22. August: UN-Gedenktag für Opfer religiöser Gewalt

„Wir erleben eine neue Eskalation der Verfolgung“

Übersichtskarte Kirche in Not (c) Kirche in Not
Übersichtskarte Kirche in Not
Datum:
Di. 22. Aug. 2023
Von:
Dr. Eva Baillie

Anlässlich des „Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer von
Gewalthandlungen aufgrund der Religion oder der Weltanschauung“ am 22. August
weist das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ auf eine „neue Eskalation der
Verfolgung“ gegenüber Christen und anderen religiösen Gruppen hin.
Der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka, erklärte: „Täglich
gehen bei uns neue Schreckensmeldungen ein: Im Osten Pakistans brennen
Extremisten Häuser von Christen nieder, weil einer Familie die Schändung des Korans
vorgeworfen wird. Im indischen Bundesstaat Manipur sind ethnische Konflikte in eine
offene Christenverfolgung ausgeartet, die seit drei Monaten anhält.“ Kaum eine Woche
vergehe, in der „Kirche in Not“ von Entführungen und Morden in Nigeria erfahre.
Sorgen mache sich das Hilfswerk auch um das immer drastischere Vorgehen gehen
Geistliche und kirchliche Einrichtungen in Nicaragua. „Es brennt aller Orten und die
Gewalt eskaliert.“

„Religionen sind nicht Teil des Problems, sondern der Lösung“

„Kirche in Not“ stehe bedrängten Christen weltweit bei und trete deswegen für das
Menschenrecht auf Religionsfreiheit ein, sagte Ripka: „Religiöse Verfolgung trifft alle
Bekenntnisse und Religionen. Sie ist niemals zu tolerieren. Religionen mit ihrem Einsatz
für Menschenwürde und Nächstenliebe sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der
Lösung. Religionsfreiheit darf kein Menschenrecht zweiter Klasse werden.“
Immer wieder würden sich gemäßigte religiöse Kräfte mit verfolgten Gruppen
solidarisieren, das sei aktuell zum Beispiel in Indien oder in Pakistan zu beobachten.
„Es sind ermutigende Zeichen, dass Gläubige aller Religionen zusammenstehen und sich gegen Extremismus sowie für ein friedliches Zusammenleben einsetzen. Solche Ansätze verdienen Aufmerksamkeit und Unterstützung.“

„Augen auf für Religionsfreiheit“

Die Menschen auf allen Erdteilen müssten sehr genau hinschauen, wenn religiöse
Gewalt und Verfolgung geschehe: „Menschenrechte sind nie ein Selbstläufer. Und es ist
genauso wahr: Wo Religionsfreiheit mit Füßen getreten wird, sind andere
Menschenrechte wie Meinungsfreiheit, politische Mitbestimmung und
Minderheitenschutz genauso betroffen. Darum gilt: Augen auf für Religionsfreiheit! Das
Thema ist bei uns aber leider immer noch unterrepräsentiert – politisch, gesellschaftlich
und kirchlich.“ 
Darum veröffentliche „Kirche in Not“ alle zwei Jahre die Dokumentation
„Religionsfreiheit weltweit“, die alle Länder und alle Religionen in den Blick nimmt. Von
Diskriminierung bis hin zu offener Verfolgung sei eine zum Teil erhebliche
Verschlechterung der Lage festzustellen, erklärte Ripka. „Diese Erkenntnisse sind ein
Weckruf und eine Mahnung, religiöse Gewalt und Verfolgung klar zu benennen und den
Betroffenen auf allen Ebenen zu helfen.“
Der „Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer von Gewalthandlungen aufgrund
der Religion oder der Weltanschauung“ wurde 2019 erstmals von den Vereinten
Nationen ausgerufen und wird jedes Jahr am 22. August begangen.