Kohlgraf: Kirche so gestalten, dass Menschen sie als lebensdienlich erfahren

Eckdaten des kirchlichen Lebens für das Bistum Mainz im Jahr 2018 veröffentlicht

Bischof Peter Kohlgraf (c) Bistum Mainz
Datum:
Fr. 19. Juli 2019
Von:
tob (MBN)

Mainz. Bereits zum achten Mal veröffentlichen die deutschen Diözesen die so genannten „Eckdaten des kirchlichen Lebens“ an einem einheitlichen Termin. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf geht in seiner Stellungnahme zu den statistischen Zahlen für das Jahr 2018 im Bistum Mainz vor allem auf die Zahl der Kirchenaustritte ein:

„Im vergangenen Jahr gab es für das Bistum Mainz eine große Steigerung bei den Kirchenaustrittszahlen zu verzeichnen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Bei vielen Menschen liegt vor einem solchen Schritt eine lange Zeit der inneren Entfremdung, so dass der Austritt irgendwann der konsequente letzte Schritt ist. Persönliche Gründe spielen hier gewiss eine Rolle und nicht alles haben wir als Kirche hier in der Hand. Offenbar sind aber auch  Skandale ein entscheidender Auslöser. Menschen entschieden sich, die Kirche zu verlassen, weil sie massiv enttäuscht sind, und die Vertreter der Kirche nicht mehr als glaubwürdige Zeugen annehmen können. Gerade im Hinblick auf die Verbrechen gegen Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene hat die Kirche viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren. Auch traditionelle theologische Argumente bei den sogenannten Reizthemen wie Frauenordination, Homosexualität oder Zölibat überzeugen viele Menschen nicht. Hinzu kommen persönliche Enttäuschungen, die Menschen mit Amtsträgern in der Kirche erlebt haben, etwa in Zusammenhang mit einem Trauerfall.

Um dem entgegenzuwirken, muss die Kirche bei dem großen und schwierigen Thema wie dem Missbrauch zeigen, dass sie alles tut, um sich ihrer Verantwortung zu stellen. Im Bistum Mainz haben wir unter anderem gerade das unabhängige Aufklärungsprojekt ‚Erfahren. Verstehen. Vorsorgen.’ mit dem Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber auf den Weg gebracht. Sich dieser Verantwortung zu stellen, wird ein langer Weg werden und neues Vertrauen kann sich die Kirche nur schenken lassen. Persönliche Enttäuschungen, die Menschen mit der Kirche erleben, müssen für alle Mitarbeiter eine Mahnung sein, ihren Auftrag wirklich als Dienst zu verstehen. Und was die theologischen Anfragen angeht: Diese müssen ernst genommen werden, bedürfen aber auch einer genauen Unterscheidung. Schwarz-Weiß-Lösungen werden uns nicht weiterhelfen. Das beste Mittel wird immer darin bestehen, eine Seelsorge nahe an den Themen der Menschen anzubieten. Es ist eine bleibende Aufgabe, die Kirche und ihre Angebote so zu gestalten, dass die Menschen sie als lebensdienlich erfahren.“

 

Die Eckdaten für das Bistum Mainz in der Übersicht:

 

2018

2017

Katholiken

718.715

729.602

Gottesdienstteilnehmer

59.714 (8,3 %)

64.509 (8,8 %)

Eintritte

87

89

Wiederaufnahmen

252

290

Austritte

8.431

6.338

Taufen

4.643

4.918

Erstkommunion

5.167

5.328

Firmungen

3.746

4.004

Trauungen

1.247

1.247

Bestattungen

7.593

7.743

 

Hinweis: Ausführliches Zahlenmaterial zu den Eckdaten des kirchlichen Lebens steht auf der Seite der Deutschen Bischofskonferenz im Internet unter www.dbk.de zur Verfügung.