Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 20

(c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Mi. 29. Mai 2019
Von:
am (MBN)

Berichte

  • Kirchenzeitungen erscheinen nur noch bis 2023
  • „Mainzer Ave verum“ in Seminarkirche uraufgeführt
  • 3.400 Teilnehmer bei 72-Stunden-Aktion im Bistum

Vorschau

  • Pfingsten im Mainzer Dom (9.-10.6.)
  • Kohlgraf und Schockenhoff im Gespräch (13.6.)

MBN vor 40 Jahren

  • Verbandstag der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in Mainz

Berichte

Mainz, 24. Mai 2019: Vor der Uraufführung des
Mainz, 24. Mai 2019: Vor der Uraufführung des "Mainzer Ave verum" (v.l.n.r.): Christian Matthias Heiß, Helmut Hinkel und Karsten Storck.

Kirchenzeitungen in Fulda, Limburg und Mainz erscheinen nur noch bis 2023

Mitarbeiterversammlung / Auflagen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken

Fulda/Limburg/Mainz. Die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz haben beschlossen, ihre Bistumszeitungen - Bonifatiusbote (Fulda), Der Sonntag (Limburg) und Glaube und Leben (Mainz) - nur noch bis Ende des Jahres 2023 herauszugeben. Bis dahin werden die Zeitungen wie gewohnt erscheinen. Für die 22 Mitarbeitenden sind sozialverträgliche kirchennahe Lösungen vorgesehen. Die drei Zeitungen mit einer Gesamtauflage von 21.000 Exemplaren werden von der gemeinsamen Gesellschaft für kirchliche Publizistik herausgegebenen, in der auch das Medienunternehmen VRM GmbH & Co.KG Gesellschafter ist.

Der Mainzer Generalvikar, Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, hat den Mitarbeitenden die Entscheidung im Rahmen einer außerordentlichen Mitarbeiterversammlung am Donnerstag, 23. Mai, in Mainz gemeinsam mit den Generalvikaren von Limburg, Wolfgang Rösch, und Fulda, Professor Dr. Gerhard Stanke, mitgeteilt. Hauptgrund für diese Entscheidung sei der kontinuierliche Rückgang der Auflage, der zu einem immer höheren Zuschussbedarf durch die Bistümer geführt habe. Es habe viele Bemühungen gegeben, die Kirchenzeitungen attraktiv zu halten, aber man müsse einfach zur Kenntnis nehmen, dass sich der Umgang der Menschen mit Medien massiv verändert habe. Die Generalvikare machten deutlich, dass es für alle Beteiligten „eine sehr schwierige Entscheidung“ gewesen sei, da die Kirchenzeitungen seit vielen Jahrzehnten wichtige Bausteine der Kommunikation in den Bistümern seien. Es sei jedoch auch „eine unumgängliche Entscheidung, da die Kirchenzeitungen im bisher bestehenden Modell keine wirtschaftliche Zukunft haben“.

Jetzt gelte es, in den kommenden Jahren neue Wege und Formate in der Kommunikation zu entwickeln und Printmedien mit den elektronischen Medien enger zu verzahnen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dankten die Generalvikare für ihr großes Engagement in der kirchlichen Publizistik und brachten die Hoffnung zum Ausdruck, dass sie ihre Talente und Erfahrungen in diesen Wandel miteinbringen.

PM (MBN)

 

Uraufführung einer Neuvertonung des „Ave verum“

Gebet ist älter als angenommen / Fragment in Martinus-Bibliothek entdeckt

Mainz. Das besonders im Mittelalter weit verbreitete und auch oft vertonte Reimgebet „Ave verum“ ist älter als bisher angenommen. Bislang galt das „Ave verum“ als im 14. Jahrhundert entstanden. Der Fund eines Textfragmentes in der Mainzer Martinus-Bibliothek weist nun nach, dass der Text des „Ave verum“ bereits im 13. Jahrhundert bekannt und verbreitet war. Die berühmteste Vertonung des „Ave verum“ stammt von Wolfgang Amadeus Mozart, aber auch im aktuellen Gotteslob finden sich noch mehrere Vertonungen. Benannt ist das Gebet nach seinen ersten Worten: „Ave verum corpus natum - Sei gegrüßt, wahrer Leib“.

Der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, präsentierte das kürzlich entdeckte handschriftliche Pergamentfragment aus dem 13. Jahrhundert bei einem Pressegespräch am Freitag, 24. Mai, in der Martinus-Bibliothek. Das Doppelblatt war Teil eines Gebetbuches für eine Frau. Es enthält den lateinischen und den deutschen, wohl rheinfränkischen Text des „Ave verum“. Das Gebetbuch war im 16. Jahrhundert zerschnitten und als Bucheinband verwendet worden. Deshalb fehlen im Fragment die letzten Zeilen der deutschen Übersetzung. Das „Ave verum“ war im 15. und 16. Jahrhundert eines der gebräuchlichsten stillen Gebete zur Wandlung und Vorbereitung auf die Kommunion während der Messe. Es wird zur so genannten Elevation, der Erhebung der gewandelten Gaben von Brot und Wein während der Eucharistiefeier, gebetet.

Die Datierung des Fragments auf das 13. Jahrhundert sei durch die verwendete Schrift möglich gewesen, sagte Hinkel. Er wies darauf hin, dass das „Ave verum“ seine Funktion als Ausdruck von Laienfrömmigkeit verloren habe, weil die Wandlungsworte laut gesprochen werden. Heute habe das „Ave verum“ seinen Platz etwa bei der Kommunionausteilung oder an Fronleichnam. Hinkel hatte anlässlich seines 40. Priesterjubiläums am Sonntag, 30. Juni, den Mainzer Domkapellmeister Karsten Storck gebeten, nach einem Komponisten für eine Neuvertonung des „Mainzer Ave verum“ zu suchen.

Der Eichstätter Domkapellmeister Christian Matthias Heiß hat das Fragment aus der Mainzer Martinus-Bibliothek für Chor, Solisten und Orchester vertont. Über den Kompositionsauftrag im vergangenen Jahr habe er sich sehr gefreut, denn „es war eine sehr reizvolle Aufgabe“, sagte Heiß. Das dreiteilige Stück enthält den lateinischen und den deutschen Text. Es sei so angelegt, dass die lateinische Fassung auch abgekoppelt vom Gesamtwerk in der Liturgie eingesetzt werden kann. Heiß wird im September die Leitung der Regensburger Domspatzen übernehmen.

Domkapellmeister Storck wies darauf hin, dass das neue „Mainzer Ave verum“ einen „festen Platz bei den Mainzer Chören haben werde. „Das ist ein echtes Novum, worüber ich mich sehr freue.“ So werde der letzte Teil des Stückes etwa an Fronleichnam zu hören sein oder auch bei der nächsten Konzertreise der Domkantorei. Die Aufführungsdauer des kompletten Stückes betrage zwischen 20 und 25 Minuten, sagte Storck.

Am Sonntag, 26. Mai, um 17.00 Uhr, wird die Uraufführung der Komposition von Christian Matthias Heiß in der Mainzer Augustinerkirche erfolgen. Unter Leitung des Mainzer Domkapellmeisters Karsten Storck werden die Domkantorei St. Martin zusammen mit dem Mainzer Domorchester sowie Victoria Braum (Sopran) und Frederic Bak (Tenor) das Stück erstmals erklingen lassen. Zuvor stehen außerdem „Ave verum“-Vertonungen von William Byrd, Edward Elgar und Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm. Im Rahmen der musikalischen Akademie in der Augustinerkirche wird außerdem Dr. Martin Lüstraeten von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität einen Vortrag über das neu entdeckte Fragment halten. Er spricht zum Thema „Das Mainzer Ave Verum-Fragment der Martinus-Bibliothek. Ältestes Zeugnis des Elevationsgebetes“. Die Begrüßung wird der Regens des Mainzer Priesterseminars, Dr. Tonke Dennebaum, übernehmen.

tob (MBN)

 

An 160 Orten die Welt besser gemacht

3.400 Kinder und Jugendliche haben im Bistum bei der 72-Stunden-Aktion mitgemacht

Mainz. Von Donnerstag, 23. Mai, ab 17.07 Uhr, bis zum Sonntag, 26. Mai, um 17.07 Uhr, haben über 3.400 Kinder und Jugendliche sowie mehr als 1.000 Unterstützerinnen und Unterstützer in 160 Projekten im Bistum Mainz daran gearbeitet, die Welt ein Stück besser zu machen. Bei der /2-Stunden-Aktion, der größten Jugendsozialaktion Deutschlands, die vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) organisiert wurde, nahmen insgesamt 85.000 Kinder und Jugendliche in 3.400 Aktionsgruppen teil. Unterstützt wurde die Aktion auch vom Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, der das Engagement der jungen Menschen aus katholischen Jugendverbänden und -gruppen lobte: „Ihr teilt auf überzeugende Art Leben, Glauben, Verantwortung und Ressourcen.“

Am Tag nach dem Ende der Aktion ziehen die Organisatoren des BDKJ Mainz Bilanz. Diözesanvorsitzender Sascha Zink sagte: „Ich bin beeindruckt, was unsere Aktionsgruppen in 72 Stunden alles erreicht haben. Die 72-Stunden-Aktion zeigt, wie die katholische Jugendverbandsarbeit mit ihrem Engagement Tag täglich unsere Gesellschaft ein Stück besser macht.“ Seine Vorstandskollegin Daniela Hottenbacher erklärte: „Besonders beeindruckt haben mich die Projekte zum Thema Nachhaltigkeit. Darunter vielen Projekte wie das Bauen von Büchertauschregalen, Upcycling und Repair-Cafés, bei denen alte, beschädigte und ungenutzte Materialien und Gegenstände einen neuen und vielleicht auch ganz anderen Glanz bekamen, und die auf Spendenbasis für jeden Menschen erschwinglich sind.“

„Während der 72-Stunden-Aktion haben die Aktionsgruppen in unserem Bistum Tolles geleistet. Besonders gefreut hat mich, dass die Gruppen nicht nur auf sich selbst und ihr eigenes Projekt geschaut haben, sondern auch anderen Gruppen geholfen haben, wenn dort Material fehlte oder besonderes Knowhow nötig war. Jugendverbandsarbeit verbindet und zeigt, dass man zusammen mehr schafft“, ergänzte Marc Buschmeyer, ebenfalls Vorstandsmitglied im BDKJ Mainz.

Hinweis: http://mainz.72stunden.de

PM (MBN)

Vorschau

Kirche feiert Pfingsten (9.-10.6.)

Pontifikalamt mit Bischof Kohlgraf im Mainzer Dom

Mainz. Anlässlich des Pfingstfestes feiert der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf gemeinsam mit dem Mainzer Domstift ein Pontifikalamt. Der Gottesdienst am Pfingstsonntag, 9. Juni, beginnt um 10.00 Uhr; zuvor wird um 9.30 Uhr im Westchor des Domes die Terz gefeiert. Der Gottesdienst ist auch der offizielle Auftakt zum Pastoralen Weg des Bistums Mainz. Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst durch den Mainzer Domchor und den Domkammerchor sowie die Mainzer Dombläser unter Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck. An der Domorgel ist Domorganist Professor Daniel Beckmann zu hören. Um 15.00 Uhr feiert Bischof Kohlgraf eine Pontifikalvesper mit Sakramentalem Segen.

Dem Stiftsamt am Pfingstmontag, 10. Juni, um 10.00 Uhr steht Ehrendomkapitular Monsignore Engelbert Prieß vor; der Gottesdienst wird musikalisch von Kantoren und mit Domorganist Beckmann an der Domorgel gestaltet.

Renovabis-Kollekte

In den Gottesdiensten an Pfingsten wird in allen katholischen Kirchen traditionell die Kollekte für Renovabis gehalten, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. Die diesjährige Aktion steht unter dem Motto „Lernen ist Leben. Unterstützen Sie Bildungsarbeit im Osten Europas“. Renovabis, das seit 26 Jahren besteht, will in diesem Jahr insbesondere auf das Thema Bildung aufmerksam machen.

Dazu heißt es im Aufruf der deutschen Bischöfe zur diesjährigen Renobavis-Pfingst-aktion: „Viele Menschen in den mittel- und osteuropäischen Ländern sehen nur wenige Chancen für ihre Zukunft. Bildungsmaßnahmen unterschiedlichster Art leisten einen Beitrag dazu, dass sie ihr Leben aktiv gestalten und ihre Gesellschaft zum Positiven verändern können. Lernen hilft, den eigenen Horizont zu weiten und das Herz für Neues zu öffnen – nicht nur in der Schule, sondern ein Leben lang. Deshalb sind Renovabis-Projekte im Bildungsbereich besonders wichtig. Diese setzen bereits bei der Förderung von Kindergärten ein. Schwerpunkte liegen bei der Weiterentwicklung des katholischen Schulwesens und bei der Verbesserung beruflicher Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten. Ebenso unterstützt Renovabis die Katechese, die kirchliche Jugendarbeit und die Erwachsenenbildung.“

Stichwort: Pfingsten

Pfingsten erinnert an die Herabkunft des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist ist nach dem Verständnis der Kirche in die Welt gesandt, um Christi Botschaft in der sich wandelnden Welt lebendig zu halten. Mit Pfingsten endet die 50-tägige österliche Festzeit. Das Wort Pfingsten kommt vom griechischen Wort „pentekoste“, was „fünfzig“ bedeutet. Nachdem sich Christi Himmelfahrt im Laufe der Kirchengeschichte zu einem eigenständigen Fest entwickelt hatte, wurde Pfingsten zum Fest des Heiligen Geistes. Bis zum vierten Jahrhundert hatten die Christen an Pfingsten nicht nur den Abschluss der Osterzeit, sondern auch die Himmelfahrt Christi gefeiert. In Deutschland gibt es, wie auch in einigen anderen Ländern, neben dem Pfingstsonntag mit dem Pfingstmontag einen zweiten Festtag. Dieser ist in allen Bundesländern Feiertag.

Über das Pfingstgeschehen heißt es in der Apostelgeschichte: „Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ (Apg 2,1-4)

Hinweis: Weitere Informationen zur diesjährigen Pfingstaktion von Renovabis auch im Internet unter www.renovabis.de

am (MBN)

 

Erbacher Hof aktuell (13.6.)

Gespräch mit Bischof Peter Kohlgraf und Eberhard Schockenhoff

Mainz. Am Donnerstag, 13. Juni, findet um 19.00 Uhr ein Gespräch mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und dem Freiburger Moraltheologen Professor Dr. Eberhard Schockenhoff statt. Die Veranstaltung in der Bistumsakademie Erbacher Hof wird von der SWR-Journalistin Ute-Beatrix Giebel moderiert.

In der Einladung zu dem Abend heißt es: „Bei einem Studientag unter dem Titel ,Die Frage nach der Zäsur‘ haben sich die deutschen Bischöfe auf ihrer Vollversammlung im März 2019 mit ,übergreifenden Fragen, die sich gegenwärtig stellen‘, auseinandergesetzt. Große Beachtung fand der Beitrag des renommierten Freiburger Moraltheologen Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff. Er setzt sich für eine zeitgemäße Sexualmoral ein, die den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen und einer menschengerechten Sexualethik entspricht. Dabei geht es für ihn um eine Revision der kirchlichen Sexuallehre, die die menschlichen Bedingungen unter anderem von Sexualität, Ehe, Partnerschaft, Homosexualität wahr- und ernstnimmt. Hier ist eine tiefgreifende Entfremdung zwischen der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen, auch innerhalb der Kirche, und der kirchlichen Lehre entstanden. Der Missbrauchsskandal lässt ihre Glaubwürdigkeit rasant weiter erodieren. Die angesprochenen Fragen führen also auch in die nach der Situation der Kirche in unserer Gesellschaft, die vor einer Zäsur steht.“

am (MBN)

MBN vor 40 Jahren

Ausführlich berichten die Mainzer Bistumsnachrichten über den Verbandstag der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der vom 21. bis 24. Mai 1979 in Mainz stattfand: „‚Das ist die neue Freiheit des Christen, dass ihm die Gaben des Glaubens durch nichts genommen werden können, wenn er sie nicht selber wegwirft’, sagte der Bischof von Mainz, Kardinal Hermann Volk, in seiner Predigt bei der Eucharistiefeier, mit der die Kundgebung des Verbandstages der kfd mit den fast 10.000 Teilnehmerinnen vor dem Mainzer Dom am 24. Mai abschloss. Kardinal Volk rief die Frauen auf, Zeugen der Botschaft Christi zu sein in einer Welt, die immer gottloser, weltlicher werde, ‚die letzten Reste christlicher Tradition mit Eifer abstreift’.

Die Christen hätten heute nicht mehr den Tod zu fürchten für ihr Zeugnis, seien aber von der Verweltlichung bedroht. An den Frauen liege es in erster Linie, christliche Sitte und Tradition zu bewahren und für ihre Familien den heute so notwendigen selbst-ständigen Lebensstil der Christen zu entwickeln. Zu dem Zeugnis nach innen, das die Verbundenheit und die eigene Glaubenskraft stärke, müsse das Zeugnis voller Zuversicht nach außen kommen, unterstrich der Kardinal. Denn der Christ trage vieles außer sich selbst, gehe nicht unter in der Welt, da er voller Hoffnung sei. ‚Auf den Zeugen gründet sich die Weitergabe der Botschaft Christi. Er ist nicht wegzudiskutieren wie Argumente.’

Im Bistum Mainz bestehen 50 Pfarrgruppen der kfd mit 2.800 Mitgliedern. 1978, in dem die kfd ihr 50-jähriges Jubiläum feierte, traten 200 Frauen in kfd-Gruppen neu ein. Sehr gut vertreten ist die kfd in den Dekanaten Alsfeld, Bergstraße-Mitte und Bergstraße-Ost, Dieburg, Mainz II, Rodgau, Rüsselsheim und Seligenstadt.“

„In Zukunft wird es immer mehr eine Aufgabe auch der kfd sein, eine echte Wahl zwischen Familie oder Familie und Beruf den Frauen und der Gesellschaft verständlich zu machen, erklärte die Präsidentin der kfd, Dr. Margarethe von Müller, auf der Schlussfeier des Verbandstages der kfd am 24. Mai in Mainz vor rund 10.000 Teilnehmerinnen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Hausfrau sein, Mutter sein, ein eigener Beruf sei, der dringend aufgewertet werden müsse. Hier gebe es kein Patentrezept, sondern nur die jeweils persönliche Entscheidung der einzelnen Frau.

Dr. von Müller wies darauf hin, dass weit über die Hälfte der berufstätigen Frauen ver-heiratet sei. Die Erziehungsaufgabe sei nicht nur den Müttern gestellt. Der junge Mensch brauche Mutter und Vater. Manchem Mann und Vater stehe hier noch ein Lernprozess bevor. In den Gruppen der kfd könnten und sollten verheiratete und alleinstehende Frauen zusammenarbeiten. ‚Es darf bei uns nicht vorkommen, dass eine Mutter mit vielen Kindern belächelt oder deswegen gar für dumm gehalten wird’, unterstrich die Präsidentin. ‚Umgekehrt sollte sich aber auch keine Frau entschuldigen müssen, weil sie als verheiratete Frau eine außerhäusliche Berufstätigkeit gewählt hat.’

Die kfd setze sich für eine qualifizierte Berufsausbildung der Mädchen, auch in techni-schen Berufen und für einen selbstverständlichen Zugang der Frauen zu Leitungspositionen ein sowie für mehr Teilzeitarbeitsplätze für Frauen und Männer und gleichen Lohn für gleiche Arbeit für Frauen. Die kfd werde sich intensiv auch in Zukunft mit aktuellen politischen Ereignissen und gesellschaftlichen Vorgängen wie Arbeitslosigkeit, Geburtenrückgang, Umweltproblemen auseinandersetzen. Sie werde Frauen helfen, politische Verantwortung zu übernehmen und sich besonders für Alte, Kranke und andere Randgruppen zu engagieren.“

Die kfd-Delegiertenversammlung verabschiedete während des Verbandstages erstmals ein  Orientierungsprogramm: „Mit überwältigender Mehrheit - ohne Gegenstimmen und bei nur vier Enthaltungen - verabschiedeten die rund 400 Delegierten der katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd), der eine Million Mitglieder in 15 Diözesanverbänden angehören, nach zweitägiger Debatte am 23. Mai 1979 in Mainz erstmals ein Orientierungsprogramm. Dieses Programm, das den Titel trägt ‚kfd auf dem Weg in die Zukunft’ und die Verbandsarbeit der nächsten fünf bis sieben Jahre bestimmen soll, umfasst drei Schwerpunkte: Zukunft für Frauen, Zukunft für die Kirche und für ihren Heilsdienst und Zukunft für die Gesellschaft.

Zum ersten Mal in der 50-jährigen Geschichte der kfd ist ein solches Orientierungspro-gramm erstellt worden, das noch dazu weitgehend von der Basis bestimmt wurde. Darin verarbeitet waren über 60.000 Antworten aufgrund eines Fragebogens, über 300 Stellungnahmen aus Pfarrgruppen. Außerdem lagen der Delegiertenversammlung rund 200 Änderungsanträge vor.

Eine wichtige Rolle spielen in dem Papier Voraussetzungen, die der Frau Wahlfreiheit ermöglichen im Hinblick auf Ehe, Familie und Beruf. Viele Delegierte sahen das als Vor-aussetzung zur Persönlichkeitsentfaltung der Frau an. Die Delegiertenversammlung sprach sich unter anderem für eine Aufwertung und Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit auch dadurch aus, dass sie in das Sozialversicherungssystem einbezogen werden und eine angemessene Aufwandsentschädigung gewährt werden soll. Ein Antrag, dass die kfd sich für das Diakonat der Frau einsetzen möge, und ‚die Diskussion um das Priestertum der Frau weitergeht’, löste eine lebhafte Debatte aus mit dem Ergebnis, dass sich eine überwältigende Mehrheit für das Diakonat der Frau aussprach und auch das Offenhalten der Diskussion über das Priesteramt für Frauen eine beachtliche Mehrheit fand.“

Zur Eröffnung der Delegiertenversammlung hatte Ordinariatsrat Hermann Mayer gesprochen: „Die rechte Einordnung und Anerkennung der Frau in der Kirche fördern und fordern, bezeichnete der stellvertretende Dezernent des Mainzer Seelsorgeamtes, Ordinariatsrat Hermann Mayer, zu Beginn der Delegiertenversammlung des Zentralverbandes der kfd am 21. Mai in Mainz als eine Aufgabe dieses Verbandes. Mayer hatte vor den über 400 Delegierten und zahlreichen Gästen, darunter Kardinal Hermann Volk, Weihbischof Ernst Gutting, Speyer, Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel, Oberbürgermeister Jockel Fuchs, auf den besorgniserregenden Auszug der Frauen aus der Kirche - in wenigen Jahren waren es 20 Prozent - hingewiesen. Das sei nicht nur aus Laxheit geschehen, sondern vielfach aus Unzufriedenheit mit der Rolle der Frau in der Kirche. Es stehe dahinter die Erkenntnis, dass vieles von dem, was zur Natur der Frau zu gehören schien, in Wahrheit aus der Geschichte der Gesellschaft, aus der Rolle, die ihr zugewiesen worden sei, aus mancherlei Ideologien stamme. Aber sowohl anthropologisch als auch theologisch sei das Menschliche im Menschen bedeutsamer als die Geschlechtsdifferenz. Mayer stellte dazu fest: ‚Frauen in der Kirche haben keinen Grund zu Minderwertigkeits-gefühlen.’ Nach Urs von Balthasar habe die Frau ohne das Priestertum den besseren Teil erwählt; denn Frauen repräsentierten nicht das Amt, sondern die Kirche; die Kirche aber sei weiblich. Daher sei sie in besonderer Weise Aufgabe der kfd. Denn die Kirche könne entscheidende Aufgaben, zum Beispiel in der Familie, Hilfe in Resignation, Einsamkeit, Überdruss, Verzweiflung, nur durch die Mitarbeit der Frauen übernehmen.

Verantwortung und Sorge für die Kinder bestätigte Dr. Anneliese Lissner, kfd-Generalsekretärin, auch als vorrangiges Problem der kfd-Mitglieder, die zu weit über 90 Prozent verheiratet sind. Den Müttern gehe es um ein Familienklima, das Geborgenheit schenke und zu verantwortlicher Selbständigkeit führe. Frauen wollten dem Werteverfall, Materialismus und Konsumhaltung als Bedrohung menschlicher Entwicklung durch Stärkung der Grundwerte entgegenwirken. In der Kirche korrespondiere der Wunsch der Frauen nach religiöser Bildung mit ihrer Bereitschaft zum eigenen Dienst und Einsatz. Daraus erstehe die Frage, warum solche Dienste nicht offener bestätigt, Diskriminierungen zum Beispiel im Kirchenrecht oder verengte Rollenvorstellungen nur zaghaft angegangen würden.“

Über das Grußwort des Papstes zum Verbandstag schreiben die MBN: „Aufrichtige Segenswünsche für tiefes Erlebnis solidarischer Glaubensgemeinschaft hat Papst Johannes Paul II. in einem Grußwort zum Verbandstag der kfd vom 21. bis 24. Mai in Mainz übermittelt. In dankbarer Würdigung ihres bisherigen Wirkens ermutigte er sie zu weiterem entschlossenem Einsatz im Dienst der Frau und Familie, Kirche und Gesellschaft als Zeugnis christlicher Solidarität und mitverantwortlicher Anteilnahme am apostolischen Sendungsauftrag der Kirche.“

Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 12 vom 28. Mai 1979