Andrea Keber (c) privat

„Jetzt müssen die Bischöfe nachliefern“

Andrea Keber
Datum:
Mi. 9. Feb. 2022
Von:
Anja Weiffen / Kirchenzeitung

Fragen zur Dritten Synodalversammlung an Andrea Keber. Die PGR-Vorsitzende der Pfarrei St. Franziskus Nieder-Olm, Sörgenloch, Zornheim ist aktiv bei der Refombewegung Maria 2.0 und hat die Synodalversammlung in den Medien verfolgt.

Die Dritte Synodalversammlung ist von vielen als Erfolg bewertet worden. Die Maria 2.0-Initiatorin Lisa Kötter hatte dagegen im Vorfeld von einem rein symbolischen Akt gesprochen. Was ist Ihre Sichtweise?

Ich sehe dieses Format weiterhin grundsätzlich positiv. So wie ich die Dritte Synodalversammlung verfolgt habe, gab es eine offene Atmosphäre des Austauschs. Es herrscht keine Angst, sich auch kritisch zu äußern. Diese Dritte Synodalversammlung ist schon ein kleiner Quantensprung in der Kirche. Allerdings kann ich die überschwängliche Euphorie nicht nachvollziehen. Die Bischöfe müssen jetzt nachliefern. Bei ihrer kommenden Frühjahrsvollversammlung müssen sie das umsetzen, was umgesetzt werden kann. Es bleibt keine Zeit mehr, um noch zu warten.

Was könnten und sollten die Bischöfe Ihrer Meinung nach tun?

Zum Beispiel könnten Änderungen im Arbeitsrecht relativ schnell umgesetzt werden. Macht zu teilen oder abzugeben, ist ein weiteres Thema. Es wäre etwa beim Pastoralen Weg im Bistum durchaus möglich gewesen, Macht anders zu gestalten. Und was würde passieren, wenn auch Bischöfe zu Segensfeiern für homosexuelle Paare einladen würden? Welch ein starkes und hoffnungsvolles Zeichen wäre dies?
Veränderungen gehen nur gemeinsam. Dazu brauchen wir auch die Bischöfe. Ich sehe, dass die Mehrheit der Bischöfe Reformen wollen. Aber die Worte des Nuntius waren nicht bestärkend. Wie können wir da Hoffnung haben? Daher brauchen wir von den Bischöfen ein eindeutiges Zeichen Rom gegenüber.
Maria 2.0 wird jedenfalls diesen Weg konstruktiv und laut weiter begleiten.

Was hat Sie bei der Synodalversammlung beeindruckt?

Mut in den Aussprachen. Zum Beispiel hat mich Schwester Philippa Rath beeindruckt. Vor zwei Jahren hatte sie gesagt: „Ich leide an meiner Kirche, aber ich liebe sie.“ Bei der aktuellen Versammlung dann: „Ich muss Ihnen gestehen, dass ich heute nicht mehr genau weiß, ob ich meine Kirche noch lieben kann.“ Dass so etwas eine Ordensfrau sagt, geht mir unter die Haut.

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 13. Februar 2022. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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