Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 21

Zum Auftakt des Pastoralen Weges waren 2019 über 300 Teilnehmer in die Mainzer Lokhalle gekommen. (c) Bistum Mainz / Blum
Zum Auftakt des Pastoralen Weges waren 2019 über 300 Teilnehmer in die Mainzer Lokhalle gekommen.
Datum:
Mi. 12. Juni 2019
Von:
am (MBN)

Die Bilder zu den MBN Nr. 21 sind in druckfähiger Qualität am Ende der Seite in einer Galerie zusammengefasst.

Berichte

  • Unabhängiges Aufklärungsprojekt im Bistum vorgestellt
  • Kirchensteuerrat verabschiedete Jahresabschluss 2018
  • Stellungnahme: Umgang der Kirche mit Frauen
  • Pfingstpredigt von Bischof Peter Kohlgraf
  • Workshoptag zum Pastoralen Weg in der Lokhalle
  • Gesprächsforum der Priester mit Bischof Kohlgraf
  • Team der Berufungspastoral vorgestellt
  • Geistlicher Tag der Diakone mit Weihbischof Bentz
  • Schlusskonferenz der Visitation im Dekanat Alsfeld
  • 1.000 Jahre alter Sarkophag in St. Johannis geöffnet

Personalie

  • Gereon Geissler als Bildungsdezernent eingeführt

Vorschau

  • Drittes ökumenisches Stadtgeläut in Mainz (8.6.)
  • „Nacht der Kirchen“ in Darmstadt (14.6.)
  • Die Heimkehr der Ester-Rollen (19.6.)

Berichte

Erfahren. Verstehen. Vorsorgen.

Unabhängiges Aufklärungsprojekt im Bistum Mainz vorgestellt

Mainz. Unter der Überschrift „Erfahren. Verstehen. Vorsorgen.“ hat das Bistum Mainz ein unabhängiges Aufklärungsprojekt auf den Weg gebracht. Der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber ist mit seinem Team beauftragt worden, Fälle von sexueller Gewalt im Bistum Mainz zu untersuchen. Im Projektzeitraum von etwa zwei Jahren werden Fälle sexueller Gewalt im Bistum Mainz seit dem Jahr 1945 in den Blick genommen. Weber hat mit seinem Team bereits ein ähnliches Projekt für die Regensburger Domspatzen durchgeführt. Das Projekt wurde am Freitag, 7. Juni, vor Journalisten im Erbacher Hof in Mainz vorgestellt.

Ulrich Weber ist unabhängiger Ansprechpartner für Betroffene

Drei wesentliche Fragen soll das Aufklärungsprojekt angehen: „Gibt es Rahmenbedingungen im Bistum, die sexuelle Gewalt befördert oder nicht verhindert haben?“, „Wie wurde mit Fällen sexueller Gewalt umgegangen, nachdem sie bekannt geworden waren?“ und „Gab es im Bistum seit dem Zweiten Weltkrieg weitere, bislang unbekannte Fälle von sexueller Gewalt?“ Mit Ulrich Weber steht während des Projektes ein vom Bistum Mainz unabhängiger Ansprechpartner zur Verfügung, bei dem Betroffene von sexueller Gewalt oder Menschen, die von solchen Fällen wissen, anonym Gehör finden können. Für die Kontaktaufnahme hat Weber unter der Adresse www.uw-recht.org eine eigene Internetseite freigeschaltet. Nach ausführlichen Gesprächen mit möglichst vielen aussagewilligen Beteiligten und intensivem Studium aller verfügbaren Akten und Unterlagen aus den Jahren 1945 bis heute wird Weber einen anonymisierten Abschlussbericht vorlegen und eine Bewertung der Vorgänge abgeben.

Kohlgraf: Aufklärung ist Voraussetzung für Aufarbeitung

„Es ist notwendig, die Taten sexueller Gewalt umfassend aufzuklären, und zu untersuchen, welche systemischen Bedingungen diese Taten möglicherweise begünstigt haben“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. „Eine solche umfassende Aufklärung des Geschehenen ist Voraussetzung für weitere Maßnahmen der Aufarbeitung, die wir im Bistum Mainz anstreben. Ehrliche Aufklärung braucht zusätzlich zu allen internen Bemühungen den Blick von außen.“ Kohlgraf verwies darauf, dass das Bistum Mainz bereits Anfang des Jahres durch die Übergabe einer Liste mit 199 Sachverhalten an die Generalstaatsanwaltschaften in Koblenz und Frankfurt einen Schritt zur Aufklärung gegangen sei.

Verborgenes Wissen ans Licht bringen

Er habe den Eindruck gewonnen, „dass bei vielen Menschen in unserem Bistum Wissen über Fälle sexueller Gewalt vorhanden ist sowie darüber, wie Verantwortungsträger damit umgingen, wenn sie davon erfuhren“, sagte Kohlgraf. Und weiter: „Dieses verborgene Wissen ans Licht zu bringen und auszuwerten, ist uns ein großes Anliegen, das wir als Bistum mit diesem Projekt verfolgen. Ich bitte daher nachdrücklich alle, die zur Aufklärung beitragen können, den Kontakt mit Herrn Weber zu suchen. Diese Bitte richte ich insbesondere an die Betroffenen von sexueller Gewalt, aber ebenso an Menschen in deren Umfeld, wie Angehörige, Freunde oder Lehrer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums. Alle Gespräche mit Herrn Weber und seinen Mitarbeitern sind vertraulich und bleiben im Schutz der Anonymität.“

Bentz: Keine Einflussnahme des Bistums auf das Projekt

Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz betonte die Unabhängigkeit des Projektes. „Wichtig ist uns, dass Herr Weber wirklich unabhängig arbeitet. Es ist sein Projekt, in dessen Verlauf wir ganz bewusst auf Einflussnahme verzichten. Bei der Prüfung dieses Projektes im Vorfeld haben die Verantwortlichen im Bistum Mainz große Sorgfalt walten lassen. Wir haben sensibel darauf geachtet, dass die Rechte des Einzelnen bei der Informationsgewinnung als ein sehr hohes Gut im Blick sind.“ Weber bediene sich mit seinem Team „klar überprüfbarer wissenschaftlicher Methoden und Kriterien“. Und weiter: „Am Ende wird die Veröffentlichung seiner Arbeitsergebnisse stehen. Ich bin überzeugt, dass wir mit diesen Ergebnissen im Sinne der Aufarbeitung im Bistum Mainz einen großen Schritt vorankommen.“ Der Titel des Projektes mache die drei Zielsetzungen deutlich: „Wissen heben, Zusammenhänge in der Vergangenheit erkennen und verstehen und aus diesen Erkenntnissen heraus Vorsorge treffen.“

Aufarbeitungsgremium und Beraterstab im Bistum eingerichtet

Bentz wies außerdem darauf hin, dass sich das Bistum Mainz nicht erst seit der MHG-Studie intensiv mit dem Thema Aufklärung auseinandersetze: „Wir suchen nach guten Wegen, wie angemessen und nachhaltig Aufklärung und Aufarbeitung geschehen kann. Dazu gehören zum Beispiel auch die Einrichtung eines Aufarbeitungsgremiums und eines ständigen Beraterstabes, die kontinuierlich an diesen Fragen arbeiten. Leitend ist für uns dabei die Frage: Wie können Menschen Gerechtigkeit erfahren, denen durch Personen, die im und für das Bistum Mainz gearbeitet haben, unermessliches Leid zugefügt wurde?“

Wichtiger Beitrag für Wirksamkeit von Prävention

Die Präventionsbeauftragte des Bistums Mainz, Dr. Elisabeth Eicher, hob hervor, dass das Aufklärungsprojekt „ein wichtiger Beitrag ist, um die Reichweite und Wirksamkeit von Prävention im Bistum Mainz zu verbessern. Erst wenn wir verstehen, was und warum was geschehen ist, können wir wirksam Vorsorge betreiben.“ Das Projekt solle „Hinweise auf die Kultur in der Organisation geben und Veränderungspotenzial aufdecken“. Und weiter: „Die Ergebnisse des Projektes werden aufgegriffen und in die Weiterentwicklung der Schutzkonzepte und der Präventionsarbeit kirchlicher Träger im Bistum Mainz einfließen.“

Hinweis: www.uw-recht.org

tob (MBN)

 

Kirchensteuerrat verabschiedet Jahresabschluss 2018

Gesamterträge von 314,3 Millionen Euro / Der Jahresfehlbetrag wird mit
entsprechenden Zweckrücklagen ausgeglichen / Positive Kirchensteuerentwicklung

Mainz. Bei der Sitzung der Vollversammlung des Kirchensteuerrates hat die Finanzverwaltung des Bistums Mainz den zusammengefassten Jahresabschluss 2018 für das Bistum Mainz und den Bischöflichen Stuhl zu Mainz vorgelegt. Der Jahresabschluss wurde, wie bereits in den vergangenen Jahren, nach den handelsrechtlichen Vorschriften in der für große Kapitalgesellschaften vorgeschriebenen Form aufgestellt. Nach einer Aussprache wurde der Abschluss, der von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Solidaris geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen wurde, von den Mitgliedern des Kirchensteuerrates verabschiedet. Die Sitzung fand am Dienstagabend 11. Juni, im Erbacher Hof in Mainz unter Vorsitz von Bischof Peter Kohlgraf statt.

Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung

Die Bilanzsumme des Bistums Mainz beläuft sich auf 1,27 Milliarden Euro. Neben dem Sachanlagevermögen (264,1 Millionen Euro) sind die Wertpapiere des Anlagevermögens (871,9 Millionen Euro) größter Aktivposten. Dem Wertpapiervermögen stehen Verpflichtungen in gleicher Höhe insbesondere aus der Altersversorgung für Geistliche (269 Priester im aktiven Dienst) und Lehrer (376 verbeamtete Lehrer sowie 31 Beamte in der Verwaltung im aktiven Dienst) sowie Bauerhaltung gegenüber. Das Bistum Mainz und die Pfarreien unterhalten rund 1.700 Immobilien.  

Die Gesamterträge für 2018 summieren sich im Jahresabschluss auf 314,3 Millionen Euro. Die Kirchensteuereinnahmen waren mit 217,9 Millionen Euro etwas niedriger als im Vorjahr (221,3 Millionen Euro). Der Jahresabschluss 2018 fällt durch teilweise einmalige Sondereffekte bei den Verpflichtungen für die Altersversorgung aus dem Rahmen. Durch die weiter anhaltende Niedrigzinsphase wurde der Rechnungszins weiter abgesenkt, wie es das Handelsgesetzbuch vorschreibt. Das bedeutet eine Mehrbelastung von 42,6 Millionen Euro. Die sogenannten Sterbetafeln wurden nach einigen Jahren aufgrund der mittlerweile veränderten durchschnittlichen Lebenserwartung neu berechnet. Das hat eine zusätzliche Belastung von 19,1 Millionen Euro zur Folge. Beide Faktoren summieren sich auf eine Belastung von 61,7 Millionen Euro. Somit ergibt sich ein rechnerischer Jahresfehlbetrag von 47,2 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote sinkt von 46,1 auf 40,7 Prozent.

Trotz des außergewöhnlich hohen Jahresfehlbetrags resultiert aus der laufenden Tätigkeit ein Liquiditätsüberschuss des Bistums von 43,6 Millionen Euro. Das heißt: Sämtliche Verpflichtungen zur Altersversorgung kann das Bistum weiterhin durch Finanzanlagen und liquide Mittel decken.

Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, der Generalvikar und Ökonom des Bistums Mainz ist, machte deutlich, dass auch in den kommenden Jahren weiterhin mit einem bilanziellen Defizit zu rechnen sei, da sich die Situation an den Kapitalmärkten nicht absehbar verändern werde. Man habe jedoch ausreichend Vorsorge getroffen. Es wurden entsprechende Zweckrücklagen gebildet. Durch entsprechende Entnahmen daraus könne das Defizit ausgeglichen werden. „In den kommenden Jahren werden die Kirchensteuereinnahmen voraussichtlich stagnieren. Aber die Personal- und Sachkosten sowie die Aufwendungen für Instandhaltungen werden steigen. Das Bistum Mainz verfügt über eine noch robuste Vermögens-, Finanz- und Ertragslage. Wir sind in guter Weise handlungsfähig. Jetzt gilt es aber, ohne weitere Verzögerungen die Weichen zu stellen und mit Nachdruck die Aufwandsseite des Bistums Mainz strukturell an die zukünftigen finanziellen Möglichkeiten anzupassen. Nur wenn wir jetzt mutig und entschieden handeln, können wir nachhaltig stabile wirtschaftliche Verhältnisse gewährleisten“, sagte Bentz. „Wenn wir jetzt im Pastoralen Weg die Frage stellen, was es bedeutet, angesichts der sich wandelnden Rahmenbedingungen Ressourcen zu teilen, dann sind wir alle angefragt, was wir dazu beitragen können, dass wir als Bistum nicht über unsere Verhältnisse leben.“

Kirchensteuerentwicklung im Jahr 2019

Christof Molitor, Finanzdirektor des Bistums Mainz, gab einen Überblick zur Kirchensteuerentwicklung. Im laufenden Jahr 2019 haben sich die Kirchensteuereinnahmen im Bistum Mainz bis einschließlich Mai gegenüber dem Vorjahr sehr positiv entwickelt. Dabei stiegen die Einnahmen aus der Kirchenlohnsteuer um 4,1 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum an. Eine konjunkturelle Abkühlung zeichne sich bei dem Steueraufkommen bisher noch nicht ab; für den weiteren Jahresverlauf werde aber mit einem nachlassenden Momentum gerechnet. Die Kircheneinkommensteuer sei ebenfalls sehr positiv und liege mit 10,6 Millionen Euro über dem Vorjahresaufkommen. Zu beachten sei dabei aber, dass die Vergleichszahlen aus dem Vorjahr aufgrund eines Einmaleffekts in Rheinland-Pfalz sehr negativ gewesen seien. Das anhaltend niedrige Zinsniveau führe dazu, dass die Kirchenabgeltungsteuer um 27,5 Prozent unter dem Vorjahreswert liege. Insgesamt werde für das Jahr 2019 mit leicht steigenden Kirchensteuereinnahmen gerechnet, sagte Molitor.

Neuorganisation der Finanzverwaltung

Molitor erläuterte außerdem die Neuorganisation der Finanzverwaltung für die Pfarreien im Bistum Mainz, die bis Ende 2020 umgesetzt sein soll. Ab dem Jahr 2021 ergeben sich auch für die Kirchengemeinden Änderungen durch das Umsatzsteuergesetz (§2b UStG). Dies habe neben der Einführung einer neuen Finanzbuchhaltungssoftware auch organisatorische Veränderungen zur Folge. Auch auf der Ebene der Pfarreien werde künftig die doppische Buchführung eingeführt. Das bisherige System aus zehn Rendanturen und  dem Gesamtverband Mainz sowie rund 70 Kirchenrechnerinnen und Kirchenrechnern wird aufgelöst und durch neue Strukturen ersetzt. Künftig werde es eine zentrale Buchhaltungsstelle im Finanzdezernat des Bischöflichen Ordinariates geben sowie mehrere dezentrale Verwaltungsstellen, sagte Molitor. Neben einer Entlastung der Pfarreien von Verwaltungsaufgaben ermögliche die Neuorganisation eine größere Transparenz und Vergleichbarkeit in Finanzfragen. „Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf zu erfahren, was mit den Kirchensteuern geschieht und auch wir als Bistum werden mit dem einheitlichen System einen besseren Überblick erhalten“, betonte Molitor.

Stichwort: Diözesankirchensteuerrat

Der Diözesankirchensteuerrat berät die Bistumsleitung in Haushalts- und Finanzfragen, verabschiedet den Wirtschaftsplan, setzt die Hebesätze für die Kirchensteuer fest, und beschließt über die Rechnung und Entlastung der Finanzverwaltung des Bistums Mainz. Die Beschlüsse werden mit einfacher Mehrheit der anwesenden Mitglieder gefasst. Die Amtsdauer beträgt jeweils vier Jahre. Mitglieder sind nach den Statuten unter anderen der Mainzer Bischof als Vorsitzender, der Generalvikar als sein Stellvertreter sowie jeweils ein gewählter Laienvertreter der Verwaltungsräte aus den 20 Dekanaten des Bistums. Geschäftsführender Vorsitzender ist Dr. Volker Kurz aus Mühlheim-Dietesheim. Hinzu kommen je zwei Mitglieder des Priesterrates und der Dekanekonferenz und vier Mitglieder des Katholikenrates.

tob (MBN)

 

Im Gespräch bleiben

Stellungnahme des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf zum Umgang der Kirche mit Frauen

Mainz. Im Zusammenhang mit der Aktion Maria 2.0 haben den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf verschiedene Anfragen zum Umgang der Kirche mit Frauen erreicht. In dieser Stellungnahme geht Bischof Kohlgraf auf die angesprochenen Fragestellungen ein:

Das Thema der Rolle der Frau beschäftigt uns und auch mich persönlich auf verschiedenen Ebenen. Tatsächlich sind auch in den Leitungsaufgaben unseres Bistums zu wenige Frauen vertreten. Das stellt mich nicht zufrieden, und es wird Zeit brauchen, bis hier gerechtere Verhältnisse herrschen. Auf dem Pastoralen Weg werden wir über Leitung und Beteiligung kon kret reden müssen, und es wird nicht beim Reden bleiben dürfen. Verschiedene Anfragen dazu waren jetzt Ursache dafür, dass ich das Thema in eine der Teilprojektgruppen des Pastoralen Weges eingebracht habe. Das kann natürlich nur ein Anfang sein. Die Berufsrollen der Priester und anderer Hauptamtlicher werden sich in einer Art verändern, die wir jetzt noch nicht absehen können.

In der Deutschen Bischofskonferenz beginnen wir einen gemeinsamen Synodalen Weg, und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat neben den Themen Macht, Sexualmoral und priesterliche Lebensform auch die Ämterfrage für die Frauen in der Kirche gefordert. Es zeigt sich, dass das Bemühen von Papst Johannes Paul II. im Jahre 1994, durch eine lehramtliche Erklärung die Diskussion um die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern ein für alle Mal zu beenden, die Dynamik unterschätzt hat, und gleichzeitig massiv unterschätzt hat, welches Gefühl von Ungerechtigkeit und Diskriminierung die kirchliche Praxis und Lehre bei vielen Gläubigen auslöst. So kann man eine Debatte nicht (mehr) unterdrücken, und sie wird ja in zunehmender Heftigkeit geführt. Ich nehme wahr, dass es nicht reichen wird, am Ende des Synodalen Weges gut gemeinte Erklärungen zu erstellen, die nichts Konkretes beinhalten. Genauso werden die traditionellen Argumente für den Ausschluss von vielen Menschen nicht mehr verstanden, und es reicht nicht, sie nur besser zu erklären. Das ist die eine Seite.

Als Bischof nehme ich jedoch auch eine andere Seite wahr, die ich nicht einfach ignorieren und verschweigen kann. Und ich gebe zu, dass die Unvereinbarkeit der Sichtweisen mich auch ratlos macht. Papst Johannes Paul II. hat die Forderung nach einer Zulassung der Frauen zu den kirchlichen Ämtern mit hoher lehramtlicher Autorität ausgeschlossen, indem er sich auf die Praxis und den Willen Jesu beruft und damit die endgültige Unmöglichkeit einer Veränderung der kirchlichen Praxis betont. Das bedeutet, dass kein Papst einfach diese Entscheidung kippen kann. Es bedürfte meines Erachtens eines Konzils der Weltkirche, um überhaupt neu an diese Frage heranzugehen. Papst Franziskus hat ebenfalls davon gesprochen, dass diese Tür geschlossen sei. Auch mein Vorgänger, Kardinal Lehmann, hat sich wiederholt so geäußert. Ich sehe in dieser Frage derzeit keine realistische Perspektive der Veränderung.

Als Bischof stehe ich hier auch in einer Loyalitätsverpflichtung, die selbstverständlich kritisches Fragen nicht ausschließt. Indem der Papst den Ausschluss quasi als Glaubenssatz verkündet, wird es in dieser Frage auch keine regionalen Sonderlösungen geben können. Im Blick auf die gesamte Weltkirche wird es hier keine Mehrheit geben, und ich tue mich schwer damit, die Forderung nach einer Öffnung des Amtes zum Kriterium dafür zu machen, ob ich andere Teile der Weltkirche gewissermaßen von oben herab als kulturell und religiös unterentwickelt bewerten will. Es ist offenkundig, dass diese Frage erhebliches Spaltungspotential hat, und ich verstehe die Aussagen des Papstes auch als Sorge um die Einheit der Weltkirche. Als Bischof sehe ich mich durchaus auch als Teil dieser Weltkirche, deren Vorteile ich in anderen Fragen und Erfahrungen gerne annehme und um die uns andere Kirchen durchaus beneiden. Und wenigstens ein bisschen bewegt mich die Frage, ob die letzten 2.000 Jahre Kirchengeschichte den Willen Jesu tatsächlich derart missverstanden haben sollten. Diese persönliche Gewissensfrage ist für mich nicht einfach zu beantworten.

Auch die ökumenische Dimension der Rolle der Frau wird häufig angesprochen, allerdings meistens ohne die orthodoxen Kirchen im Blick zu haben. Die Frauenordination wäre hier ein erheblicher ökumenischer Rückschlag im Dialog mit den Kirchen, mit denen uns sonst gerade auch die sakramentale Dimension eng verbindet. Diese aufzukündigen, wäre eben auch eine ökumenische Konsequenz, die sich aus der Frauenordination ergäbe.

Was den Predigtdienst in der Eucharistiefeier angeht, bin ich als Bischof zunächst den weltkirchlichen Vorgaben unterstellt. Das heißt nicht, dass ich dieses Thema für nicht lösbar hielte. Gerne bringe ich dieses Anliegen in den Synodalen Weg ein. Was die Unterstützung der Frauenordination angeht, werde ich deutlich benennen, wie sehr die Verweigerung als Ungerechtigkeit empfunden wird, und wie wenig die traditionellen Argumente viele unserer Gläubigen überzeugen. Ich sehe aber auch für mich persönlich moralische Grenzen, den Papst in dieser Frage massiv unter Druck setzen zu wollen. Und wir dürfen auch den Einfluss einer Bischofskonferenz, die hier natürlich auch nicht einheitlich votieren wird, nicht überschätzen.

Im Übrigen erreichen mich auch Stimmen, die aus einer anderen Richtung Druck machen. Die etwa bei Maria 2.0 vertretenen Positionen zur Rolle der Frau werden nicht von allen in der Kirche geteilt, bis hin zur Androhung einer Spaltung, wenn die deutschen Bischöfe den Weg der Öffnung weiter verfolgen. Ich gebe zu, dass mich die lauten Stimmen von beiden Seiten, die nicht selten auch verletzend werden, oft an die persönlichen Grenzen führen, auch an die Grenzen meines bischöflichen Dienstes an der Einheit der Kirche.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass wir meines Erachtens Leitungsfunktionen zu sehr mit dem Weiheamt in der Kirche verbinden. Zu oft wird allein die sakramentale Weihe mit Leitung, Verantwortung und Macht gleichgesetzt. Ich glaube, dass es realistische Möglichkeiten für Leitungsaufgaben für Nicht-Ordinierte gibt, die wir in keiner Weise ausgeschöpft haben. Vielleicht entwickeln sich neue Dienste und Ämter.

Mir ist es grundsätzlich wichtig, auch über diese Fragen im Gespräch zu bleiben, vor allem aber, dass wir einander zu verstehen versuchen, auch dort, wo wir unterschiedliche Einschätzungen vertreten.

Bischof Peter Kohlgraf

(MBN)

 

„Ich bitte alle, die Türen aufzumachen und aufzubrechen“

Pontifikalamt zum Pfingstfest mit Bischof Kohlgraf im Mainzer Dom

Mainz. Anlässlich des Pfingstfestes am Sonntag, 9. Juni, hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf gemeinsam mit dem Mainzer Domstift ein Pontifikalamt gefeiert. Der Gottesdienst stand im Zeichen des Pastoralen Weges des Bistums Mainz und bildete eine Brücke zu dem Workshoptag, der vor einer Woche, am Samstag, 1. Juni, stattgefunden hatte. 300 Menschen waren an diesem Tag nach Mainz gekommen, um sich austauschen und ihre Perspektiven und Überlegungen zum Pastoralen Weg einzubringen.

Im Gottesdienst wurden Fürbitten verlesen, die während des Workshoptags im „Raum der Stille“ von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufgeschrieben worden waren. Auch die Pfarreien im Bistum Mainz waren eingeladen, diese Bitten in ihren Pfingstgottesdiensten zu verlesen. Darüber hinaus ist bei einer Kreativ-Aktion beim Workshoptag („Meine Farbe für den Pastoralen Weg“) ein farbiges Mosaik entstanden, das nun Titelbild für ein Gebetsbild für den Pastoralen Weg ist. Das Gebetsbild wurde im Mainzer Dom verteilt und an die Pfarreien in der Diözese versendet. Die Gemeinden waren ebenfalls eingeladen, in den Pfingstgottesdiensten dieses Gebet zu beten. Musikalisch gestaltet wurde der Pfingstgottesdienst durch den Mainzer Domchor, den Domkammerchor und die Mainzer Dombläser unter Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck sowie eine Musikband unter der Leitung von Thomas Gabriel, Hainstadt.

Predigt von Bischof Kohlgraf

Bischof Kohlgraf hat im Gottesdienst zum Pfingstfest eine Predigt zum Pastoralen Weg des Bistums Mainz gehalten. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut der Predigt des Mainzer Bischofs:

„Alle waren zusammen am selben Ort“ – so beginnt die Pfingstgeschichte. Eigentlich läuft alles rund. Jesus ist von den Toten auferstanden, dieser Glaube führt die Jünger zusammen. Sie haben sogar schon begonnen, die Gemeinde zu organisieren. Im Kapitel vorher wird von der Wahl des Apostels Matthias erzählt. Das heißt, wir haben eine Gemeinde vor uns, die sich versammelt, die betet, die ihre Leitungsämter vorweisen kann, und die aus der Erfahrung lebt, dass Jesus auferstanden ist. Sie hat einen festen Ort, an dem sie sich trifft, die Gruppe gibt den Jüngern Halt und die Erfahrung einer engen Gemeinschaft im Glauben. Es sind wenige, aber sie sind immerhin die Auserwählten, die, welche Jesus gefolgt sind und die jetzt in seiner Gegenwart leben. Vielleicht erzählen sie sich immer wieder von den guten alten Zeiten, als sie mit Jesus unterwegs waren. Welche großartigen Gespräche führten sie damals, wie großartig waren die Wunder, die Jesus wirkte, und nun die Auferstehung! Sie verharren „einmütig im Gebet“.

Aber worum beten sie? Vielleicht ist ihr Gebet eine Kontaktaufnahme mit dem Auferstandenen, es ist ein ruhiges Verharren in seiner Gegenwart. Ob die Gruppe der Jüngerinnen und Jünger sorglos in den Tag gelebt hat? Wir wissen es nicht, aber wir spüren, trotz der geordneten Abläufe, dass eine Initialzündung fehlt. Eine glaubende, betende Kirche, die Jesus in ihrer Mitte weiß, die ihre Gemeinschaft genießt, die von den guten früheren Zeiten redet, die sich organisiert – ich erkenne auch unsere Kirche und unsere Gemeinden darin wieder.

Offenbar ist das noch nicht die Art von Kirche, die der Auferstandene sich vorstellt. Da kommt plötzlich die Initialzündung: wie ein Brausen, ein Feuer, ein Sturm. Ich erinnere mich an ein Bildwort des Papstes: Jesus klopft von innen an die Türen unserer Kirche, damit wir ihn endlich herauskommen lassen. Dieser Aufbruch ist nicht organisiert, sondern wird in den Jüngerinnen und Jüngern vom Geist Gottes selbst bewirkt. Man hat nicht den Eindruck, dass den Jüngern etwas anderes übrigbleibt, als sich bewegen zu lassen. Was ihnen wohl durch den Kopf gegangen ist, in diesem Augenblick? „Endlich bewegt sich etwas?“ oder: „Es war gerade so schön?“ oder: „Was soll das denn jetzt“? oder „Großartig, was wir hier spüren!“ oder vielleicht auch Angst: „Was geschieht mit uns?“. Eines können wir sicher sagen: Sie spüren, dass da etwas Neues beginnt, eine neue Form von Gemeinschaft, eine andere, größere Art von Kirche als die, die sie machen, planen, organisieren können. Es beginnt ein Weg, dessen Ende nicht absehbar ist, aber an dessen Beginn sie wohl spüren, dass sie zu diesem Weg bewegt werden, nicht aus eigenem Antrieb, sondern vom Geist Gottes selbst, der brennt, der stürmt, der bewegt.

Finden wir uns in den wenigen Jüngerinnen und Jüngern von damals wieder? Wie damals befinden wir uns am Anfang eines Aufbruchs aus der Sicherheit des geschlossenen Raumes, der bekannten Gruppe, der Gemütlichkeit, die wir uns über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte eingerichtet haben, scheinbar gute und manchmal wirklich gute Jahre und Situationen. Wir spüren vielleicht weniger das Wehen des Geistes, als die Notwendigkeit, auf die Zeichen der Zeit zu reagieren. Ein Theologe (Marie Dominique Chenu OP) hat aber diese „Zeichen der Zeit“ als eine „Tatsache, die etwas offenbart“ bezeichnet, als etwas, das uns zwingt, neu zu sehen, Gewohntes zu durchbrechen. Vielleicht sollten wir die Zeit und ihre Herausforderungen an die Kirche in erster Linie nicht als Zeit des Abbruchs, sondern auch als Zeit des Aufbruchs, der Neuorientierung sehen, in die uns der Geist heute hineinführt. Sicher haben sich die Gläubigen damals wie wir heute auch Sorgen gemacht. Eine Option gibt ihnen der Geist jedoch nicht: die Option, hinter den Türen sitzen zu bleiben und es sich weiter bequem zu machen.

Ich denke an den Workshoptag vergangene Woche zurück. 300 Gläubige haben sich dem Aufbruch gestellt. Ich bin dankbar für so viel Bereitschaft zum Aufbruch, aber auch für den Realismus und die berechtigten Fragen. Es werden viele kleine Aufbrüche folgen, die wir heute noch gar nicht absehen können. Bitten wir den Geist, dass er uns vor der Versuchung bewahrt, uns ängstlich einzuigeln in das Gewohnte allein. Auch vor der Versuchung zu meinen, wenn alles gut organisiert ist, läuft es dann wieder rund. Der Geist bleibt hoffentlich immer für Überraschungen gut. Es wird auch Zeit brauchen zu fragen, die Sorgen zu teilen und auch zu trauern. Aufbruch, Sturm und Feuer lösen auch Schmerzen aus. In den Gesprächen nicht nur letzte Woche war auch dies zu spüren. Aber ich meine, dass viele Menschen auch spüren: Eine Kirche, die nur gut verwaltet, organisiert und rund läuft, muss zusehen, dass sie keine „geist“-lose Kirche wird.

Auf jede und jeden ließ sich eine Feuerzunge nieder. Die Apostelgeschichte überliefert die Erfahrung einer Gemeinde, in der jeder und jede eine Geistesgabe einbringen kann. Alle Getauften sind „Geistliche“, nicht nur die sakramental geweihten Diakone, Priester und Bischöfe. Längst hat sich dieses Bewusstsein noch nicht durchgesetzt. Der Apostel Paulus sieht das Amt des Leiters einer Gemeinde als ein Charisma im Zusammenspiel mit den anderen. Dieses Bewusstsein gilt es neu zu entwickeln und zu vertiefen. Beim Workshoptag wurde dieser Auftrag als die größte Herausforderung herausgestellt: Verantwortung teilen als Neuentdeckung eines biblischen Gemeindeverständnisses. Auch heute sind Menschen der Bewegung Maria 2.0 hier, die deutlich die Anliegen zahlreicher Gläubigen einbringen mit der Forderung, sie ernst zu nehmen und es nicht bei Worten zu belassen. Hauptamtliche und Priester fragen daneben nach ihrer zukünftigen Rolle.

Wir werden auf dem Pastoralen Weg auch über Modelle geteilter Leitung reden und sicher auch Wege finden, die für uns passen. Ich kann alle nur bitten, sich dem offenen Gespräch darüber zu stellen und dem Geist etwas zuzutrauen und den Bruder und die Schwester im Glauben als Trägerin oder Träger des Geistes zu sehen und zu behandeln. Vielleicht entdecken wir längst verschüttete Dienste in den Gemeinden wieder, die wir in den Paulusbriefen finden: Lehrerinnen und Lehrer, Prophetinnen und Propheten, Menschen, die heilen können. Ein Bild von Kirche und Gemeinde scheint mir in keinem Fall zukunftsträchtig zu sein. Das Bild einer Kirche, die ausschließlich aus Haupt und Füßen besteht, aus Leitung und „Fußvolk“. Manchmal ist die Kirche zu einem Gebilde mutiert, „das statt aus verschiedenen Gliedern praktisch nur noch aus zweien besteht: aus dem Haupt, von dem alle Lebensregungen ausgehen und das Recht und Pflicht hat zu gebieten, und aus den Füßen, die dazu da sind, zu dienen und zu gehorchen“.  Nein, damals wie heute lässt sich der Geist auf jede und jeden von ihnen nieder.

„Jeder hörte sie in seiner Sprache reden.“ Natürlich ist dies ein starkes Bekenntnis zu einer Weltkirche, die alle Grenzen überwindet. Wir dürfen auf unserem Pastoralen Weg die verschiedenen Gemeinden und Kirchorte zusammendenken und ins Gespräch bringen, die unterschiedlichen Sprachen und Erfahrungen. Tatsächlich gehören zu unserem Bistum 25 Prozent Gläubige anderer Muttersprache. Einander in den Blick zu nehmen, zu verstehen, Gemeinschaft zu bilden statt zu isolieren, ist unser Weg aller Gemeinden und Kirchorte. Dieser Satz ist ein starkes Bekenntnis zur Fähigkeit des Geistes Gottes, Menschen zu einem Zeugnis und einer Sprache zu befähigen, die verstanden werden und die Menschen zusammenbringen, anstatt Mauern zu errichten. Glauben teilen geht nur, indem wir Leben teilen.

Nicht erst beim Workshoptag haben wir angefangen, darüber nachzudenken, was das konkret heißen muss. Glauben teilen ist ein Beziehungsgeschehen, keine Einbahnstraße, so hieß es in einer Gesprächsgruppe. Der Pastorale Weg ist erst in zweiter Linie ein Strukturprozess, das will ich erneut betonen. In erster Linie ist er die gemeinsame Suche nach guten, auch neuen Begegnungsformen mit den vielen Menschen unserer Zeit. Es geht um Evangelisierung, das heißt um das Bemühen, die Lebenswelt unserer Zeit durch das gelebte und bezeugte Evangelium zu durchdringen. Zu diesem Ziel müssen die Jünger in Jerusalem den engen Kreis aufbrechen und weiten. Es geht um Zeugnis, Beziehung, Sendung = Mission. Dafür müssen wir die Themen und Fragen der Menschen kennen und zu unseren machen (vgl. Gaudium et Spes 1). Es gibt eine Karikatur, die zwei Figuren nebeneinander zeigt. Die eine sagt: „Jesus ist die Antwort“, die andere: „Ja, aber was war die Frage?“ So darf kirchliche Kommunikation nicht aussehen. Die Fragen neu zu hören, um Jesus als Antwort anbieten zu können, darin sehe ich das vorrangige Ziel des Pastoralen Weges. Wir dürfen nicht, auch wenn die Themen zeitlich parallel laufen, das Zweite zum Ersten machen. 

Schließlich habe ich eine große Hoffnung: In den letzten Monaten haben mich immer wieder Menschen angesprochen und von „meinem“ Pastoralen Weg gesprochen, also vom Pastoralen Weg als dem Weg des Bischofs. Wenn wir es schaffen, von „unserem“ Pastoralen Weg zu reden und ihn auch zu unserem Herzensanliegen zu machen, kann es gelingen. Ich bitte alle, in Glauben und Vertrauen die Türen aufzumachen und aufzubrechen. In allem möge uns der Heilige Geist bewegen, motivieren und leiten. 

Hinweis: Fürbitten und „Gebet zum Pastoralen Weg“ steht auf der Internetseite https://bistummainz.de/pastoraler-weg/geistlich/vorbereitung/ zum Download bereit.

am (MBN)

 

Kohlgraf: Wie können wir als Christen in der Gesellschaft präsent sein?

Über 300 Teilnehmer beim Workshoptag zum Pastoralen Weg im Bistum Mainz

Mainz. „Dieser Workshoptag soll als Auftakt des Pastoralen Weges einen positiven Schub bewirken und viele zum Mitmachen bewegen. Der Pastorale Weg will eine Antwort auf die Frage geben, wie wir heute im Bistum Mainz Kirche sein wollen.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Samstag, 1. Juni, beim Workshoptag zum Pastoralen Weg in der Alten Lokhalle Mainz. Natürlich habe die Kirche etwas Kontinuierliches, da sich das Evangelium nicht ändere, „aber die Art der Verkündigung soll sich verändern“, betonte der Bischof. Die sich wandelnde Welt „zwingt uns dazu, dass wir uns positionieren. Wir müssen uns fragen: Wie wollen wir als Christen in der Gesellschaft präsent sein?“ Der Tag stand unter der Überschrift „Eine Kirche, die teilt“.

Mit den Adjektiven „bewegt, realistisch und optimistisch“ gab Kohlgraf am Ende des Workshops seine Eindrücke vom Tag wieder. „Ich habe eine positive Stimmung gespürt, aber auch einen realistischen Blick auf die Probleme, die vor uns liegen.“ Der Tag habe vielen Anregungen und Hilfestellungen geboten, die für die Schwerpunktsetzungen in den Dekanaten wichtig seien.

Über 300 Teilnehmer aus dem Bistum Mainz, aber auch Vertreter aus Politik, Kultur und Wirtschaft, Studierende und Schüler waren von Bischof Kohlgraf eingeladen worden, ihre Perspektiven in die Überlegungen zum Pastoralen Weg einzubringen. Fragestellungen waren unter anderem: „Was motiviert mich Christ zu sein?“, „Womit wird Kirche auch 2030 gesellschaftliche Relevanz haben?“, „Was brauchen Menschen von der Kirche?“ und „Welches Veränderungspotential ergibt sich daraus?“.

Der Austausch fand zunächst in moderierten Tischgruppen mit je acht Teilnehmenden statt. Dabei ging es um die vier Kernthemen des Pastoralen Weges, „Glauben teilen“, „Leben teilen“, „Ressourcen teilen“, „Verantwortung teilen“, aber auch um Widerstände und Befürchtungen sowie Hoffnungen und Visionen. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, zu drei verschiedenen Themenbereiche zu diskutieren. Die Ergebnisse der Gespräche wurden auf Plakaten dokumentiert und werden in die Erarbeitung eines Leitbilds für den Pastoralen Weg einfließen.

Nach dem Mittagessen bot sich auf vielfältige Weise Raum für Austausch: Neben einem Raum der Stille mit Geistlichen Impulsen gab es eine Fotobox mit der Möglichkeit zu Selfies zum Workshoptag, und Litfasssfäulen zum „Charismentausch“, wo sich die Teilnehmer nach Art eines Schwarzen Brettes Suchanfragen oder Angebote anbringen konnten. Außerdem waren alle gebeten, kleine quadratische Karten zu bemalen, aus denen ein Mosaik für den Pfingstgottesdienst erstellt wird. Vertreter der Bistumsleitung und der Koordinierungsstelle für den Pastoralen Weg standen für Gespräche zur Verfügung. Neben dem Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, der auch Generalvikar des Bistums Mainz ist, diskutierten mit den Teilnehmern in Tischgruppen: Nicola Adick, Dezernentin für Caritas und Soziale Arbeit, Hans Jürgen Dörr, Dezernent von Seelsorge- und Jugendamt, sowie der Leiter der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg, Dr. Wolfgang Fritzen.

Daneben konnten sich die Teilnehmer während des gesamten Tages bei zahlreichen Mentimeter-Fragen mit ihren Eindrücken und Stimmungen unmittelbar einbringen. Mentimeter ist eine Anwendungssoftware, mit der die Teilnehmer während der Veranstaltung über ihr Mobiltelefon in Echtzeit Rückmeldungen geben können, die dann auf einem Bildschirm für alle sichtbar sind. Eröffnet wurde der Tag mit einem geistlichen Impuls und dem Kanon „Steh auf und bewege dich“, den Andreas Hesping-Barthelmes dirigierte. Moderiert wurde der Tag von der stellvertretenden Bildungsdezernentin, Dr. Elisabeth Eicher, und Dr. Fritzen.

Der Pastorale Weg im Bistum Mainz

Der Pastorale Weg des Bistums Mainz ist ein Prozess der theologischen und strukturellen Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz. Mit dem Pastoralen Weg wird es auch strukturelle Veränderungen geben. Bis zum Jahr 2030 sollen die derzeit 134 Pastoralen Einheiten (Pfarrgruppen und Pfarreienverbünde) im Bistum zu künftig rund 50 Pfarreien als Verwaltungseinheiten zusammengeführt werden. Die 20 Dekanate des Bistums sind nun beauftragt, in einem möglichst breiten Beteiligungsprozess bis zum Sommer 2021 Konzepte mit seelsorglichen Schwerpunkten und tragfähigen Strukturen zu entwickeln.

Mit den strukturellen Veränderungen des Pastoralen Weges reagiert das Bistum Mainz auf die Entwicklungen der kommenden Jahre: So geht das Bistum davon aus, dass sich bis zum Jahr 2030 die Zahl der Katholiken von aktuell 730.000 auf voraussichtlich rund 650.000 reduziert. Der Rückgang der Priester unter 75 Jahren von derzeit 198 auf 104 (im Jahr 2030 prognostiziert) sowie der Rückgang des Kirchensteueraufkommens sind weitere Aspekte dieser Entwicklung. Offizieller Auftakt für den Pastoralen Weg ist der Gottesdienst an Pfingstsonntag, 9. Juni, um 10.00 Uhr mit Bischof Kohlgraf im Mainzer Dom. Die erste Phase des Pastoralen Weges hatte im März mit außerordentlichen Dekanatsversammlungen in allen 20 Dekanaten des Bistums begonnen.

Hinweis: Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Telefon:  06131/253-526, E-Mail: pastoraler.weg@bistum-mainz.de, Internet:  www.bistummainz.de/pastoraler-weg

tob (MBN)

 

Auf dem Weg einer geistlichen Erneuerung im Gespräch bleiben

Gesprächsforum von Bischof Kohlgraf mit den Priestern zum Pastoralen Weg

Mainz. „Ich habe die Hoffnung, dass der Pastorale Weg auch zu einer geistlichen Erneuerung unserer Kirche führen wird. Deshalb lade ich Sie dazu ein, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Freitagabend, 31. Mai, bei einem Gesprächsforum zum Pastoralen Weg im Mainzer Priesterseminar. Wahrscheinlich seien die Priester durch den Wandel des Pastoralen Weges am meisten in Frage gestellt, sagte der Bischof. „Deshalb ist es mir wichtig, dass wir von Anfang an auf dem Pastoralen Weg miteinander im Gespräch sind. Und ich kann Ihnen versprechen: Dies wird nicht das letzte Forum dieser Art sein.“ Zu dem ersten Gesprächsforum mit den Priestern des Bistums Mainz waren rund 80 Geistliche gekommen. Für den 29. Juni ist bereits ein weiteres Forum terminiert. Der Pastorale Weg des Bistums Mainz ist ein Prozess der theologischen und strukturellen Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz.

Der Rückgang von kirchlichem Leben in vielen Bereichen sei ein Zeichen der Zeit, auf das der Pastorale Weg Antworten geben wolle. „Es wird Manches nicht mehr geben, das uns bisher vertraut war, aber es wird auch neue Formen in der Seelsorge geben“, betonte Kohlgraf. Ein rein defizitärer Blick auf den Wandel sei daher nicht hilfreich. Der Bischof wies auf die Chancen hin: „Durch die größeren Räume wird nicht mehr einer alleine in einem bestimmten Gebiet für alles verantwortlich sein.“ Durch die Teams in der Seelsorge werde es möglich sein, dass die Begabungen der einzelnen Seelsorger stärker zum Tragen kommen. Erfahrungen aus anderen Diözesen zeigten, dass dies oft zu einem stärkeren „Wir-Gefühl“ führe.

Es werde wichtig sein, das Verhältnis von leitendem Pfarrer und mitarbeitenden Pfarrer in den neuen Pfarreien genau in den Blick zu nehmen, da die Beauftragung als mitarbeitender Pfarrer mit einem seelsorglichem Schwerpunkt womöglich als „Degradierung“ wahrgenommen werden könne, sagte Kohlgraf. Auch neue Leitungsmodelle werden im Pastoralen Weg Thema sein. Der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, der auch Generalvikar des Bistum Mainz ist, wies darauf hin, dass es für jeden einzelnen Seelsorger wichtig sein werde, „ein Gespür dafür zu entwickeln, wie er sich in den neuen Strukturen weiterentwickeln möchte“. Im Gespräch machte Kohlgraf auch deutlich, dass bislang weder die genauen Wege der Pfarreibildung, noch der Bildung der Seelsorge-Teams abgeschlossen sei. Eine genaue Aufgabenbeschreibung für die künftigen leitenden Pfarrer und die mitarbeitenden Pfarrer werde derzeit erarbweitet. Pfarrer Michael Ritzert, der Bischöfliche Beauftragte für die Priester, hatte das Gesprächsforum moderiert. 

Hinweis: Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Telefon:  06131/253-526, E-Mail: pastoraler.weg@bistum-mainz.de, Internet:  www.bistummainz.de/pastoraler-weg

tob (MBN)

 

Team der Berufungspastoral vorgestellt

Sommerfest des Bischöflichen Priesterseminars St. Bonifatius

Mainz. Beim Sommerfest des Mainzer Priesterseminars St. Bonifatius wurde das neue Team der Berufungspastoral im Bistum Mainz vorgestellt. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf würdigte am Donnerstagabend, 6. Juni, Pfarrer Markus W. Konrad, Pastoralreferentin Claudia Fontana und Pastoralassistent Andreas Baaden als „sehr kompetentes und motiviertes Team“. Die Berufungspastoral ist unter anderem für das Christliche Orientierungsjahr (COJ) verantwortlich, das zum 1. September erstmals für Jugendliche ab 17 Jahren und junge Erwachsene angeboten wird. Es sei eine wichtige Aufgabe für die Kirche, junge Menschen ins Leben zu begleiten, sagte Kohlgraf. Das COJ sei „nicht eng geführt auf einen seelsorglichen oder geistlichen Beruf hin“, betonte der Bischof. Aber es solle dabei deutlich werden, dass Gott eine besondere Rolle im Leben spiele. 

Das Christliche Orientierungsjahr (COJ) 

Beim COJ stehen in einer Wohngemeinschaft in den Räumlichkeiten des Mainzer Priesterseminars Plätze für fünf Frauen und fünf Männer zur Verfügung. Neben einem Freiwilligendienst (Freiwilliges Soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst) will das Orientierungsjahr auch Raum bieten, um eigene Lebensfragen zu klären. Begleitet werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Berufungspastoral im Bistum Mainz in Zusammenarbeit mit dem Referat Freiwilligendienste des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Referat Freiwilligendienste des Diözesancaritasverbandes Mainz. Je nach Einsatzstelle des Freiwilligendienstes kann das COJ bereits zum 1. August beginnen. Bewerbungen für das COJ sind ab sofort möglich.

Der Leiter der Berufungspastoral, Pfarrer Markus W. Konrad, umschreibt das Anliegen des COJ folgendermaßen: „Wir sind überzeugt, dass jeder Mensch seine ganz eigene Berufung hat und es sich lohnt, ihr auf die Spur zu kommen. Dazu will das COJ junge Menschen in einer Lebensphase der Orientierung und Entscheidungsfindung begleiten und unterstützen. Das Jahr bietet Zeit und Erfahrungsräume, um gemeinsam und persönlich wichtigen Lebensfragen nachzugehen und für sich ein Stück weiterzukommen.“ Das Leben in der Wohngemeinschaft, das Engagement im Freiwilligendienst sowie das Rahmen- und Begleitprogramm bieten vielfältige Möglichkeiten zu erleben, was Christ-Sein für das eigene Leben bedeuten kann.

In der Wohngemeinschaft wird es regelmäßige gemeinsame Aktivitäten geben. Angeboten werden unter anderem verschiedene Workshops wie Sprachkurse, musikalische oder sportliche Aktivitäten. Auch persönliches Coaching und gemeinsame Exkursionen und Bildungstage stehen auf dem Programm. Als christliche Gemeinschaft werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch Gottesdienst feiern sowie verschiedene Gebets- und Spiritualitätsformen kennenlernen.

Im Rahmen des Freiwilligendienstes erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer rund 440 Euro im Monat sowie eine Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Die monatliche Kostenbeteiligung für Unterkunft, Verpflegung und Nebenkosten beläuft sich auf 190 Euro. Hinzu kommt ein einmaliger Betrag von 360 Euro für Projekttage, gemeinsame Wochenenden und Exkursionen.

Kontakt: Internet: www.coj-mainz.de - Berufungspastoral im Bistum Mainz, Pfarrer Markus Konrad, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz, Telefon: 06131/253-534, E-Mail: coj@bistum-mainz.de                                                                                                                 

tob (MBN)

 

Bentz: Bereitschaft zur Pilgerschaft als wesentliche Tugend für Kirchlichkeit

Geistlicher Tag der Diakone im Mainzer Priesterseminar / Admissio für drei Kandidaten

Mainz. „Bereitschaft zur Pilgerschaft ist für mich heute eine wesentliche Tugend von ‚Kirchlichkeit’, die ich mir auch gerade von denjenigen erhoffe, die sich in besonderer Weise rufen lassen.“ Das sagte der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, am Samstag, 8. Juni, in seiner Predigt bei der Eucharistiefeier im Rahmen des Geistlichen Tages der Diakone und ihrer Ehefrauen im Mainzer Priesterseminar. Der Weihbischof erinnerte an den heiligen Bonifatius, dessen entscheidendes Motiv für seine missionarische Kraft gewesen sei, „aus der Sicherheit des Klosters in die Unsicherheit der Führung Gottes hinein aufzubrechen“. Der Platz in der Welt gerade für Diakone sei „nicht der feste Altar, sondern der lebendige Mensch“. Beim Gottesdienst wurden drei Kandidaten durch die Admissio in den Kreis der Weihekandidaten für den Diakonendienst aufgenommen: Matthias Görtz, Nidderau-Heldenbergen, Markus Landua, Worms-Pfiffligheim, sowie Marcus Ostheimer, Schaafheim-Mosbach.

Die heutige Kirche stehe in der Gefahr, um sich selbst zu kreisen und so aktuellen Herausforderungen aus dem Wege zu gehen, sagte Bentz: Und weiter: „Wo immer aber es kleingeistiges Kreisen um sich selbst gibt - wo immer Fixierungen die Oberhand haben, wird es dauerhaft keinen Segen geben können. Wo immer aber Einzelne in wachsender innerer Freiheit sich hingeben und binden können an das je Größere, wo Winzelne weg von sich neu hin-hören auf den Anruf - da wird auch die Kirche befreit und geweitet - da wird der Einzelne zum Segen für die Vielen.“

Konzelebranten waren Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, Personaldezernent des Bistums Mainz, Pfarrer Markus Warsberg, Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat, und Pfarrer Winfried Hommel, Spiritual der Diakone sowie Leiter des Institutes zur Geistlichen Begleitung. Weitere Mitwirkende waren der Ausbildungsreferent, Diakon Norbert Tiegel, und der Sprecher der Diakone, Diakon Wolfgang Ludwig. 

Grünes Licht für Diakonenrat

Zu Beginn des Tages hatte Domkapitular Eberhardt in seiner Begrüßung die Überlegungen vorgestellt, einen Diakonenrat einzurichten. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf habe dafür „grünes Licht gegeben“ und so eine alte Forderung von „Diakonen der ersten Stunde“ aufgegriffen, sagte Eberhardt. Voraussichtlich zur Vollversammlung der Diakone im Herbst werde das Gremium eingerichtet werden können.

Danach ging Ordinariatsrat Dr. Wolfgang Fritzen, Leiter der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg, in seinem Vortrag auf den „Pastoralen Weg als geistliche Herausforderung“ ein. Er warb dafür, die Veränderungen des Pastoralen Weges „als frische Brise des Heiligen Geistes zu deuten, die unser Denken und Handeln auf den Prüfstand stellt“.  Veränderung sei für die Kirche eine Notwendigkeit, „weil sie das Wesen unseres Kircheseins ist“, sagte Fritzen. Der Ruf zur Umkehr sei schon in der Bibel ein durchgängiges Motiv.

Gerade die Ständigen Diakone mit Familie und Zivilberuf hätten die wichtige Aufgabe, der Kirche zu helfen, den Glauben und das Leben in der heutigen Zeit glaubwürdig zu teilen. Der Diakonat stehe in besonderer Weise für die sozialpastorale Ausrichtung der Kirche. Fritzen warb dafür, dass sich die Ständigen Diakone in die Erarbeitung von Schwerpunkten für die Pastoralkonzepte der Dekanate einbringen. Bei dem traditionellen Geistlichen Tag der Diakone versammeln sich die Ständigen Diakone im Bistum Mainz mit ihren Frauen, die Bewerber im Diakonatskreis (Pastoralkurs), die Interessenten am Diakonat und die Witwen der verstorbenen Diakone.

Es gibt 131 Ständige Diakone im Bistum Mainz

Zurzeit gibt es 131 Ständige Diakone im Bistum Mainz. Davon befinden sich 45 im Ruhestand, der im Regelfall mit 65 beginnt. Neuerdings können die Seelsorger als „Diakone mit Zivilberuf“ auf Antrag bis zum 70. bzw. dem 75. Geburtstag im Dienst bleiben. Von den 86 aktiven Ständigen Diakonen sind 24 hauptberufliche Seelsorger, 62 „Diakone mit Zivilberuf“. Neun Diakone kommen aus anderen Diözesen oder Ordensgemeinschaften. Vier verbringen ihren Ruhestand außerhalb der Diözese. Fünf aktive Diakone haben ihren Wohnsitz in anderen Diözesen und tun ihren Dienst dort. Die meisten Ständigen Diakone sind verheiratet. Das Mindestalter für die Weihe liegt bei 35 Jahren, das Höchstalter bei 55. Voraussetzung für die Aufnahme in den Diakonatskreis (Pastoralkurs) ist ein theologischer Abschluss, in der Regel beim Fernkurs der Würzburger Domschule, sowie Bewährung in Beruf und Familie, im ehrenamtlichen Dienst in der Gemeinde und im religiösen Leben.

tob (MBN)

 

Den gemeinsamen Auftrag entdecken

Schlusskonferenz der Visitation im Dekanat Alsfeld mit Bischof Kohlgraf

Alsfeld. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat „für eine neue Kultur des Miteinanders anstelle von Konkurrenzdenken“ geworben. Bei der Schlusskonferenz der Visitation des Dekanates Alsfeld am Freitagabend, 7. Juni, sagte er: „Konkurrenzdenken zwischen Haupt- und Ehrenamt, zwischen Gemeinden und Verbänden verhindert die Verkündigung des Evangeliums. Stattdessen sollten wir zunehmend mehr auch die Gemeinsamkeit und den gemeinsamen Auftrag entdecken.“ Deswegen sei es notwendig, den pastoralen Raum im Dekanat Alsfeld nicht allein mit Blick auf ein Nebeneinander von territorialen Gemeinden, Verbänden, Caritas, Jugend oder Kitas zu gestalten. Vielmehr müsse „gemeinsam überlegt werden, was unser Auftrag im gesamten pastoralen Raum sein könnte und was jede und jeder Einzelne spezifisch dazu beitragen kann“. Das Treffen fand in der Gemeinde Christ-König in Alsfeld statt. Daran nahmen die hauptamtlichen sowie Vertreter der ehrenamtlichen Mitarbeiter aus dem Dekanat teil. Der Bischof hatte das Dekanat seit dem 27. Februar visitiert und zahlreiche Gespräche mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt.

Beim Pastoralen Weg solle überlegt werden, „wie wir in Zukunft Kirche sein wollen, welche Angebote wir in Zukunft machen wollen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen“, betonte Kohlgraf. Weiter sagte er: „Es soll wirklich auch ein geistlicher Weg sein: Was ist unsere Motivation, unser Glaube, was sind unsere Grundhaltungen in unserem kirchlichen Auftrag? Was brauchen die Menschen um uns herum von Kirche? Wie können wir von Kirche begeistern und zur Mitarbeit gewinnen?“

Der Bischof wies darauf hin, dass beim Workshoptag am 1. Juni in Mainz das Thema „Verantwortung teilen“ als größte Herausforderung gesehen worden sei: „Das Bild des Priesters, des Pfarrers als Einzelkämpfer ist meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß, und es war eigentlich nie zeitgemäß. Wir brauchen ein Verständnis von Leitung, das gemeinsame Leitung einschließt, wo Leitungsverantwortung abgegeben werden kann, gegebenenfalls auch an Nichtgeweihte, auch an Nichthauptamtliche - es muss gut überlegt werden, wie dies konkret vor Ort aussehen kann.“ Die Leitung der Pfarrei werde ein Pfarrer übernehmen. Aber welche Leitungsverantwortung in Gemeinden wahrgenommen werde, das könne sehr unterschiedlich sein. „Wir werden vor Ort über unterschiedliche Modelle nachdenken müssen“, sagte Kohlgraf.

Einen besonderen Dank richtete er an die ehrenamtlich Engagierten im Dekanat. Wörtlich sagte er: „Man muss sich auch als Hauptamtlicher eingestehen, dass Ehrenamtliche in unseren Gemeinden sind, die in den Feldern, in denen sie sich einbringen, weitaus kompetenter sein können als die Hauptamtlichen. Beispielsweise engagieren sich Menschen in der Schwangerenberatung und erwerben auf diesem Gebiet deutlich mehr Kenntnisse, als ein Priester sie haben kann. Insofern kann es sein, dass Hauptamtliche durch die Kompetenz von Ehrenamtlichen ihren Profit ziehen, und ich möchte es auch nicht einfach bei dem klassischen Begriff des Ehrenamts lassen. Wir haben viele Ehrenamtliche, die das mit einer hohen Verbindlichkeit machen. Zusätzlich zum Ehrenamt geht es darum zu entdecken, welche Charismen Menschen haben und einbringen, und wenn es der Besuch bei der kranken Nachbarin ist. Das ist dann kein Ehrenamt, sondern einfach ein Dienst aus einer christlichen Haltung heraus, Verwirklichung christlicher Nächstenliebe. Dazu brauche ich als Getaufter keine Urkunde und dazu brauche ich keinen bischöflichen Auftrag, sondern ich tue es einfach aus meiner christlichen Glaubenshaltung heraus.“ Es sei sicher Aufgabe des Ordinariates, das Ehrenamt zu unterstützen und zu qualifizieren. „Aber das Ehrenamt zu entdecken und Charismen zu fördern, das muss vor Ort geschehen“, sagte Kohlgraf.

Der Bischof warb dafür, auf dem Pastoralen Weg „das Dekanat als Gesprächseinheit noch einmal neu zu entdecken“. In Alsfeld sei das Dekanatsbüro im Haus der Katholischen Kirche, aber auch die Caritas und die Katholische Jugendzentrale (KJZ), die ihre Räumlichkeiten dort haben, seien „wichtige Ansprechpartner und eine Stelle gelingender Kooperation“. Dekan Winfried Disser hatte die Begrüßung übernommen. Das anschließende Gespräch moderierte Dekanatsreferentin Hedwig Kluth. Vor der Schlusskonferenz hatte Kohlgraf mit Firmlingen einen Jugendgottesdienst gefeiert.

tob (MBN)

 

Identität des Bestatteten noch nicht gelüftet

1.000 Jahre alter Sarkophag in St. Johannis in Mainz geöffnet

Mainz. In der evangelischen Kirche St. Johannis in Mainz ist am Dienstag, 4. Juni, ein 1.000 Jahre alter Sarkophag geöffnet worden. Nach ersten Erkenntnissen wurde dort ein Geistlicher bestattet. Wer diese Person war und in welcher Zeit sie gelebt hat, ist derzeit noch nicht zu bestimmen. Weitere Untersuchungen sollen darüber Aufschluss geben. Zu sehen waren die sterblichen Überreste sowie Stofffragmente mit Goldbordüre. Die Vermutung, dass in dem Grab der Mainzer Erzbischof Erkanbald bestattet liegt, konnte bisher noch nicht bestätigt werden. Erkanbald war von 997 bis 1011 Abt von Fulda und von 1011 bis zu seinem Tod 1021 Erzbischof von Mainz. An der Sargöffnung war ein vierzehnköpfiges Wissenschaftsteam von Archäologen, Anthropologen und Textilwissenschaftlern beteiligt. Der Öffentlichkeit wird das Grab am Samstag, 8. Juni, von 11.00 bis 15.30 Uhr zugänglich gemacht. Eingang ist im Ostchor. Der wissenschaftliche Forschungsleiter Dr. Guido Faccani und der Stadtkirchenpfarrer an St. Johannis, Gregor Ziorkewicz, stehen für Erläuterungen bereit.

Bereits seit Montag hatte die Dombauhütte die Hebung des 700 Kilo schweren Sarko-phagdeckels mit einem Hebekran vorbereitet. Für Faccani war die Öffnung des Sarkophags ein besonderer Moment. Seit einem halben Jahr habe er mit seinem Team auf diesen Augenblick gewartet. „Solch eine lange Vorbereitungszeit und dann geht der Deckel auf. Das war ein einzigartiger Moment. Wir haben schnell festgestellt, dass viele Stoffreste in dem Sarkophag zu finden sind“, erklärte er.

Die Knochen der bestatteten Person seien dagegen völlig verfallen. „Nicht einmal Zähne sind zu finden. Der Verstorbene wurde bei seiner Bestattung wahrscheinlich mit Ätzkalk übergossen, um den Verwesungsprozess zu beschleunigen“, sagte Faccani. Die Stoffproben werden nun von einer Textilexpertin in Bezug auf Webarten und Muster analysiert, um sie einer Epoche zuzuordnen. Für Aufsehen unter den Wissenschaftlern habe zudem eine offenbar nachträgliche Bearbeitung des Steinsargs im Inneren gesorgt. Diese Entdeckung müsse aber noch genauer begutachtet werden. Für weitere Untersuchungen sind rund zwei Wochen vorgesehen. Wie lange es dauert, den Fund genau zuzuordnen, könne derzeit seriös nicht gesagt werden.

Kohlgraf: Ökumenische Glaubensgeschichte

„Die Sarkophagöffnung war sehr spannend, aber auch ein geistig bewegendes Ereignis. Wir sind hier konfrontiert mit Vergänglichkeit und Hoffnung zugleich“, sagte Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bei der Öffnung des Grabs. Gemeinsam mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hatte er zu Beginn eine Andacht gehalten. Bischof Kohlgraf betonte: „Wir waren hier und heute Teil einer ökumenischen Glaubensgeschichte.“

Bereits 2017 kam bei den Grabungen eine Ecke des Sarkophags zum Vorschein, der in den Boden der St. Johanniskirche eingelassen war. Die Schichteinbindung oder Stratigraphie, aber auch das Walmdach des Sarkophags – als Zeichen des „Haus des Toten“ – gaben Hinweise darauf, dass der Sarkophag aus dem 10./11. Jahrhundert stammt. Die Bestattung in einem solchen Steinsarg und die Platzierung nahe dem Altarraum zeugen zudem davon, dass dort eine hochrangige Person bestattet sein muss. Die Archäologen trugen Schicht für Schicht über dem Sarkophag ab, um diesen völlig frei zu legen – in dem Zustand, in dem er vor rund 1.000 Jahren in die Kirche gelegt wurde. Der Deckel wird nach der wissenschaftlichen Untersuchung wieder verschlossen werden und der Tote weiter in der St. Johanniskirche ruhen.

Die Kosten für die seit 2013 andauernden Grabungen in der St. Johanniskirche, die auch der Alte Dom genannt wird, liegen bei rund sieben Millionen Euro. Diese werden von der evangelischen Kirche, dem Land Rheinland-Pfalz und dem Bund getragen. Die Kosten für die Öffnung und wissenschaftliche Untersuchung des Sarkophags sind durch eine Großspende des Bistums Mainz gedeckt, die Kardinal Karl Lehmann 2015 in Höhe von 100.000 Euro an die EKHN zur Unterstützung der Grabungen übergab. Die Spende sollte ein Zeichen für das gemeinsame große Interesse an der Geschichte des Alten Doms St. Johannis sein, aber auch ein Zeichen des ökumenischen Miteinanders, für das St. Johannis steht.

Eine der ältesten Mainzer Kirchen

Die Forschungsgrabung in der St. Johanniskirche ist seit Ende 2018 eingestellt. Aktuell werden statische Sicherungsmaßnahmen vorgenommen und archäologisch begleitet. Die EKHN arbeitet gerade an einem umfangreichen Nutzungskonzept für die Kirche. Dieses soll bereits auf der Herbstsynode präsentiert werden. Der Alte Dom St. Johannis ist eine der ältesten Mainzer Kirchen. Seit 1830 ist sie evangelisches Gotteshaus. Im Jahr 2013 wurden anlässlich geplanter Renovierungsarbeiten Forschungsarbeiten begonnen, in deren Rahmen der komplexen, mindestens 1.800 Jahre langen Baugeschichte von St. Johannis nachgegangen werden konnte: Römische Profanbauten bilden die Fundamente einer Kirche, deren Bestehen nach bisherigen Erkenntnissen ins 5./6. Jahrhundert zurückreicht. Sie geht nach wiederholten Umbauten um das Jahr 1000 in einem Sakralbau auf, der bis auf den Westchor im heutigen Gotteshaus präsent ist. Veränderungen der Romanik, Gotik, Renaissance, des Barocks sowie des Klassizismus und vor allem der Nachkriegsmoderne prägen die heutige Form von St. Johannis.

Hinweis: www.alter-dom-mainz.de

PM (MBN)

Personalie

Gereon Geissler als Bildungsdezernent eingeführt

Dezernate Weiterbildung sowie Schulen und Hochschulen werden zusammengeführt

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat Gereon Geissler als neuen Bildungsdezernenten des Bistums Mainz in sein Amt eingeführt. Bei einer Feierstunde am Montag, 3. Juni, im Mainzer Haus am Dom würdigte er die pädagogische und politische Qualifikation von Geissler. Der 41-Jährige übernimmt damit die Leitung der bisher eigenständigen Dezernate Weiterbildung sowie Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz, die als Dezernat Bildung zusammengeführt werden. Geissler war zuletzt als wissenschaftlicher Referent und stellvertretender Fraktionsgeschäftsführer in der CDU-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz tätig. Stellvertretende Dezernentin im neuen Bildungsdezernat wird Dr. Elisabeth Eicher, die seit 2017 das Katholische Bildungswerk im Bistum Mainz geleitet hat und diese Aufgabe beibehält. Kohlgraf dankte außerdem Privatdozent Dr. Norbert Witsch, der die kommissarische Leitung des Schuldezernates übernommen hatte.

Geissler zeigte sich überzeugt, „dass der Bereich Bildung wichtige Impulse für den Pastoralen Weg des Bistums beisteuern kann“. Auch in einer Zeit verstärkter Anfragen an die Kirche sei er „überzeugt, dass meine Kirche eine großartige Relevanz für das Leben der Menschen entfaltet und entfalten kann“. Glaube sei „eine unschätzbare Bereicherung“ für die Gesellschaft. Er werte es als Herausforderung, dies im gesellschaftlichen Diskurs neu sichtbar zu machen, sagte Geissler. Die Begrüßung hatte Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz übernommen. Musikalisch gestaltet wurde die Einführung von einem Bläserensemble des Mainzer Willigis-Gymnasiums.

Gereon Geissler wurde am 1. September 1977 in Köln geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1997 am Mainzer Willigis-Gymnasium studierte er Katholische Theologie und Sozialkunde an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach seinem Referendariat in Wiesbaden und Rüsselsheim war er ab 2004 zunächst an der Heinrich von Kleist-Schule in Eschborn tätig, bevor er 2005 an die Martin Niemöller-Schule in Wiesbaden wechselte. Dort war er Fachleiter für Katholische Religion und ab 2007 Mitglied der erweiterten Schulleitung. Im Jahr 2008 wechselte er als wissenschaftlicher Referent zur CDU-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz, wo er für die Themen Bildung, Wissenschaft, Familie, Jugend, Inneres, Sport, Integration, Kirchen und Religionsgemeinschaften zuständig war. 2018 hat er außerdem die Aufgaben des stellvertretenden Fraktionsgeschäftsführers übernommen. Geissler ist verheiratet und hat mit seiner Frau fünf Kinder.

tob (MBN)

 

Vorschau

Klang von 50 Glocken (8.6.)

Zum dritten Mal findet in Mainz ein ökumenisches Innenstadtgeläute statt

Mainz. Zum dritten Mal ist in Mainz ein ökumenisches Innenstadtgeläute zu erleben. Am Vorabend des Pfingstfestes, Samstag, 8. Juni, werden von 16.30 bis 17.00 Uhr von 13 Kirchtürmen der katholischen und evangelischen Innenstadtkirchen sowie der Klöster in Mainz 50 Glocken läuten und so die achthundertjährige Glockengeschichte der Stadt hörbar machen. Für das Geläute, das als Vorbild die Stadtgeläute von Frankfurt/Main und Speyer hat, wurde ein differenzierter Läuteplan ausgearbeitet. Zur Vorstellung des Stadtgeläutes fand am Mittwoch, 29. Mai, in der katholischen Pfarrei St. Stephan in Mainz ein Pressegespräch statt. An dem Gespräch nahmen der Karmeliterpater Josef Kemper OCarm., Pfarrer von Mainz-St. Peter/St. Emmeran, Hendrik Maskus, Pfarrer der evangelischen Altmünstergemeinde Mainz, Dr. Achim Seip, Leiter der Abteilung „Orgeln und Glocken“ im Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz, Günter Schneider, Glockensachverständiger des Bistums Mainz, sowie Dr. Andrea Keller, Mitglied des Pfarrgemeinderates von St. Stephan, teil.

Folgende Kirchen nehmen an dem Innenstadtgeläute teil: Dom St. Martin, St. Peter, St. Quintin, St. Antonius, St. Stephan, St. Ignaz, St. Bonifaz, Karmeliterkirche, Augustinerkirche (Priesterseminar), Dreikönigs-Kapelle (Maria Ward-Schule), Altmünsterkirche, Christuskirche, St. Klara-Kapelle (Kloster der Ewigen Anbetung). Die Glocken der evangelischen Johannis-Kirche sind aufgrund der derzeit laufenden Bauarbeiten stillgelegt, ebenso die Glocke der Kirchenruine St. Christoph und die Glocke im ehemaligen Rochusstift.

Ablauf des Innenstadtgeläutes

16.30 Uhr: Vorläuten der größten Glocken von St. Peter (a°), Christuskirche (h°) und St. Bonifaz (h°) und der historischen Glocken in St. Ignaz (fis‘) und St. Stephan (fis‘)

16.35 Uhr: Anläuten aller weiteren Glocken dieser Kirchen, zusätzlich Karmeliterkirche, St. Antonius, St. Quintin, Altmünsterkirche, Augustinerkirche, Dreikönigskapelle und
St. Klara-Kapelle. Das Geläute des Mainzer Domes erklingt als so genanntes Kluniazenserläuten: beginnend mit den Einzelglocken von klein nach groß, dann historisches Plenum und Vollgeläute.

16.55 Uhr: Ausläuten aller Glocken außer Dom (b°), St. Stephan (d’) und St. Quintin (d’)

17.00 Uhr: Ausläuten der letzten Glocken

Zwei Glockenspaziergänge / Zehn Jahre neues Geläut in St. Stephan

Das Stadtgeläute wird nicht von einem Standort aus ganz erfassbar sein. Um dieses besondere Klangerlebnis zu erfassen, wird es anlässlich des Innenstadtgeläutes zwei von Fachleuten begleitete Glockenspaziergänge durch die Mainzer Altstadt geben: die Treffpunkte, jeweils um 16.20 Uhr, sind: Ernst Ludwigs-Platz am Victor-Bogen sowie der Platz vor der St. Ignazkirche (Kapuzinerstraße). Beide Glockenspaziergänge enden am Mainzer Dom.

Nach dem Stadtgeläute lädt die Pfarrei St. Stephan um 17.15 Uhr aus Anlass des Erstgeläutes der neuen Glocken vor zehn Jahren zu einer musikalischen Andacht ein. Sie wird musikalisch gestaltet vom Ensemble ENONA und Thomas Drescher an der Orgel; zudem wird Günter Schneider einen Vortrag zu dem Glockenprojekt halten. Die neuen Glocken der Pfarrei waren erstmals am 27. Februar 2009 im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Zerstörung der Stadt Mainz erklungen. Ermöglicht wurde der Guss der drei neuen Glocken durch eine Spende der Mainzer Schott AG. Die drei neuen Glocken wurden im Mai 2008 in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe gegossen und sind nach den drei Patronen von St. Stephan benannt: heilige Maria Magdalena, heiliger Stephanus und heiliger Willigis. Im Westchor der Kirche ist zu dem Jubiläum eine Ausstellung zu sehen.

Blick in die Geschichte: Um 1700 gab es 150 Glocken in Mainz

Eine Vielzahl von Kirchtürmen prägt seit dem Mittelalter das Stadtbild von Mainz. Um das Jahr 1700 läuteten in der Stadt rund 150 Glocken von Kirchen, Klöstern und Kapellen. Allerdings hat sich im Lauf der vergangenen Jahrhunderte diese Zahl – vor allem durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg – stark dezimiert. So sind unter den insgesamt 60 Glocken der Mainzer Innenstadt nur noch 20 historische Glocken erhalten. Die älteste Mainzer Glocke ist das „Lumpenglöckchen“ in St. Quintin, das um Jahr 1250 gegossen wurde. Die größte und tontiefste Glocke in Mainz hängt in St. Peter: die so genannte „Heilands-Glocke“ aus dem Jahr 1757.

am (MBN)

 

„Komm, sei Gast“ (14.6.)

Größtes ökumenisches Kirchenfest in Hessen: „Nacht der Kirchen“ in Darmstadt

Darmstadt. Am Freitag, 14. Juni, feiern Darmstadts Christen mit der „Nacht der Kirchen“ wieder das größte ökumenische Kirchenfest in Hessen. Eröffnet wird der Abend um 19.00 Uhr mit einem „Großen Geläut“ der Darmstädter Kirchengemeinden. Von Arheilgen bis Eberstadt können anschließend Interessierte bis ein Uhr nachts insgesamt 35 Veranstaltungsorte besuchen. Mehr als 40 evangelische, katholische, freikirchliche und orthodoxe Kirchengemeinden sowie ökumenische Initiativen sorgen für ein vielfältiges Programm, das dem Einsatz von mehr als tausend Ehrenamtlichen zu verdanken ist. Wie in den vergangenen Jahren steht das von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Darmstadt organisierte Glaubensfest unter dem Motto „Komm, sei Gast.“ Projektleiter Bernd Lülsdorf, der auch Vorsitzender der ACK Darmstadt ist, erläuterte bei einem Pressegespräch am Dienstag, 4. Juni, in Darmstadt den Sinn des Mottos: „Wir laden dazu ein, Kirchen einmal anders zu erleben, Gastfreundschaft zu spüren und sich von den Angeboten inspirieren zu lassen.“

Die „Gemeinschaftsaktion aller Christen in Darmstadt“ warte mit nicht weniger als 130 verschiedenen Programmpunkten auf, sagte Lülsdorf. Einen Schwerpunkt bilden musikalische Angebote, von Chorgesang über Orgel-, Posaunen- und Flötenmusik, Gospel, Blues und Klezmer bis hin zu lateinamerikanischen Klängen. Andachten, Gebete und Meditationen bieten ebenfalls viele Teilnehmer an. Zudem gibt es Ausstellungen, Kabarett, Tanz, Theater und Mitmachaktionen. Einige Teilnehmer lassen die Nacht am Lagerfeuer ausklingen, oftmals in Verbindung mit Taizégesängen. Kinder kommen unter anderem in der Friedensgemeinde, in der Stadtkirchengemeinde, in der Heilig-Kreuz-Kirche und in der Neuapostolischen Kirche auf ihre Kosten, während sich die Jugend im Herrngarten beim Rodeo-Riding beweisen kann.

Mit dabei ist auch der so genannte Gospeltrain: Im Jahr 2013 erstmals ausprobiert, hat sich die „musikalische Straßenbahn“ zum Publikumsliebling entwickelt und ist seither aus dem Kirchennachtprogramm nicht mehr wegzudenken. Auf den Linien sieben und acht unterhalten drei Gesangsgruppen im Wechsel die Fahrgäste mit geistlichen und weltlichen Liedern: die Gospelchöre „JOY“ und „Light of hope“ sowie die Singgruppe „Lichtblick“. Der erste Gospeltrain startet um 18.57 Uhr in Arheilgen (Dreieichweg), letzte Möglichkeit zum Mitfahren besteht um 22.01 Uhr ab Eberstadt Wartehalle. An allen Haltestellen auf der Strecke ist das Zusteigen – mit gültigem Fahrschein – möglich.

Eröffnung der „Meile der Menschlichkeit“ mit Partsch, Kohlgraf und Jung

Ein weiterer Höhepunkt der Darmstädter Kirchennacht ist die „Meile der Menschlichkeit“. Nach dem erfolgreichen Start 2017 bereichert sie zum zweiten Mal die „Nacht der Kirchen“: Insgesamt 22 christliche Hilfswerke auf Bundesebene – wie Brot für die Welt oder Missio – und soziale Einrichtungen in der Region – darunter das Elisabethen-Hospiz, die Aumühle, die Malteser Hilfsdienste, die Notfall-, die Telefon- und die Trauerseelsorge – stellen sich in der Wilhelminenstraße vor. Am Eingang zur Meile der Menschlichkeit auf dem Luisenplatz begleitet ein buntes Bühnenprogramm die Veranstaltung. Es beginnt deutlich früher als die Kirchennacht, nämlich bereits um 14.30 Uhr, mit der offiziellen Eröffnung durch Oberbürgermeister Jochen Partsch, der die Schirmherrschaft übernommen hat. Außerdem werden Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau (EKHN), und der Mainzer Bischof Dr. Peter Kohlgraf bei der Eröffnung sprechen.

Das Programmheft gibt es gedruckt und digital

Bei der Orientierung hilft das von der ACK aufgelegte Programmheft: Auf 40 Seiten finden Interessierte alle Angebote der „Nacht der Kirchen“ und der „Meile der Menschlichkeit“. Erhältlich ist es im ökumenischen Kirchenladen „Kirche&Co.“ in der Rheinstraße 31 und bei allen teilnehmenden Kirchengemeinden und Einrichtungen. Auch online ist das Programm auf der Internetseite www.nacht-der-kirchen-in-darmstadt.de verfügbar sowie bei Facebook. Darüber hinaus bietet der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ein spezielles RMV-Nacht-der-Kirchen-Ticket an

Nacht der Kirchen in Darmstadt – eine Erfolgsgeschichte

Mit stetig wachsenden Besucherzahlen ist die Geschichte der Darmstädter Kirchennacht zugleich eine Chronik stetiger Erfolge. Begann sie im Startjahr 2006 mit 7.500 Besuchern, so wurden 2017 – nicht zuletzt durch die neu eingeführte „Meile der Menschlichkeit“ – bereits 25.000 Gäste gezählt. Besucherbefragungen zeigen, dass sich auch kirchenferne Menschen zu dem Kirchenfest, das seit 2007 alle zwei Jahre stattfindet, hingezogen fühlen. Für rund 20 Prozent der Befragten war es der erste Kirchenkontakt in diesem Jahr.

ACK Darmstadt

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Darmstadt ist ein Zusammenschluss christlicher Kirchen aller Konfessionen in Darmstadt und damit auf lokaler Ebene eingebunden in die 1948 gegründete Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. Die ACK Darmstadt fördert den Dialog zwischen den Konfessionen und organisiert kirchenübergreifende Aktionen. Unter ihrer Regie finden zum Beispiel der ökumenische Kreuzweg in der Karwoche und der Gottesdienst am Europawochenende statt. Auch der Darmstädter Adventskalender ist eine Initiative der ACK. Die „Nacht der Kirchen“ in Darmstadt ist seit dem Startjahr 2006 mit ihrem Namen verbunden.

Hinweis: Weitere Informationen bei der ACK Darmstadt, Katholisches Dekanat Darmstadt, Bernd Lülsdorf, Wilhelm Glässing-Straße 15, 64283 Darmstadt, Telefon: 06151/152-4441, E-Mail: projektleitung@ack-darmstadt.de, Internet: www.nacht-der-kirchen-in-darmstadt.de, Facebook: www.facebook.com/NachtderKirchen.Darmstadt

PM (MBN)

 

Die Heimkehr der Ester-Rollen (19.6.)

Mainzer Martinus-Bibliothek übergibt Handschriften an Nationalbibliothek in Jerusalem

Mainz. Die Mainzer Martinus-Bibliothek übergibt drei biblische Pergamentrollen an die Israelische Nationalbibliothek in Jerusalem. Es handelt sich dabei um zwei Ester-Rollen und eine Samaritanische Genesis-Rolle. Das Buch Ester hat im Judentum eine besondere Bedeutung. Dort wird die Geschichte von der Rettung des jüdischen Volkes in der persischen Diaspora erzählt, die Ursprung des Purimfestes ist. Die drei Buchrollen waren touristische Mitbringsel von einer Israelreise aus den 1960er-Jahren und stammen aus dem Nachlass des im Jahr 1970 verstorbenen Mainzer Neutestamentlers Nikolaus Adler. Die Handschriften gehören nicht zum gewachsenen Bestand der Martinus-Bibliothek und konnten nicht die erforderliche bibliothekarische und wissenschaftliche Betreuung erfahren. Der Direktor der Martinus-Bibliothek, Dr. Helmut Hinkel, wird die Schriftrollen am Mittwoch, 19. Juni, um 17.15 Uhr an Leor Jacobi aus Jerusalem überreichen. Jacobi ist derzeit Projektkoordinator für „Die Tora-Arche in Deutschland“, die deutsch-israelische Stiftung für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, sowie im Vorstand der Israelischen Vereinigung für visuelle Kultur im Mittelalter (IMAGO).

Die beiden Ester-Rollen sind aus Pergament und handgeschrieben, wie es das jüdische Recht vorschreibt. Die erste Ester-Rolle stammt aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert und ist in einem sehr guten Zustand. Die zweite Rolle entstand möglicherweise bereits im 18. Jahrhundert und befindet sich in einem verzierten Messinggehäuse. Die Schriftrolle ist teilweise beschädigt. Von der kleinen Gemeinschaft der Samaritaner, die nur die fünf Bücher Mose als Bibel anerkennen, stammt die dritte Rolle, die im 20. Jahrhundert entstanden ist und den Text der Genesis enthält. Der Kurator der Israelischen Nationalbibliothek in Jerusalem, Dr. Yoel Finkelman, hat in einem Brief für die Übergabe der Rollen gedankt. Die beiden Ester-Rollen seien ein wesentlicher Beitrag für die Sammlung von rund 200 Ester-Rollen der Nationalbibliothek. Im Bestand des Hauses seien bislang acht Exemplare der Samaritanischen Genesis-Rolle.

Vorträge zur Übergabe (19.6.)

Bei der Feierstunde „Die Heimkehr der Ester-Rollen“ am Mittwoch, 19. Juni, um 17.15 Uhr in der Martinus-Bibliothek wird Dr. Hinkel die Handschriften-Rollen an Leor Jacobi überreichen und in einem kurzen Vortrag auf die Geschichte der Rollen und ihre Heimkehr nach Jerusalem eingehen. Zuvor stehen zwei weitere Kurzvorträge auf dem Programm: Leor Jacobi spricht über „Possenreißer, fröhliche Leute, Purim und der Karneval: Der Einfluss von Mainz und seinen Talmudgelehrten auf jüdisches Leben und den Text des Talmud“; Professor Dr. Andreas Lehnhardt vom Lehrstuhl für Judaistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz referiert zum Thema „Das Frankfurter Purimspiel aus der Martinus-Bibliothek“. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Hinweis: Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar Mainz - Grebenstraße 8 (Eingang), Augustinerstraße 34 (Post), 55116 Mainz, Telefon: 06131/266-222, Fax: 06131/266-387, E-Mail: martinus.bibliothek@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/martinus-bibliothek - Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9.00 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 18.00 Uhr

tob (MBN)

Bilder zu den MBN Nr. 21 vom 12. Juni 2019

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