Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 36

vom 4. Oktober 2018

Guardini Neuerscheinung (c) Grünewald-Verlag
Guardini Neuerscheinung
Datum:
Do. 4. Okt. 2018
Von:
(MBN)
150 Jahre Schwestern Offenbach (c) Bistum Mainz / Blum
150 Jahre Schwestern Offenbach

Berichte

  • Bischof Kohlgraf würdigte Guardini zum 50. Todestag
  • 150 Jahre Vorsehungs-Schwestern in Offenbach
  • Akademieabend zu 40 Jahre Chagall-Fenster in Mainz 

Vorschau

  • „Irritationen im christlich-jüdischen Dialog“ (22.10.) 
  • Einführung von Subregens Sebastian Lang (15.10.) 
  • Veranstaltung mit Professor Gerhard Trabert (18.10.) 

 

Berichte

Kohlgraf: „Er ist es wert, dass man ihn wiederentdeckt“

Gedenkveranstaltung zum 50. Todestag von Romano Guardini

Mainz. Als „ganz großen Theologen und Religionsphilosophen des vergangenen Jahrhunderts“ hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf Romano Guardini (1885-1968) gewürdigt. Bei einer Eucharistiefeier am Dienstagabend, 2. Oktober, in der Bernhardkapelle des Erbacher Hofes in Mainz sagte er: „Er ist es wert, dass man ihn wiederentdeckt.“ Sein Werk sei immer wieder auch unterschätzt worden. Der Gottesdienst war Auftakt einer Veranstaltung der Bistumsakademie Erbacher Hof mit der am Dienstagabend, 2. Oktober, an den 50. Todestag (1. Oktober) von Guardini erinnert wurde. Guardini war Priester des Bistums Mainz. Der Abend anlässlich seines 50. Todestages (1. Oktober) stand unter der Überschrift „In allem tritt uns Gott entgegen“. Im Dezember 2017 wurde ein Seligsprechungsverfahren für Romano Guardini eröffnet.

Kohlgraf ging in seiner Predigt auf drei Bücher von Guardini ein, „die mich persönlich seit der Studienzeit begleitet und geprägt haben. Ich habe sie immer wieder hervorgeholt.“ Besonders die „Vorschule des Betens“ sei für ihn „ein ganz wichtiges Buch für mein persönliches Gebet geworden“, sagte Kohlgraf. Außerdem hob der Bischof das Buch „Von heiligen Zeichen“ hervor. Das Buch „Der Herr“ sei ein Werk, „mit dem ich sicher nie ganz fertig bin“, sagte Kohlgraf. „Diese Art der Theologie - das müsste man für heute wieder entdecken, ohne zu sehr ins Subjektive zu gehen“, betonte der Bischof. In dem Buch werde deutlich, dass Guardini wissenschaftlich arbeite, aber auch existentiell davon berührt sei.

Professor Dr. Jean Greisch aus Paris hielt anschließend einen Vortrag unter der Überschrift „In der Stille geschehen die großen Dinge“. Anschließend stellte der Direktor der Bistumsakademie, Professor Dr. Peter Reifenberg, eine Neuerscheinung zu Romano Guardini vor. Gemeinsam mit dem Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, hat er den Band „In allem tritt Gott uns entgegen“ zum 50. Todestag Guardinis herausgegeben. Darin widmen sich mehrere Autoren Guardinis Buch „Der Herr“ über Person und Botschaft Jesu Christi. Der Band enthält Beiträge von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Jean Greisch, Kardinal Karl Lehmann, Peter Reifenberg, Marius Reiser, Peter Schallenberg, Pater Kosmas Lars Thielmann OCist und Bischof Wiesemann.

Romano Guardini wurde am 17. Februar 1885 in Verona geboren. Im Jahr darauf siedelte seine Familie nach Mainz über, wo sein Vater die Niederlassung der Import-Gesellschaft Grigolon, Guardini & Bernardinelli übernahm, deren Teilhaber er war. In Mainz besuchte er das heutige Rabanus Maurus-Gymnasium. Ab 1903 studierte er zunächst Chemie in Tübingen und Nationalökonomie in München und Berlin, bevor er im Frühjahr 1906 sein Theologiestudium in Freiburg/Breisgau aufnahm, das er ab 1908 im Mainzer Priesterseminar fortsetzte. Am 28. Mai 1910 wurde er von Bischof Georg Heinrich Maria Kirstein im Mainzer Dom zum Priester geweiht. Er war danach als Kaplan zunächst in Heppenheim und im Darmstädter Schwesternhaus tätig. Im August 1911 wurde Guardini Kaplan am Wormser Dom. 1912 kam er als Kaplan nach St. Christoph in Mainz. Im gleichen Jahr begann er sein Promotionsstudium mit einer Arbeit über Bonaventura in Freiburg. Es schlossen sich ab 1915 Kaplansstationen in St. Ignaz, St. Peter und St. Emmeran in Mainz an. Ab 1916 leistete er zwei Jahre Militärdienst als Krankenwärter.
Im Jahr 1921 schloss er an der Universität in Bonn seine Habilitation ab, erneut mit einer Arbeit über Bonaventura. Im Jahr 1923 wurde er auf den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung an der Berliner Friedrich Wilhelms-Universität berufen. Die Nationalsozialisten hoben den Lehrstuhl im Jahr 1939 auf und verfügten die Zwangspensionierung Guardinis. Außerdem wurde ihm seine Arbeit als Burgleiter der Burg Rothenfels am Main verboten und die Burg durch die Nationalsozialisten konfisziert. Guardini hatte seit 1927 als Burgleiter des Bildungshauses der katholischen Jugendbewegung Quickborn gewirkt. Nach dem Krieg wurde er im Jahr 1945 auf den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung an der Universität Tübingen berufen. Schließlich folgte er 1948 dem Ruf an den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung an der Münchner Universität, den er bis 1962 inne hatte. Guardini starb am 1. Oktober 1968 im Alter von 83 Jahren in München. Dort wurde er auf dem Priesterfriedhof des Oratoriums des heiligen Philipp Neri (St. Laurentius) begraben. 1997 wurden seine sterblichen Überreste durch Weihbischof Ernst Tewes in die rechte Seitenkapelle der Münchner Universitätskirche St. Ludwig umgebettet, im Gedenken an seine Tätigkeit an der Münchner Universität und seine große Predigttätigkeit in dieser Kirche.

Guardini ist für sein Wirken vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern (1965) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1952). Neben dem Guardini-Lehrstuhl an der Philosophischen Fakultät der Ludwig Maximilians-Universität in München gibt es die Guardini-Stiftungsprofessur an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hatte den „Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung“ Ende Oktober 2004 eröffnet und insgesamt fünf Vorlesungen der ersten Ringvorlesung gehalten. Seit dem Jahr 1986 werden seine Schriften in der Reihe „Romano Guardini - Werke“ bei den Verlagen Grünewald und Schöningh neu herausgegeben. Guardinis Bibliographie umfasst fast 2.000 Einträge.

Hinweis: Karl-Heinz Wiesemann / Peter Reifenberg (Hg.): „In allem tritt uns Gott entgegen.“ Zum 50. Todestag von Romano Guardini (Band 3 der Reihe „Romano Guardini - Quellen und Forschungen“). Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern 2018. 144 Seiten, 22 Euro. ISBN 978-3-7867-3170-2.

tob (MBN)


Kohlgraf: Ihr Wirken lässt das Evangelium lebendig werden

Feierstunde „150 Jahre Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in Offenbach“

Offenbach. „Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihr Wirken hier in Offenbach, mit dem Sie und Ihre Mitschwestern das Evangelium lebendig werden lassen.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Sonntag, 30. September, bei der akademischen Feier zur 150-Jahr-Feier der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung im Ketteler-Krankenhaus in Offenbach. Auch heute noch sei das Wirken der Schwestern „unentbehrlich“, sagte der Bischof: „Unentbehrlich ist Ihre Gemeinschaft, mit der Sie hier präsent sind; unentbehrlich ist Ihr Gebet, mit dem Sie die karitative Arbeit hier in Offenbach begleiten und die Menschen, die sie tun; unentbehrlich ist die christliche Nächstenliebe, für die Sie und Ihr Wirken stehen.“ Die ersten Schwestern von der Göttlichen Vorsehung waren 1868 auf Bitten von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler nach Offenbach gekommen. Heute leben im Offenbacher Konvent noch fünf Schwestern, gemeinsam mit drei indischen Ordensschwestern.

Es sei „beeindruckend, was die Schwestern in den vergangenen 150 Jahren hier auf die Beine gestellt haben“, sagte Kohlgraf. „Beeindruckend ist die Verbindung von Spiritualität und Verwurzelung im Evangelium mit Realitätssinn und Tatkraft. Ihr Wirken zeichnet aus, dass sie immer wieder neue Antworten auf die Herausforderungen ihrer jeweiligen Gegenwart gefunden haben.“ Und weiter: „Ich bin überzeugt, die unzähligen Menschen, die in den vergangenen 150 Jahren in den Einrichtungen des Ordens Hilfe erfahren haben oder die Schulen und Ausbildungsstätten besuchten, spürten, dass die Schwestern nicht einfach nur einen ‚Job machen’, sondern sich vom Geist Jesu Christi leiten lassen; dass es ihnen nicht nur darum geht, ihre Arbeit einigermaßen gut zu erledigen, sondern Nächstenliebe zu leben und diesen Geist weiterzugeben; dass es ihnen nicht nur darum geht, den körperlichen oder materiellen Nöten Abhilfe zu verschaffen, sondern mit Liebe Leid zu lindern.“ Bis heute laute der Leitspruch des Ketteler-Krankenhauses „Liebe lindert Leiden“. Der Geist, aus dem heraus es gegründet wurde, sei auch heute noch prägend, betonte der Bischof.

Stefan Grüttner, Hessischer Minister für Soziales und Integration, würdigte das Engagement der Schwestern in Offenbach als „Erfolgsgeschichte“. Er dankte den Schwestern für ihre fachliche Kompetenz und die Zuwendung des Herzens. Stephan Färber, Stadtverordnetenvorsteher, brachte den Dank der Stadt Offenbach für die Arbeit der Ordensschwestern zum Ausdruck. „Mit dem Ketteler Krankenhaus geben Sie der Kirche ein Gesicht“, sagte der Offenbacher Dekan, Pfarrer Andreas Puckel, in seinem Grußwort. Pfarrer Angelo Stipinovich, Vorsitzender des Aufsichtsrates, hob hervor, dass das Ketteler Krankenhaus aktuell „nicht nur gut dasteht, sondern sogar hervorragend“.

Die Begrüßung und Moderation hatte die Provinzoberin, Schwester M. Clementine Fritscher, übernommen. Musikalisch gestaltet wurde die Feierstunde vom Ketteler-Trio (Professor Stephan Sahm, Daniel Haertel und Kati Strauß). Der Feierstunde war ein Gottesdienst mit Bischof Kohlgraf in der Kapelle des Ketteler-Krankenhauses vorangegangen. Die musikalische Gestaltung hatten das Posaunen-Ensemble Zugzwang, der junge Chor der Heilig Geist-Gemeinde Offenbach sowie Erhard Mühr an der Orgel übernommen.

Stichwort: Schwestern von der Göttlichen Vorsehung

1868 kamen die Mainzer Schwestern von der Göttlichen Vorsehung nach Offenbach und entsprachen damit einer Bitte von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler, der den Orden 1851 gemeinsam mit Freiin Fanny de la Roche Starkenfels in Mainz gegründet hatte. Zunächst engagierten sich die Schwestern hauptsächlich in der ambulanten Krankenpflege, dem Betrieb eines Kindergartens und der Unterbringung und Begleitung junger Fabrikarbeiterinnen. 1905 entstand das Krankenhaus „Josefsheim“ in der Kaiserstraße. 1958 wurde der Neubau des Ketteler-Krankenhauses am Lichtenplattenweg eingeweiht. Im Jahr 2014 wurde am Ketteler-Krankenhaus das Fanny de la Roche-Hospiz eingeweiht. Heute sind das Ketteler-Krankenhaus und auch das Hospiz in Trägerschaft der Stiftung Heilig Geist-Hospital Bensheim. Als Akademisches Lehrkrankenhaus der Goethe-Universität Frankfurt beteiligt sich das Ketteler-Krankenhaus an der praktischen Ausbildung von Studierenden der Humanmedizin und ist in die neuesten Entwicklungen der medizinischen Forschung eingebunden. Dem Krankenhaus ist auch eine Krankenpflegeschule angeschlossen.

800 Schwestern leben und arbeiten in den drei Provinzen der Ordensgemeinschaft: Der Provinz Emmanuel von Ketteler in Deutschland, der Provinz Marie de la Roche in den USA und der Provinz „St. Joseph“ in Korea. Von den Provinzen aus betreuen die Schwestern Filialen und Missionen in Peru, Puerto Rico und Santo Domingo. Zu den geistigen Zentren der Schwestern gehört auch die Villa Mater Dei in Rom. Die Schwestern sind als Gemeinschaft Päpstlichen Rechts direkt dem Papst und keinem Bischof unterstellt.

tob (MBN)

 

40 Jahre Chagall-Fenster in Mainz-St. Stephan

Akademieabend mit Monsignore Klaus Mayer und Bernhard Vogel

Mainz. Mit Klaus Mayer und Bernhard Vogel nahmen gleich zwei Protagonisten eines Ereignisses vor 40 Jahren am Donnerstag, 27. September, an einem Akademieabend im Erbacher Hof teil, bei dem es genau darum ging: um „40 Jahre Marc Chagall in Mainz“. Am 23. September 1978 feierte die Gemeinde St. Stephan den Empfang des ersten Mainzer Chagall-Fensters. Pfarrer Mayer hatte den Künstler dazu bewegt und das Land Rheinland-Pfalz, dessen Ministerpräsident Bernhard Vogel damals war, hatte es finanziert.

Die rund 260 Besucher im voll besetzten Ketteler-Saal des Erbacher Hofs erlebten eine spannende Zeitreise, authentisch erzählt von Pfarrer Mayer selbst, aber auch durch einen ZDF-Dokumentarfilm aus dieser Zeit anschaulich belegt. Nach der Begrüßung durch Studienleiter Professor Ralf Rothenbusch stimmte Elizaveta Fediukova an der Violine die Gäste mit Eugène Ysayes Sonata Nr. 3 wunderbar auf den Abend ein. Die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse betonte, dass die inzwischen neun Chagall-Fenster längst ein Teil des Mainzer Lebensgefühls geworden seien. Die lange Tradition der Hochkultur in Mainz werde in den Chagall-Fenstern fortgeführt. Der einzigartige Kosmos aus Licht und Farbe sei zugleich ein Zeichen für Verständigung und Versöhnung.

Bernhard Vogel dankte Klaus Mayer: „Wenn er sich mit seinen kühnen Gedanken nicht an Marc Chagall gewandt hätte und damit die Landesregierung nicht gezwungen hätte, das Fenster zu finanzieren, wären die Fenster nicht da.“ Die humorvoll gewählte Formulierung sorgte für eine gewisse Erheiterung im Saal. Vogel zitierte seine eigenen Worte von 1978: „Das Chagall-Fenster ist das bedeutendste Kunstwerk, das im 20. Jahrhundert nach Mainz gekommen ist.“ Der 85-Jährige erinnerte daran, wer Marc Chagall war: „ein jüdischer Flüchtling aus Russland“. Wenn sich heute antisemitische Äußerungen wieder häufen, sollte man sich dies ins Gedächtnis rufen, mahnte Vogel. Und er fügte hinzu: „Rheinland-Pfalz kann stolz sein, dass sich das einzige Werk, das Marc Chagall für Deutschland geschaffen hat, in seiner Landeshauptstadt befindet.“

Die ZDF-Dokumentation „Ein Chagall für Mainz“, die der damalige Leiter der ZDF-Kulturredaktion Hans Oelschläger erstellt hat, führte den Entstehungsprozess des Chagall-Fensters vor Augen. Sie zeigt die Arbeiten in der Werkstatt von Charles Marq in Reims, mit dem Chagall seit Ende der 1950er-Jahre zusammengearbeitet hatte, und den hoch betagten Künstler, wie er im Juni 1978 die Feinzeichnungen mit ruhiger Hand vornimmt. Auch Klaus Mayer kommt in dem Film zu Wort. Der damals 55-jährige Pfarrer bezeichnet darin die Freundschaft zu Marc und Vava Chagall „als ein großes Geschenk in meinem Leben“.

Der Film zeigt, wie die Fensterteile am 18. September 1978 in einem Lieferwagen aus Reims an der Kirche St. Stephan eintreffen, eingepackt in zwei unscheinbare Holzkisten. Zu sehen ist, wie die Fensterteile in das Mittelfenster eingefügt werden. Und auch der  Festgottesdienst zum Empfang des Fensters in St. Stephan ist dokumentiert. In der ersten Reihe sitzen Kardinal Hermann Volk, Chagalls Ehefrau Vava und Bernhard Vogel. Marc Chagall, damals 91 Jahre alt, nahm nicht an der Feier teil. Er blieb aus gesundheitlichen Gründen in seinem Wohnort in St. Paul de Vence in Südfrankreich.

Dr. August Heuser, Direktor a.D. des Frankfurter Dommuseums, betonte im Anschluss an den Film, Chagalls Spiritualität habe St. Stephan verändert. Blau sei die Farbe des Göttlichen. Heuser verwies in diesem Zusammenhang auf die Kathedrale von Chartres, von der Chagall bei einem Besuch in den 50er-Jahren sehr beeindruckt gewesen sein soll.

Im anschließenden Zeitzeugengespräch mit Dr. Regina Heyder, der Vorsitzenden des Fördervereins Biblische Botschaft Marc Chagall, zeigte sich Klaus Mayer noch genauso ergriffen wie vor 40 Jahren: „Das war ein Geschenk Gottes. Das konnte nur mit Gottes Hilfe geschehen.“ Der inzwischen 95-Jährige erinnerte an die Vorgeschichte. Nach dem Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten Kirche war in den Jahren 1968 bis 1971 der Kreuzgang gerettet worden. Nun galt es, wenigstens für die drei Mittelfenster eine angemessene Buntverglasung in St. Stephan in die Wege zu leiten.

„Ich war erschrocken vor der Größe dieser Aufgabe“, erzählte Mayer im Erbacher Hof. „Aber es war eine Geschichte vieler Fügungen“, fuhr er fort. Denn Mayer waren zu jener Zeit zwei Bildbände mit den Chagall-Fenstern in Jerusalem und in Zürich in die Hände gefallen. Ihm war sofort klar: „Wenn einer es schafft, Fenster für St. Stephan zu entwerfen, die unsere Erwartungen erfüllen und sie übertreffen, dann ist es Marc Chagall.“ Am 10. April 1973 schrieb er dem berühmten russischen Maler jüdischer Herkunft einen Brief an seinen Wohnort in St. Paul de Vence.  „Ich habe ihm die Bedeutung der Kirche erläutert und die damit verbundene Aufgabe geschildert, ein Zeichen zu setzen für Frieden, für deutsch-französische Freundschaft, Völkerverständigung und jüdisch-christliche Verbundenheit.“

Doch es war auch Geduld nötig, ergänzte Regina Heyder. Immerhin dauerte es drei Jahre, bis Chagall mit dem Entwurf des Mittelfensters begann. „Vava Chagall war meine beste Fürsprecherin“, griff Mayer diesen Aspekt gerne auf. Sie bat ihn,  einen Film anfertigen zu lassen, damit ihr Mann einen Eindruck von der Raumwirkung der Kirche bekommt. Hier half ZDF-Intendant Prof. Karl Holzamer, bei dem Mayer einst Philosophie studiert hatte: Er ließ einen Werkstattfilm drehen, den sich Chagall in seinem Museum in Nizza anschaute. Am 30. Dezember 1976 schließlich traf die lange erhoffte Nachricht von Vava Chagall in Mainz ein, dass ihr Mann am Entwurf für das Mittelfenster arbeitet. Mayer: „Da wusste ich: Wenn sie mir das schreiben darf, ist er seiner Sache sicher.“

Marc Chagalls „Vision vom Gott der Väter“ im Mittelfenster hat eine Kernbotschaft, betonte Klaus Mayer: „Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist kein anderer als der Gott Jesu Christi.“ Denn es sei beileibe keine Selbstverständlichkeit gewesen, dass der jüdische Künstler Marc Chagall Fenster für eine christliche Kirche in Deutschland gestalten würde - nach all dem, was im Holocaust geschehen war. Dass es am Ende sogar neun Fenster in Mainz werden sollten, habe an jenem 23. September 1978 niemand geahnt. Sie sind mit 177,6 Quadratmetern Fläche Marc Chagalls weltweit größtes Glaskunstwerk an einem Ort. Es sind die einzigen Chagall-Fenster in Deutschland. Als Klaus Mayer seine Ausführungen beendet hatte, erhielt er langen Applaus eines dankbaren Publikums im Erbacher Hof. Elizaveta Feriukova rundete den Abend mit Johann Sebastian Bachs Chaccone No. 2 für Violine ab.

ath (MBN)

 

Vorschau

„Gottes nie gekündigter Bund?“ (22.10.)

Vortragsabend in der Bistumsakademie Erbacher Hof

Mainz. Die Bistumsakademie Erbacher Hof lädt gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zu einem Vortragsabend ein. Am Montag, 22. Oktober, um 19.00 Uhr sprechen Pfarrer Friedhelm Pieper, Frankfurt, und Professor Dr. Klaus von Stosch, Paderborn, zum Thema „Gottes nie gekündigter Bund? Irritationen im Christlich-Jüdischen Dialog“.

In der Ankündigung zu der Veranstaltung heißt es: „Ein unlängst veröffentlichter Text des emeritierten Papstes Benedikt XVI., in dem er über theologische Grundlagen des christlich-jüdischen Verhältnisses reflektiert, hat zu erheblichen Irritationen und heftiger Kritik geführt. Ist die Rede vom nie gekündigten Bund Gottes, in dem das Judentum steht, aus christlicher Sicht zu modifizieren? Um die aktuelle Diskussion, aber auch um grundlegende Fragen des Verhältnisses von Christentum und Judentum, soll es an diesem Abend gehen.“

am (MBN)

 

Einführung von Subregens Pfarrer Sebastian Lang (15.10.)

Eucharistiefeier zum Beginn des Wintersemesters mit Weihbischof Bentz

Mainz. Der neue Subregens des Mainzer Priesterseminars, Pfarrer Sebastian Lang, wird am Montag, 15. Oktober, in sein Amt eingeführt. Die Einführung findet im Rahmen der Eucharistiefeier zur Eröffnung des Wintersemesters 2018/2019 um 18.30 Uhr in der Seminarkirche (Augustinerkirche) statt. Der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, der auch Generalvikar des Diözese Mainz ist, ist Hauptzelebrant und wird die Predigt halten. Lang war zum 1. August in der Nachfolge von Pfarrer Markus Lerchl zum neuen Subregens ernannt worden.

Sebastian Lang wurde am 28. August 1985 in Mainz geboren. Nach dem Abitur am Bi-schöflichen Willigis-Gymnasium in Mainz im Jahr 2005 absolvierte er seinen Zivildienst in der Förderungs- und Sozialberatung der Universität Mainz. Anschließend studierte er Theologie und Philosophie in Mainz und Paris mit Abschlüssen als Diplom-Theologe und Magister Artium. Sein Diakonatspraktikum absolvierte er in der Pfarrgruppe Zaybachtal in Mainz. Am 12. Juli 2014 wurde er von Kardinal Karl Lehmann zum Priester geweiht. Danach war er als Kaplan zunächst in Viernheim tätig und wechselte 2016 als Kaplan nach Ingelheim. Lang wird mit halber Stelle als Subregens am Priesterseminar tätig sein; die zweite Hälfte seiner Stelle ist für seine Promotion und projektbezogen auch für die Seelsorge bei den Domchören vorgesehen.

am (MBN)


„Afrika, der vergessene Kontinent“ (18.10.)

Veranstaltung in der Bistumsakademie mit Professor Gerhard Trabert

Mainz. Professor Dr. Gerhard Trabert, Gründer und Erster Vorsitzender des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland“, ist am Donnerstag, 18. Oktober, um 19.00 Uhr Gast der Bistumsakademie Erbacher Hof. Trabert wird an diesem Abend unter der Überschrift „Afrika, der vergessene Kontinent“ seine dortige Arbeit thematisieren: „Seine zahlreichen Hilfseinsätze in Afrika, besonders in Angola, Liberia, Kenia, Äthiopien und Gambia, haben Professor Trabert die Lebenswelten afrikanischer Bürger verdeutlicht, näher gebracht und ihn für die von Armut geprägte Lebensrealität sensibilisiert. Über diese Begegnungen, traurigen, schönen, skurrilen und besonderen Erfahrungen möchte er berichten.“ Der Abend wird musikalisch gestaltet von Anita Zimmermann, Gesang, und Matthias Reinig am Klavier.

am (MBN)

150 Jahre Schwestern in Offenbach (c) Bistum Mainz / Blum
150 Jahre Schwestern Offenbach (c) Bistum Mainz / Blum