Lebkücher_9 (c) Polizeipräsidium Mainz

Lektion Nächstenliebe für Querdenker

Lebkücher_9
Datum:
Mi. 28. Apr. 2021
Von:
Anja Weiffen/ Kirchenzeitung

In Worms hat ein Polizist „Corona-Leugner“ mithilfe des christlichen Gebots der Nächstenliebe in die Schranken gewiesen. Unter anderem argumentierte Thomas Lebkücher (42), Leiter der Polizeiinspektion Worms, mit einer Bibelstelle. Die Szene ging als Video durch die sozialen Medien.

Weshalb mussten Sie an dem Tag in der Wormser Innenstadt einschreiten?

Es kam zu der Situation in der Nähe des Luther-Denkmals, als wir dort eine verbotene beziehungsweise nicht genehmigte Ansammlung von mehreren Menschen hatten. Wie es unsere polizeiliche Taktik ist, versuchen wir gezielt die Personengruppen anzusprechen, sie auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen und ihnen zu erläutern, warum wir als Polizei diese Einsatzmaßnahmen treffen.
Die Gruppe bestand aus vier bis fünf Personen, die an der Ampel stehend „Großer Gott, wir loben dich“ gesungen haben, teilweise ohne Mund-Nasen-Bedeckung und auch unter Unterschreitung des zulässigen Mindestabstandes. Wir haben sie gebeten, dass sie auseinandergehen und nicht gemeinsam singen.

Wie kamen Sie in dieser Situation auf die Verhaftung Jesu im Garten Gethsemane?

Ich war als Teenager und auch als Kind stark als Ministrant in der katholischen Kirche unterwegs, und dieses Gleichnis aus dem Garten Gethsemane ist mir spontan wieder eingefallen. In der Nachbetrachtung ist mir selbst nochmal bewusst geworden, warum mir es eingefallen ist: Es zeigt nämlich, dass ein Schutzmann, wie sich Petrus in dem Moment schützend vor Jesus gestellt hat, – der dann auch noch körperliche Gewalt angewendet hat – letztlich sehen musste, dass die zentrale Botschaft, die Jesus Christus transportiert, nämlich die Nächstenliebe, noch viel stärker ist als das, was der Schutzmann Petrus getan hat. Deshalb hat Jesus das Ohr des römischen Soldaten aufgehoben und es ihm wieder angeheilt.
Wenn man die Macht bedenkt, die Jesus Christus hat, und die Wunder, die er volbracht hat, hätte er sich der Verhaftung jederzeit entziehen können. Er hat es aber aus Nächstenliebe nicht getan. Das ist irgendwo in meinem Hinterstübchen drin geblieben, und das ist mir spontan eingefallen.


Fragen: Anja Weiffen

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 2. Mai  2021. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de