Mainz. Der Mainzer Generalvikar Dr. Sebastian Lang hat den Mainzer Karmelitern bei einem Festgottesdienst für ihr vielfältiges Engagement in Stadt und Bistum in den vergangenen 100 Jahren gedankt. Der Gottesdienst am Dienstagabend, 1. Oktober, fand am Gedenktag der heiligen Therese von Lisieux in der Mainzer Karmeliterkirche statt. Er war Auftakt der Feierlichkeiten zu „100 Jahre Wiederkehr der Karmeliter nach Mainz“.
In seiner Predigt zur heiligen Therese sagte der Generalvikar: „Da liegt wohl ihr Lebensgeheimnis: Zu wissen, was es heißt, dass Grenzen gibt, dass ihr Dinge nicht möglich sind. Sie fühlt eine tiefe Berufung, aber weder in der Welt noch im Kloster kann sie Großes vollbringen. Aber sie lernt, mit ihrer Begrenzung umzugehen. Und gerade weil sie ihre Begrenzung annimmt, kommt sie zu einer tiefen Gottesbeziehung. Die Texte der heiligen Therese von Lisieux beeinflussen viele Menschen bis heute, einfach, weil ihr ,kleiner Wegʼ so beeindruckend ist.“ Lang erinnerte daran, dass Papst Johannes Paul II. die Karmelitin 1997 zur Kirchenlehrerin erhoben hat. Die Begrüßung im Gottesdienst hatte der Prior des Mainzer Konventes, P. Josef Kemper, O.Carm, übernommen.
Gottesdienst mit Bischof Kohlgraf zum Weihetag am 15. Dezember
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wird am Sonntag, 15. Dezember, um 10.30 Uhr – am 100. Jahrestag des Weihetages der Kirche - einen Gottesdienst in der Karmeliterkirche feiern. Begleitend ist bis zum Jahresende eine Ausstellung zum Jubiläum in der Karmeliterkirche zu sehen. Darüber hinaus wird am Freitag, 8. November, eine Ausstellung über die Karmeliterchorbücher im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum eröffnet. Außerdem findet im November sonntags vor der Vesper eine Vortragsreihe zum Jubiläum statt.
Im Unterschied zu vielen anderen Ordensgemeinschaften haben die Karmeliter keinen Ordensgründer. Der Orden hat seinen Ursprung im Einsiedlerleben zur Zeit der Kreuzzüge auf dem Berg Karmel im Heiligen Land. Nachdem die Einsiedler am Berg Karmel zunächst nur eine lose Gemeinschaft gebildet hatten, baten sie den Patriarchen Albertus von Jerusalem, ihre Lebensweise in einer Regel festzulegen. Die Übergabe der Regel wird auf 1207 datiert. Die Regel wurde von Papst Honorius III. erstmals 1226 bestätigt. Endgültig bestätigt wurde sie von Papst Innozenz IV. im Jahr 1247.
Als die Karmeliter das Heilige Land verlassen mussten, versuchten sie zunächst ihr Einsiedlerleben in Europa fortzuführen, glichen ihre Lebensweise aber sehr bald den gerade entstandenen Bettelorden, wie den Franziskanern und Dominikanern, an. Der Orden breitete sich rasch in Europa aus. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden unter dem Generalprior Johannes Soreth die ersten Karmelitinnenklöster gegründet. Die Reformen von Theresia von Avila (1515-1582) und Johannes vom Kreuz (1541-1591) führten zur Gründung eines neuen Ordenszweiges, der sich bei den Männern „Unbeschuhter Karmel“ und bei den Frauen „Theresianischer Karmel“ nennt.
Die Kontemplation (Betrachtung) ist die Grundlage für den inneren Weg der Karmeliter. Der alttestamentliche Prophet Elija, dessen Geschichte eng mit dem Berg Karmel verbunden ist, gilt als „Vater und Leiter“ des Ordens. Sein Wort „So wahr Jahwe, Israels Gott, lebt, vor dessen Angesicht ich stehe...“ (1 Kön 17,1) ist Leitsatz für das Wirken der Karmeliter. Dieses „Stehen vor Gott“ als Geisteshaltung prägt bis heute die karmelitische Spiritualität. Neben Elija verehren die Karmeliter in besonderer Weise Maria als zweites Vorbild des Ordens. Der offizielle Name der Ordensgemeinschaft lautet auch heute noch „Brüder der seligsten Jungfrau Maria vom Berg Karmel“.
Um 1270 kamen die ersten Karmeliter nach Mainz. Die erste erhaltene urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1285. Das erste eigentliche Kloster wurde zusammen mit der Kirche in der ersten Hälfe des 14. Jahrhunderts gebaut. Eine Blütezeit erlebte das Kloster in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1802 aufgehoben.
Im Jahr 1924 kehrten niederländische Karmeliter nach Mainz zurück. Bei den Verhandlungen mit dem Bistum Mainz spielte Pater Titus Brandsma eine wichtige Rolle. Er wurde 1942 im Konzentrationslager Dachau ermordet und 1985 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen und am 15. Mai 2022 von Papst Franziskus heiliggesprochen. Sein liturgischer Gedenktag ist der 27. Juli. Der Mainzer Bischof Ludwig Maria Hugo konsekrierte die Karmeliterkirche, die zuvor als Magazin und Lager benutzt worden war, am 15. Dezember 1924.
Mit dem Bau des heutigen Klosters wurde 1963 begonnen. Im Mainzer Konvent, das seit 2004 als Ausbildungshaus für die deutsche Provinz des Karmel dient, leben heute insgesamt zwölf Karmeliter. In den Jahren 2009/2010 erfolgte eine große Innenrenovierung der Klosterkirche. Auch für Glaubens- und Beichtgespräche im Besuchszimmer des Klosters stehen die Brüder zur Verfügung.
Hinweis: Karmeliterkloster Mainz, Karmeliterstraße 7, 55116 Mainz, Tel.: 06131/288570, E-Mail: kloster.mainz@karmeliten.de, Internet: www.karmeliten.de/orte/mainz