Raum für Leben und Tod

Menschen aller Kulturen haben an der Mainzer Uniklinik jetzt einen Platz zum Abschiednehmen

Seelsorger, Vertreter verschiedener Religionen sowie Vertreter der Universitätsmedizin haben den Abschiedsraum der Öffentlichkeit präsentiert. (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Seelsorger, Vertreter verschiedener Religionen sowie Vertreter der Universitätsmedizin haben den Abschiedsraum der Öffentlichkeit präsentiert.
Datum:
Di. 22. März 2016
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Sich von einem geliebten Menschen verabschieden, ein letzter Gruß, ganz in Ruhe: Dies ermöglicht ein neuer Abschiedsraum an der Mainzer Universitätsmedizin.

Plötzlich kommt die Nachricht: Es gab einen Unfall oder Komplikationen bei einer geplanten Operation – trotz aller medizinischen Bemühungen ist jemand verstorben. Für Angehörige gab es vor allem in diesen Fällen bisher kaum eine Möglichkeit, im Krankenhaus Abschied zu nehmen. Einen besonderen Ort der Ruhe, für würdevolle Trauer, bietet daher der neue Abschiedsraum der Mainzer Universitätsmedizin, im Untergeschoss von Gebäude 505 der Chirurgie. Von vielen Mitwirkenden, die sich seit Langem für dieses Projekt eingesetzt hatten, und Vertretern mehrerer Religionen wurde der Raum seiner Bestimmung übergeben.

In einer geschützten, tröstlichen Atmosphäre können sich Angehörige hier künftig von geliebten Menschen verabschieden. Der Raum ist freundlich gestaltet und kann unabhängig von Kultur oder Religion genutzt werden. Stationen der chirurgischen Kliniken und die Klinikseelsorge hatten das Vorhaben intensiv unterstützt, die Federführung lag bei der Stabsstelle Bauplanung, speziell in den Händen der stellvertretenden Leiterin, Ulrike Schulte-Harlinghausen. „Im Vorraum trifft man auf zentrale Symbole der Weltreligionen auf Bildern – Kreuz, Mondsichel, die Silbe Om, Rad und siebenarmiger Leuchter – als Verneigung vor den großen Glaubensrichtungen“, erläutert sie das Gestaltungskonzept. Der grüne Untergrund der Leinwände steht für neue Hoffnung, ob auf ein Leben bei Gott oder einen Neubeginn nach dem Tod. Auf den Sitzgelegenheiten kann man hier separat Platz nehmen und reden, durchatmen oder in einer Heiligen Schrift lesen.

Die Möbel wurden zur Verfügung gestellt, ein großes Budget gab es für den Raum nicht, etwa für aufwändige Einbauten oder Lichteffekte. Helle, sonnige Farbtöne der Vorhänge und Bilder lenken jedoch ab von den gefliesten Wänden; sie wirken beruhigend, auch wenn sie wohl oftmals nur unbewusst wahrgenommen werden. Im Blickfeld der Trauernden ist das Motiv eines Tores und ein Engel am Kopfende, der universell als Trost spendender Bote gilt. Fern von der Hektik des Klinikbetriebs können hier letzte Worte an die Verstorbenen gerichtet werden, ob zum Dank oder mit der Bitte um Verzeihung. Auch untereinander können sich die Trauernden stützen und gemeinsam einen würdigen, ganz persönlichen Abschied gestalten, noch vor der Trauerfeier im größeren Rahmen.

Von Nicole Weisheit-Zenz

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 27. März 2016

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