Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 3

Bad Nauheim, 17.1.2020: Bischof Peter Kohlgraf segnet die Kreuze der neuen Klassenzimmer. (c) Bistum Mainz / Matschak
Bad Nauheim, 17.1.2020: Bischof Peter Kohlgraf segnet die Kreuze der neuen Klassenzimmer.
Datum:
Mi. 22. Jan. 2020
Von:
am (MBN)

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Berichte

  • Bischof Kohlgraf Ehrenritter des Deutschen Ordens
  • E-Bau der St. Lioba-Schule eingeweiht
  • Forschungsprojekt „Burchards Dekret Digital“

Vorschau

  • Dietmar Heeg-Medienpreis ausgeschrieben (bis 31.3.)

Berichte

Ehrenritterwürde des Deutschen Ordens

Investitur von Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom / Historische Verbindungen

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist am Sonntag, 19. Januar, zum Ehrenritter des Deutschen Ordens (OT) investiert worden. Die Investitur erfolgte durch den Hochmeister des Deutschen Ordens, Generalabt Frank Bayard OT, zu Beginn eines Pontifikalamtes im Mainzer Dom. Als Zeichen der Ehrenritterschaft überreichte der Generalabt an Bischof Kohlgraf einen weißen Umhang mit dem schwarzen Deutschordenskreuz (Mo-zetta) sowie das Halskreuz der Ehrenritter und einen Rosenkranz. Neben Bischof Kohlgraf sind unter anderen auch Kardinal Christoph Schönborn aus Wien, Erzbischof Stefan Heße aus Hamburg und Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg Ehrenritter des Ordens.

Bischof Kohlgraf erinnerte in seinen Dankworten unter anderem an die historischen Verbindungen des Deutschen Ordens mit dem Bistum Mainz. Der Mainzer Erzbischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (Amtszeit von 1729-1732) war in Personalunion auch Hochmeister des Deutschen Ordens. In dieser Doppelfunktion begründete er zu Beginn seiner Amtszeit eine Gebetsverbrüderung zwischen den Ordensbezirken Franken und Elsaß-Burgund mit dem Mainzer Domkapitel, die bis 1809 Bestand hatte. Die Verpflichtung der so genannten Konfraternitätsurkunde bestand unter anderem im täglichen Gebet füreinander und wechselseitigem Lesen von Messen. In dieser Zeit war das schwarz-weiße Deutschordenskreuz zusammen mit dem heiligen Martin Teil des Mainzer Domherrenabzeichens. In Mainz erinnert in besonderer Weise das Deutschhaus, das Sitz des rheinland-pfälzischen Landtags ist, an den Deutschen Orden. Es war die Residenz von Erzbischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. Der Orden war wohl seit 1218 bis zur Säkularisierung in Mainz vertreten.

Predigt von Bischof Kohlgraf

Den  Satz „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers“, stellte Bischof Kohlgraf seiner Predigt im Pontifikalamt voran. Daran werde deutlich, dass es bei der Investitur nicht nur um „Äußerlichkeiten und eine schöne Erinnerung an eine alte Tradition“ gehe, sondern: „Die Symbole der heutigen Investitur erinnern an die Glut unter der Asche, die für uns wichtig bleiben.“ Er erinnerte daran, dass der Deutsche Orden „eine schillernde Geschichte“ habe und sich „aufgrund historischer Veränderungen und auch einer veränderten Theologie und Kirche mehrfach habe neu ausrichten müssen“.

„Das wichtigste Symbol ist das Kreuz“, sagte Kohlgraf. Und weiter: „Wir sollten uns heute dieses Kreuzes nicht schämen. Gott braucht Menschen, die sich heute in die Nachfolge des gekreuzigten Christus begeben. Es braucht Menschen, die in einer Zeit, in der die Gewalt in verschiedenen Formen unsere Welt und unseren Alltag prägt, die Liebe, die Offenheit und die Zuwendung zum anderen Menschen leben. Menschen, die verkündigen in Tat und Wort. Die Formen der Mission haben sich - Gott sei Dank - gegenüber dem Hochmittelalter verändert. Der Sendungsauftrag ist jedoch nicht veraltet. Wir sind gesandt, Zeugnis für den Gekreuzigten zu geben, indem wir bei ihm in die Schule gehen und von seiner Lebenshaltung der Liebe und Hingabe an Gott und die Menschen lernen.“ Kohlgraf ging auf den heiligen Franz von Assisi ein, der versucht habe, „ein zweiter Christus zu sein, in seiner Liebe zu den Menschen, in seiner Gewaltlosigkeit, seiner Zuwendung zu den Kranken und den Menschen am Rande. Das war seine Form der Kreuzesnachfolge.“

Bischof Kohlgraf erinnerte außerdem an die beiden Ordenspatrone Elisabeth von Thüringen und den heiligen Georg, die besondere Verehrung Mariens und das Rosenkranz-Gebet als Aufgabe der Ordensmitglieder. Der Rosenkranz sei „in seiner Wiederholung eine Form christlicher Meditation. Es geht darum, Christus zu betrachten. Die Wiederholung schenkt Ruhe, innere Stille, wie eine liebgewordene Melodie, die mich begleitet.“

Abschließend sagte der Bischof: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers. Das Feuer brennt im Kreuz, in den Heiligen, im Gebet und in der Nächstenliebe. Das ist für mich der Sinn dieser Feier und dieser Auszeichnung, die ich dankbar annehme. Es sind keine neuen Gedanken, aber Kernthemen unseres christlichen Lebens: Nachfolge, Liebe, Gebet.“ Die musikalische Gestaltung hatten die Domkantorei St. Martin unter Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck und Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel übernommen.

Der Deutsche Orden

Der Deutsche Orden ist ein geistlicher Orden, dessen Ursprünge auf eine Spitalgemeinschaft beim dritten Kreuzzug im Jahr 1190 in Akkon zurückgehen. Der offizielle Titel lautet „Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“. Neben den Ordenspriestern zählen auch Laien zum Deutschen Orden (Familiare). Die Geistlichen sind vorwiegend in der Pfarrseelsorge tätig; der Orden ist außerdem Träger zahlreicher sozial-karitativer Einrichtungen. Die selbstständigen Deutschordensschwestern sind inkorporiert. Der Hochmeister ist als Generaloberer der oberste Leiter des Ordens; Sitz des Ordens ist Wien. Das Gebiet des Bistums Mainz gehört zur Komturei „An Rhein und Main“; Konvente des Ordens befinden sich unter anderem in Koblenz und Frankfurt.

tob (MBN)

 

E-Bau der St. Lioba-Schule eingeweiht

Bischof Kohlgraf: „Füllt diesen Bau mit Licht und Wärme“

Bad Nauheim. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den so genannten E-Bau der St. Lioba-Schule in Bad Nauheim eingeweiht. „Ich wünsche mir, dass alle, die hier lernen und lehren, diesen Bau mit Licht und Wärme füllen“, sagte Kohlgraf in einem Pontifikalamt in der Kirche St. Bonifatius am Freitag, 17. Januar. Am Ende des Gottesdienstes segnete der Mainzer Bischof die Kreuze der Klassenzimmer: „Die Kreuze erinnern uns an die gemeinsame Idee, die uns trägt. Sie sind kein Schmuckstück.“ Kohlgraf betonte, dass es so viele Zugänge zu Jesus Christus und seiner Botschaft gebe, wie es Menschen gebe: „Diese Botschaft muss von uns in den Alltag genommen werden.“ Das heiße an einer Schule auch einen Blick für die zu haben, „die quer hängen und denen es nicht so gut geht“. Anschließend besichtige Kohlgraf den Neubau der Schule. Die St. Lioba-Schule in Bad Nauheim ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium in Trägerschaft des Bistums Mainz.

Nach dem Gottesdienst fand in der Aula der St. Lioba-Schule eine Feierstunde statt. In seiner Festansprache lobte der Bildungsdezernent des Bistums Mainz, Gereon Geissler, den Neubau: „Er besticht durch eine äußere Eleganz, durch eine schlichte Großzügigkeit. Dieser Schulbau macht deutlich, dass katholische Schule keine hermetisch abgeschlossene Burg ist, sondern in Kommunikation tritt. Er öffnet sich zur Stadt hin, wo vorher eine fensterlose Wand stand.“ Geissler wies darauf hin, dass die Schulen „eine wichtige Rolle beim Pastoralen Weg des Bistums spielen“. „Denn neben ihrem originären Auftrag, eine christlich fundierte Bildung zu ermöglichen, sind sie auch wichtige Orte der Kommunikation und des Austausches. Hier treffen sehr dicht verschiedene Gruppen aufeinander. Wo Kommunikation ist, da ist auch Verständigung. Und Kommunikation und Verständigung sind unverzichtbar für unser Bistum“, sagte er.

Geissler betonte, dass Bildung nicht ein „zufälliges Betätigungsfeld für unsere Kirche ist, sondern essentiell mit unserem Glauben verbunden ist“: „Dieser Begriff von Bildung erschöpft sich aber nicht im guten Miteinander und in einer selbstlosen Grundhaltung. Nein, zum Wesenskern des Christentums gehört eine gute Bildung als Fundament für eine verantwortete Existenz. Als Grundlage für ein reflexives Gewissen.“ Und weiter: „Die Basis unseres Handelns müssen feste Grundüberzeugungen, Glaubensgrundsätze und Werthaltungen sein, die uns Orientierung geben und unverwechselbar machen. Denn gerade in einer vielfältigen Gesellschaft, in der wir leben, gehört es essentiell dazu, dass man sichtbar ist, dass man ein Angebot der Weltsicht und des Lebens erkennbar präsentiert und glaubhaft lebt. Für die Schulgemeinschaft der St. Lioba-Schule kann man das bejahen und dafür gebühren Ihnen mein Respekt und mein Dank.“

Weitere Grußworte sprachen neben Vertretern der Schule, der Eltern und des Freundeskreises der Schule Architekt Alfred Möller, Bürgermeister Klaus Kreß, Landrat Jan Weckler sowie Schulamtsleiterin Dr. Rosemarie zur Heiden. Zu Beginn hatte Schulleiter Bernhard Marohn die anwesenden Gäste begrüßt.

E-Bau ist Teil von Sanierungs- und Baumaßnahmen an der Schule

Der jetzt fertiggestellte E-Bau ist Teil einer umfangreichen Sanierungs- und Baumaßnahme an der St. Lioba-Schule. Die Planungen hatten 2017 begonnen, 2018 erfolgten der Abriss des alten Bauteils E und der Spatenstich, im Mai 2019 konnte mit Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz das Richtfest gefeiert werden. Der dreigeschossige Neubau umfasst 13 Klassenräume sowie einen Präsentationsraum. Die Kosten liegen bei rund 5,2 Millionen Euro. 

Im Anschluss steht die Teilsanierung der Bauteile A bis D der St. Lioba-Schule an, die unter anderem Brandschutzmaßnahmen und Maßnahmen zur Erhaltung der Betriebssicherheit, Fassadensanierungen, den Ausbau eines W-LAN-Netzes, sowie die Komplettsanierung des Bauteils D mit den Naturwissenschafts- und Fachklassenbereichen umfasst. Für die Teilsanierung sind rund zweieinhalb Jahre Bauzeit veranschlagt. Mitte März 2019 hatte die Bistumsleitung die Baumaßnahmen an den Bauteilen A bis D der St. Lioba-Schule in Bad Nauheim vorerst ausgesetzt, um die weitere Umsetzung und mögliche Alternativen zu prüfen.

am (MBN)

 

 „Burchards Dekret Digital“

Kirchenrechtssammlung des früheren Wormser Bischofs wird erforscht

Mainz. Die Kirchenrechtssammlung des Wormser Bischofs Burchard, das Decretum Burchardi, steht im Zentrum eines umfangreichen Forschungsprojekts. Bischof Burchard war von 1000 bis 1025 Bischof von Worms und Initiator des Neubaus des Wormser Doms; er gehörte zu den führenden Kirchenrechtlern seiner Zeit. Der Titel des Projekts lautet „Burchards Dekret Digital“ und ist eine Arbeitsplattform zu Texterschließung und Wirkungsgeschichte früh- und hochmittelalterlicher Rechtskulturen.

Zur Bedeutung schreibt die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, unter dessen Dach das Projekt durchgeführt wird, in einer Mitteilung: „Kirchliches Recht hat in West- und Mitteleuropa bis ins 20. Jahrhundert fundamental zur Entstehung gemeinsamer Rechtsgrundlagen beigetragen. Im zwölften Jahrhundert kommen dabei der Sammlung, der Systematisierung und der Fortentwicklung dieses Rechts große Bedeutung zu. Die bei weitem einflussreichste Sammlung dieser Zeit verdankt sich Bischof Burchard von Worms (1000-1025): Sein Werk, das sogenannte Decretum Burchardi, galt im elften und zwölften Jahrhundert als das kirchliche Rechtsbuch par excellence. Das Projekt stellt das Decretum Burchardi in den Mittelpunkt grundlegender, multiperspektivischer Forschungen: Es erschließt die bedeutende handschriftliche Überlieferung, erarbeitet eine belastbare, kritische Edition – die schon seit langem ein Desiderat der Forschung darstellt – und sichtet die reichen Rezeptionsspuren in Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien. Innovativ bei der Erarbeitung ist die digitale Erschließung ebenso wie die rezeptionsgeschichtliche Ausrichtung, die einen Eindruck von der gewaltigen Dynamik europäischer Rechtskulturen vermittelt.“

Und weiter: „Die europaweite Verbreitung der Überlieferungszeugen sowie die epochenübergreifende Wirkung der Sammlung erfordern die weite Einbindung internationaler Kooperationspartner. Im Hinblick auf diese vielfältigen Aufgaben wird der Aufbau einer digitalen Arbeitsplattform angestrebt, die den wissenschaftlichen Austausch fördern, Materialien wie Handschriften und Kataloge zur Verfügung stellen und zugleich die Publikation der digitalen Edition vorbereiten soll. Die Laufzeit des Projekts beträgt 18 Jahre mit einem jährlichen Volumen von 340.000 Euro, mit Arbeitsstellen an der Universität Kassel, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sowie der Friedrich Alexander-Uni-versität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung (Käte Hamburger-Kolleg). Die Leitung des Projekts liegt bei Professor Dr. Ingrid Baumgärtner (Universität Kassel), Professor Dr. Ludger Körntgen (Universität Mainz) und Professor Dr. Klaus Herbers (Universität Erlangen-Nürnberg).“

am/PM (MBN)

Vorschau

Dietmar Heeg-Medienpreis ausgeschrieben (bis 31.3.)

Thema „Familien mischen sich ein“ – Preis der Karl Kübel-Stiftung

Bensheim. Die in Bensheim ansässige Karl Kübel-Stiftung schreibt wieder den Dietmar Heeg-Medienpreis aus. Bis zum 31. März können sich Journalisten und Journalistinnen um den mit 10.000 Euro dotierten Preis zum Thema „Familien mischen sich ein!“ bewerben. In der Ausschreibung zu dem Preis heißt es: „Das diesjährige Thema rückt Familien in ihrer aktiven und mitgestaltenden Rolle in den Fokus. Entsprechend den vielfältigen Familienkonstellationen, Lebensstilen und Lebenslagen von Familien stehen Familienmitglieder täglich vor wechselnden Herausforderungen. Familien bringen und mischen sich ein, engagieren sich für ihre eigenen Interessen und für die von anderen. Sie gestalten in vielfältiger Weise die Basis unserer Gesellschaft und die freiheitlich-demokratische Grundordnung aktiv mit. Was Familien füreinander und damit auch für die Gesellschaft leisten, ist eine Investition in die Zukunft.“

Und weiter: „Wir suchen deshalb Geschichten, Reportagen, Interviews, Features und Dokumentationen über Familien, die aktiv an ihrem Zusammenleben arbeiten, andere daran teilhaben lassen, Veränderungen durchleben oder als Familie in ihrem Umfeld etwas bewegen und gestalten. Geschichten, die davon erzählen wie und wo Familien Teilhabe erfahren und wo sie an Grenzen stoßen die es noch zu lösen gilt.“ Der Preis wird seit 2016 vergeben. Er ist nach Dietmar Heeg (1964-2015) benannt, Journalist und Priester des Bistums Mainz. Heeg gehörte auch dem Stiftungsrat der Karl Kübel-Stiftung an. 

Hinweis: www.kkstiftung.de

am (MBN)

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