„Gott geht unsere Wege mit“

Bischof Peter Kohlgraf weihte neuen Altar im Wormser Dom

Altarweihe Wormser Dom (c) Bistum Mainz / Matschak
Datum:
So. 25. Nov. 2018
Von:
am (MBN)
Altarweihe Wormser Dom (c) Bistum Mainz / Matschak

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Sonntag, 25. November, den neuen Altar des Wormser Domes geweiht. Die Altarweihe war der letzte Höhepunkt im Jubiläumsjahr „Tausend Jahre Wormser Dom“, das in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert wurde. Konzelebranten des Gottesdienstes war unter anderen der ehemalige Bischof von Würzburg, Friedhelm Hofmann, und der Propst am Wormser Dom, Tobias Schäfer. Die zahlreichen Musikensembles des Wormser Domes standen unter der Gesamtleitung von Domkantor Dan Zerfaß.

Predigt von Bischof Kohlgraf

In seiner Predigt sagte der Mainzer Bischof, dass sich in dem neuem Altar „Schichten verschiedener Epochen der Geschichte von Worms“ finden: „Sie erinnern uns an viele Menschen vor uns. Auf ihren Schultern stehen wir, in ihren Spuren gehen wir. Geschichte war immer Bewegung, gerade auch hier in dieser Stadt, die bewegte Zeiten erlebt hat. Seit tausend Jahren steht hier der Dom, aber auch vorher haben Menschen hier geglaubt und gebetet. Es hat viel Bewegung gegeben, aber immer war Gott treu. Er ist die Wege mitgegangen. Daran erinnert uns der Altar, den wir weihen. Er soll uns auf dem Weg aber auch Sammelpunkt sein, an dem wir Orientierung, Mut, Kraft und Gemeinschaft erfahren.“

Weiter sagte Kohlgraf, dass ein Altar der Ort sei, an dem der glaubende Mensch „die Nähe Gottes erfahren hat, die ihn tröstet, ermutigt, motiviert, aber auch erschüttert, weiter zu gehen“. „Ein Glaube, der keine Wege geht, wird starr und leblos, reine Routine und am Ende belanglos. Ein Weg, auf dem es keinen Altar gibt, der Ort der Berührung von Himmel und Erde ist, bleibt vielleicht orientierungslos und es gibt keine Kraftquelle auf dem Weg“, betonte der Mainzer Bischof.

Auch die Kirche sei auf einen Weg gerufen: „Was uns heute so normal erscheint, unsere Einrichtungen, Kirchen, Gebäude, Institutionen, sind zu einem großen Teil Ausdruck einer kirchlichen Praxis weniger Jahrzehnte zuvor. In den vielen Jahrhunderten vorher gab es vieles nicht, was uns heute unverzichtbar erscheint. Formen des Glaubens und des kirchlichen Lebens verändern sich, und wir sehen noch nicht, wohin es gehen kann. Was wir haben, ist die Zusage des treuen Gottes, bei uns zu bleiben.“ Gott sei ein „Wege-Gott“, ein Gott, der mitgehe, auf dessen Wort man bauen könne. „Menschen erfahren, dass der Glaube sich über Lebenserfahrungen und Krisen hindurch entwickelt. Es kann sein, dass Gott immer wieder zum inneren Aufbruch, zur inneren Bewegung ruft, wenn wir es uns gerade gemütlich gemacht haben, wenn wir meinen, unser Glaube sei nun stark und fest“, sagte Kohlgraf.

Im Rahmen der Altarweihe setzte Kohlgraf Reliquien des heiligen Amandus und des heiligen Rupert im Altar bei; beide waren siebten bzw. achten Jahrhundert nach Christus Bischöfe von Worms. Die Reliquien wurden in einem Keramikschrein in den neuen Altar eingebracht. Weitere Zeichenhandlungen der Altarweihe waren die Besprengung mit Weihwasser und die Salbung des Altars mit geweihtem Öl. Zudem wurde Weihrauch auf dem neuen Altar entzündet: Dabei werden an den vier Ecken und in der Mitte des Altars jeweils kreuzförmig zusammengeflochtene Wachsdochte aufgestellt und entzündet, über die Weihrauch gehäuft wird. Neben dem Altar weihte Kohlgraf auch den neuen Ambo des Wormser Domes; der Ambo ist das Lesepult einer Kirche.

Altar und Ambo aus Stampflehm

„Es war uns ein besonderes Anliegen, den neuen Altar genau tausend Jahre nach der ersten Weihe des Domes zu weihen“, sagte Propst Tobias Schäfer. Neben den fünf neuen Glocken, die der Dom anlässlich seines Jubiläums erhalten hat, sei die Neugestaltung des Altarraumes ein weiteres großes Projekt des Jubiläumsjahres. Der aus Stampflehm gestaltete, kubische Altar war im August unter Beteiligung der Gemeinde vor Ort hergestellt worden. Ausführende Künstler waren Martin Rauch aus Schlins/Vorarlberg und Anna Heringer aus Laufen. Ihr Vorschlag, Altar und Ambo aus dem Material Lehm herzustellen, habe die Verantwortlichen von Anfang an fasziniert, sagte Schäfer: „Lehm ist der älteste Baustoff überhaupt. Nach dem Bericht der Bibel ist der Mensch selbst von Gott aus Lehm geschaffen. Insofern ergeben sich auch tiefe theologische Bezüge.“

Altarweihe Wormser Dom (c) Bistum Mainz / Matschak
Altarweihe Wormser Dom (c) Bistum Mainz / Matschak
Altarweihe Wormser Dom (c) Bistum Mainz / Matschak
Altarweihe Wormser Dom (c) Bistum Mainz / Matschak
Altarweihe Wormser Dom (c) Bistum Mainz / Matschak