Vom 18.-22. Juni war Weihbischof Bentz mit einer Delegation der Deutschen Bischofskonferenz vier Tage in Kairo, um die Situation der Christen in diesem Land kennenzulernen. Es gab viele Gespräche mit Vertretern der verschiedenen Kirchen.
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Weihbischof Bentz hat in Kairo nicht nur offizielle Gespräche, sondern auch sehr lebendige und frohe Begegnungen mit Jugendlichen und Ordensleuten, z.B bei einer Jugendfreizeit der Franziskaner erlebt.
Am letzten Abend seines Besuches in Ägypten gab es als Abschluss der Gespräche noch ein Treffen mit jungen Erwachsenen, die sich für den Aufbau jugendpastoraler Strukturen engagieren - eine wichtige Ergänzung zu den „offiziellen“ Gesprächspartnern.
Auch hier ging es wiederum um die Frage der Bildung: "Wie können Jugendliche befähigt werden, mehr Eigenverantwortung wahrzunehmen? Wie kommen wir mit den Verantwortlichen unsrer Kirchen vor Ort noch besser ins Gespräch, damit wir als junge Katholiken mit unseren Fragen gut wahrgenommen werden?"
Im Niltal, wo der Ursprung des christlichen Mönchtums liegt, planen die Missionsbenediktiner von Erzabtei Sankt Ottilien die Gründung eines Klosters. Das erste Kloster benediktinischer Tradition in Ägypten - ein hoffnungsstarkes Zeichen!
Am 21. Juni hat Weihbischof Bentz die Schwestern von Mutter Theresa besucht. Sie leben in Kairo inmitten eines Müllviertels. Die Menschen leben davon, Müll zu sortieren. Wertstoffe herauszuholen und weiter zu verkaufen. Die besonders bedürftigen Familien können ihre Kinder bis zum Alter von drei Jahren tagsüber zu den Schwestern bringen. Dort werden sie versorgt und gepflegt. Beeindruckend fand er, wie die Schwestern inmitten des Elends leben, welche Wertschätzung sie erfahren.
Pressemeldung der Deutschen Bischofskonferenz:
Heute (21. Juni 2019) geht die viertägige Reise von Weihbischof Dr. Udo Bentz (Mainz) nach Kairo (Ägypten) zu Ende. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz hielt sich dort zu Gesprächen mit Vertretern katholischer und orthodoxer Kirchen und des Islam auf. Dabei konnte er sich über die Situation der Christen, Fragen der Religionsfreiheit und die Bedeutung interreligiöser Zusammenarbeit informieren. „Das Engagement der Christen in diesem Land beeindruckt mich sehr. Vor allem in der Bildung leisten die Kirchen viel. Die katholische Kirche ist recht klein. Sie betreibt aber 170 Schulen. Das ist enorm. Damit wirkt sie mitten in die Gesellschaft hinein“, so Weihbischof Bentz.
Weihbischof Bentz versteht es als ein gutes Zeichen, dass viele Muslime ihre Kinder „wie selbstverständlich“ auf christliche Schulen schicken und damit ganz konkret ein gutes Miteinander der Religionen praktizieren. Patriarch Ibrahim Sidrak, das Oberhaupt der koptisch-katholischen Kirche, unterstrich die Bedeutung, die den katholischen Schulen für die Einübung eines alltäglichen Miteinanders zukomme. Indem Kinder gemeinsam unterrichtet würden, lernten sie Angehörige der anderen Religion kennen und bauten Vorurteile ab. „Zudem nehmen sie alle an Kursen teil, in denen gemeinsame Werte für eine tolerante Gesellschaft vermittelt werden“, führte der Patriarch aus. Die katholischen Schulen werden ungefähr zur Hälfte von Muslimen besucht. Auch ein großer Teil der Lehrerschaft ist muslimisch. „Dies zeigt, dass der in den Schulen vermittelte gegenseitige Respekt von Vielen in der Gesellschaft geschätzt und geachtet wird“, so Patriarch Ibrahim.
Auch in der Begegnung mit Papst Tawadros II., dem Patriarchen der koptisch-orthodoxen Kirche, standen Fragen der Bildung im Mittelpunkt. So hat der koptische Papst den Bau und den Unterhalt von Schulen initiiert, denn „gute Bildung ist die Grundlage von Demokratie und Menschenrechten“, wie Tawadros II. betonte. Eine besondere Aufgabe sieht er in der Fortbildung der Lehrer und in der geistlichen Profilierung der Schulen. Bildung, so Papst Tawadros II., sei ein Schlüssel, um der Migration aufgrund sozialer und ökonomischer Probleme zu begegnen.
Die Erziehung zu gegenseitigem Respekt von Angehörigen verschiedener Religionen war auch Thema des Austausches von Weihbischof Bentz mit dem Großscheich der Al Azhar, Ahmed Mohammad Al Tayeb. Dieser bewertete das gemeinsame „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“, das er und Papst Franziskus im Februar 2019 unterzeichnet haben, als Meilenstein der Förderung von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung. Der Text hat, so betonte der Großscheich, inzwischen Eingang in das Curriculum von Al Azhar gefunden. In der Begegnung zwischen dem Großscheich und Weihbischof Bentz wurde auch die Entwicklung des vor einigen Jahren gegründeten „Hauses der Familie“ in Ägypten erörtert. In dieser interreligiösen Einrichtung bearbeiten derzeit acht Kommissionen besonders konfliktträchtige Felder gesellschaftlicher Debatten. Auch hier sind Fragen von Bildung und Kultur, die in einer Bildungskommission diskutiert werden, von hoher Bedeutung. Die Initiative hat sich unter anderem zur Aufgabe gestellt, Schulbücher zu prüfen, um negative Stereotypisierungen anderer Religionen aufzuspüren und auf deren Entfernung hinzuwirken.
Auch Pastor Andrea Zaki, der Präsident des evangelischen Kirchenrates Ägyptens, unterstrich die Bedeutung von Dialog und Bildung für die künftige Entwicklung der Gesellschaft. „Für eine weitere Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten bedarf es mehr Zeit und Geduld, damit sich demokratische Tugenden in der Gesellschaft entwickeln können“, mahnte der evangelische Kirchenpräsident.
In allen Gesprächen der Delegation wurde die Notwendigkeit einer vertieften politischen und gesellschaftlichen Erneuerung Ägyptens herausgestellt. Dabei stand die Frage im Vordergrund, welche Wege und Initiativen hilfreich sind, um Ägypten auf dem Weg zu einer inklusiveren Gesellschaft zu unterstützen. „Bildung ist und bleibt der zentrale Schlüssel auf diesem Weg zu einer Zivilgesellschaft, die allen gleiche Rechte, gleiche Pflichten und die gleiche Würde ermöglicht“, so Weihbischof Bentz. „Es hat mich berührt, wie Papst Tawadros davon sprach, dass sich alle Ägypter als Teil der einen Nation wahrnehmen, deren Lebensader und Lebensraum seit Jahrtausenden der Nil ist.“
Link zum Pressetext auf den Seiten der Deutschen Bischofskonferenz