„…gell du lässt mich net im Stich“

Auszug der Mainzer Garden beim Gardegottesdienst (c) Bistum Mainz/Hoffmann
Datum:
So. 27. Feb. 2022
Von:
hoff (MBN)

Am Sonntag, 27. Februar, hat Domdekan Henning Priesel gemeinsam mit dem emeritierten Domdekan Heinz Heckwolf den Fastnachtsgottesdienst der Mainzer Garden im Mainzer Dom gefeiert. In einer einfühlsamen Predigt ging Heckwolf auf den Krieg in der Ukraine ein und warb für Solidarität. Auch an die Bombardierung von Mainz vor 77 Jahren, die Betroffenen der Flutkatastrophe im Ahrtal und an das Leid aufgrund der Corona-Pandemie erinnerte er in seiner Predigt.

Der emeritierte Mainzer Domdekan Heinz Heckwolf bei seiner Predigt im Gardegottesdienst 2022 (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Heinz Heckwolf zitierte aus dem berühmten Fastnachtslied „Gell, du hast mich gelle gern“, das Margit Sponheimer seit Jahrzehnten singt. Wie das „Heile, heile Gänsje“ habe auch dieses Lied die Herzen der Mainzerinnen und Mainzer getroffen, sagte Heckwolf. „Dieses Lied geht auch deshalb vielen zu Herzen, weil es schließlich eine inständige Bitte ausspricht, nämlich ‚wenn die Welt mir Böses bringt, gell dann bitt ich dich, gell du lässt mich net, gell du lässt mich net im Stich!‘“ Heckwolf sieht diese Worte als Aufruf zur Solidarität: „Solidarität heißt nicht Mitleid haben. Solidarität, das sich Hineinversetzen in andere und sich deshalb für sie einsetzen, das ist das Grundprinzip christlichen Handelns. Solidarität ist kein frommes Gefühl, sondern handfeste Tat.“ Schon die Tatsache, dass bereits zum zweiten Mal auf den gesamten fastnachtlichen Brauchtum verzichtet werde, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, und somit Menschen zu schützen, sei eine solche Tat. Er wolle die Erfahrungen der ausgefallenen Fastnacht nicht kleinreden, allerdings hätten die Erfahrungen des Krieges und der existenzbedrohenden Not im Ahrtal eine andere Dimension. Auch die Hilfe für Menschen, die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal geworden seien, nannte Heckwolf als Beispiel für Solidarität.

Solidarität mit den Menschen in der Ukraine

Vertreterinnen und Vertreter der Mainzer Garden mit ihren Familien (c) Bistum Mainz/Hoffmann

„Unsere Solidarität gilt auch den Menschen in der Ukraine. Wir sind bei ihnen in unseren Gedanken, in unseren Gebeten“, versicherte der emeritierte Domdekan. „Jetzt müssen wir erleben, wie der Frieden in Europa zerstört wird, weil Russland gegen alles Recht und ohne Grund in die Ukraine eindringt, in einen souveränen Staat.“ Russland habe einen Krieg vom Zaun gebrochen, der Blutvergießen, Verletzte und Tote mit sich bringe. Er betete auch für die russischen Soldaten, denn „auch russische Kinder werden erleben müssen, dass ihre Väter nicht zurückkehren.“ Mit Bezug zu einem Gebet, das er im Internet gefunden habe, betete Heckwolf zu Gott: „Sei mit den Leidtragenden. Sei mit uns allen. Selten war es so offensichtlich, dass wir dich so sehr brauchen.“

Domdekan Henning Priesel beim Gottesdienst der Mainzer Garden (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Domdekan Henning Priesel sagte vor dem Gottesdienst, er habe sich durchaus Gedanken darüber gemacht, ob ein derartiger Gottesdienst angesichts der kirchlichen und weltlichen Lage in diesem Jahr angemessen sei. Wörtlich: „Mir ist klar, dass es in der Welt und in der Kirche an vielen Ecken brennt. Die Entwicklung in der Ukraine und damit weltweit macht vielen Angst.“ In seiner Begrüßung hob er hervor, es gehe nun darum, als Menschheitsfamilie zusammenzustehen und sich gegenseitig Halt zu geben. „Auch als Familie der Garden, die gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden betet“, sagte Priesel. 

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Domorganist Professor Daniel Beckmann. Aufgrund der Corona-Beschränkungen war die Zahl der teilnehmenden Gardemitglieder auf 120 beschränkt.