Aufruf zum Glaubensmut

Begegnungstag „RELI + Religion in der Schule“ mit Kardinal Lehmann

POLLAK (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
POLLAK
Datum:
Mi. 15. Okt. 2014
Von:
am (MBN)
Mainz. Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz, hat Religionslehrerinnen und -lehrer zu Glaubensmut aufgerufen. „Es ist wichtig, dort, wo wir stehen, ein Zeugnis des Glaubens zu geben“, sagte er in einem Gottesdienst am Mittwoch, 15. Oktober, im Mainzer Dom. Der Gottesdienst fand anlässlich eines Begegnungstages für Religionslehrer und Mitarbeiter in der Schulpastoral statt.

Zudem wies Lehmann in seiner Predigt darauf hin, dass trotz zunehmender Säkularisierung die Religion wieder „auf die Bühne der Welt" gekommen sei: „Wir beobachten derzeit eine unheimliche Verbindung von Religion, Politik und Macht in den Krisenherden der Welt". Dieser „Missbrauch der Religion" schade dabei allen Religionen, sagte der Kardinal.

An dem Begegnungstag „RELI + Religion in der Schule" nahmen rund 300 Religionslehrerinnen und -lehrer aus dem Bistum Mainz teil; er stand unter der Überschrift „Dein Gott ist mir fremd". Der Tag wurde vom Dezernat Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz veranstaltet. Zu Beginn hatte die Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, die anwesenden Teilnehmer in der Bistumsakademie Erbacher Hof begrüßt. Am Nachmittag standen zahlreiche Workshops rund um das Thema des Tages auf dem Programm.

Vortrag von Professor Söder: „Dein Gott ist mir fremd"

Im Mittelpunkt des Vormittags stand ein Vortrag von Professor Dr. Joachim Söder, Aachen, mit dem Titel „Dein Gott ist mir fremd. Eine Spurensuche im säkularen Umfeld". In seinem Vortrag wies Söder unter anderem darauf hin, dass die radikalste Form der modernen religiösen Entfremdung nicht im Rückgang von Glaubenswissen und Glaubenspraxis liege, sondern in der Erfahrung, rein säkular ein ethisch anspruchsvolles und sinnerfülltes Leben führen zu können. Der Gegensatz säkular-religiös sei unter diesen Prämissen einer selbstgenügsamen Abgeschlossenheit gegen alle „überweltlichen" Sinnerfahrungen gewichen. Allerdings - so Söder weiter - reagierten auch religiös ansprechbare Menschen heute allergisch auf jede von außen kommende Bevormundung. Der „ungebrochene Wille zur Authentizität" wehre sich vehement gegen Glaubensinhalte und -praktiken, die nicht durch individuelle Erfahrungen gedeckt seien.

Söder betonte, dass Individualität und Authentizität „keine Bedrohungen des Christlichen" seien. Auch der Mensch des säkularen Zeitalters empfinde das Bedürfnis nach Ganzheit, Fülle oder Transzendenz. „Aber er sucht es nicht primär in der Konformität mit Vorgegebenem zu stillen, sondern im Einklang mit dem Willen zur Echtheit. Diesen Willen ernst zu nehmen, nicht vorgefertigte Lehren ihm überzustülpen, ist das Gebot der Stunde, denn in ihm artikuliert sich christlicher Personalismus", sagte er. Die zentrale Herausforderung für Religion bzw. Religionsunterricht liege dabei nicht in der Vermittlung von Wissen, sondern im Ermöglichen von Erfahrungen. „Wie sind Transzendenzerfahrungen, die die innerweltliche Logik durchbrechen, möglich?", fragte Söder abschließend.