Reden bei Früchtetee

Die Adolf-Reichwein-Schule in Heusenstamm hat eine Teestube: Ein Ort der Schulpastoral. Darüber berichtet die Kirchenzeitung "Glaube und Leben"

Wichtig: Tassen zum Teetrinken und Hände-wärmen. | Foto: Michael Prochnow (c) Kirchenzeitung Glaube und Leben
Wichtig: Tassen zum Teetrinken und Hände-wärmen. | Foto: Michael Prochnow
Datum:
Di. 11. Apr. 2017
Von:
Kirchenzeitung "Glaube und Leben"
Noten, Leistungsdruck, unbequeme Lehrer und Mitschüler – eine Schule ist in der Regel keine Komfortzone. Braucht es da nicht zumindest eine Oase? An der Adolf-Reichwein-Schule in Heusenstamm gibt’ s eine mit Seelsorge.

Elektronisch gesteuerte Tafeln, neueste Laptops, Industrieherde in der Großküche und einen hippen Auftritt im Internet: Das bieten moderne Schulen, das hat auch die Adolf-Reichwein-Schule (ARS) in Heusenstamm. Und eine Teestube. Teestube? Eine Tränke für Schüler, die ihr Milchmärkchen vergessen haben? – Weit gefehlt! Am Ende des Ostflügels der Förderstufe, Haupt- und Realschule geht es auch nicht um unregelmäßige Verben und anorganische Säuren. Vielmehr um die Faust in der Tasche und Schmetterlinge im Bauch. An der Tür lädt ein Plakat in die „Oase der Ruhe“, und Reli-Lehrerin Rosemarie Kruck beschreibt ihr Reich schlicht als „Ort, an dem Schüler kostenlos einen warmen oder kalten Tee und Gebäck oder Kuchen zu sich nehmen können“, oder prägnant als „Wohlfühl- und Schutzraum“.

Die Fünft- bis Zehntklässler wissen, dass sie in der zweiten großen Pause nicht nur heiße Getränke vorfinden, sondern auch offene Ohren. Wenn man Zoff mit dem Banknachbarn hat, wenn die Angebetete einen links liegen lässt oder die Oma gerade gestorben ist, „dann ist es oft einfacher, wenn man mit einer neutralen Person reden kann“, weiß Rosemarie Kruck. Nach einem Streit setzt sie sich mit den Beteiligten zusammen, fragt, wie alles angefangen hat, wie sich jeder dabei gefühlt hat. „Meistens geht es nicht darum, wer Schuld hat, sondern wie Aggressionen künftig vermieden werden können.“

Jeder an der ARS kennt die Teestuben-Lehrerin. Das senkt die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme. Einmal angesprochen lädt sie die Hilfesuchenden an ihren runden Tisch, schaltet den Wasserkocher ein und lässt Früchtetee ziehen. Und ihre Gäste reden. „Zuhören ist ganz wichtig“, weiß die Pädagogin. Zurzeit bemüht sie sich um zehn Trennungskinder, allein aus Klasse 6: „Die müssen eine Art Trauerarbeit leisten“, sagt sie. Wenn Eltern sich streiten, belastet das auch den Nachwuchs, mehr noch, wenn Papa oder Mama die Familie verlässt. Rosi Kruck bleibt stets am Ball, trifft sich immer wieder mit ihren Schützlingen, kooperiert mit dem Jugendamt. Neben 14 Stunden für den katholischen Religionsunterricht stehen ihr sechs Wochenstunden für die Schulseelsorge zur Verfügung, die von der Diözese Mainz finanziert werden. 

Von Michael Prochnow

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 16. April 2017.

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