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„Glaube ist kein Hobby“

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Datum:
Do. 17. Juni 2021
Von:
Anja Weiffen/ Kirchenzeitung

Anna Draxler und Katharina Kron wollen Gemeindereferentinnen werden, Patrick Wach Gemeindereferent. Am 19. Juni sendet Bischof Kohlgraf sie in ihren Dienst. Wie stellen die drei sich eine zeitgemäße Glaubensvermittlung vor?

„Die Kirche verliert niemals ihren Wert für die Menschen.

„Seit der Jugend ist der Glaube für mich ein tragendes Element“, sagt Katharina Kron. Regelmäßig zu beten, etwa bei Pfadfindergruppenstunden, hielt den Kontakt zu Gott, „das Gebet gehörte dazu“, so die 26-Jährige. „Als meine Großmutter starb, fragte ich mich: ,Wie kann ich damit umgehen?‘“ Diese existenziellen Fragen – eine prägende Erfahrung. Um ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren, entschied sie sich bewusst für die Malteser. Der Rettungsdienst, das Medizinische, interessierte sie. Aber da war noch etwas anderes. „Mich sprach gleich das Motto der Malteser an: … weil Nähe zählt.“ Auf den Fahrten im Rettungswagen beeindruckten sie die Gespräche. „Jemand bedankte sich bei mir und sagte: ,Sie haben ein Ohr für mich.‘“ So entwickelte sich für Kron der Weg in einen kirchlichen Beruf. Sie sieht sich in ihrer Entscheidung bestätigt: „Ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ich komme mit allen klar. Und als Gemeindereferentin habe ich mit allen Altersgruppen zu tun.“ Menschen, denen Katharina Kron in ihrem Beruf begegnet, will sie nicht mit Glaubenssätzen am Overheadprojektor kommen. Erst einmal Grundsteine des Glaubens zu legen, sei wichtig, offen zu sein für Fragen. „Und so einfach wie möglich die christliche Botschaft zu erklären, dabei von dem auszugehen, was man selbst erfahren hat.“
Patrick Wach wuchs im mittelhessischen Lich auf. In der Diaspora habe er die Kirche während seiner Jugendzeit als etwas Verbindendes erlebt, sagt er. Patrick Wach, vor einigen Tagen 30 Jahre alt geworden, erinnert sich an die Zeltlager damals, die zum Teil ökumenisch organisiert waren. Sie brachten ihn über Kirchengrenzen hinweg mit Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft zusammen. Auch durch seine Eltern, die beide beim Bistum tätig sind, kam er schon früh mit Glaube und Kirche in Kontakt: Sein Vater ist Pastoralreferent, seine Mutter Kirchenmusikerin. Viele Jahre hat sich Patrick Wach in seiner Gemeinde, etwa im Kirchenchor, engagiert. „Dort habe ich schöne Momente erlebt und Menschen egal welchen Alters und welcher Herkunft kennengelernt.“ Prägende Erfahrungen machte er, als er seinen Vater, tätig als Klinikseelsorger in Lich, bei seiner Arbeit begleitete. 
Was die Zukunft von Kirche und Glaubensvermittlung betrifft, baut Patrick Wach auf einen Satz, den er auf einer Dekanatskonferenz gehört hat: „Die Kirche verliert niemals ihren Wert für die Menschen.“ Patrick Wach ist zudem froh, dass das Bistum mit Peter Kohlgraf einen Bischof hat, der in Diskurse tritt und sich mit kritischen Anfragen an die Kirche auseinandersetzt. „Kirche muss sich auch selbst hinterfragen.“

„Dass ich vermittle, wovon ich überzeugt bin“

Als klassisch bezeichnet Anna Draxler (23) ihren Weg zum Glauben. „Meine Eltern nahmen mich mit in den Gottesdienst und ich war Messdienerin.“ Als sie Klavier lernte, hängte sie eine Orgelausbildung dran. „Viele positive Erfahrungen habe ich mit dem Glauben gemacht. Ich habe gespürt, dass er mir gut tut.“ Ein zweimaliger Aufenthalt in Indien war für Anna Draxler eine „große Glaubenserfahrung“. „Durch einen indischen Pfarrer, der bei uns Vertretung machte, hatte ich die Möglichkeit, 2015 und 2017 für ein paar Wochen eine Missionsstation zu besuchen“, erzählt sie. „Die Kraft, die die Menschen dort aus dem Glauben schöpfen und mit der sie ihr Leben meistern, ist stärker, als ich gedacht hatte. Ich spürte, Glaube ist kein Hobby, er ist die Grundlage.“ Eine nächste Wegmarke war der Katholikentag in Regensburg, wo sie vom Beruf Gemeindereferentin erfuhr. Für eine zeitgemäße Glaubensvermittlung, findet Anna Draxler es grundsätzlich wichtig, authentisch zu sein. „Dass ich das vermittle, wovon ich überzeugt bin.“ Auch eine Sprache, mit denen Menschen etwas anfangen können, sei heute angesagt, zudem offen zu sein für neue Strukturen, aber auch Einstellungen. „Kirche ist so viel mehr als der Sonntagsgottesdienst.“