Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 13

vom 4. April 2018

MBN (c) Bistum Mainz (Ersteller: Bistum Mainz)
MBN
Datum:
Mi. 4. Apr. 2018
Von:
(MBN)

Bericht

  • Neue Glocken für den Wormser Dom

 Vorschau

  • ADDES-Studientagung in Mainz (9.-13.4.)

 Dokumentationen

  • Dokumentation: Osterpredigt von Bischof Kohlgraf
  • Dokumentation: Predigt an Karfreitag im Mainzer Dom
  • Gemeinsamer Aufruf zu den Betriebsratswahlen

 

Bericht

Neue Glocken für den Wormser Dom

Weihegottesdienst mit Bischof Peter Kohlgraf 

Worms. „In Zukunft werden hier im Wormser Dom nicht mehr nur drei, sondern acht Glocken erklingen. Damit gewinnt nicht nur die Kirche und die katholische Gemeinde, sondern die ganze Stadt.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei der Weihe von fünf neuen Glocken für den Wormser Dom am Ostermontag, 2. April. Der Gottesdienst war einer der Höhepunkte im Jubiläumsjahr „1.000 Jahre Wormser Dom“, das in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen begangen wird. Am Vorabend von Pfingsten (19. Mai) soll das neue Geläut erstmals erklingen. 

Namenspatrone der größten Glocke (2.700 Kilogramm) sind zwei Wormser Bischöfe aus dem siebten Jahrhundert: heiliger Amandus und heiliger Rupert. Die weiteren Glocken haben folgende Patrone: heiliger Heinrich und heilige Kunigunde, heiliger Petrus Faber SJ, heiliger Heribert sowie heiliger Hanno von Worms. Bislang bestand das Geläut des Wormser Domes aus drei Glocken: Petrus und Paulus, Maria und heiliger Bruder Konrad. Gegossen wurden die Glocken in der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn bei Wetzlar. Die Glockenzier stammt von dem Wormser Künstler Klaus Krier.  

Wörtlich sagte Kohlgraf: „Glocken führen Menschen zu einer Gemeinschaft zusammen. Im Rituale ist die Hoffnung formuliert, sie mögen uns dazu verhelfen, ein Herz und eine Seele zu werden. Denn sie rufen ja die Gemeinde zum Gottesdienst zusammen. Aber auch darüber hinaus stiften sie Gemeinschaft. Sie melden wichtige Ereignisse an. Sie geben menschlichen Empfindungen Ausdruck. Sie unterstützen die Freude, wenn Menschen etwa heiraten, wenn ein Fest gefeiert wird, wenn die Gemeinde Grund zur Freude hat. Aber sie unterstützen auch in der Trauer. Als wir vor wenigen Tagen unseren verstorbenen Kardinal Karl Lehmann in einem Trauerzug durch Mainz begleitet haben, schlug die Totenglocke des Mainzer Doms. Das war für alle eine Erfahrung, die mit Worten kaum zu beschreiben ist. Da geht der Glockenklang buchstäblich durch Mark und Bein. Gemeinschaft stiften die Glocken, indem sie mehrmals täglich zum Gebet oder zum Innehalten aufrufen. In früherer Zeit war dies selbstverständlich, aber es lohnt sich, daran heute einmal erinnert zu werden.“

Hinweis: www.wormser-dom.de

tob (MBN)

 

Vorschau

ADDES-Studientagung in Mainz (9.-13.4.)

Arbeitsgemeinschaft deutscher Diözesen für Exerzitien und Spiritualität

Mainz. Die diesjährige Studientagung der der Arbeitsgemeinschaft deutscher Diözesen für Exerzitien und Spiritualität (ADDES) findet in diesem Jahr von Montag, 9., bis Freitag, 13. April, im Erbacher Hof in Mainz statt. Die Fachtagung der Vertreter der Exerzitien-Referate  der deutschen Diözesen steht in diesem Jahr unter der Überschrift „‚…damit die Wunde zur Perle werden kann’. Zur Dynamik christlicher Transformation von Leid“. Bei der Tagung sollen Leidenserfahrungen mit besonderem Blick auf den leidenden auferstandenen Jesus im Mittelpunkt stehen. Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wird an einem Abend für eine Eucharistiefeier und ein Gespräch mit den Teilnehmern zusammenkommen. Die ADDES gibt es bereits seit 90 Jahren, sie war 1928 beim Katholikentag in Magdeburg gegründet worden. Sprecher der ADDES sind die Mainzer Pasoralreferentin Martina Patenge und der Essener Pastoralreferent Johannes Lieder.

Hinweis: www.exerzitien.info

tob (MBN)

 

Dokumentationen

„Ostern: unerwartetes und unüberbietbares Leben“

Predigt von Peter Kohlgraf im Pontifikalgottesdienst am Ostersonntag

Mainz. Am Ostersonntag, 1. April, ist im Mainzer Dom die Auferstehung Jesu Christi gefeiert worden. Der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, hielt die Predigt. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut der Predigt: 

Nach dem Karfreitag deutet alles darauf hin, dass das Grab geschlossen und der Tod endgültig bleibt. Die Menschen rollen einen schweren Stein vor das Grab, und damit ist die Geschichte abgeschlossen. In den Evangelien muss der Karfreitag ausgehalten werden. Jesus ist tot. Der Stein vor der Höhle symbolisiert auch die Situation seiner Jüngerinnen und Jünger. Die Geschichte mit Jesus erscheint abgeschlossen. Die Endgültigkeit der Ereignisse zeigt sich auch im Verhalten der Jünger: da sind keine Hoffnungen, es könne irgendwie weitergehen, oder sie wollten die „Sache Jesu“ fortsetzen. Keiner nimmt sich vor: Jesus, der Herr ist tot, aber er wird in unseren Herzen weiterleben, wie wir es so gerne sagen. Selbst, als sich der Auferstandene den Frauen und den Jüngern zeigt, erkennen sie ihn nicht. Auferstehung wird weder erwartet noch herbeigesehnt. Karfreitag in vielerlei Hinsicht: Jesus tot, das Grab verschlossen. Diese Situation, die die Evangelien so drastisch und realistisch schildern, machen für mich dann die Ostererzählungen so glaubwürdig. Da entsteht nichts durch Verdrängung oder durch einen frommen Wunsch, ganz im Gegenteil. Die Menschen erwarten nichts mehr.  

Das ist so ganz anders, als in unserer modernen Welt oft mit dem Tod umgegangen wird. Selbst nichtglaubende Menschen haben Wege gefunden, sich zu trösten: er lebt wenigstens in unseren Gedanken. Es ist schön, einen Menschen nicht zu vergessen, aber ist dies nicht eine trügerische Hoffnung? Was ist mit den vielen Menschen, die längst vergessen sind? Für sie gibt es da keine Hoffnung mehr. Vor einiger Zeit wurde ein scheinbar zeitgemäßes Umgehen mit Tod und Abschied in einer Tageszeitung beschrieben. Facebook z.B. ist eines der Netzwerke, in denen Menschen Kontakte pflegen, zumeist sehr oberflächlicher Natur. Ich kann Freunden und Bekannten über das Internet Nachrichten senden, mitteilen, wie es mir geht, und alle, die ich zu meinem Kreis dazugehörig betrachte, werden informiert. Mittlerweile gibt es Anbieter, die solche Netzwerke auch für Verstorbene anbieten, und diese damit für die Freunde unsterblich machen. Sie können ihnen weiter Nachrichten senden, sie teilen ihren verstorbenen Freunden mit, wie es ihnen geht, was die Kinder machen, etc. 

Zunächst einmal zeigt dies die Sehnsucht des Menschen nach einer Beziehung über den Tod hinaus. In dem Zeitungsartikel wurde aber auch die Problematik solchen Umgangs mit dem Tod, dem Abschied und der Trauer angesprochen. Es gibt im Grunde kein Abschiednehmen. Man verhält sich so, als habe es den Tod nicht gegeben. Psychologen erinnern an die Notwendigkeit, den Tod als Abschied auch zu akzeptieren und sich auf einen wirklichen Trauerprozess einzulassen. Das aber will man oft gerade nicht: ewiges Leben ohne Tod und auch ohne eine Erfahrung von Ostern, es geht einfach weiter wie gehabt.  

Das kann nicht Ostern sein. Ostern kann nur stattfinden, wenn man die Endgültigkeit und die ganze Hoffnungslosigkeit des Todes erlebt hat. Denn Jesus kehrt nicht ins irdische Leben zurück. Deswegen liegt zwischen Karfreitag und Ostern der Karsamstag, ein Tag der Stille und der Trauer. Es ist erst einmal zu begreifen, dass Jesus wirklich tot ist. Auferstehung ist dann nicht die Fortsetzung des irdischen Lebens. In den spannungsvollen Osterberichten wird dies in menschliche Sprache gepackt. Er ist leibhaft da, aber wird nicht erkannt, er geht mit den Jüngern, aber sie sehen ihn nicht: das sind merkwürdige Erfahrungen. Die Evangelien erklären nichts, sie lassen die Auferstehung in ihrer ganzen Rätselhaftigkeit stehen. Was bleibt, ist die Erfahrung der Jünger und der Frauen, die den Karfreitag erlebt haben: da ist etwas Neues entstanden, das keiner erwartet oder gar erhofft hatte. Ostern stiftet etwas Neues, Einzigartiges, Unvorstellbares. Mancher mag als Einwand formulieren: so etwas entspricht nicht unseren alltäglichen, wissenschaftlich nachprüfbaren Erfahrungen. Genau das will es auch nicht. Wenn es Gott gibt, kann er ein Leben schaffen, das alle Erwartungen und Vorstellungen übertrifft. Jesus kehrt nicht ins irdische Leben zurück.  

Ostern ist ein einmaliges Ereignis, und soll doch allen bis heute Mut machen. Gott hat immer neue Wege, wo wir Menschen nicht mehr können oder weiterwissen. Jesus geht mit uns, auch wenn wir ihn oft nicht erkennen. Wir erhoffen für uns ewiges Leben, und doch möchte er schon jetzt Licht und Hoffnung sein. Wenn unser Osterglaube wahr ist, dann gibt es keine radikal hoffnungslose Situation mehr. Nicht, weil wir uns die Welt und das Leben rosarot malen, sondern weil es Gott gibt, der immer mehr Möglichkeiten hat als wir je denken können.  

Jesus hat einmal kurz gesagt, was für ihn Ostern bedeutet: zum Vater gehen. Endgültig beim Vater sein. Ewiges Leben ist kein Ort, sondern eine Beziehung. Auferstehung heißt, beim Vater sein. Ewiges Leben durch das Internet, ewiges Leben dadurch, dass wir einander nicht vergessen? Es ist etwas Wahres an der menschlichen Sehnsucht: Ewiges Leben wird nur erträglich, wenn es ein Leben in Beziehung ist. Genau dies ist Ostern. Jesus ist beim Vater, wir in ihm, so wie er in uns. Auch dies wird alles übersteigen, was wir uns je ausdenken können.  

Ostern beginnt nun dort, wo wir uns von Jesus mitnehmen lassen in diese Beziehung zu Gott. Dann wird es nie mehr ein Leben ohne Hoffnung geben. Das ist Ostern.  

(MBN)

 

„Das Kreuz und das ,Programm‘ des Gottesknechts“

Predigt von Bischof Peter Kohlgraf am Karfreitag im Mainzer Dom

Mainz. Am Karfreitag, 30. März, wurde im Mainzer Dom an das Leiden und Sterben Jesu Christi erinnert. Der Mainzer Bischof, Peter Kohlgraf, hat die Predigt gehalten. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut der Predigt: 

Wenn wir heute besonders auf das Kreuz schauen, sehen wir zunächst ein Bild des Todes, der Machtlosigkeit, einen zerschlagenen Menschen, der am Ende ist. Nicht umsonst haben die frühen Christen im gekreuzigten Jesus den gesehen, den Jesaja in seinem Lied vom Gottesknecht beschreibt. Wir haben von ihm in der ersten Lesung gehört (Jes 52,13-53,12). Da ist die Rede von einem Mann, der so entstellt war, dass sich die Menschen bei seinem Anblick entsetzen. Wir sehen darin einen Hinweis auf Jesus, den Sohn Gottes. Sein Tod wird noch entsetzlicher dadurch, dass dieser Jesus aus Nazareth für eine Botschaft der Barmherzigkeit und der Liebe stand.  

Wie sehr muss er den Menschen damit auf die Füße getreten sein, dass sie diese Botschaft nicht aushalten konnten. Offenbar haben zu viele damals gespürt, dass die Predigt dieses Menschen nicht harmlos war. Sie hinterfragt das eigene Denken und Verhalten. Wenn jemand dieser bedingungslosen Liebe begegnet, kann es sein, dass er zu verstehen beginnt, wie es um ihn selber steht. Das begann ja damals bei den religiösen Einstellungen: Jesus kritisierte jede Frömmigkeit, die Gott für das eigene Denken und Wollen instrumentalisierte. Als könne man Gott mit Gesetzesgehorsam und Gebetsleistungen beeindrucken. Als sei Gott der Erfüllungsgehilfe eigener politischer Einstellungen. Die Kritik setzte sich fort im Hinblick auf das soziale Verhalten. Er forderte bedingungslose Liebe zum Nächsten, auch zum Feind. Keiner durfte von dieser Liebe ausgeschlossen bleiben. Die einen halten ihn damit für einen politischen oder religiösen Aufrührer, die anderen für einen naiven Träumer. Ihn muss man beiseiteschaffen, oder es ist kein Verlust, wenn er weg ist. Er stört dann unsere Kreise nicht mehr.  

Dieser Tod wird auch entsetzlich und verstörend dadurch, dass dieser Jesus aus Nazareth, wie der Hebräerbrief schreibt, sein Leben lang laut geschrien hat nach seinem Gott und Vater, Gebete und Bitten vor ihn gebracht hat – und dann endet er am Kreuz. Das Buch Deuteronomium sagt: „Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat, auf das die Todesstrafe steht, wenn er hingerichtet wird und du den Toten an einen Pfahl hängst, dann soll die Leiche nicht über Nacht am Pfahl hängen bleiben, sondern du sollst ihn noch am gleichen Tag begraben; denn ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter. Du sollst das Land nicht unrein werden lassen, das der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz gibt.“ (Dtn 21,22f.).  

Selbst im Tode nicht nur verlassen von Gott, sondern verflucht von Gott. Was mag einem frommen Menschen damals so durch den Kopf gegangen sein, wenn er davon erfuhr, dass seine Anhänger einen Gekreuzigten verehren? Schaut man auf den Mann am Kreuz, muss man zunächst feststellen: von ihm und seiner Botschaft bleibt nichts mehr, oder noch schlimmer; sie ist zum Zeichen der Gottferne und vielleicht sogar zum Zeichen eines feindlichen, im besten Falle ohnmächtigen Gottes geworden.  

Wie viele Menschen haben in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte ein ähnliches Schicksal erduldet? Der Gottesknecht steht stellvertretend für die vielen, die zu ihrem Gott gerufen haben, und dann steht da der Sieg des Bösen, der Gewalt, des Todes. Den Karfreitag muss man aushalten, man darf ihn sich nicht zu schnell verharmlosen. Der Gekreuzigte ist Identifikationsfigur mit all dem Leid dieser Welt. Und dann steht die Frage nach Gott im Raum: Warum das alles?  

Der Prophet schaut auf diesen geschlagenen Menschen, den Gottesknecht, mit den Augen des Glaubens. So wird das ganze Leid zu einem Beweis größter Liebe. Und Liebe verwandelt. Da trägt dieser Mann mein Leid, unser Leid. Er läuft nicht vor den Folgen der Schuld weg, vielmehr verwandelt seine Liebe meine Schuld in neues Leben. Dieser Mensch gibt mir Orientierung, wenn ich mich verliere wie ein Schaf, das herumirrt. Er zeigt mir, dass ein Leben im Vertrauen auf Gott, ein Leben in Hingabe und Liebe ein erfülltes Leben ist. Am Ende steht er für die Erfahrung, dass Gottes Liebe wirklich größer ist als alle Gewalt, als das Böse, als der Tod. Durch das Leiden gelangt er zur Vollendung, und ist für uns der Grund und Urheber des ewigen Heils geworden (Hebr. 5,9).  

Am Karfreitag kämpft der Tod gegen das Leben, der Hass gegen die Liebe, das Böse gegen das absolut Gute. Äußerlich betrachtet geht es so aus, wie es in unserer Welt oft ist. Das Gute hat kaum Kraft, der Tod ist stärker als das Leben. Davon können viele Menschen ein Lied singen. Der Glaube übertüncht diese Erfahrung nicht, er ist nicht Opium des Volkes gegen die harte Realität. Der Glaube stellt sich dieser Erfahrung, er muss sie aushalten, auch die scheinbare Ohnmacht Gottes.   

„Ist das Schwäche? Von außen betrachtet mag das so scheinen, in Wahrheit liegt da Gottes Stärke und verwandelnde Kraft. Sie bewegt etwas, sie verändert die Verhältnisse von Grund auf. Die Stärke, die sich die Starken gegenseitig zusprechen, einander weitergeben oder entreißen, erhält den Status quo: hier Mächtige, dort Ohnmächtige. Jesus lässt uns Gott gerade in der Ohnmacht entdecken, am toten Punkt (…). Gott ist nicht allmächtig, weil er vordergründig alles kann, was er will, sondern weil er auch noch die Macht der Vergeltung durch die Macht der Liebe verwandeln kann. Solche verwandelnde Macht ist die größere Macht, weil sie neue Energien freisetzt, neue Wege aufstößt.“ (Bischof Franz Kamphaus) 

Natürlich schauen wir auch auf das Kreuz vor dem Hintergrund des Osterglaubens. Ohne ihn wäre der Karfreitag nur schrecklich. Aber auch der Osterglaube überspringt die schlimme Erfahrung des Menschen nicht. Eine einfache Antwort auf die Frage nach dem Sinn des menschlichen Leidens gibt es auch für den glaubenden Christen nicht. Der Glaube an den Sieg des Lebens und der Liebe jedoch macht das Kreuz zu einem Motor für den Versuch, mit Gottes Hilfe den Weg des Gottesknechts mitzugehen: Leid wahrzunehmen und  mitzutragen, für andere einzustehen, Hoffnung zu schenken und Hass durch Liebe zu beantworten. Das Kreuz des Karfreitags ist dann ein Hoffnungszeichen für Gottes Macht, die am Ende den Tod, das Böse und die Schuld besiegt, und ein Anruf, sich aktiv dem Leid zu stellen, das Böse zu überwinden und Gott im Kleinen auch meines Lebens etwas zuzutrauen.  

(MBN) 


Mitbestimmung ist das Schwungrad einer vitalen Demokratie

Gemeinsamer Aufruf von DGB und Kirchen zur Beteiligung an den Betriebsratswahlen

Mainz. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Rheinland-Pfalz/Saarland hat gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Kirche in Rheinland-Pfalz am Mittwoch, 28. März, einen Aufruf zur Beteiligung an den Betriebsratswahlen veröffentlicht. Unterzeichnet wurde der Text von Dietmar Muscheid, Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland, Dieter Skala, Leiter des Katholischen Büros Mainz, und Dr. Thomas Posern, Beauftragter der Evangelischen Kirchen im Lande Rheinland-Pfalz. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut des Aufrufs:

Vom 1. März bis zum 31. Mai 2018 finden in ganz Deutschland Betriebsratswahlen statt. In zehntausenden Betrieben wählen die Beschäftigten ihre Vertreterinnen und Vertreter in den Betriebsrat. Er vertritt die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber – und sorgt für Mitbestimmung und Demokratie im Betrieb.

Das Engagement der Betriebsräte für eine menschliche, solidarische und gerechte Arbeitswelt erfordert hohe Kompetenz, Durchsetzungsvermögen, Ausdauer, Geschick und auch Mut. Allen, die diese wichtige Aufgabe in ihren Betrieben übernehmen, möchten wir unseren Dank und unsere Anerkennung aussprechen.

Es ist nicht zu erwarten, dass die Herausforderungen in den kommenden Jahren kleiner werden, denen sich die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegenüber sehen. Die Verdichtung der Arbeit, steigende Erwartungen an die Flexibilität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die zunehmende Entgrenzung von Arbeits- und Freizeit lassen den Druck auf die Beschäftigten immer stärker zunehmen. In der Folge führen Leistungsdruck und andauernde Überforderung zu einer steigenden Zahl psychischer Erkrankungen.

Es werden große gesellschaftliche und betriebliche Anstrengungen nötig sein, damit die Integration jener Menschen, die Schutz in unserem Land suchen, zukünftig noch besser gelingt. Darüber hinaus ist mit der Digitalisierung der Arbeitswelt bereits ein umfangreicher Veränderungsprozess im Gange, den es im Interesse der Beschäftigten mitzugestalten gilt. Dazu bedarf es einer öffentlichen Debatte, welche Erwartungen die Menschen an die Arbeit der Zukunft haben und wie gewährleistet bleibt, dass die erwerbstätigen Menschen Mitgestalter und Mitverantwortliche ihrer Arbeit bleiben. 

Wir bekennen uns zur Mitbestimmung, denn sie ist das Schwungrad einer vitalen Demokratie. Deshalb ermutigen wir alle Beschäftigten, sich an den Betriebsratswahlen zu beteiligen und zu überlegen, ob sie sich nicht selbst im Betriebsrat engagieren möchten. Denn Betriebsräte und ArbeitnehmerInnenvertretungen leben – wie auch die Demokratie selbst – von einer möglichst breiten Unterstützung und der Bereitschaft vieler, sich einzubringen.