die Hochschulkooperation aus? „Ich hoffe, dass sich die Anbahnung von Praktika umsetzen lässt. Drei Studierende der KH Mainz haben bereits Interesse und die Vermittlung ist angelaufen“, freut sich Sonja Burkard. Rektor Msgr. Jean Marie Gahizi habe seinen Besuch noch in diesem Sommer während einer Europareise angekündigt. Regelmäßige Studienreisen seien angedacht, sagt Prof. Ruth Remmel-Faßbender. „Insofern bin ich zuversichtlich, dass die Partnerschaft weiter mit Leben gefüllt werden kann und für die Mitglieder beider Hochschulen fachlich und menschlich eine große Bereicherung sein wird.“

Weitere Informationen zur KH Mainz unter www.kh-mz.de