Liturgische Bildung ist mehr als das Erklären von Riten

Vortrag von Bischof Kohlgraf beim Diözesantag Liturgie in Mainz

Mainz, 11. Mai 2019: Diskussion bei Diözesantag Liturgie (v.l.n.r.): Tobias Dulisch, Johannes Schmitt-Helfferich, Mathias Berger, Cyriakus Schmidt,  Bischof Peter Kohlgraf und Mechthild Bitsch-Molitor. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Sa. 11. Mai 2019
Von:
tob (MBN)

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat sich für die Einbindung von mystagogischen Formen in die liturgische Bildung ausgesprochen. Beim Diözesantag Liturgie am Samstag, 11. Mai, sagte er im Mainzer Haus am Dom: „Liturgische Bildung wird heute mehr sein müssen als das Erklären von Riten. Mystagogie bedeutet eine Einführung in das Geheimnis nicht nur durch Worte. Auch in der Erstkommunionvorbereitung kann es eine Hilfe sein, nicht zuerst etwas durch Erklärungen zu vermitteln, sondern zunächst eine Erfahrung mit Symbolen zu ermöglichen. Die Erfahrung geht dann einer Erklärung voraus.“ Auch die Einbeziehung des Kirchenraumes könne die Liturgiefähigkeit stärken.

Mainz, 11. Mai 2019: Bischof Peter Kohlgraf bei seiner Einführung zum Diözesantag Liturgie im Haus am Dom. (c) Bistum Mainz / Blum

Mit Blick auf den Pastoralen Weg „wäre es schön, wenn wir dazu kommen, auch andere gottesdienstliche Formen neben der Eucharistie als Bereicherung zu sehen“, sagte der Bischof. Er erinnerte daran, dass sich Liturgie „als Vergegenwärtigung dessen, was sich in der Heilsgeschichte ereignet hat, nicht allein auf die Eucharistiefeier konzentriert“. Auch das Stundengebet orientiere sich an der Heilsgeschichte. Und weiter: „In der Liturgie geht es immer darum, die feiernde Gemeinde mit in die Heilsgeschichte hineinzunehmen.“ Die Gemeindemitglieder seien nicht nur Zuschauer eines Ritus am Altar. „Wir dürfen uns allerdings nicht in vielfältigen Angeboten für unterschiedlichste Zielgruppen verlieren“, sagte Kohlgraf. „Die Eucharistiefeier als Ort der Einheit für eine vielfältige Gemeinde darf dabei nicht aus dem Blick verloren werden.“

Rund 120 Haupt- und Ehrenamtliche aus dem Bistum hatten an dem Tag unter der Überschrift „#KircheBewegtSich - Liturgische Vielfalt in Zeiten der Veränderung“ teilgenommen. Hauptanliegen des Tages war ein Austausch darüber, wie sich Kirche mit Blick auf den begonnenen Pastoralen Weg im Bistum Mainz in den kommenden Jahren liturgisch aufstellt. Veranstalter des Tages waren das Liturgiereferat des Seelsorgedezernates und der Sachausschuss Liturgie der Diözesanversammlung.

Podiumsdiskussion

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion verwies der Mainzer Diözesanjugendseeslorger Mathias Berger  darauf, dass Jugendliche sehr wohl auch für liturgische Fragen ansprechbar seien. „Jugendliche sind heute oft in der Verzweckungsfalle und suchen nach Anders-Orten, an denen sie Erfahrungen machen können, ohne dass sie unmittelbar einem bestimmten Zweck dienen. Das ist ein wichtiger Ansatzpunkt.“ Sonntagsgottesdienste seien für viele junge Menschen „zu textlastig“ und mit einer „Erwachsenenästhetik“ verbunden. Darüber hinaus erschlössen sich jungen Menschen auch viele theologische Begriffe nicht mehr, weil sie „zu abstrakt“ blieben.

„Die Musik ist eine sehr starke Form der Beteiligung aller Gemeindemitglieder im Gottesdienst“, sagte Kantorin Mechthild Bitsch-Molitor, die kommissarische Leiterin des Instituts für Kirchenmusik im Bistum Mainz. Dabei wirke die Musik immer am intensivsten, wenn die Musik mit den biblischen Texten und den Beteiligten korrespondiere. Deshalb sei eine gemeinsame Vorbereitung, aber auch eine Nachbereitung der Liturgie wichtig. Bitsch-Molitor plädierte dafür, „die Vielfalt der gottesdienstlichen Formen stärker auszuschöpfen“.

Dekanatsreferent Cyriakus Schmidt aus dem Dekanat Erbach plädierte ebenso für liturgische Vielfalt. „Das wird auch die Eucharistiefeier stärken, weil sie dann wichtiger werden wird.“ Die Eucharistie könne auch nur Quelle und Mittelpunkt sein, „wenn außen herum noch etwas gibt“. Er wies darauf hin, dass es Dekanat Erbach das Angebot von Wort-Gottes-Feiern gut angenommen werde, wo es regelmäßig angeboten werde.

Pfarrer Johannes Schmitt-Helfferich, Leiter der Pfarrgruppe Mühlheim, berichtete von seinen Erfahrungen mit der Einführung eines regelmäßigen Stundengebetes in St. Markus in Mühlheim. Seit 2002 wird dort jeden Mittwoch in der Kirche die Terz und die Komplet gebetet. „Mit dem Psalmengebet klinken wir uns ein in ein weltweites Gebetsnetz.“ Die Moderation hatte Liturgiereferent Tobias Dulisch übernommen. Brigitte Hörnlein vom Sachausschuss Liturgie hatte die Teilnehmer begrüßt.

Am Nachmittag standen im Erbacher Hof in Mainz Arbeitskreise zu folgenden Themen auf dem Programm: „Die Wort-Gottes-Feier“, „Liturgien mit jungen Menschen“, „Die Tagzeiten-Liturgien“, „Gottesdienste mit alten und dementen Menschen“, „Gottesdienst ‚der anderen Art’“ und „Taizé-Gebete“. Zum Auftakt des Tages hatten die Teilnehmer einen Taufgedächtnisgottesdienst in der Ostkrypta des Mainzer Domes gefeiert.