Monsignore Klaus Mayer wird 95 Jahre (24.2.)

Gottesdienst und Empfang in seiner alten Wirkungsstätte Mainz-St. Stephan

Monsignore Mayer (c) Bistum Mainz / Matschak
Datum:
Mo. 19. Feb. 2018
Von:
tob (MBN)
Mainz. Der frühere Pfarrer von Mainz-St. Stephan, Monsignore Klaus Mayer, vollendet am Samstag, 24. Februar, sein 95. Lebensjahr. Aus diesem Anlass findet in der St. Stephans-Kirche zum Fest des Kirchenpatrons Willigis (23.2.) am Sonntag, 25. Februar, um 11.00 Uhr ein Gottesdienst statt; Monsignore Mayer hält den Gottesdienst und wird predigen. Im Anschluss an den Gottesdienst ist ein Empfang im Gemeindezentrum der Pfarrei vorgesehen.

Das „Chagall-Abenteuer“ 

Das „Chagall-Abenteuer“ nennt Monsignore Mayer die Geschichte, die er vor 40 Jahren mit einem Brief an den Künstler Marc Chagall ins Rollen brachte, und die untrennbar mit Mayer verbunden ist. Gleichwohl möchte er nicht auf dieses „Chagall-Abenteuer“ reduziert werden. „Meine Hauptaufgabe war immer, der Pfarrer von St. Stephan zu sein und dabei waren mir Verkündigung und Liturgie sehr wichtig“, betont Mayer. Eine ganz wesentliche Aufgabe seiner Amtszeit war daneben auch die Außenrestaurierung der Kirche, „die nach den großen Kriegsschäden nur notdürftig zusammengeflickt war“. Insgesamt 28 Jahre hat sich die Außenrestaurierung hingezogen, die 1968 mit der Rettung des Kreuzgangs begann. 

Seit dem Einbau des ersten Chagall-Fensters am 23. September 1978 erläutert Monsignore Mayer die Friedensbotschaft der Fenster in seinen Meditationen, unermüdlich und bis heute in großer Regelmäßigkeit. „Die erste Meditation fand zwei Tage nach dem Empfang des ersten Fensters statt und stand unter der Überschrift ‚Gedanken zum Fenster’“, erzählt Mayer. „Schon beim ersten Blick auf die Chagall-Fenster in Jerusalem und Zürich war mir klar, dass die Fenster ‚Bibel pur’ sind, und dass in ihnen eine große Chance liegt, die Bibel zu verkünden, so wie es mir in meinem Pfarrerberuf aufgegeben ist.“ 

Mit den Meditationen habe er die Möglichkeit, „Menschen zu erreichen, die wir sonst in der Kirche nicht erreichen“, erläutert Mayer. „Das ist eine beglückende Aufgabe, die mir zugedacht worden ist, und die ich mir nicht ausgesucht habe. Solange ich noch krabbeln kann, muss ich das tun.“ Fast eine halbe Million Menschen hat er persönlich mit seinen Meditationen erreicht, wie er aus seinen akribischen Aufzeichnungen weiß. „Am Anfang habe ich das als Arbeitsnachweis verstanden“, sagt Mayer, „denn ich hatte nicht nur Freunde und musste mich dafür rechtfertigen“. Zu den Chagall-Meditationen von Monsignore Mayer sind zwei DVDs erschienen. 

Klaus Mayer wurde am 24. Februar 1923 in Darmstadt als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Dort lebte er bis 1934; sein Vater war ein Jahr zuvor nach Argentinien emigriert. Mayer fand Unterschlupf im Internat des Benediktinerklosters Ettal in Oberbayern. Als „Mischling ersten Grades“, wie es damals hieß, stand Klaus Mayer in ständiger Lebensgefahr. Als das Gymnasium in Ettal durch die Nationalsozialisten aufgelöst wurde, holte Mayer 1942 die Reifeprüfung am damaligen Adam Karillon-Gymnasium (heute Rabanus Maurus-Gymnasium) in Mainz nach. Wegen seiner Abstammung lebte er in ständiger Angst, verhaftet und in ein Konzentrationslager deportiert zu werden. Er tauchte als Hilfsarbeiter in einer Holzhandlung unter. In seiner 2007 erschienenen Autobiographie („Wie ich überlebte. Die Jahre 1933 bis 1945“) hob er besonders die Bedeutung seiner Mutter hervor. Bei der Vorstellung des Buches sagte er: „Nur Dank Gottes und der Hilfe meiner Mutter habe ich diese Schreckensjahre in Deutschland überlebt.“

Nach dem Krieg trat Mayer in das Mainzer Priesterseminar ein. Er wurde am 30. Juli 1950 durch Bischof Dr. Albert Stohr in Mainz zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren wurde er 1958 Pfarrer in Gau-Bickelheim. Von 1965 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1991 leitete er die Pfarrei St. Stephan.

Die Chagall-Fenster von St. Stephan

Am 10. April 1973 hatte Mayer den Künstler Marc Chagall in einem Brief angefragt, Kirchenfenster für die Mainzer Kirche St. Stephan zu schaffen. Der damals bereits 86-jährige Chagall schuf das erste Fenster 1978 zum Thema „Gott der Väter“. Es folgten acht weitere Fenster zur biblischen Heilsgeschichte und zum Lob der Schöpfung. Nach dem Tod Chagalls (1985) hat der Leiter des Ateliers Jacques Simon in Reims, Charles Marq, der als Glaskünstler die meisten Fensterentwürfe Chagalls umgesetzt hatte, das Werk Chagalls mit 19 Fenstern im Langhaus und Westchor fortgesetzt (bis zum Jahr 2000). Die Fenster von St. Stephan werden jährlich von rund 200.000 Menschen besucht. Sie sind mit fast 180 Quadratmetern das größte Glaskunstwerk, das der Künstler je geschaffen hat und das einzige Kunstwerk, das er einer deutschen Kirche gewidmet hat. Seit 1978 hat Monsignore Mayer in 3.910 Meditationen (bis Ende Januar 2018) inzwischen fast 518.000 Besucher der St. Stephans-Kirche direkt angesprochen. 

Mayer wurde für seine Verdienste mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem wurden ihm das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, der Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz und die französische Auszeichnung „L’Ordre des Arts et des Lettres au grade d’Officier de la Republique française“ verliehen. Die Stadt Mainz zeichnete ihn bereits am Tag nach der Einweihung des ersten Chagall-Fensters mit der Gutenberg-Plakette aus. Es folgten 1983 die Gutenberg-Büste und 1991 der Ehrenring der Stadt Mainz; im Jahr 2005 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Mainz ernannt. 1985 verlieh ihm Papst Johannes Paul II. den päpstlichen Titel Monsignore. Im Jahr 2000 erfolgte die Eintragung in das Goldene Buch des Jüdischen Nationalfonds in Jerusalem. Zuletzt war Mayer im Jahr 2011 für sein Engagement gegen Rechtsextremismus und für eine starke Demokratie mit dem Jakob Steffan-Preis des Vereins „Rheinhessen gegen Rechts“ ausgezeichnet worden. 

Hinweise: 

    • Die Termine der Chagall-Meditationen von Monsignore Mayer werden regelmäßig auf der Internetseite von St. Stephan veröffentlicht unter www.st-stephan-mainz.de 
    • Es sind zwei DVDs mit Chagall-Meditationen von Monsignore Mayer am Schriftenstand in St. Stephan erhältlich. 
    • Buchpublikationen von Monsignore Mayer zu den Chagall-Meditationen sind im Echter Verlag in Würzburg erschienen; Bildmeditationen im Kunstverlag Maria Laach. „Der kleine Kunstführer St. Stephan in Mainz“ ist im Verlag Schnell & Steiner in Regensburg erschienen.