„Eine hoffnungsvolle Vision für unsere Kirchen in dieser Zeit“

Predigt von Bischof Peter Kohlgraf zum Kirchentagssonntag in Vorbereitung des ÖKT

Bischof Peter Kohlgraf (c) Bistum Mainz
Datum:
So. 7. Feb. 2021
Von:
tob (MBN)

Darmstadt-Kranichstein. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Erzählung der Brotvermehrung, die dem Leitwort des 3. Ökumenischen Kirchentages („schaut hin“ - Mk 6,38) zugrunde liegt, als „eine hoffnungsvolle Vision für unsere Kirchen in dieser Zeit“ bezeichnet:

„Es ist ein Bild unserer Kirchen, die sich nicht als exklusiven Club verstehen, sondern in eine Gemeinschaft mit allen Menschen guten Willens eintreten, sich mit ihnen hinsetzen, teilen und gemeinsame Wege gehen. Das Bild der Kirche im Markusevangelium ist nicht das Bild einer kleinen, reinen und heilen Gemeinschaft, die für sich bleibt. Es ist auch ein Bild des Trostes, was eine kleine Bewegung erreichen kann, wenn sie auf Christus setzt, mit seinen Augen in die Welt und auf die Menschen schaut, und ihm die Hände leiht, um Nahrung weiterzugeben.“ Kohlgraf predigte zum Kirchentagssonntag am Sonntag, 7. Februar. Der Gottesdienst fand in der Philippuskirche des Ökumenischen Gemeindezentrums in Darmstadt-Kranichstein statt. Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, hatte eine Predigt in der Stadtkirche in Friedberg übernommen.

Am 7. Februar finden in vielen Gemeinden und Pfarreien vieler christlicher Konfessionen bundesweit gemeinsam Gottesdienste zur Einstimmung auf den 3. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) vom 13. bis 16. Mai statt. Die Gottesdienste stehen alle unter dem Leitwort des ÖKT: „schaut hin“ (Mk 6,38). Der Kirchentagssonntag stammt aus der Tradition des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT). Bundesweit werden Gemeinden eingeladen, den Kirchentagssonntag zur Einstimmung auf den kommenden Kirchentag zu feiern. 2021 findet der 3. ÖKT vom 13. bis 16. Mai statt, digital und dezentral.

Kohlgraf hob in seiner Predigt außerdem die geistlichen Wurzeln des Engagements beim ÖKT hervor. Wörtlich sagte er: „Der Ökumenische Kirchentag bringt auch in der veränderten Form die Themen des Friedens, des demokratischen Miteinanders und der gemeinsamen Verantwortung für die Schöpfung zur Sprache. Es wäre jedoch eine Verkürzung, wenn man diese politische Agenda von den geistlichen Wurzeln trennen würde. Die Quelle, aus der wir schöpfen wollen, ist der Glaube an Gott, der uns in Jesus Christus begegnet. Wir werden auch in der jetzigen Form gemeinsam beten und das Wort Gottes hören und in uns aufzunehmen versuchen. Aber dieser Glaube will gelebt werden, die Nahrung weitergegeben und die Quelle muss zu einem Fluss werden, an dem Leben gedeihen kann. Wir wollen auch unsere Hoffnung auf einen Gott weitergeben, dessen Möglichkeiten jedes menschliche Maß und jede menschliche Grenze überschreiten.“

Den Auftrag Jesu bei der Brotvermehrung könne man folgendermaßen zusammenfassen: „Nehmt meinen Blick ein, schaut mit meinem Blick auf die Menschen. Und das ist nicht der geringschätzende Blick des Besserwissers, des Moralisten, des Mächtigen, sondern der Blick der Sympathie, ja der Blick der Liebe zum Menschen.“ Und weiter sagte Kohlgraf: „Wer offen wird für die Lebensmöglichkeiten, die Gott eröffnen kann, für seine neuen Welten, für seine Grenzen sprengende Liebe und Macht, der ermöglicht das Wirken Gottes in dieser Welt. Dazu muss ich aufhören, meinen eigenen begrenzten Horizont mit dem Horizont Gottes zu verwechseln.“

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