Eine Kindheit im Schatten des Holocaust - Gespräch mit der Zeitzeugin Henriette Kretz

Zeitzeugin Henriette Kretz (c) © Olaf Kosinsky Olaf Kosinsky creator QS:P170,Q30108329 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2019-01-27_Henriette_Kretz_4650.jpg), „2019-01-27 Henriette Kretz 4650“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode
Zeitzeugin Henriette Kretz
Datum:
Termin: Mittwoch, 24.05.23 - 19:00
Ort:

Mittwoch, 24. Mai 2023 19:00 Uhr
Kloster Höchst, Kirchberg 3, 64739 Höchst im Odenwald

„Meine Geschichte ist keine besondere.
Es ist die Geschichte von eineinhalb Millionen Kindern,
die keine Stimme mehr haben.“
Henriette Kretz

Henriette Kretz wurde am 26. Oktober 1934 in einer jüdischen Familie in der
damals polnischen Stadt Stanisawów (heute Iwano-Frankiwsk in der Ukraine)
geboren.
Nach dem Überfall auf Polen im Herbst 1939 floh die Familie vor den
heranrückenden Deutschen. Henriette kam mit ihren Eltern zuerst nach
Lemberg und bald darauf ins benachbarte Sambor.
Doch 1941 holten der Krieg und die Deutschen die Familie auch dort ein. Sie
mussten in den jüdischen Stadtbezirk umsiedeln, wo kurze Zeit darauf ein
Ghetto eingerichtet wurde. Mehrmals gelang es Henriettes Vater, seine
Familie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Mit Hilfe von Bekannten und
durch Bestechung konnte er sie vor der Erschießung retten und aus dem
Gefängnis befreien.
Monatelang konnten sie sich in einem Keller und auf einem Dachboden
verstecken. Dann wurden sie verraten. Henriettes Eltern wurden vor ihren
Augen erschossen. Sie selbst konnte in einem von Nonnen geleiteten
Waisenhaus versteckt werden und überlebte die Zeit des NS-Terrors.
Nach dem Krieg kam sie auf Umwegen nach Antwerpen. Henriette Kretz
versucht seit Jahren, durch Vorträge in Deutschland eine Brücke aus der
Vergangenheit in die Gegenwart herzustellen: "Ausgrenzung beginnt ganz
schnell, ein Grund findet sich immer." Sie appelliert: "Seht einen Menschen
immer als Menschen."