Gottesdienst für die Betroffenen der Corona-Pandemie

Bischof Peter Kohlgraf feiert Gedenk- und Fürbittgottesdienst im Mainzer Dom

Bischof Kohlgraf predigt während der Corona-Messe (c) Bistum Mainz / Hoffmann
Datum:
Sa. 27. Feb. 2021
Von:
hoff (MBN)

Bischof Peter Kohlgraf hat am Samstag, 27. Februar, einen Gedenk- und Fürbittgottesdienst für Betroffene und Verstorbene der Corona-Pandemie im Mainzer Dom gefeiert. Zu der Heiligen Messe unter dem Motto: „Weder Tod noch Leben können uns scheiden von der Liebe Gottes“, waren Menschen eingeladen worden, die mit der Pandemie in besonderer Weise zu tun haben. Zum Beispiel Beschäftigte im Gesundheitswesen wie Ärzte und Pflegekräfte, Angehörige von Betroffenen, Gastronomen und Kulturschaffende. Außerdem gedachte Bischof Kohlgraf in dem Gottesdienst der Opfer der Bombardierung der Stadt Mainz am 27. Februar 1945.

Bischof Kohlgraf wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass der Dom in Mainz auch ein Zeichen des Neuanfangs und des neuen Mutes sei. „Diese Zuversicht möge auch von die-sem Gottesdienst und den Gebeten in dieser schwierigen Zeit ausgehen“, sagte er. Und weiter: „Er steht für die Zusage, dass uns nichts trennen kann von Gottes Liebe.“

In seiner Predigt nahm der Bischof Bezug auf die biblischen Psalmen. Er rief dazu auf, ehrlich zu beten, aufrichtig vor Gott zu treten mit den eigenen Sorgen und Nöten. „Ich lerne neu zu beten in dem Sinne, dass ich vor Gott nicht brav sein muss, nicht mit herun-tergezogenen Schultern stehen muss, sondern aufrecht sagen kann: Mir reicht es! Ich lerne in diesen Monaten, ehrlicher zu beten und nicht einfach Gebete aufzusagen“, sagte er. „Wie lange noch, Herr?“ sei eine Frage, die nicht nur der Psalmenbeter an Gott richte, sondern die auch die Erschöpfung und Trauer vieler Menschen in der Pandemie wider-spiegele. „Viele Menschen können nicht mehr“, stellte der Bischof fest.

Danke für Engagement und Selbstlosigkeit

Für Menschen, die nicht an Gott glauben, sei dieses Gefühl der Ohnmacht ein Beweis, dass Gott nicht existiere. Bischof Kohlgraf entgegnete: „Gott ist nicht der große Zauberer, der mit einer großen Geste alles Leid wegwischt, aber er steigt mit ein, verborgen und unscheinbar. Ich muss ihn suchen.“ Er ermutigte dazu, das Vertrauen in Gott nicht zu verlieren und seine Nähe zu suchen. Gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit. Der Bischof dankte den Menschen für ihr Engagement, ihren Einsatz und ihre Selbstlosigkeit. „Es zeigt sich, wozu Menschen fähig sind, eben auch im Guten“, betonte er.

Der Mainzer Domkapellmeister Professor Karsten Storck hatte eigens für diesen Anlass eine Messe komponiert, mit der er an einen verstorbenen US-amerikanischen Priester erinnert. Diesen kannte er persönlich, er ist an Covid-19 gestorben. Zur musikalischen Gestaltung trug ein Vokalquartett der Domkantorei St. Martin in Mainz bei, außerdem Mitglieder des Mainzer Domorchesters und Domkantorin Jutta Hörl. Die Orgel spielte Domorganist Professor Daniel Beckmann.

Mit dem Gottesdienst schloss sich das Bistum Mainz einer Aktion der Europäischen Bischofskonferenz (CCEE) an, die dazu aufgerufen hatte, an jedem Tag der Fastenzeit in einem europäischen Land an die Opfer der Corona-Pandemie zu erinnern. Bundeweit wurden an diesem Tag an verschiedenen Orten Messen gefeiert. 

Gedenken an die Bombardierung der Stadt Mainz

Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Domornat (c) Bistum Mainz / Hoffmann

Für Mainz hat das Datum des 27. Februar noch eine andere wichtige Bedeutung: Es ist der Jahrestag der fast vollständigen Zerstörung der Stadt durch einen Luftangriff der Alliierten im Jahr 1945. Um an dieses Ereignis zu erinnern und der Toten des Angriffs zu gedenken, trug Bischof Kohlgraf ein besonderes Messgewand aus dem „Mainzer Domornat“, das im Jahr 2002 gefertigt wurde und das nur an diesem Jahrestag der Bombardierung getragen wird. Das Gewand zeigt auf der Vorderseite ein brennendes Mainzer Rad. Auf der Rückseite ist ein grüner, aufsprießender Keim dargestellt, der aus einem goldenen Samenkorn hervorbricht. Er steht für Neubeginn und Auferstehung.

 

Hinweis: Kirchliche Angebote der Seelsorge und Begleitung stehen auch in der Zeit der Corona-Pandemie zur Verfügung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ökumenischen Telefonseelsorge haben 24 Stunden am Tag ein „offenes Ohr für alle Anliegen“, kostenfrei und anonym, erreichbar unter 0800 – 111 0111 und 0800 – 111 0222