Kohlgraf: „Fassenachter sind Akteure gegen den Hass“

Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht im Dom

Mainz, 23. Februar 2020: Einzug in den Mainzer Dom beim Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
So. 23. Feb. 2020
Von:
tob (MBN)

Mainz. „Fassenachter sind Akteure gegen den Hass, dazu lade ich heute alle ein.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Predigt beim diesjährigen Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht im vollbesetzen Mainzer Dom. „Wir halten heute Morgen auch inne und bringen die Menschen vor Gott, die Opfer von Hass und Gewalt geworden sind, zuletzt in Hanau.“

Mainz, 23. Februar 2020: Predigt von Bischof Peter Kohlgraf beim Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht. (c) Bistum Mainz / Blum

Wörtlich sagte der Bischof: „Wir spüren, dass wir in einer Welt leben, in der Hass gegen andere zunehmend gesellschaftsfähig wird. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Es kann nicht sein, dass wir Fassenacht feiern, schunkeln, uns umarmen und feiern, und uns daran gewöhnen, dass in unserer Gesellschaft Menschen verächtlich gemacht werden, dass Hass und Gewalt nicht nur die Sprache beherrschen, sondern zunehmend auch zur Tat werden.“

Mainz, 23. Februar 2020: Beim Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht sind inszwischen bereits um Viertel vor acht, also 45 Minuten vor Beginn des Gottesdienstes, alle Sitzplätze im Mittelschiff des Domes besetzt. Die Menschen versammeln sich bis weit in den Ostchor des Domes sowie in den Seitenkapellen. (c) Bistum Mainz / Blum

Kohlgraf predigte am Sonntag, 23. Februar, bei einer Eucharistiefeier mit den Mitgliedern der Mainzer Fastnachtskorporationen und -vereine im vollbesetzten Mainzer Dom.

Mainz, 23. Februar 2020: Einzug beim Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht. (c) Bistum Mainz / Blum

Weiter sagte der Bischof: „Wir nehmen die Opfer in Hanau, die vielen anderen, ihre Familien und Freunde mit in unser Gebet. Der Glaube an den einen Gott möge uns helfen, uns wieder mehr als Brüder und Schwestern zu erfahren und so zu leben. Das müssen wir unseren Kindern mitgeben.“ Bischof Kohlgraf feierte in diesem Jahr zum ersten Mal Gottesdienst für die Garden und Korporationen der Mainzer Fastnacht.

Mainz, 23. Februar 2020: Die musikalische Gestaltung hatte unter anderem das Wonnegauer Blasorchester aus Osthofen unter Leitung von Samir Müller übernommen. (c) Bistum Mainz / Blum

Das Interesse an diesem besonderen Gottesdienst ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Inzwischen sind bereits um Viertel vor acht, also 45 Minuten vor Beginn des Gottesdienstes, alle Sitzplätze im Mittelschiff des Domes besetzt. Die Menschen versammeln sich bis weit in den Ostchor des Domes sowie in den Seitenkapellen. Der Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, hat den traditionellen Gottesdienst, der in diesem Jahr zum 26. Mal stattfand, seit 1995 im Mainzer Dom gestaltet. Heckwolf war einer der Konzelebranten des Gottesdienstes.

Mainz, 23. Februar 2020: Die Schola beim Gottesdienst bestand aus Gardisten der Mainzer Fastnacht. (c) Bistum Mainz / Blum

So wie Fröhlichkeit und Freude Gaben Gottes seien, gehöre auch die Vielfalt zu Gottes Schöpfung, betonte der Bischof. „Die Vielfalt der Menschen ist ein Abbild des lebendigen Gottes.“ Und weiter: „Was wir brauchen, ist ein gemeinsames Wertefundament. Das aber kann man nicht verordnen, darum müssen wir ringen. Es muss etwas geben, was uns zusammenhält, was wir gemeinsam leben wollen. Natürlich biete ich als Christ den Glauben an. Eine Welt ohne Glauben, ohne Hoffnung, wird schnell auch eine Welt ohne Liebe. So lade ich alle heute ein, an einer vielfältigen Welt zu arbeiten, sie zu gestalten, aber auch der Frage nicht auszuweichen, was uns alle zusammenhält. Als Christ sehe ich Gott, der unser gemeinsamer Vater ist, als ein unverzichtbares Fundament, um das Gemeinsame unseres Menschseins nicht zu vergessen.“

Kohlgraf: „Welche Kinder wollen wir dieser Welt hinterlassen?“

Mainz, 23. Februar 2020: Bischof Peter Kohlgraf mit einem der Messdiener der Mainzer Garden. (c) Bistum Mainz / Blum

Mit Blick auf die von der Initiative „Fridays for Future“gestellte Frage „Welche Welt wollen wir unseren Kindern hinterlassen?“ plädierte Kohlgraf dafür, das Anliegen um die Frage „Welche Kinder wollen wir dieser Welt hinterlassen?“ zu erweitern.

Mainz, 23. Februar 2020: Die Kommunionspender konnte man im Dom stets an der begleitenden Fahne finden. (c) Bistum Mainz / Blum

Wörtlich sagte Kohlgraf: „Ich mache mir Sorgen darum, dass wir zunehmend Kinder ohne Glauben an Gott groß werden lassen, zumindest ohne Glauben an den Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, den wir als unser aller Vater bekennen. Eine Welt mit Menschen, für die Gott kein Thema mehr ist, will ich mir nicht vorstellen. Die Weitergabe unseres Glaubens sollte uns keine Ruhe lassen. Da geht es um mehr als um Werte. Es geht um ein Fundament, um eine gemeinsame Hoffnung, eine Liebe, die uns verbindet. Nur der eine Vater im Himmel macht uns zu Schwestern und Brüdern. Wir feiern diesen Gottesdienst auch, um zu bezeugen, dass es in der Fassenacht nicht nur um die besinnungslose Ausgelassenheit gehen kann, sondern um die Feier des Menschseins als Schwestern und Brüder, als Kinder eines Vaters.“

Mainz, 23. Februar 2020: Eindrücke vom Auszug beim Gottesdienst für die Garden und Korporationen im  Mainzer Dom. (c) Bistum Mainz / Blum

Es sei für ihn „ein wichtiges Zeichen in der Fassenacht, dass wir uns auch zum Gottesdienst versammeln“, sagte Kohlgraf. „Die Garden stehen für die große Tradition, aber auch für die Vielfalt. Stellvertretend für ganz Viele stehen Sie heute hier im Dom, und es ist guter christlicher Brauch, dass wir alle Menschen, die in diesen Tagen fröhlich feiern, mit in unser Gebet einschließen. Mögen es friedliche, fröhliche Tage werden, die uns in der Vielfalt der Menschen verbinden.“ Ausdrücklich dankte Kohlgraf am Ende des Gottesdienstes den Einsatzkräften von Polizei und Rettungsdiensten „dafür, dass Sie für eine friedliche Fastnacht sorgen“.

Heckwolf: „Aus dem Kölschen Jung wird langsam ein Meenzer Bub.“

Mainz, 23. Februar 2020: Eindrücke vom Auszug beim Gottesdienst für die Garden und Korporationen im  Mainzer Dom. (c) Bistum Mainz / Blum

Am Ende des Gottesdienstes segnete Domdekan Heckwolf eine neue Standarte der Mainzer Ranzengarde. Er dankte Bischof Kohlgraf für die Feier des Gottesdienstes. „Das gibt es nur in Mainz, dass der Bischof den Gottesdienst an Fastnacht hält“, sagte Heckwolf. Und weiter: „Aus dem Kölsche Jung wird langsam ein Meenzer Bub.“

Mainz, 23. Februar 2020: Eindrücke vom Auszug beim Gottesdienst für die Garden und Korporationen im  Mainzer Dom. (c) Bistum Mainz / Blum

Auch das diesjährige Mainzer Prinzenpaar, Prinzessin Jaqueline I. und Prinz Heinrich II., nahm mit seinem Hofstaat an dem Gottesdienst teil. Die Kollekte des Gottesdienstes war für „Kinder.Gesund-heit.Mainz“, bestimmt, die Stiftung für das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin in Mainz, für die das Prinzenpaar in dieser Kampagne sammelt. Die musikalische Gestaltung hatten das Wonnegauer Blasorchester aus Osthofen, unter Leitung von Samir Müller sowie Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel übernommen.