Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 17

vom 2. Mai 2018

Liebfrauenheide (c) Bistum Mainz / Blum
Liebfrauenheide
Datum:
Mi. 2. Mai 2018
Von:
(MBN)
Liebfrauenheide (c) Bistum Mainz / Blum
Liebfrauenheide

Berichte

  • 150 Jahre Wallfahrtskapelle auf der Liebfrauenheide
  • Erster Trauerort in Rheinland-Pfalz eröffnet
  • Vorabend zum „Tag der Arbeit“ mit Bischof Kohlgraf
  • Norbert Lammert diskutierte mit Karin Kortmann
  • Clearingsstelle Medienkompetenz dauerhaft in Mainz

Vorschau

  • Ausstellung „Monster und Drachen in der Bibel“ (ab 9.5.)
  •  „Die Judenpolitik der Mainzer Erzbischöfe“ (14.5.)

 

Berichte

Kohlgraf: „Wer hierhin kommt, wird hoffentlich im Herzen verändert“

Festgottesdienst zum Jubiläum „150 Jahre Wallfahrtskapelle“ auf der Liebfrauenheide

Klein-Krotzenburg. „Wer hierhin kommt, wird hoffentlich im Herzen verändert. Nicht nur, dass Maria für den hier betenden Menschen zur Wegbegleiterin, zur Seelsorgerin und Fürsprecherin wird. In ihrem Sohn hält sie uns das Leid ihres Sohnes vor, sie möchte uns zu Menschen machen, die neu beginnen, sich das Leid anderer zu Herzen zu nehmen.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Dienstag, 1. Mai, beim Pontifikalamt zur Wallfahrtseröffnung auf der Liebfrauenheide bei Klein-Krotzenburg. Dabei wurde der Einweihung der heutigen Wallfahrtskapelle vor 150 Jahren gedacht. Neben dem Pfarrer von Klein-Krotzenburg-St. Nikolaus, Thomas Weiß, und zahlreichen weiteren Priestern nahm auch Bischof Eugène Cyrille Houndékon aus Benin an dem Gottesdienst teil. Sein früherer Sekretär Levi Hinglo ist aktuell für drei Jahre als Kaplan in St. Nikolaus tätig.

Weiter sagte Kohlgraf: „Hier bei der Wallfahrt wird uns gesagt: ‚Wenn du dir diese Menschen zu Herzen nimmst, kannst du nicht an ihnen vorbeisehen. Du kannst sie nicht jemand anderem überlassen, sie begegnen dir.’ Und: ‚Werde aufmerksam für die Menschen, die sich zurückgezogen haben und in ihrer Armut allein bleiben.’ Die Pietà der Liebfrauenheide lehrt uns einen neuen Blick auf den Menschen, der arm ist.“

Kohlgraf erinnerte an Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877) und sein Wirken auf der Liebfrauenheide: „Als Bischof Ketteler vor 150 Jahren hier die Arbeiter versammelte, zeigte er, dass es der Kirche genau darum geht: Sie will sich die Sorgen und die Anliegen der Menschen, besonders der Armen und Bedrängten aller Art zu Herzen nehmen. Heute gibt es viele Themen, die uns bewegen. In unserer Region sind das Themen der Wohnungsnot von Menschen, so wie es das Jahresthema der Caritas aufgreift. Es ist die Frage der Armut und der Armutsgefährdung.“ Kohlgraf trug bei dem Gottesdienst das Brustkreuz von Bischof Ketteler, das Kardinal Karl Lehmann ihm am Tag seiner Bischofsweihe gegeben hatte.

Wörtlich sagte Kohlgraf: „Bischof Ketteler sagte am Ende seines Lebens einen bewegenden Satz: ‚Ich habe mein ganzes Leben dem Dienste des armen Volkes gewidmet, und je mehr ich es kennengelernt, desto mehr habe ich es lieben gelernt.’ Als sein Motto ist bekannt, dass er nach seiner Priesterweihe ‚kein anderes Interesse mehr haben sollte als das Seelenheil der Menschen und ihre Not’. Sich die Not zu Herzen nehmen, sich die Menschen zu Herzen nehmen - das war das Programm dieses großen Bischofs. Es ist sicher kein Zufall, dass Bischof Ketteler 1868 mit dem Neubau der Kapelle die Wallfahrt zu diesem Gnadenbild wiederbelebte.“

Stichwort: Liebfrauenheide

Die Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes auf der Liebfrauenheide im Wald bei Klein-Krotzenburg ist im 17. Jahrhundert entstanden. Aus dieser Zeit stammt auch das Gnadenbild, eine holzgeschnitzte Pietà (datiert um 1620), die in der Pfarrkirche in Klein-Krotzenburg aufbewahrt wird und bei den Wallfahrten in einer Prozession zur Kapelle gebracht wird. Dieses Marienbild war während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) in einem hohlen Baum versteckt worden. Der Fund durch Hirten erregte damals großes Aufsehen. 1736 wurde am Fundort eine Kapelle errichtet und der Schmerzhaften Muttergottes geweiht.

Durch das Aufblühen der Wallfahrt auf der Liebfrauenheide fürchtete der Dieburger Pfarrer im 18. Jahrhundert um das Interesse an der Dieburger Wallfahrt. Er wandte sich daher an den Mainzer Erzbischof, der eine Untersuchungskommission einsetzte und die Wallfahrt 1756 „wegen eingetretener Missstände“ verbot. Die Kapelle wurde abgerissen und das Gnadenbild in die Pfarrkirche von Klein-Krotzenburg gebracht, wo die Wallfahrt einen neuen Aufschwung fand. Mit der Säkularisation 1803 brach sie zunächst ganz ab.

Erst durch Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler wurde die Wallfahrt wiederbelebt. Er ließ 1866 den Grundstein zur heutigen Kapelle legen, 1868 folgte die Einweihung. Am 25. Juli 1869, dem 19. Jahrestag seiner Bischofsweihe, hielt er dort eine seiner berühmten Predigten zur sozialen Frage über das Verhältnis der Arbeiterwelt zu Religion und Christentum. Zu den Hauptwallfahrtstagen auf der Liebfrauenheide gehört neben dem 2. Juli (Mariä Heimsuchung) und dem 15. August (Mariä Himmelfahrt) der Sonntag nach dem Fest Mariä Schmerzen (15. September). Von Mai bis Oktober findet jeweils am 13. des Monats eine Fatima-Wallfahrt statt.

Hinweis: Weitere Informationen beim Katholischen Pfarramt St. Nikolaus, Kirchstraße 10, 63512 Hainburg, Tel.: 06182/4320, Fax: 06182/68650, E-Mail: pfarramt@st-nikolaus-hainburg.de, Internet: www.st-nikolaus-hainburg.de

tob (MBN)

 

Erster Trauerort in Rheinland-Pfalz eröffnet

Initiative der Caritas, der Pfarrei St. Ignaz und des Vereins Fallschirm Mensch

Mainz. Der Mainzer Diözesancaritasdirektor Thomas Domnick hat gemeinsam mit dem Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling und der rheinland-pfälzischen Finanzministerin Doris Ahnen am Freitag, 20. April, den ersten Trauerort in Rheinland-Pfalz eröffnet. Der Trauerort auf dem Gelände der Pfarrei St. Ignaz in der Kapuzinerstraße in Mainz ist für Menschen aller Kulturen und Religionen gedacht, die ihre Toten nicht an einer Grabstätte betrauern können. Die Idee für einen solchen Trauerort, den es bundesweit sonst nur in Düsseldorf gibt, entwickelte sich aus der Arbeit mit Geflüchteten im Psychosozialen Zentrum für Flucht und Trauma der Caritas in Mainz und dem Verein Fallschirm Mensch e.V. Die Gestaltung des Trauerortes, der von der Firma Gemünden kostenlos errichtet wurde, stammt von der Künstlerin Dr. Doaa Elasyed.

am (MBN)

 

Kohlgraf: Wert und Würde hängen nicht von Fähigkeiten ab

Vorabend zum „Tag der Arbeit“ mit Gottesdienst und Podiumsdiskussion

Mainz. „An die Würde erinnern, Teilhabe ermöglichen, prophetisch reden und überzeugend handeln: Das scheinen mir die wichtigsten Möglichkeiten der Kirche und ihrer Menschen zu sein,“ um darauf zu reagieren, wenn Menschen im Alter Armut droht. Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf beim Gottesdienst am Vorabend des Tages der Arbeit im Mainzer Dom. Grundsätzlich stehe die Frage im Raum, „welchen Stellenwert und welche Wertschätzung Menschen zugesprochen bekommen, die nicht mehr zu den Schnellen, den Starken, den Gesunden gehören“, sagte Kohlgraf.

Der Gottesdienst am Montag, 30. April, war Auftakt zum traditionellen Empfang am Vorabend des 1. Mai - „Tag der Arbeit“. Das traditionelle Treffen stand unter dem Leitwort „Lohn der Arbeit!? - Wenn am Ende des Erwerbslebens Armut droht.“ Der Bischof erinnerte daran, dass der alte Mensch in der Bibel hoch geschätzt wird: „Die alten Menschen nehmen auch in ihrer zunehmenden Schwäche am gesellschaftlichen Leben teil, sie sind keine Belastung, sondern Reichtum und Ressource, würden wir heute sagen. Eine Gefahr der Vereinsamung und der Ausgrenzung hätte wohl zu biblischen Zeiten nicht bestanden.“

Wörtlich sagte Kohlgraf: „Ich glaube, dass die Kirche immer wieder in den Mittelpunkt stellen muss, dass nicht nur die Schnellen und die Reichen das Tempo vorgeben, sondern dass auch in Situationen, in denen ein Mensch hilfebedürftig ist, ein gutes Leben möglich ist, das von anderen geschätzt und begleitet wird. Es ist schon ein Alarmsignal, wenn Menschen darüber nachdenken, ihrem Leben im Alter und in der Krankheit ein Ende zu setzen, weil sie niemandem zur Last fallen wollen oder weil sie ein Leben in Schwäche als nicht mehr menschenwürdig erleben. Wenn eine Gesellschaft solch ein Menschenbild fördert, dann müssen wir als Christen gegenhalten. Es geht um eine Grundeinstellung dem Leben gegenüber: Der Wert und die Würde eines Menschen hängt nicht von seinen Fähigkeiten ab.“

Er verwies darauf, dass die Kirche gute Angebote habe, um Menschen in allen Lebensphasen Teilhabe und Gemeinschaft zu ermöglichen. Das sei jedoch nicht nur Sache von professionellen Mitarbeitern, sagte der Bischof: „Nachbarschaft wahrzunehmen, Hilfen anzubieten, Ansprache und Aufmerksamkeit ist etwas, was jeder Mensch einem anderen schenken kann. Da sind die biblischen Themen, die eben genannt wurden, eine gute Motivation, neu den Respekt und die Ehrfurcht vor Menschen zu lernen, die viel im Leben geleistet haben - und nun vielleicht Hilfe brauchen.“

Weiter sagte Kohlgraf: „Armut ist auch für alte Menschen schambesetzt. Deswegen braucht es Sensibilität, solche Formen wahrzunehmen. Wenn man eine derartige Situation wahrnimmt, soll man aktiv helfen. Das kann manchmal nicht einfach sein, weil es für manchen schwer ist, Hilfe anzunehmen. Die Möglichkeit der Kirche und ihrer Gläubigen besteht aber darin, dass sie das Thema lebendig hält und den Menschen eine Stimme gibt, die für sich nicht mehr sprechen können oder wollen. In der Bibel sind dies die Propheten, die gesellschaftliche Verantwortung einfordern und Themen ins Licht halten. Viele tun dies, in der Kirche und ihrer Caritas, in den Verbänden, Gemeinden und Gruppen. Dafür bin ich dankbar, auch für diejenigen, die sich privat in die Politik als Christinnen und Christen einbringen.“

Konzelebranten des Gottesdienstes waren Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des Bistums Mainz, Domdekan Prälat Heinz Heckwolf, Dekan Dieter Bockholt, Präses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Bezirk Main-Rodgau, Dekan Hans-Joachim Wahl, Präses des Kolpingwerkes Diözesanverband Mainz, Pfarrer Dr. Friedrich Franz Röper, Mainz, Präses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Diözesanverband Mainz, und Pfarrer Harald Christian Röper, Ehren-Präses von Kolping im Bistum Mainz; Diakon war Markus Dannhäuser. Musikalisch wurde der Gottesdienst gestaltet vom Projektchor Rheinhessen unter Leitung von Franz-Josef Schefer sowie Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel. Die Kollekte des Gottesdienstes kam der Pfarrer Landvogt-Hilfe in Mainz zu Gute. Veranstaltet wird der traditionelle Vorabend zum „Tag der Arbeit“ vom Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz, dem Diözesanverband Mainz der KAB und dem Diözesanverband Mainz des Kolpingwerkes.

Professor Sell: Wieder Alternativen bei der Rente denken

Beim anschließenden Empfang im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes hielt Professor Dr. Stefan Sell von der Hochschule Koblenz das Eingangsreferat. Er erläuterte, dass es in Deutschland in den kommenden Jahren „eine zunehmende Polarisierung im Alter geben werde, zwischen Menschen in Altersarmut und Menschen, denen es gut geht. Uns explodiert die Armutsgefährdungsquote für Ältere.“ Sell wies darauf hin, dass die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) festgestellt habe, „dass in keinem Land Menschen, die unter dem Durchschnitt verdienen, so schlecht abgesichert sind, wie in Deutschland“. Mit Blick auf Nachbarländer wie die Schweiz, die Niederlande oder Österreich verwies er auf Alternativen bei den Rentenmodellen. „Wir sollten diese Alternativen wieder denken in unserem Land“, sagte Sell.

Bei der anschließenden Diskussion hob Ingrid Reidt von der Katholischen Betriebsseelsorge Rüsselsheim hervor, dass besonders Frauen von Altersarmut betroffen sind und ihre Zahl zunehmen werde. Sie beklagte, dass etwa das Großziehen von Kindern keinerlei Relevanz für die Rente besitze. Max Zeiher, IG Metall Jugend aus Darmstadt, und Horst Gobrecht, ver.di Südhessen, Fachbereich Handel, sprachen sich für Veränderungen beim bisherigen System aus. Da derzeit nur drei Prozent der über 65-Jährigen Grundsicherung bezögen, sehe er keinen Handlungsbedarf bei den Renten, sagte Dr. Alexander Dombrowsky, Landesvereinigung der Unternehmerverbände (LVU) Rheinland-Pfalz. Hans-Peter Greiner, Diözesanvorsitzender der KAB, erläuterte als mögliche Alternative das „Cappucino-Rentenmodell“, das von der KAB und weiteren katholischen Verbänden erarbeitet worden ist. Die Moderation der Aussprache, in die auch das Publikum einbezogen wurde, hatte Claudia Deeg vom Südwestrundfunk (SWR) übernommen.

In seinem Schlusswort dankte Bischof Kohlgraf allen Beteiligten für ihr Engagement zum Vorabend am der „Tag der Arbeit“. Bei aller Diskussion und dem notwendigen Ringen um Lösungen „müssen wir uns klar machen, dass hinter all diesen Zahlen immer Menschen mit individuellen Erfahrungen und Geschichten stehen“, sagte der Bischof. „Es geht darum, jedem einzelnen Menschen zu helfen. Dem muss die Politik und auch das kirchliche Engagement dienen.“

Hans-Georg Orthlauf-Blooß von der Katholischen Betriebsseelsorge in Mainz hatte die Gäste im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes begrüßt. Er verwies auf die Wanderausstellung „Altersarmut stoppen - Rente sichern“, die vom Verein „Fototeam Hessen“ gestaltet wurde, und an diesem Abend erstmals zu sehen war. „13 Menschen im Alter zwischen 20 und 77 Jahren zeigen mutig ihr Gesicht und erzählen, warum Altersarmut für sie ein Thema ist, jetzt oder in der Zukunft. Die Wanderausstellung ist ein Dokument, das zeigt, dass nicht individuelles Fehlverhalten, sondern politische Entscheidungen immer mehr Menschen im Alter arm machen“, sagte Orthlauf-Blooß.

Kohlgraf verlieh Preis der „Pfarrer Röper-Stiftung“

Für besonderes Engagement im Bereich der Ausbildung hatte Bischof Kohlgraf am Ende des Gottesdienstes im Mainzer Dom den Preis der „Pfarrer Röper-Stiftung“ verliehen. Preisträger in diesem Jahr ist das Fliesenstudio Derst GmbH in Worms; das Ehepaar Christian Derst und Nina Senettin-Derst nahm den Preis entgegen.

Das Fliesenstudio Derst hat seit 2013 durch Vermittlung von Daniel Scheirich von der Beschäftigungsförderung der Stadt Worms bereits mehreren Jugendlichen eine Ausbildung ermöglicht, die Schwierigkeiten hatten, einen Ausbildungsplatz zu finden. „Es ist auch heutzutage nicht selbstverständlich, dass ein Meisterbetrieb jungen Menschen eine Chance gibt, deren Lebenslauf Lücken und Brüche aufweist oder die sogar ein dauerhaftes Handicap haben. Deshalb danken wir dem Fliesenstudio Derst für sein Engagement gegenüber benachteiligten Jugendlichen“, sagte Kohlgraf.  

Der „Röper-Preis“ wird seit 2004 an Menschen und Firmen verliehen, die sich in besonderer Weise für die Integration von benachteiligten Jugendlichen in die Arbeitswelt einsetzen. Der Preis wurde von den Zwillingsbrüdern Pfarrer Dr. Friedrich Franz Röper, Mainz, und Pfarrer Harald Christian Röper, Eppertshausen, gestiftet. Zusammen mit den Diözesanverbänden der KAB und dem Kolpingwerk wählen sie die Preisträger aus. Die Preisträger erhalten neben einer Urkunde eine Bronzeskulptur. Sie stellt eine Frauengestalt als Symbol der „Caritas-Nächstenliebe“ dar. Die Figur wurde vom Bildhauer Karlheinz Oswald entworfen und ausgeführt. Bisher wurde damit das Engagement von 28 Einzelpersonen, Unternehmen und Initiativen herausgehoben und öffentlich gewürdigt.

Hinweis: Weitere Informationen unter: www.arbeitswelt-bistum-mainz.de

tob (MBN)

 

Politik und Kirche heute

Diskussion mit Norbert Lammert und Karin Kortmann

Mainz. „Politik und Gesellschaft - Gesprächspartner für die Kirchen“ hieß am Freitagabend, 27. April, der Titel einer Diskussion im Haus am Dom mit Norbert Lammert, Bundestagspräsident von 2005 bis 2017 und seit Januar 2018 Vorsitzender der Konrad Adenauer-Stiftung, sowie Karin Kortmann, der Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Moderiert wurde das Gespräch von Volker Resing, Chefredakteur der Herder Korrespondenz.  Es fand statt im Kontext der Akademietagung „Aus dem Glauben Gesellschaft gestalten?“ der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und der Bistumsakademie Erbacher Hof. An der Tagung vom 27. bis 28. April nahmen unter anderen auch der Speyrer Bischof, Karl-Heinz Wiesemann, Vorsitzender der ACK, und der Bundestagsabgeordnete Peter Tauber teil.

Akademiedirektor Professor Dr. Peter Reifenberg begrüßte rund 100 Besucher und erinnerte an die Aktualität des 1926 von Ernst Michel verfassten Werkes „Politik aus dem Glauben“. Volker Resing nahm den umstrittenen Vorstoß des neuen bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) zum Anlass, das Kreuz als Symbol im öffentlichen Raum zu thematisieren. „Wie viele Kreuze gibt es im Bundestag,“ fragte er. Der für seine pointierten Äußerungen bekannte Norbert Lammert antwortete: „Wenn Sie mit Ihrer Frage nicht nur den Plenarsaal meinen, kann ich sagen, dass es rund 500 Räume im Bundestag gibt, von denen ich die meisten nie gesehen habe.“ Im Plenarsaal jedenfalls hänge kein Kreuz. Im CDU-Fraktionssaal sehr wohl. Lammert: „Glaubensfreiheit ist ein wesentliches Element des Grundgesetzes. Und jede Partei und jeder Abgeordnete darf sich zu seiner religiösen Orientierung bekennen.“

Auf Nachfrage, was er vom Vorstoß Söders hält, in allen bayrischen Behörden ein Kreuz anzubringen, antwortete Lammert, Demonstrationen mit Hilfe eines Symbols seien zulässig, aber in diesem Fall nicht ausreichend begründet. Karin Kortmann, ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und von 2005 bis 2009 parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hingegen meinte: „Das Kreuz darf nicht instrumentalisiert werden. Jesus gab den Verfolgten eine Stimme und den Sündern, die sonst keinen Platz in der Gesellschaft fanden.“ Sie griff die Eingangsfrage des Moderators auf und verwies darauf, dass es im Deutschen Bundestag einen Andachtsraum gibt mit einem Kreuzsymbol. „Es hat etwas Einladendes und etwas Prägendes. Das Einladende fehlt mir bei Söder.“

Wie groß ist heute der Einfluss christlicher und kirchlicher Positionen auf die Politik? Zur Beantwortung der Frage von Volker Resing erinnerte Norbert Lammert an die Immigrationswelle im Spätsommer 2015. „Es gab ein breites Maß an positiver Willkommenskultur, bevor sich die Kirchen äußerten.“ Daraus schloss er, dass die christlichen Grundwerte noch immer tief verankert sind in der Gesellschaft. „Erst als die Frage aufkam, was wir leisten können und was nicht, haben sich die Kirchen zu Wort gemeldet.“ Das „Nachdenken über die Balance“ bezeichnete Lammert als „grundvernünftig“. Kortmann kritisierte in diesem Zusammenhang die jüngsten Äußerungen von Innenminister Horst Seehofer (CSU), wonach der Islam nicht nach Deutschland gehöre. „Dies in Zusammenhang mit Flüchtlingen zu sagen, ist schäbig.“

Wie zielführend ist es in einer säkularen Gesellschaft, dass Bischöfe sich zu politischen Entscheidungen äußern? Lammert: „Bischöfe dürfen sich dazu öffentlich äußern, sollten sich aber ihres Amtes bewusst sein, wenn sie dies tun.“ Wenn sie sich zur Pkw-Maut äußern, sehe er dies skeptisch. Aber bei den großen ethischen Fragen, etwa im Bereich der Biomedizin, sei es nicht nur erlaubt, dass die Kirchen Stellung beziehen, sondern hier „sind sie geradezu gefordert“. Haben Äußerungen der Bischofskonferenz größeres Gewicht als die des Zentralkomitees der Katholiken in Deutschland? Natürlich sei die öffentliche Wahrnehmung stärker, wenn ein Bischof sich zu Wort meldet, sagte Kortmann. Aber in den vergangenen Jahren habe beispielsweise zunehmend der Begriff der „Bewahrung der Schöpfung“ Einzug in den politischen Diskurs gefunden. Ein Begriff, der aus dem christlichen Kontext kommt.

Beim Thema „Ehe für Alle“ vertraten Kortmann und Lammert deutlich kontroverse Positionen. In dieser Frage habe „das Leben die Lehre überholt“, argumentierte Kortmann. Darum habe sie die Entscheidung des Deutschen Bundestags begrüßt. Lammert war das „zu simpel“. Er habe dagegen gestimmt, weil er nicht sehe, dass gleichgeschlechtlichen dauerhaften Lebensgemeinschaften noch irgendein staatlicher Rechtsanspruch vorenthalten würde. „Am Ende ging es nur um einen Begriff.“ Kortmann erinnerte daran, dass es sich in dieser Abstimmung im Bundestag nicht um eine Sach-, sondern um eine Gewissensentscheidung gehandelt habe. Lammert: „Wer entscheidet, was eine Gewissensentscheidung ist?“ Seine Antwort lautete: „Jeder entscheidet dies selbst.“                      

ath (MBN)

 

Gefragter Partner in der Medienbildung

DBK-Clearingstelle Medienkompetenz bleibt dauerhaft an der KH Mainz

Mainz/Bonn. Die Clearingstelle Medienkompetenz ist zum Frühjahr 2018 auf Beschluss der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) dauerhaft an der Katholischen Hochschule (KH) Mainz eingerichtet worden. Das gab die KH am Dienstag, 24. April in einer Pressemeldung bekannt. 2012 wurde die Clearingstelle Medienkompetenz zunächst in Projektform von der Deutschen Bischofskonferenz an der KH Mainz etabliert. „Kirche ist auf vielfältige Weise im Feld der Medienbildung aktiv, beispielsweise in Form von Informations-, Bildungs- und Beratungsangeboten. Diese Beiträge der Kirche zur Vermittlung von Medienkompetenz zu bündeln und in der Zusammenarbeit mit Partnern innerhalb und außerhalb der Kirche zu vertreten, ist ein zentrales Ziel, das mit der Gründung der Clearingstelle Medienkompetenz durch die Deutsche Bischofskonferenz in den letzten Jahren intensiv bearbeitet werden konnte“, berichtet Andreas Büsch, Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz und Professor für Medienpädagogik und Kommunikationswissenschaft an der KH Mainz.

Die dauerhafte Etablierung der Clearingstelle mache deutlich, dass Digitalisierung und Medienbildung in Kirche und Gesellschaft zentrale und langfristige Zukunftsthemen seien, die sowohl eine fachlich-fundierte als auch eine kritisch-werteorientierte Auseinandersetzung erfordern. „Die Arbeit der vergangenen Jahre hat uns gezeigt, dass es einen großen Handlungs- und Gesprächsbedarf bei Eltern, Lehrkräften oder Jugendlichen und Studierenden gibt. Es braucht praxisorientierte Qualifizierungsangebote und Stimmen, die zu den mit der Digitalisierung einhergehenden Entwicklungen klar Position beziehen. Auf Tagungen und Veranstaltungen stellen wir immer wieder fest, dass Kirche hier ein geschätzter Diskurspartner ist“, sagt Büsch.

Ein Aufgabenschwerpunkt der Clearingstelle liegt in der Ausbildung von Personen, die in Kirche und Gesellschaft haupt- oder ehrenamtlich im Bereich der Medienpädagogik tätig sind. Zu diesen Multiplikatoren medienpädagogischer Arbeit zählen beispielsweise Lehrer, Referenten, Sozialpädagogen oder pastorale Mitarbeiter. Die Clearingstelle bietet für diese Zielgruppe den Zertifikatskurs Medienpädagogische Praxis an, den inzwischen 65 Teilnehmer erfolgreich absolviert haben. Aktuell läuft die Ausschreibung für den fünften Durchlauf des Fortbildungsangebotes. Themen des Angebots sind unter anderem Cybermobbing, exzessive Mediennutzung oder ein angemessener Umgang mit Medien bei Kindern. „Medienpädagogik ist immer auch Wertepädagogik und Reflexion des eigenen Tuns. Beispielsweise wenn ich mir mit Blick auf das Teilen von Inhalten die Frage stelle, ob ich möglicherweise Gerüchte oder Unwahrheiten weitergebe und damit die Würde eines anderen verletzte. Ich sehe diese Schnittstelle als Chance, die es in der Medienbildung aufzugreifen gilt“, betont Büsch.

In Kooperation mit der KH Mainz und dem Südwestrundfunk (SWR) bietet die Clearingstelle für Studierende der Sozialen Arbeit regelmäßig eine medienpädagogische Zusatzqualifikation an, die die Konzeption und Durchführung einer Fortbildungsveranstaltung für Lehrer beinhaltet. Weitere medienpädagogische Zusatzqualifikationen an der KH Mainz umfassen Aspekte der ästhetischen Medienbildung, wie Kunst, Tanz, Theater und Sport, bis hin zur Vermittlung technischer Kompetenzen in der Fotografie und Videogestaltung. „Die Anbindung der Clearingstelle an die KH Mainz ermöglicht einen Know-how-Transfer zwischen Wissenschaft und medienpädagogischer Praxis. Dass diese Verbindung nun dauerhaft etabliert werden konnte, ist eine sehr gute Basis für die weitere Arbeit“, freut sich Büsch.

Etablierte Projekte sollen auch in Zukunft angeboten und weiterentwickelt werden. Hierzu zählt neben dem Zertifikatskurs auch die Online-Plattform www.mekomat.de, die eine träger- und institutionenunabhängige Sammlung medienpädagogischer Materialien bietet. Ein neues Projekt zum Thema Religionsunterricht ist aktuell in Zusammenarbeit mit dem Verein Internet ABC in der Umsetzung. Für Professor Büsch steht fest: „Die bisherige Arbeit der Clearingstelle Medienkompetenz zeigt, dass wir als Kirche diskursfähig sind und im Feld der Medienbildung konkrete Angebote und Unterstützungsleistungen einbringen, die eine hohe Fachlichkeit aufweisen und auf große Nachfrage treffen. Umso mehr freut es mich, dass die Verstetigung der Clearingstelle an der KH Mainz nun die Möglichkeit bietet, diese Arbeit mit langfristiger Perspektive fortzusetzen und weiterzuentwickeln.“

Hinweis: Weitere Informationen zur Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz sowie zum Zertifikatskurs Medienpädagogische Praxis sind unter http://medienkompetenz.katholisch.de erhältlich.

PM (MBN)

 

Vorschau

Ausstellung über Monster und Drachen in der Bibel (9.5.-27.7.)

Kooperation von Martinus-Bibliothek und KH Mainz im Rahmen der Science Week

Mainz. Die Mainzer Martinus-Bibliothek beteiligt sich mit einer Ausstellung an der in diesem Jahr erstmals veranstalteten Mainzer Science Week (2.-9. Mai) der Mainzer Wissenschaftsallianz. In Kooperation mit Professorin Dr. Eleonore Reuter von der Katholischen Hochschule (KH) Mainz präsentiert die Martinus-Bibliothek von Mittwoch, 9. Mai bis Freitag, 27. Juli, die Ausstellung „Monster und Drachen als Bilder des Unheimlichen in Bibeltexten und Bibelillustrationen“. Im Rahmen des Jahresthemas 2018 der Wissenschaftsallianz „Mensch und Kommunikation“ wird anhand von Bibeldrucken aus den Beständen der Martinus-Bibliothek vom 15. Jahrhundert bis heute beispielhaft die Kommunikation über Phantasiewesen mit Bibeltexten und Bibelillustrationen im Laufe der Jahrhunderte gezeigt. Illustrationen von Monstern, Drachen, Einhörnern, und anderen (Fabel-)Wesen werden zu sehen sein. Bei freiem Eintritt kann die Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Martinus-Bibliothek besucht werden.

Im Ausstellungsflyer dazu heißt es: „Schon die Begriffe der (Fabel-)Wesen zu übersetzen ist eine Herausforderung. In ihrem Eröffnungsvortrag wird Professorin Reuter deshalb unterschiedliche Übersetzungen im Laufe der Jahrhunderte vorstellen. Von den Bibeltexten wird dann der Kommunikationsbogen zu den Bibelillustrationen gespannt. Wie die jeweiligen (Bibel-)texte über die ‚Monster und Drachen’ die Phantasie der Künstler früher und heute angeregt haben, zeigen die zum Teil kolorierten Holzschnitte und Kupferstiche der ausgestellten Bibeln, die von Diplom-Bibliothekarin (FH) Martina Pauly zusammengestellt wurden.“ In der Ausstellung werden Bibeln aus dem Bestand der Martinus-Bibliothek vom 15. Jahrhundert bis heute zu sehen sein. Eröffnet wird die Ausstellung am Dienstagabend, 8. Mai, um 18.15 Uhr mit einem Vortrag von Professorin Reuter.

Hinweis: Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar Mainz - Grebenstraße 8 (Eingang), Augustinerstraße 34 (Post), 55116 Mainz, Telefon: 06131/266-222, Fax: 06131/266-387, E-Mail: martinus.bibliothek@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/martinus-bibliothek - Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9.00 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 18.00 Uhr

tob (MBN)

 

„Die Judenpolitik der Mainzer Erzbischöfe“ (14.5.)

Buchvorstellung mit Werner Marzi im Mainzer Haus am Dom

Mainz. „Die Judenpolitik der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten“ heißt das neue Buch von Dr. Werner Marzi. Der Mitarbeiter am Institut für Geschichtliche Landeskunde der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stellt die Publikation, die als zweiter Band der Buchreihe „Beiträge zur Geschichte der Juden in Rheinland-Pfalz“ erschienen ist, am Montag, 14. Mai, um 19.00 Uhr im Mainzer Haus am Dom vor. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

In der Ankündigung zu dem Abend heißt es unter anderem: „Jüdisches Leben im frühneuzeitlichen Kurmainz war anhaltend unbeständig. Nur eines war sicher: Die politischrechtliche Stellung der Juden war stets Thema der landesherrlichen und bischöflich-pastoralen Politik, und diese gewährte ihnen immerhin über längere Zeiträume ein gewisses Maß an Rechtssicherheit. In seinem umfangreichen Werk ist Werner Marzi nach intensiver Beschäftigung mit der Forschungsliteratur und dem Studium einschlägiger Archivalien eine kompakte und kenntnisreiche Darstellung der frühneuzeitlichen Judenpolitik im Kurmainzer Herrschaftsgebiet gelungen.“

am (MBN)

Liebfrauenheide (c) Bistum Mainz / Blum
Liebfrauenheide (c) Bistum Mainz / Blum
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Tag der Arbeit (c) Bistum Mainz / Blum
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