Foto Projektchor V3 (1) (c) privat

Wenn Messdiener mitwippen

Foto Projektchor V3 (1)
Datum:
Do. 17. Jan. 2019
Von:
Kirchenzeitung/ Anja Weiffen

Wenn Messdiener mitwippen

Am Anfang war der Männergesangsverein. 1844 gründet sich der Kirchenchor St. Cäcilia in Hechtsheim. Beim Gespräch mit der Kirchenzeitung zeigt Andrea Hammer-Bubach ein DIN-A4-Blatt, auf dem verblichene Buchstaben zu lesen sind, mit Schreibmaschine getippt. 

» Der Kern ist die Musik, die uns alle verbindet. «

Es sind die Statuten des Chors von 1924, als erstmals Frauen eintreten durften. Die 65-Jährige ist Mitglied im Vorstand des Kirchenchors. Sie singt im Sopran, seit 50 Jahren. Auch Carina Bollig aus dem Alt, ebenfalls im Chorvorstand, sitzt in der Küche. Die 48-Jährige ist vor einigen Jahren ins Singen eingestiegen.

Interessiert blicken alle auf den Zettel mit den Statuten. Nur Mitglieder der Jungfrauen-Kongregation durften damals in den Kirchenchor, so steht es dort geschrieben. Wer aus der Kongregation ausschied und in einen Turnverein eintrat, musste den Chor verlassen. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sind sich alle einig.
Auch eine weitere Passage sorgt für Kopfschütteln. „Die Chorsängerinnen dürfen nur die Orgelbühne besuchen, wenn sie an hohen Feiertagen im Kirchenchor mitsingen. Für gewöhnlich nehmen die Chorsängerinnen ihre Plätze im Schiff der Kirche ein. Die Nichteinhaltung dieses Paragraphen hat die Auflösung der Damenabteilung des Kirchenchors zur Folge. Auf der Orgelbühne selbst haben die Chorsängerinnen die mehr rückwärts gelegenen Plätze.“ So dachte man vor 95 Jahren, sicher nicht nur in Hechtsheim.
Inzwischen prägt Vielfalt den Chor. „Der Sopran und der Alt – die Frauen – sind in der Überzahl.“ Fünf Tenöre und acht, neun Bässe zählen Andrea Hammer- Bubach und Carina Bollig zusammen.
47 Sängerinnen und Sänger bilden heute den Kirchenchor – Projektteilnehmer nicht mitgezählt.Es gab eine Zeit, da bestand der Sopran nur aus sieben Sängerinnen, erinnert sich Andrea Hammer-Bubach. „Unser erstes Chorprojekt, die Schubertmesse 2008, war der Durchbruch. Von da an ging’s bergauf“, berichtet sie. Durch weitere Projekte in den darauffolgenden Jahren seien immer wieder einzelne Sängerinnen und Sänger „hängengeblieben“. „Der stetige Wechsel tut uns gut“, ist Carina Bollig überzeugt.
Auch einige Chorleiter hat der Hechtsheimer Chor in seiner 175-jährigen Geschichte begrüßt und wieder verabschiedet. Gerade in den vergangenen Jahren waren es viele junge Leiter, die manchmal nur zwei Jahre bleiben konnten. Wenn ein neuer Leiter oder eine neue Leiterin gesucht wird, bestimmen die Chormitglieder selbst die Kandidaten. Diejenigen dürfen jeweils vorsprechen und eine Probe halten. Dann entscheidet der Chor. Jeder hat bei der Wahl eine Stimme. „Beim gemeinsamen Singen findet viel Zwischenmenschliches statt. Daher ist es wichtig, dass jede und jeder mit dem Chorleiter zurechtkommt“, findet Carina Bollig.
Humor zeichnet den Chor aus, sagt die Frau aus dem Alt. „Es gibt keine Chorstunde, in der wir nicht lachen. Auch wenn wir natürlich mit Ernst an die Sache rangehen, und unser jetziger Chorleiter – er ist jung und engagiert – sich Ziele gesteckt hat, die er mit uns umsetzen möchte. Der Spaß geht nicht verloren.“

Den ganzen Beitrag mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Print-Ausgabe von "Glaube und Leben" vom 2.Februar.

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