Kohlgraf: „Gott braucht heute prophetische Menschen“

Sendungsgottesdienst für zwei Gemeindereferentinnen und einen Gemeindereferenten

Mainz, 19. Juni 2021: Die neuen Gemeindereferenten mit Bischof Peter Kohlgraf (v.l.n.r.): Patrick Wach, Anna Draxler und Katharina Kron. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Sa. 19. Juni 2021
Von:
tob (MBN)

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Samstag, 19. Juni, zwei neue Gemeindereferentinnen und einen Gemeindereferenten für das Bistum Mainz zu ihrem Dienst beauftragt. In seiner Predigt beim Sendungsgottesdienst im Mainzer Dom sagte Kohlgraf: „Gott braucht heute prophetische Menschen. In diesen Dienst sind Sie gerufen. Sie müssen keine Angst haben, denn Gott bleibt treu. Auch Ihnen bleibt er treu. Bevor Sie antworten, hat er Sie berufen. Er legt Ihnen sein Wort in den Mund und ins Herz. Leben Sie aus dieser Beziehung, aus dieser Berufung und aus diesem Wort. Reden Sie von den Wassern des Lebens und vom Leben in Fülle. Vor allem: Lassen Sie Ihr Leben zu einem Zeichen für diese brennende Liebe Gottes werden, so dass Sie nicht nur durch das Wort verkünden.“

Mainz, 19. Juni 2021: Sendungsgottesdienst im Mainzer Dom mit Bischof Peter Kohlgraf. (c) Bistum Mainz / Blum

Gesendet wurden: Anna Draxler (23) aus dem Pfarreienverbund Bachgau, Katharina Kron (26) aus St. Petrus und Paulus in Flörsheim-Dalsheim und Patrick Wach (30) aus St. Paulus und St. Andreas in Lich.

Als Sendungsspruch hatten sich die drei Kandidaten ein Wort aus dem Prophetenbuch Jeremia gewählt: „Wohin ich dich sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden“ (Jer 1,7). Dazu sagte Kohlgraf: „Jeremia stellt die Frage nach dem endgültigen Glück, er will falsche Götter entlarven. Er ruft in die Entscheidung. Das wird für Seelsorgerinnen und Seelsorger eine aktuelle prophetische Aufgabe sein. Wir leben tatsächlich in Zeiten der Entscheidung. Die Kirche, jeder und jede einzelne, muss sich entscheiden. Wer ist mein Gott? Bei wem suche ich mein Heil? Auch die Kirche und ihre Vertreterinnen und Vertreter sind nicht Gott. Sie sind seine Stimme, sein Werkzeug - so ist zu hoffen.“

Mainz, 19. Juni 2021: Eindrücke vom Sendungsgottesdienst (v.l.n.r.): Katharina Kron, Patrick Wach und Anna Draxler. (c) Bistum Mainz / Blum

Und weiter sagte Kohlgraf: „Auch die Kirche kann selbstgemachten Göttern nachlaufen, daher braucht sie prophetische Menschen. Heute merken wir, dass viele Menschen die Stimme der Kirche nicht mehr als Gottes Stimme erkennen. Das liegt an beiden Seiten, das will ich deutlich sagen. Zu Zeiten des Jeremia wie zu unserer Zeit ist Gottes Stimme nicht dazu da, uns permanent zu sagen, dass wir schon irgendwie gut sind. Gott ruft zur Entscheidung zwischen ihm und den falschen Göttern, die es auch heute gibt. Der gefährlichste Götze ist das von allen anderen isolierte Ich des Menschen, der sich allein zum Maßstab macht. Der Prophet soll den Horizont weiten. Er soll zur wahren Quelle führen. Jeremia muss daran erinnern, dass jeder Mensch irgendeinem Herrn dient. Die Vorstellung einer völligen Freiheit und Unabhängigkeit ist eine gefährliche Illusion. Denn sie führt den Menschen oft in Abhängigkeiten anderer Herren, die täuschen und letztlich eine Gefährdung der Freiheit sind.“

Mainz, 19. Juni 2021: Als Zeichen ihrer Sendung erhielten die drei von Bischof Kohlgraf eine Heilige Schrift, hier Anna Draxler. (c) Bistum Mainz / Blum

Als Zeichen ihrer Sendung erhielten die drei von Bischof Kohlgraf eine Heilige Schrift. Die vergangenen zwei Jahre war sie als Gemeindeassistentinnen und Gemeindeassistent tätig: Anna Draxler war in Sankt Franziskus in Nieder-Olm, Katharina Kron in Sankt Nazarius in Ober-Roden und Patrick Wach in Sankt Bonifatius in Gießen. Ab dem 1. August werden die drei als Gemeindereferentinnen und Gemeindereferent im Bistum Mainz tätig sein: Anna Draxler geht nach St. Johannes der Täufer in Weiterstadt, Katharina Kron ist im Pfarreienverbund Langen/Egelsbach im Einsatz und Patrick Wach ist künftig in St. Gottfried in Butzbach im Einsatz.

An dem Gottesdienst nahmen unter anderen auch der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, und Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, Personaldezernent des Bistums Mainz, teil. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von „Rückenwind“, der Musik- und Gesangsgruppe der Gemeindereferentinnen und -referenten im Bistum Mainz, sowie von Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Orgel.

Stichwort: Gemeindereferentin/Gemeindereferent

Mainz, 19. Juni 2021: Am Ende des Gottesdienstes überreichte Weihbischof Udo Markus Bentz die Dekrete für die künftigen Einsatzorte der Gesendeten. (c) Bistum Mainz / Blum

Gemeindereferent ist ein hauptberuflicher pastoraler Dienst in der Kirche, der Frauen und Männern offen steht. In der Regel arbeiten Gemeindereferentinnen oder -referenten in Pfarreien und betreuen eigene Arbeitsgebiete, zum Beispiel Kinder- und Jugendgruppen, Gebetskreise, Kommunion- oder Firmunterricht, Religionsunterricht oder Erwachsenen-bildung.

Das Studium im Fachbereich „Praktische Theologie“ an der Katholischen Hochschule (KH) Mainz dauert in der Regel sechs Semester und bildet den ersten Abschnitt in der Ausbildung für den pastoralen Beruf. Seit 2018 wird für den Beruf an der Katholischen Hochschule (KH) Mainz der Doppelstudiengang Praktische Theologie und Soziale Arbeit angeboten. Die Studentinnen und Studenten, die an der Katholischen Hochschule in Mainz mit dem Studium begonnen haben, wohnen in den ersten beiden Semestern im Kol-leg des Dr. Maria Reinartz-Hauses in Mainz. An das Studium schließen sich zwei Jahre als Gemeindeassistentin oder -assistent in Pfarrei und Schule an. 

Im Rahmenstatut der Deutschen Bischofskonferenz für Gemeindereferentinnen und -referenten heißt es: „Gemeinsam mit Priestern und anderen hauptamtlichen Mitarbeitern arbeiten Gemeindereferenten mit beim Aufbau und bei der Bildung lebendiger Gemein-den. Schwerpunkt ihres Dienstes ist die allgemeine Unterstützung des kirchlichen Amtes. Durch die Teilnahme an den drei Grunddiensten der Liturgie, der Verkündigung und der Diakonie tragen sie zur Wirksamkeit des Dienstes der Kirche in den verschiedenen Le-bensbereichen bei.“

Den Beruf der Gemeindereferentinnen und -referenten gibt es seit Anfang des 20. Jahr-hunderts in Deutschland, zunächst als kirchlicher Beruf mit der Bezeichnung Seelsorgehel-fer. Der Beruf wurde hauptsächlich von Frauen, oftmals Ordensschwestern ausgeübt. Seit der Würzburger Synode (1974) lautet die Berufsbezeichnung Gemeindereferentin bzw. -referent. Im Bistum Mainz gibt es derzeit rund 220 Gemeindereferentinnen und -referenten.

Hinweis: http://gemeindereferenten.bistummainz.de