Abschluss des Jubiläums „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom“

Grußwort von Papst Benedikt XVI. / Lehmann forderte Bereitschaft zum Teilen

DOMJUBILÄUM--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
Datum:
So. 15. Nov. 2009
Von:
tob (MBN)
Mainz. Mit einem Pontifikalgottesdienst im Mainzer Dom und einem anschließenden Festakt im Erbacher Hof ist das Jubiläum „1.000 Jahre Mainzer Willigis-Dom“ am Sonntag, 15. November, zu Ende gegangen. Papst Benedikt XVI. würdigt in einem Grußwort an den Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, die Bedeutung des Domes und ruft die Katholiken dazu auf, „diesem Bau in seiner reichen Bedeutung für Kirche und Welt durch die Suche nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden in unserer Zeit“ zu entsprechen.
2-abschlussgottesdienst-dom-gesamt-jpg (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)

„In Eurem tausendjährigen Dom hat sich eine große Geschichte des Glaubens und des Betens niedergeschlagen und erhalten", heißt es im Grußwort des Papstes, das Kardinal Lehmann am Ende des Gottesdienstes verlas. Der 90-minütige Gottesdienst, an dem rund 1.000 Menschen teilnahmen, war vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) live übertragen worden.

Das Bistum Mainz hat in diesem Jahr unter dem Motto „Denn der Tempel Gottes ist heilig - und das seid ihr!" (1 Kor 1,17) mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm an die erste Fertigstellung des Domes im Jahre 1009 durch Erzbischof Willigis (975-1011) erinnert. Das Jubiläum wurde mit dem Auszug der Zelebranten durch das 1.000-jährige Willigis-Portal des Doms beendet, so wie es beim Eröffnungsgottesdienst am 1. Februar mit dem Einzug durch das Willigis-Portal eröffnet worden war.

Grußwort von Papst Benedikt XVI.

Der Mainzer Dom stehe mit seinen Vorgängerkirchen für die große Geschichte des alten Erzbistums Mainz mit seinen „bedeutenden Gestalten wie dem heiligen Bonifatius und verbindet Euch sozusagen mit den Anfängen des Christentums in Deutschland, die schon bei Irenäus von Lyon im zweiten Jahrhundert Erwähnung finden", schreibt Benedikt XVI. Er betont, dass zwar Gott sein Haus zuerst selber baue, der einzelne Christ jedoch aufgefordert sei, am Haus Gottes mitzubauen. „Wir sind selbst die Steine, denn es sind lebendige Steine."

Wörtlich heißt es: „Die Kirchenväter kannten das schöne Bild, die Steine müssen, um Bau zu werden, aufeinander hin behauen werden und dies bleibt auch den Menschen nicht erspart, die heute ein Haus werden wollen. Wenn Ihr im Glauben einem solchen gut gefügten Bau ähnlich werdet, könnt Ihr reiche Frucht bringen, Zeugnis des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in Kirche und Gesellschaft, in Ehe und Familie und in allen Euren Gemeinschaften." Am Ende des Grußwortes, das von den Gläubigen mit Applaus bedacht wurde, erteilt Benedikt XVI. den Gläubigen seinen Apostolischen Segen.

Predigt von Kardinal Lehmann

In seiner Predigt verdeutlichte Kardinal Lehmann am Beispiel des heiligen Martin die Bedeutung der Mainzer Heiligen für das christliche und kirchliche Leben in der Gegenwart. Die Geschichte der Mantelteilung „geht um die Welt und beeindruckt Große und Kleine, wie wir wieder in diesen Tagen an den Martinsumzügen der Kinder beobachten können". Damit habe der Patron des Bistums und des Mainzer Doms gezeigt, „worauf es in unserem Leben ankommt, dass wir nämlich die Güter unserer Erde und unser Eigentum, buchstäblich bis auf das letzte Hemd, zu teilen bereit sind", betonte Lehmann. Und weiter: „Das Ursymbol der Mantelteilung betrifft alle Güter und Chancen unseres Lebens. Gerade in unserer heutigen Welt brauchen wir dringend diese Grundsolidarität unter den Menschen, und dies international und im Horizont der Menschheitsfamilie."

Am Leben des heiligen Martin werde deutlich, dass diese Grundhaltung des Teilens nicht selbstverständlich sei, sagte Lehmann. „Sie kommt aus dem Glauben an Gott, dem höchsten Gut, und Garanten der Würde eines jeden Menschen. Dazu bedarf es immer wieder der Abkehr von den Bosheiten unseres täglichen Lebens und der Umkehr zu Gott und zum Nächsten. Der Aufruf  zu dieser Umkehr ist nicht nur die Befreiung aus Sünde und Schuld, sondern auch ein Freispruch zu einem Leben, das nicht mehr nur uns selber gehört." Dazu seien „alle gerufen, ohne oder mit Heiligenschein", sagte der Kardinal. Und weiter: „Darin mündet auch unser Domjubiläum. Es hört nicht einfach auf. Es muss übergehen in eine noch überzeugendere Gestalt unseres christlichen Lebens heute. Insofern entlässt uns das Ende des Jubiläumsjahres in die neu erfahrene Normalität unseres Lebens. Wir sind hoffentlich nun noch besser in unserem alltäglichen Leben angekommen."

So wie der heilige Martin seien alle Heiligen „ein realer Erweis dafür, dass Gottes Reich ganz in unsere Nähe gekommen ist und auf viele Weisen durch unser Zeugnis verwirklicht werden kann", sagte der Kardinal. In den Fürbitten betete die Gemeinde auf die Fürsprache von verschiedenen Mainzer Heiligen und vorbildlicher Christen hin für verschiedene Anliegen - unter anderen auf Fürsprache des heiligen Bonifatius, der heiligen Hildegard von Bingen, des seligen Titus Brandsma sowie von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler und Pfarrer Franz Adam Landvogt. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Mainzer Domchor, dem Mädchenchor am Dom und St. Quintin und den Mainzer Dombläsern unter Leitung von Domkapellmeister Mathias Breitschaft sowie Domorganist Albert Schönberger an der Orgel.

Festakt im Erbacher Hof

Am Ende des Festaktes im Erbacher Hof dankte Kardinal Lehmann den zahlreichen Helfern und Unterstützern des Domjubiläums. In besonderer Weise dankte er den vier Medienpartnern des Domjubiläums: ZDF, Südwestrundfunk (SWR), Allgemeine Zeitung und Mainzer Rhein-Zeitung. „Es waren vor allem die Medienpartner, die das Bild des Domes in so viele Häuser getragen haben! Viele Menschen, die nicht unmittelbar am täglichen und kontinuierlichen Leben unserer Kirche teilnahmen, bekamen so die Möglichkeit der Begegnung mit dem Dom. Er ist noch sehr viel mehr Wahrzeichen für alle Bürger in Mainz und um Mainz herum geworden."

Von Anfang an sei es ein wichtiges Anliegen des Jubiläums gewesen, „dass wir bei aller Kostbarkeit nicht alte Steine und hehre Mauern feiern", sagte Lehmann. „Wir wollen uns über diese Existenz der 1.000 Jahre freuen, aber wir wissen auch, dass diese Steine nur Symbole dafür sind, dass wir uns als lebendige Zeugen und Bausteine des Glaubens in diesen Bau einfügen. Es kommt auf uns an, dass wir auch in Zukunft diesen Bau zum Zentrum des katholischen Glaubens in unserem Bistum machen und dass wir selbst in unserem Glaubens- und Lebenszeugnis durch dieses Jubiläum überzeugter und überzeugender geworden sind."

Als „Glanzpunkt in der wechselvollen Geschichte des Domes" bezeichnete der Intendant des ZDF, Professor Markus Schächter, das Domjubiläum. Durch das Engagement der vier Medienpartner sei „ein Stück Multimedia verwirklicht worden", sagte Schächter, der im Namen der Medienpartner des Domjubiläums einer erste Bilanz zog. Ersten Schätzungen zufolge seien mit den medialen Aktivitäten „in der Addition zwischen 30 und 40 Millionen Menschen angesprochen worden". Wörtlich sagte er: „Wir wollten mit unserem Engagement eine Tür für die Öffentlichkeit öffnen und die Menschen näher an diesen Dom bringen. Durch das Jubiläum steht er uns heute ein Stück näher als zuvor." Der Dom werde „eine ewige Baustelle bleiben und daher bleibt er auch unsere stete Aufgabe", sagte Schächter, der auch der Vorstandsvorsitzender der Stiftung Hoher Dom zu Mainz ist. „Geben wir dem neu geweckten Bewahrungswillen neue Nahrung."

Der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, hatte die rund 200 Gäste im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes begrüßt und den Festakt moderiert. Gäste der Feierlichkeiten waren unter anderen Staatsministerin Maria Böhmer, die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler und die rheinland-pfälzische Umweltstaatssekretärin Jacqueline Kraege sowie Erzbischof em. Karl-Josef Rauber, Weihbischof Johannes Kreidler aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart und Weihbischof Otto Georgens aus Speyer. Beim Empfang wurde außerdem ein rund 15-minütiger filmischer Rückblick auf das Domjubiläum gezeigt, den das ZDF zusammengestellt hatte. Musikalisch gestaltet wurde der Festakt durch das Ensemble Lioba-Voices der St. Lioba-Schule in Bad Nauheim unter der Leitung von Thomas Bailly und mit Patrick Janetzko am Schlagzeug und Hermia Schlichtmann am Klavier.

Ein Jubiläumsjahr mit vielen Höhepunkten

Eröffnet worden war das Jubiläumsjahr am 1. Februar mit einem Pontifikalamt im Mainzer Dom, an dem auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, teilnahm. Höhepunkte der über 100 Veranstaltungen waren neben der Pontifikalvesper mit Bundespräsident Horst Köhler am 11. Oktober etwa die Übergabe der Sonderbriefmarke der Deutschen Post zum Domjubiläum im August und das „Wochenende der Dombauhütten", in dessen Rahmen ein 20 Tonnen schweres Modell des Willigis-Doms vorgestellt wurde. Bereits Ende Januar hatte ein Benefizspiel des 1. FSV Mainz 05 gegen Bayern München im Mainzer Bruchwegstadion einen Erlös von 100.000 Euro für die Stiftung Hoher Dom zu Mainz erbracht.

Ein Brand zerstörte den ersten Bau des Domes im Jahre 1009

Unter Erzbischof Willigis war mit dem Bau des Mainzer Domes begonnen worden. Vorbild für den Bau war Alt-St. Peter in Rom. Nachdem der Dom fertig gestellt war, wurde er am 29. bzw. am 30. August 1009 durch einen Brand vernichtet. Es ist allerdings nicht eindeutig überliefert, ob der Dom vor dem Niederbrennen bereits eingeweiht war oder nicht. Erzbischof Bardo (1031-1051), der dritte Nachfolger von Erzbischof Willigis, vollendete den Wiederaufbau des Mainzer Domes und weihte ihn am 10. November 1036 ein.

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