Joe Ludwig – er gehört zu Mainz und zur Mainzer Fastnacht wie der Dom im Hintergrund. (c) Maria Weissenberger

Glaube und Leben

Joe Ludwig – er gehört zu Mainz und zur Mainzer Fastnacht wie der Dom im Hintergrund.
Datum:
Do. 17. Jan. 2019
Von:
Kirchenzeitung/ Maria Weissenberger

Note 1 in Meenzerisch

Wer öffentlich auftritt, zeigt dabei auch seine geistige Haltung. Das ist Joe
Ludwig bewusst. Das Multitalent, das durch die Fastnacht über Mainz hinaus
bekannt ist, ist durch und durch katholisch. Das fällt in der Bütt nicht ab.

„Religion, Krankheiten und staatstragende Persönlichkeiten macht man nicht lächerlich.“

„Ich bin streng katholisch erzogen und habe das auch immer beherzigt.“
Dass schon 90 Lebensjahre hinter ihm liegen, mag kaum glauben, wer dem großen und
schlanken alten Mann begegnet. Lebhaft erzählt er, ist um treffende Formulierungen nicht verlegen, malt mit Worten ausdrucksstarke Bilder. Die 1 in Deutsch, die ihn als jungen Mann veranlasste, bei der Mainzer Tageszeitung als Lokalreporter anzuheuern, würde man ihm heute noch ins Zeugnis schreiben. Auch nachdem er längst Polizeipressesprecher war, frönte er dem Lokaljournalismus– nebenberuflich und mit Erlaubnis der Behörde. Und er schreibt bis heute, begeistert seine Leser nicht zuletzt mit Glossen in Mainzer
Mundart. „Meine Fastnacht ist das nicht mehr“, betont Josef Ludwig, der durch die Fastnacht zum Joe geworden ist. Zu sehr artet das närrische Treiben in Klamauk aus, zu oft wird es geschmacklos. „Manche Vorträge sind eine Aneinanderreihung von Obszönitäten, und das Volk jubelt“, beobachtet er. Ihm missfällt das ebenso wie manche Entwicklungen der politisch-literarischen Fastnacht, die immer ein Markenzeichen der Mainzer Narren gewesen ist. „Heute“, meint er, „wird in den Büttenreden oft das Florett mit dem Schwert verwechselt.“

Die Fastnacht muss versöhnlich bleiben

Kabarett gehört für Joe Ludwig nicht in eine Fastnachtssitzung: „Kabarett muss stechen – die Fastnacht muss versöhnlich bleiben.“ Das hat er so gelernt, und er sieht es auch heute noch so. „Du kannst alles geißeln in deinen Vorträgen– aber Betroffene müssen noch darüber lachen können.“ Dabei war es für ihn immer hilfreich, drei Tabus zu beachten, die ihm von Jugend auf eingeschärft wurden: „Religion, Krankheiten und staatstragende Persönlichkeiten macht man nicht lächerlich.“ Einmal in seiner närrischen Laufbahn sah sich Joe Ludwig allerdings mit massiven Vorwürfen konfrontiert – das war 1981, als er in der Rolle eines Domschweitzers den Papstbesuch in Mainz thematisierte. „Ich habe Briefe von Leuten bekommen, die erbost waren, weil ich ihrer Ansicht nach mit dem Grundsatz gebrochen hatte, dass Religion nicht in die Fastnacht gehört.“ Dabei hatte er lediglich Auswüchse und Randerscheinungen rund um den Besuch von Johannes Paul II. „auf die Schipp“ genommen, beispielsweise die Stimmen, die beanstandeten, „was uns hungernde Deutsche der Krempel gekost hat“.

Ein humorvolles Zeugnis für den Glauben

Ein Vortrag, der nicht zum Angriff auf die Religion geriet, sondern zum humorvollen Zeugnis für Glauben und Kirche. Bei der Bistumsleitung kam’s offenbar an.
Hätte sonst der damalige Mainzer Generalvikar Martin Luley den Verfasser mit einer Medaille beehrt, die extra zum Papstbesuch geschaffen worden war? Schneeräumer, Würstchenverkäufer, Pfostensteller – das sind nur einige der Mainzer Typen, die Joe Ludwig in der Bütt dargestellt hat. „Am stärksten ist die Fastnacht da, wo sie am lokalsten ist“, weiß er. Deshab hat er sich auch der „meenzerischen“ Fastnacht verschrieben, ohne Rücksicht darauf, ob er ins Fernsehen kommt. Und doch war er oft in der TV-Sitzung vertreten, als Redner ebenso wie mit seinen Gonsbachlerchen, die er 1946, zunächst mit Kirchenchorsängern, gründete.

Den Bericht lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 3. März.

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