Sr. Katharina Drouvé:Glückwünsche im Rahmen des Gründungsgottesdienstes der Pfarrei Hl. Hildegard von Bingen

Lieber Bischof Kohlgraf, lieber Pfarrer Lerchl,
liebe Schwestern und Brüder!
Ich freue mich sehr, hier zu sein und Ihnen, auch im Namen meiner Mitschwestern aus der Abtei St. Hildegard, zur Gründung der neuen Pfarrei Gottes reichen Segen wünschen zu dürfen. Der Name der großen Heiligen wird uns in Zukunft über den Rhein hinweg verbinden.
In der Einladung zur heutigen Gründungsfeier war zu lesen, dass man besonders gern Glückwünsche zur Geburt entgegennehme.
Was kann man da wünschen?
Zunächst, eine große Freude an dem Schönen und Wunderbaren, was da entstanden ist, eine Freude, aus der eine liebevolle achtsame Fürsorge erwachsen möge. Nehmen Sie sich die Zeit, sich um das Neugeborene zu kümmern, es zu pflegen, nur so kann es wachsen und gedeihen.
Dann, dass der Schmerz der Geburt sich wandeln möge in Energie, Kraft und Entdeckungsfreude. Da ist so vieles, worauf man verzichten und was man loslassen muss, wenn etwas Neues entsteht. Das ist nicht immer leicht. Da wünsche ich Ihnen offene Augen und Herzen, um die Chancen eines Neubeginns im Zusammenrücken zu erkennen, denn je mehr man zusammensteht und zusammenhält, umso mehr Wärme und Energie wird frei.
Weiter wünsche ich Ihnen Mut und Abenteuergeist. Denn – das kann ich Ihnen garantieren und ich spreche aus den Erfahrungen mit unserem eigenen Transformationsprozess im Kloster – die neue Pfarrei wird sich nicht immer so entwickeln, wie Sie es jetzt denken oder planen. Unser Gott ist ein lebendiger Gott, dessen Geist oft so ganz anders weht als wir es uns vorstellen. Ich wünsche Ihnen den Mut und die Bereitschaft, sich immer wieder neu auf seine Wege einzulassen.
Die heilige Hildegard war so eine mutige Frau, die ihr ganzes Leben lang dem oft auch schmerzlichen Dialog mit dem lebendigen Gott nicht aus dem Weg gegangen ist und die keine Mühe scheute, für seine Botschaft einzutreten, ob gelegen oder ungelegen. Verwurzelt in der Tradition wagte sie neue, ungewöhnliche Schritte, mischte sich ein und bezog Stellung zu aktuellen kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Themen. Dabei ging es ihr immer darum, Gott in dieser Welt den Weg zu bereiten.
„Bereitet den Weg des Herrn“. Dieses Wort habe ich unserer Klostergemeinschaft als Jahresmotto mit in das aktuelle Kirchenjahr gegeben. Ich möchte es auch Ihnen heute ans Herz legen.
„Bereitet den Weg des Herrn“. d.h. dem Licht, der Wärme, der Liebe Raum zu geben, damit Gott bei uns Herberge finden kann, damit er in unserer verletzten Welt erscheinen und sie heilen kann. Nichts tut uns mehr not als dies.
„Bereitet den Weg des Herrn“, d.h. Stellung zu beziehen, sich einzumischen, die frohe Botschaft als Maßstab an alles zu legen, was uns begegnet und Friedensoasen in einer zerrütteten Welt zu schaffen.
Der Frieden erscheint in einer Vision Hildegards als eine Gestalt mit leuchtendem Angesicht. Der auf Gott schauende Mensch wird hell, durchlässig für die göttliche Liebe und kann so inmitten von Spannungen, Konflikten und Unstimmigkeiten dem Leben und dem Frieden dienen.
Ich wünsche Ihnen dieses Licht des Heiligen Geistes, das die heilige Hildegard erfüllt hat. „Stellen Sie Ihr Herz fest in Gott“ – so lautet Ihr diesjähriges Jahresmotto – , damit Sie zu Wegbereiterinnen und Wegbereitern seiner frohen Botschaft in dieser Welt werden, in Wort und Tat.