„Mich interessiert das Existenzielle“

Simon Krost wird am 29. April zum Diakon geweiht

Simon Krost (29) wird von Weihbischof Udo Bentz zum Diakon geweiht. Die Diakonenweihe findet in der Augustinerkirche statt. | Foto: Anja Weiffen (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Simon Krost (29) wird von Weihbischof Udo Bentz zum Diakon geweiht. Die Diakonenweihe findet in der Augustinerkirche statt. | Foto: Anja Weiffen
Datum:
Di. 25. Apr. 2017
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Er ist die Zukunft im Mainzer Priesterseminar – zumindest für seinen Jahrgang. Simon Krost wird am 29. April zum Diakon geweiht und ist damit der einzige Priesteramtskandidat. „Wie auf dem Präsentierteller zu leben“, ist er jedoch gewohnt.

Was haben ein Feuerwehrmann und ein Priester gemeinsam? „Bei beiden geht es ums Ganze“, sagt Simon Krost. „Mich interessiert das Existenzielle.“ An der Bar des Aufenthaltsraums im Mainzer Priesterseminar bereitet der Anwärter auf das Amt zum Diakon schnell einen Kaffee zu und setzt sich zum Gespräch in einen Ledersessel. Um seine Berufungsgeschichte soll es nun gehen.

Sein ehrenamtliches Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr in Offstein, das er zu seinen Hobbys zählt, ist ein Ausdruck seiner „Berufung zum Existenziellen“. Der Weg seiner Berufung zum Diakon und zum Priester beginnt jedoch viel früher. Als „gewachsenen Weg“ bezeichnet ihn der 29-Jährige. Die Anfänge liegen in seiner Familiengeschichte.

Als Sohn eines Gemeindereferenten – sein Vater ist 2016 in den Ruhestand gegangen – hat Simon Krost, zusammen mit seinem jüngeren Bruder, seine Kindheit und Jugend im Offsteiner Pfarrhaus verbracht. Dort befand sich die Dienstwohnung, die sein Vater mit seiner Familie bewohnte. „Seitdem weiß ich, wie es ist, in einem Pfarrhaus zu wohnen“, erzählt er. „Das ist wie auf dem Präsentierteller, denn jeder im Ort weiß: Das ist der, der im Pfarrhaus wohnt.“

„Meine Eltern haben es geschafft, unser kirchliches Leben als Normalität zu vermitteln. Da war kein moralischer Zeigefinger dabei. Nie wurden wir zu etwas gezwungen.“ Seine „Gemeinde-Karriere“ bezeichnet Krost als klassisch: Messdiener, Gruppenleiter, Organisator von Sommerfreizeiten. Aber er wollte genauer verstehen, „was wir da machen“ und verweist auf den Reli-Unterricht und seine gedankliche Beschäftigung mit seinem kirchlichen Engagement. „Dass man auch mal was doof findet, gehört dazu“, ist er überzeugt.

Was bei ihm immer präsent war: seine Grundüberzeugung, dass es mehr geben muss als das, was wir hier auf Erden leben. „Überzeugt hat mich jedoch das konkrete kirchliche Leben vor Ort, in der Gemeinde.“ Die Pfarrgruppe Eisbachtal, die Pfarrer Joachim Springer leitet und zu der Simon Krosts Heimatort Offstein gehört, empfindet er als sein Zuhause.

Personen waren es, die die Anstöße dazu gaben, dass er sich entschied, Theologie zu studieren. Besonders die Pfarrer in der Gemeinde beeindruckten ihn: der verstorbene Helmut Oberle, Ulrich Neymeyr, heute Bischof von Erfurt. „Dessen Weihe zum Bischof war für mich ein besonderes Erlebnis“, sagt Simon Krost.

Und Pfarrer Bardo Maria Haus, der in der Zeit Pfarrer im Eisbachtal war, „als ich mich mit 18, 19 Jahren sehr in der Gemeinde engagiert habe. Auch die Ruhestandsgeistlichen Monsignore Wilhelm Heininger und Pfarrer Johannes Kratz haben mich in ihrem Dienst genauso beeindruckt wie die jungen Kapläne“.

Auf die Frage, warum er nicht in die Fußstapfen seines Vaters getreten und Gemeindereferent geworden ist, kommt Simon Krost ins Grübeln. „Ich habe einen Informationstag für Gemeindereferenten besucht und gespürt: Das ist nicht meins.“

Durch die Teilnahme am theologischen Einführungskurs zum Beginn des Studiums entwickelte sich der erste Kontakt zum Priesterseminar. „Das war der Eisbrecher. Ja, da geht der Weg weiter, habe ich gedacht.“

Der Priesterberuf, den Simon Krost anstrebt, ist für ihn „einer der vielfältigsten Berufe, die es gibt“. Zugleich habe jeder Seelsorge-Beruf seinen eigenen Wert. „Ein gutes Miteinander der pastoralen Berufsgruppen finde ich deshalb sehr wichtig, sie ergänzen einander.“

Auf seinen Dienst als Diakon ist Simon Krost gut vorbereitet. Nach seinem Diplom-Abschluss in Theologie wollte er „noch mal raus, etwas Praktisches machen“. Er entschied sich für eine mehrmonatige Mitarbeit in der Bahnhofsmission in München. „Dort habe ich erfahren, dass es in Deutschland tatsächlich eine Parallelwelt gibt. Menschen, die Riesenprobleme haben, arm, drogenabhängig, verwahrlost sind. Ich habe mich gefühlt wie zwischen zwei Welten. Als Helfender kehrt man nach Dienstschluss wieder in seine eigene, normale Welt zurück.“

Simon Krost zieht eine Einladungskarte zu seiner Diakonenweihe aus der Tasche. Seine diakonische Ader und die Verbundenheit mit seiner Heimatpfarrei haben ihn bewogen, ein Bild des heiligen Martin auf die Karte zu drucken: Das Martinsfenster aus der Kirche St. Martinus in Offstein. Er zeigt auf die Schriftzüge unter dem Bild. Sein Weihespruch aus dem Johannes-Evangelium (15, 11-12): „Dies habe ich euch gesagt, damit eure Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“ Das Existenzielle ist ihm wichtig, bestätigt Simon Krost abermals. Aber genauso die Freude. Auch die soll seinen künftigen Beruf prägen, wünscht er sich.

Simon Krost wird am 29. April um 9.30 Uhr in der Augustinerkirche in Mainz zum Diakon geweiht.

 Von Anja Weiffen

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 22. April 2017

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