50. Jahrestag der Bischofsweihe von Wolfgang Rolly (2.7.)

Bischofsvikar für Räte und Weiterbildung / 1986 zum Domdekan gewählt

Wolfgang Rolly, fotografiert 1972 kurz vor seiner Erenennung zum Weihbischof. (c) Bistum Mainz
Datum:
Mo. 27. Juni 2022
Von:
tob (MBN)

Mainz. Die Bischofsweihe des früheren Mainzer Weihbischof Wolfgang Rolly (1927-2008) jährt sich am Samstag, 2. Juli, zum 50. Mal. Rolly war von 1972 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003 Weihbischof im Bistum Mainz. Der Mainzer Bischof Dr. Hermann Volk hatte ihn vor 50 Jahren durch Handauflegung und Gebet zum Bischof geweiht. Zu dem Gottesdienst an einem Sonntagnachmittag im Mainzer Dom waren nach Angaben der Mainzer Kirchenzeitung „Glaube und Leben“ damals über 2.000 Menschen gekommen. 

Weihbischof Wolfgang Rolly in seiner Zeit als Mainzer Domdekan. (c) Bistum Mainz

Nach Weihbischof Josef Maria Reuß (1905-1986) war Wolfgang Rolly der zweite Weihbischof des Anfang des 19. Jahrhunderts neu gegründeten Bistums Mainz. Papst Paul VI. hatte ihn am 5. Juni 1972 zum Mainzer Weihbischof und Titularbischof von Taborenta ernannt. Rolly verstarb am 25. März 2008 im Alter von 80 Jahren und ist in der Bischofsgruft des Mainzer Domes beigesetzt.

Ansprache nach der Bischofsweihe

In seiner Ansprache nach der Bischofsweihe ging Rolly auf seinen Wahlspruch als Bischof ein („Cum Christo trans muros - Mit Christus über alles Trennende“) und machte deutlich, dass er es in seinem Amt als Aufgabe ansehe „sich Christus zur Verfügung zu stellen - für die Kirche, die Christen, für die Menschen“. Und weiter: „Diese authentische Sicht des Bischofsamtes scheint mir gerade heute wichtig zu sein, wo die einen den Bischof zum unbeweglichen, rückschrittlichen und überholten Establishment zählen, das man bekämpft, bis es verschwunden ist - und wo andere den Bischof so sehr in seiner Würde erheben, dass er in Isolation und wie unter einer Glasglocke in die Ferne und Höhe gerückt wird. Beide Positionen deuten zugleich ein Spannungsfeld an, das wir in der Kirche vorfinden. Mauern, Trennungslinien und Gräben entstehen in Kirche und Gesellschaft - so deutlich und erkennbar, dass man Mauern und Gräben zu den Charakteristika unserer Zeit zählen kann.“

Weiter heißt es in Rollys Manuskript: „Als Christen können wir uns aus diesen Situationen nicht herausmogeln - sind wir doch davon selbst betroffen. Was ein Paulus im Epheser-Brief schreibt: ‚Christus hat die Scheidewand niedergerissen‘ galt damals für die Scheidewand zwischen Juden und Heiden - warum sollte das nicht auch gelten für all jene Mauern und Scheidewände, die immer wieder entstehen, gebaut werden in Familie, Gemeinde, Kirche und Gesellschaft. Zu klagen und jammern, anzuklagen und den Schuldigen suchen, die schöne alte Zeit herbeiwünschen sind keine christlichen Antworten. Vielmehr ist uns aufgegeben, uns auf den mühsamen Weg zu machen, um solche Mauern abzubauen. Das geschieht nicht im Verharmlosen oder Totschweigen von Problemen und Fragen, nicht durch billiges Verkleistern von Gegensätzen und Widersprüchen, sondern durch ehrliches, offenes miteinander Suchen, aufeinander Hören, den anderen zu verstehen suchen, miteinander sprechen und durch Beten - durch ein Beten, in dem wir uns dem Willen Christi, dem Geist Christi, seinem Auftrag öffnen.“

Aufgaben im Bistum

Von Anfang an hatte sich Weihbischof Rolly für den Aufbau der diözesanen Pastoralen Räte wie auch für die Mitverantwortung der Laien in den Pfarrgemeinde- und Dekanatsräten eingesetzt. „Wenn wir heute sowohl auf der Pfarrgemeindeebene und in den Dekananten als auch im diözesanen Bereich auf gut angelegte Fundamente zurückblicken und auf ihnen aufbauen konnten, so ist dies in ganz besonderer Weise das Verdienst von Weihbischof Wolfgang Rolly“, sagte Kardinal Karl Lehmann bei Rollys Emeritierung am Pfingstmontag 2003. Das Mainzer Modell einer Diözesanversammlung, in der Katholikenrat, Priesterrat und Konferenz der Dekane mit der Bistumsleitung zusammenarbeiten, wurde entscheidend von Rolly mitentwickelt.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit im Bistum Mainz war die Weiterbildung, für die er als Bischofsvikar zuständig war. Rolly setzte Akzente durch die Erweiterung des Bildungswerkes der Diözese Mainz in Form regionaler Bildungswerke. Durch den Ausbau des Erbacher Hofs in Mainz entstand unter Rollys Verantwortung eine zentrale Bildungsstätte im Bistum, an der auch die theologische Akademie des Bistums beheimatet ist.

Wolfgang Rolly wurde am 25. November 1927 als zweites von fünf Kindern einer Lehrerfamilie in Darmstadt geboren. Nach Abschluss seines Theologiestudiums an den Universitäten in Mainz und München und an der Hochschule St. Georgen in Frankfurt wurde er am 28. Februar 1953 im Mainzer Dom durch Bischof Dr. Albert Stohr zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Lampertheim-St. Andreas und Gießen-St. Bonifatius (1953-1959) wirkte Rolly von 1959 bis 1972 als Religionslehrer an der Maria Ward-Schule in Mainz. In dieser Zeit am Mädchengymnasium war Rolly von 1965 bis 1971 auch Bundeskaplan im „Heliand“-Bund der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ). Im Januar 1972 war er zum Sekretär des Priesterrates im Bistum Mainz gewählt worden.

Als Bischofsvikar war er nach seiner Weihe für die Pastoralen Räte sowie für den Bereich Weiterbildung und Erwachsenenbildung zuständig. 1978 wurde er als Domkapitular Mitglied des Mainzer Domkapitels. Im Jahr 1986 wurde er zum Domdekan gewählt. Als Bischofsvikar für die Pastoralen Räte im Bistum Mainz wurde er 1991 entpflichtet.

Von 1972 bis 1975 nahm Rolly an der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland teil. In der Deutschen Bischofskonferenz war er Mitglied der Pastoralkommission, wo er von 1979 bis 1986 als „Jugendbischof“ die Unterkommission „Jugend“ der Pastoralkommission leitete. Einen Tag nach dem Rücktritt von Kardinal Volk am 27. Dezember 1982 wählte das Mainzer Domkapitel Weihbischof Rolly zum Kapitularvikar. In dieser Funktion leitete er vorübergehend das Bistum Mainz bis zur Bischofsweihe von Karl Lehmann im Oktober 1983.

Ab 1988 war er Mitglied der Publizistischen Kommission. Außerdem war Weihbischof Rolly Mitglied und lange Jahre stellvertretender Vorsitzender der Kommission „Erziehung und Schule“ der Deutschen Bischofskonferenz. Zweimal (1977 und 1987) war er von der Deutschen Bischofskonferenz zur Teilnahme an der Weltbischofssynode nach Rom entsandt worden. Am 20. Februar 2003 wurde Rolly nach Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren als Weihbischof emeritiert und am 30. April 2003 als Domdekan und Bischofsvikar.