Mit dem Geruch der Schafe

Nicht nur Hauptamtliche gestalten die Seelsorge in der Psychiatrie – Ein Beispiel aus Gießen

Reiner Brandbeck und seine Kollegin im Gespräch mit einer „erfahrenen Seelsorgenden“. Die „erfahrenen Seelsorgenden“ wirken ehrenamtlich mit und waren selbst einmal Patienten. Foto: Christoph Kirchhoff (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Reiner Brandbeck und seine Kollegin im Gespräch mit einer „erfahrenen Seelsorgenden“. Die „erfahrenen Seelsorgenden“ wirken ehrenamtlich mit und waren selbst einmal Patienten. Foto: Christoph Kirchhoff
Datum:
Mi. 24. Feb. 2016
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Sie haben psychische Probleme am eigenen Leib erfahren. In der Gießener Außenstelle der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina arbeiten Menschen in der Seelsorge mit, die selbst einmal krank waren.

Überwiegend „Ehemalige" sind es, die sich im Team der ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Psychiatrie engagieren. Sie waren selbst psychisch erkrankt und haben Psychiatrie-Erfahrung. Den hauptamtlichen Seelsorgern in der Klinik kommt dabei eine Doppelfunktion zu: Sie begleiten die Patienten seelsorglich und koordinieren sensibel die Arbeit der Ehrenamtlichen, um deren Charisma gerecht zu werden. Das Charisma dieser Ehrenamtlichen besteht aus einem besonderen Verständnis, Einfühlungsvermögen und auch viel Wissen über die Probleme der Patienten.

„In verschiedenen Veranstaltungen bieten wir an, die eigenen Gedanken und Gefühle, die in einem hoch kommen, geschrieben, gesungen oder gemalt zu verarbeiten", erklärt Pastoralreferent Reiner Brandbeck, Seelsorger in der Vitos Klinik. Ein wichtiges Moment bei diesen Gruppen sei die Präsenz von Ehrenamtlichen als „teilnehmende Begleitende", die einfach da sind, mitmachen und kleine Dienste übernehmen. So begleiten sie die Patienten etwa in der Schreibwerkstatt und beim Offenen Singen oder stehen als Ansprechpartner während der Offenen Kirche zur Verfügung. Zu den Gottesdiensten holen die Ehrenamtlichen die Patienten von den Stationen ab, bringen sie zur Kapelle und wieder zurück. Auch die Liturgie gestalten die Ehrenamtlichen etwa durch den Lektorendienst mit.

Die Aufforderung von Papst Franziskus an die Seelsorgenden, „Seid Hirten mit dem ‚Geruch der Schafe', dass man ihn riecht" trifft somit in einem weiteren Sinn auch auf die „erfahrenen Seelsorgenden" in der Psychiatrie zu. „Sie verfügen über ein eigenständiges Charisma und können den Patienten in besonderer Weise auf Augenhöhe begegnen", sagt Brandbeck. Die Ehrenamtlichen könnten von der Mitarbeit selbst profitieren, sich etwa in der Begegnung mit den Patienten als Gebende erfahren. Auch gebe ihnen der Kontakt zur Seelsorge weiter Halt in ihrem Leben, den sie bereits in akuten Krankheitszeiten positiv erfahren haben.

Von Christoph Kirchhoff

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 28. Februar 2016.

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