Krankenhauskapellen wie hier die Kapelle im kkm sind weiterhin für das persönliche Gebet geöffnet. Wegen des Besuchsverbots in Kliniken suchen Patienten diese Orte meist allein auf. (c) kkm

Klinikseelsorge im Dazwischen

Krankenhauskapellen wie hier die Kapelle im kkm sind weiterhin für das persönliche Gebet geöffnet. Wegen des Besuchsverbots in Kliniken suchen Patienten diese Orte meist allein auf.
Datum:
Mi. 22. Apr. 2020
Von:
Anja Weiffen

Kirchenzeitung "Glaube und Leben"

Sie sind da und doch irgendwie nicht. Vor allem in Zeiten von Corona wollen Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger ihren Dienst tun, müssen sich aber an die Abstandsregeln halten – ein Spagat

Bilder der Hoffnung. Und die wird gebraucht.

An Kliniken gilt ein strenges Besuchsverbot. Auch an katholischen. Wegen Corona. Doch kürzlich flimmerten im Katholischen Klinikum Mainz (kkm) die Bilder eines Gastes aus der Krankenhauskapelle in die Krankenzimmer. Per Bildschirm und Facebook feierten viele Patienten und weitere Menschen den Ostermontags-Gottesdienst mit Bischof Peter Kohlgraf. Er zelebrierte ihn fast allein, vor leeren Stühlen. Dabei dankte er den im Krankenhaus Tätigen, wünschte den Patienten baldige Genesung. Bilder der Hoffnung, denn Krankenhäuser bleiben Orte der Seelsorge. Und die wird gebraucht.

Besuche von Zimmer zu Zimmer gibt es nicht

Die aktuelle Situation des Besuchsverbots ist für die Patienten dramatisch“, sagt Winfried Reininger, stellvertretender Seelsorge-Dezernent und Abteilungsleiter für besondere seelsorgliche Dienste. Das Verbot treffe nicht nur Covid-19-Patienten, sondern auch andere Patienten. Ausnahmen gebe es nur auf Geburts- und Palliativstationen. Im Gegensatz zu Gemeindeseelsorgern, die etwa Seniorenheime besuchen, haben Klinikseelsorger einen Vorteil: Sie gelten als Klinikpersonal und fallen nicht unter das Besuchsverbot. „Sie können sich weiterhin im Krankenhaus bewegen“, sagt Reininger. Doch auch Klinikseelsorger können im schlimmsten Fall das Coronavirus übertragen. „Daher unterlassen sie ihre üblichen Besuche von Zimmer zu Zimmer, sondern halten in den Stationszimmern Kontakt mit den Mitarbeitern, fragen dort, ob ein Patient besondere Unterstützung braucht“, erläutert der Ordinariatsrat. Auch telefonisch sind Klinikseelsorger erreichbar, auch Handzettel mit Informationen verteilen sie.

Kopfzerbrechen bereitet den kirchlichen Mitarbeitern die Lage auf den Intensivstationen, denn auch dort – nicht nur auf Palliativstationen – wird gestorben. Normalerweise dürften Seelsorger in Schutzbekleidung auf Intensivstationen, „aber zurzeit ist die Schutzkleidung begrenzt, und wir wollen mit dem medizinischen Personal in keinen Wettbewerb um diese Ausrüstung treten“. Ein ethisches Dilemma. Von Intensivstationen zu unterscheiden sind reine Covid-19-Abteilungen. Dort hinein kommen nur Ärzte und Pfleger mit einer Spezialausrüstung. Und auch dort sterben Menschen.

Ambivalente Situation aushalten

Nachgefragt nach der Stimmung an einzelnen Klinik-Standorten antwortet Pfarrer Matthias Becker, Seelsorger im Sana-Klinikum in Offenbach: „Bei Gesprächen mit dem Personal wurde immer wieder von Angst gesprochen. Vor allem zu Beginn der Krise im Blick auf die Situationen in Italien und Spanien.“ Mittlerweile sei eine gewisse Sicherheit eingekehrt, da die Situation unter Kontrolle scheine. Steffen Knapp, Klinikseelsorger am kkm, berichtet: Das Besuchsverbot ist für alle Beteiligten eine sehr hohe Belastung. „Viele Kranke sind damit auf sich alleine gestellt. Gerade ältere Menschen leiden, weil der Kontakt zu den ihnen nahstehenden Angehörigen nicht direkt möglich ist.“ Auch das Krankenhauspersonal stehe unter Druck. „Es herrscht eine große Unsicherheit: Wie geht es weiter?“
Winfried Reininger empfindet als Kirchenmitarbeiter die Lage als „ambivalente Situation“, die es auszuhalten gelte. „Seelsorge ist ein persönliches Geschehen, und das ist zurzeit schwierig.“

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