Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 40

vom 31. Oktober 2018

Podium Missbrauch (c) Bistum Mainz / Blum
Podium Missbrauch
Datum:
Mi. 31. Okt. 2018
Von:
(MBN)

Bericht

  • Podiumsdiskussion zum Thema sexueller Missbrauch

Vorschau

  • Philosophisch-Theologisches Terzett (14.11.)
  • Info-Wochenende im Mainzer Priesterseminar (17.-18.11.)
  • Fachtagung über Digitalisierung (21.11.)
  • Vortrag von Professor Kuschel (21.11.)

MBN vor 40 Jahren

  • Zwei weitere Entwürfe für Chagall-Fenster in Mainz-St. Stephan

 

Bericht

Kohlgraf: „Ich möchte von den Betroffenen lernen“

Diskussion zum sexuellen Missbrauch in der Kirche mit dem Mainzer Bischof

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat bekräftigt, dass das Bistum Mainz aktuell dabei ist, Wege zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche zu gehen: „Wir müssen schauen, dass wir konsequent, mit System und unter Einbeziehung der Betroffenen definieren, was Aufarbeitung bedeutet.“ Plakative Maßnahmen seien dabei keine Hilfe. „Die Kirche ist noch nicht am Ende dieses Lernweges.“ Gemeinsam mit verschiedenen externen Fachleuten gehe es derzeit darum, sinnvolle Wege der Aufarbeitung zu definieren. Kohlgraf äußerte sich am Dienstagabend, 30. Oktober, im Erbacher Hof in Mainz bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Sexueller Missbrauch in der Kirche. Die MHG-Forschungsstudie: Ergebnisse und Perspektiven“, die von der Bistumsakademie Erbacher Hof veranstaltet wurde.

Kohlgraf hob hervor, dass die Betroffenen von sexuellem Missbrauch „wichtige Gesprächspartner für mich sind. Ich möchte von den Betroffenen lernen.“ Der Bischof sagte, dass er sich am vergangenen Wochenende zum ersten Mal mit einem Betroffenen zu einem persönlichen Gespräch getroffen habe. Es gehe ihm dabei darum, herauszufinden, wie den Betroffenen Gerechtigkeit widerfahren könne. Und weiter: „Wir müssen lernen, nicht über die Betroffenen zu sprechen, sondern mit den Betroffenen zu sprechen. Das gehört zur Verantwortung für die Geschichte des Bistums. Wir verhandeln dabei nicht über Akten oder Zahlen, sondern wir haben es mit Menschen und deren Lebensgeschichten zu tun, die auch zur Geschichte des Bistums gehören.“

Bei aller Abwendung von der Kirche durch Betroffene gebe es Menschen, die auch nach einem Missbrauch noch ihre Heimat in der Kirche finden, sagte Kohlgraf. Für sie könne auch der von Papst Franziskus angeregte Gedenktag am Sonntag, 18. November, eine Hilfe sein. An diesem Tag findet im Mainzer Dom um 15.00 Uhr zum „Tag des Gebetes und der Buße für die Opfer sexuellen Missbrauchs“ ein Gottesdienst mit Bischof Kohlgraf statt.

Professor Dr. Harald Dreßing vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim und zugleich Verbundkoordinator der MHG-Studie hatte zu Beginn des Abends zentrale Ergebnisse der MHG-Studie vorgestellt. In der katholischen Kirche gebe es „spezifische Strukturen, die Missbrauch begünstigt haben“. Es sei erforderlich, in der Kirche die Diskussion etwa über die Sexualmoral und das Thema Klerikalismus aufzunehmen. Das Risiko von sexuellem Missbrauch bestehe nach wie vor, allerdings sei es durch die ergriffenen Präventionsmaßnahmen „deutlich geringer“ geworden. Dreßing sagte, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema durch die MHG-Studie nicht abgeschlossen sein dürfe. Er betonte, dass die MHG-Studie von den Wissenschaftlern „komplett unabhängig“ erstellt worden ist: „Die Bischöfe haben uns nicht reingeredet.“ Aus datenschutzrechtlichen Gründen habe es Limitierungen beim Zugang zu den Personalakten der Bistümer gegeben.

Pater Dr. Klaus Mertes SJ aus St. Blasien beklagte, dass es in der Kirche teilweise „ein falsches Opfergefühl“ gebe, weil sich viele Kleriker unter Generalverdacht gestellt sähen. „Nicht alles, was wehtut, bedeutet jedoch, dass man Opfer ist.“ Von der Deutschen Bischofskonferenz erhoffe er sich, „dass sie bei der Missbrauchskonferenz im Februar im Vatikan das Tabu über Homosexualität bricht“. Eine solche politische Positionierung der Bischofskonferenz sei wichtig.

Die MHG-Studie sei für die Kirche „ein Auftrag zum Handeln“, sagte Jürgen May, Leiter des Städtischen Jugendamtes Ludwigshafen. Missbrauch habe immer auch mit Missbrauch von Macht zu tun. Daher müsse die Kirche über ihre Machtstrukturen sprechen. „Dieser Prozess wird Jahre dauern und er braucht eine Veränderung von Haltung.“ Die Moderation hatte Matthias Drobinski von der Süddeutschen Zeitung übernommen. Der Direktor der Bistumsakademie Erbacher Hof, Professor Dr. Peter Reifenberg, hatte die Teilnehmer im Ketteler-Saal begrüßt.

tob (MBN)

 

Vorschau

Philosophisch-Theologisches Terzett (14.11.)

Vorstellung von Buchneuerscheinungen aus Glaubensleben und Philosophie

Mainz. Der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, der auch Generalvikar des Bistums Mainz ist, gestaltet gemeinsam mit Professor Dr. Albert Raffelt, der frühere stellvertretende Direktor der Freiburger Universitätsbibliothek und Herausgeber der Sämtlichen Werke von Karl Rahner, und Professor Dr. Dr. h.c. Ulrich Ruh, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift „Herder Korrespondenz“, die Veranstaltung „Philosophisch-Theologisches Terzett. Unsere Buchempfehlungen für Weihnachten“. Der traditionelle Abend findet am Mittwoch, 14. November, um 19.30 Uhr in der Bistumsakademie Erbacher Hof in Mainz statt. Im Rahmen dieses Abends stellen Bentz, Raffelt und Ruh Buchneuerscheinungen aus den Bereichen Theologie, Philosophie und Spiritualität vor.

Hinweis: Der Eintritt beträgt fünf Euro. Weitere Informationen beim Erbacher Hof, Akademie des Bistums Mainz, Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz, Telefon: 06131/257-521, E-Mail: ebh.akademie@bistum-mainz.de, Internet: www.ebh-mainz.de

am (MBN)

 

Ein Blick hinter die Kulissen (17.-18.11.)

Wochenende für junge Männer im Mainzer Priesterseminar

Mainz. Das Bischöfliche Priesterseminar in Mainz lädt junge Männer ab 16 Jahren am Samstag, 17., und Sonntag, 18. November, zu einem Informationswochenende ein. Im Rahmen des Wochenendes besteht unter anderem die Möglichkeit, die Seminaristen im Mainzer Priesterseminar kennen zu lernen und mit ihnen sowie mit der Leitung des Hauses ins Gespräch zu kommen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Hinweis: Weitere Informationen und Anmeldung beim Bischöflichen Priesterseminar, Subregens Sebastian Lang, E-Mail: subregens@bistum-mainz.de, Telefon: 06131/266-331, Internet: www.priesterseminar-mainz.de

tob (MBN)

 

„Es ändert sich … Alles!“ (21.11.)

Fachtagung zum Thema Digitalisierung im Erbacher Hof

Mainz. „Es ändert sich … Alles! Digitalisierung als Herausforderung für Kirche und Gesellschaft“ heißt eine Fachtagung, zu der am Mittwoch, 21. November, ab 9.30 Uhr die Bistumsakademie Erbacher Hof und die Katholische Hochschule (KH) Mainz einladen. Die Tagung will „Fragen im Spannungsfeld von Medienethik, Theologie, Sozial-, Bildungs- und Netzpolitik“ in Vorträgen und Workshops nachgehen. Moderiert wird die Tagung von Jeanine Wein von der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz an der KH Mainz.

Hinweis: Weitere Informationen auch im Internet unter www.ebh-mainz.de; es wird bis zum 16. November um eine Anmeldung gebeten.

am (MBN)

 

Vortrag von Professor Kuschel (21.11.)

„Die Bibel im Koran“ / Veranstaltung im Haus am Dom

Mainz. Der Tübinger Professor Dr. Karl-Josef Kuschel hält am Mittwoch, 21. November, 18.00 Uhr im Haus am Dom in Mainz einen Vortrag zum Thema „Verbindungslinien: Frühe Beziehungen der drei monotheistischen Religionen. Die Bibel im Koran“. Eine Anmeldung für den Abend ist nicht erforderlich; der Kostenbeitrag beläuft sich auf  drei Euro.

tob (MBN)

 

MBN vor 40 Jahren

In einer Meldung wird über zwei weitere Entwürfe für Chagall-Fenster in Mainz-St. Stephan berichtet: „Marc Chagall, dessen erstes Kirchenfenster auf deutschem Boden in Anwesenheit seiner Frau durch Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel als Stiftung des Landes Rheinland-Pfalz am 23. September 1978 der Kirchengemeinde St. Stephan in Mainz übergeben wurde, hat jetzt auch die Entwürfe für zwei weitere Fenster geschaffen.

Wie bei dem Mittelfenster hat Marc Chagall als Grundton für die Nachbarfenster vielfach abgestuftes Blau gewählt. Der Künstler will die drei Fenster als Einheit verstanden wissen. Thematisch führen die miteinander lebhaft korrespondierenden Fenster von der Erschaffung des Menschen über das Paradies und weitere biblische Begebenheiten zu Maria und Christus am Kreuz. Es war dem Künstler ein Anliegen, nicht nur die Bedeutung des Mannes, sondern auch die der Frau im Heilsgeschehen zum Ausdruck zu bringen.

Zur Umsetzung der Entwürfe in Glas, die in ständigem Kontakt mit dem Künstler erfolgt, und für die sich anschließende Schwarzlotmalerei, die Marc Chagall selbst vornimmt, wird etwa ein Jahr benötigt werden. Mehrere Stifter haben sich zur Mithilfe bei der Finanzierung bereit erklärt. Mehr als 15.000 Besucher haben bisher das erste Mainzer Chagall-Fenster besichtigt.“

Zum 70. Geburtstag von Prälat Othmar Weis schreiben die MBN: „70 Jahre alt wurde in diesen Tagen Prälat Othmar Weis, der über 30 Jahre lang die Caritas im Bistum Mainz geleitet hatte. Gegen Ende des Krieges übertrug ihm Bischof Stohr die Verantwortung für die Menschen in Not. Und die Nöte waren kaum überschaubar. Othmar Weis half, wo er konnte - auch dort, wo es aussichtslos schien. 1945 richtete er zum Beispiel sogenannte Volksküchen ein. So wurden unter anderen in der Mainzer Marienschule in den ersten beiden Nachkriegsjahren 370.000 Mahlzeiten ausgegeben. Er regte Patenschaften für Kriegsgefangene in Nordafrika an, organisierte den Versand von 25.000 Paketen an Soldaten, die in russische Kriegsgefangenschaft geraten waren. Es war die Zeit, in der man mit Phantasie und Improvisation überleben konnte. ‚Ich wundere mich noch heute, wie das alles möglich war,’ erinnert er sich, ‚aber die Caritas - die Nächstenliebe vieler - kann Wunder wirken.’

Othmar Weis begann 1944 mit vier Mitarbeitern. 1977, als er in den verdienten Ruhestand trat, hatte die Caritas im Bistum Mainz 143 angestellte Mitarbeiter, ohne das Fachpersonal in den Häusern und Einrichtungen, die dem Caritasverband angeschlossen sind. Als Caritasdirektor war er stets zeit- und wirklichkeitsnah und der jeweiligen Not gegenüber aufgeschlossen. So war Mainz zum Beispiel das erste deutsche Bistum, in dem 1970 in Worms die erste Sozialstation entstand. Die Stadt Mainz ehrte Othmar Weis mit dem Kaisermedaillon, das eine der ältesten Darstellungen der Stadt Mainz zeigt.“

Unter der Überschrift „Radikaler Einsatz im kirchlichen Dienst notwendig“ geht es um die Mitarbeiterversammlung des Bischöflichen Ordinariates: „Als eine Dienstgemeinschaft besonderer Art bezeichnete der Generalvikar der Diözese Mainz, Martin Luley, das Bischöfliche Ordinariat, auf dessen Mitarbeiterversammlung Anfang November in Mainz. Basis der gesamten Arbeit, die durch Dienstverträge geregelt werde, sei der Auftrag, das Evangelium zu verkünden. Vielleicht habe die Kirche in der Vergangenheit zu geringe Anforderungen an ihre Mitarbeiter gestellt. Das Evangelium sei aber ohne den radikalen Anspruch nicht glaubwürdig zu machen.

Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Alfred Prümm, unterstrich, es werde draußen oft nicht verstanden, dass das letzte Wort auch hier immer dem Bischof zustehe. Er habe das Recht, Anforderungen an die Mitarbeiter zu stellen und Voraussetzungen für die Übernahme in die pastorale Arbeit festzulegen. Er könne den radikalen Einsatz verlangen, um die Kirche präsent werden zu lassen.“

Im Jahr 1978 zählt das Bistum Mainz 40 Diakone: „Zwei neue Ständige Diakone wird Weihbischof Wolfgang Rolly am Samstag, 11. November, im Dom zu Mainz die Weihe erteilen. Es sind die Herren Professor Willi Lehn (56), Mainz-Hechtsheim, und Thomas Fettel (33), Wald-Michelbach-Aschbach. Sie werden den Diakonat beide nebenberuflich ausüben. Damit sind im Bistum Mainz 40 Diakone im Amt, davon vier nebenberuflich.“

Zur Eröffnung der Caritas-Jugend- und Drogenberatungsstelle in Rüsselsheim heißt es: „Der Caritasverband Offenbach e.V. hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Rüsselsheim und dem Kreis Groß-Gerau am 1. Oktober 1978 eine Jugend- und Drogenberatungsstelle in Rüsselsheim, Weserstraße 34 (Ökumenische Erziehungsberatungsstelle), eröffnet. Das Team der Beratungsstelle - ein Diplompsychologe, zwei Sozialarbeiter bzw. Sozialpädagogen und eine Verwaltungskraft - versucht sowohl durch gezielte prophylaktische Arbeit als auch durch verschiedene therapeutische Angebote den jungen Leuten zu helfen, die drogenabhängig geworden sind. Die Drogenszene im Großraum Frankfurt nimmt immer gefährlichere Formen an. Der Weg allein aus der Drogenabhängigkeit ist fast unmöglich. Die Beratungsstelle ist eine Antwort der Caritas auf die massiven Probleme junger Menschen, die sich in die Scheinwelt der Drogen flüchten.“

Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 28 vom 7. November 1978