Liebe Leserinnen und Leser,
letzte Woche stellten wir Ihnen die neuesten Krimis von Nele Neuhaus vor. Anlass war die Ausstrahlung des Zweiteilers „Muttertag“ im ZDF. Haben Sie übrigens bemerkt, dass die Autorin in dem Film einen Cameoauftritt hatte? Für ein paar Sekunden war sie in einer Fußgängerzone als Statistin zu sehen.
In der Regel ist es so wie im Fall von Nele Neuhaus - der Erfolg des Buches gibt den Anreiz für die Verfilmung. Aber es kann auch einmal anders laufen - nämlich wie bei dem bereits 1983 erschienenen Roman „Das Damengambit“, der eigentlich schon halbwegs in Vergessenheit geraten war. Der Stoff des amerikanischen Autors Walter Tevis (1928 – 1984) wurde von den amerikanischen Drehbuchautoren Scott Frank und Allan Scott für Netflix als Miniserie entwickelt und ab 2020 ausgestrahlt – mit weltweitem Erfolg. Dies verschaffte dem Werk des Schriftstellers posthum neue Popularität.
Mit Recht, denn beim Lesen des Romans, der aufgrund des Bekanntheitsgrades der Serie
2021 in deutscher Übersetzung erschien, wird man von der ersten Seite an in den Bann
gezogen. Die Handlung setzt in den 1950er Jahren ein, als die achtjährige Elizabeth „Beth“
Harmon zur Vollwaise wird und in die Obhut des Methuen-Kinderheims in Kentucky
gelangt. Dort wird die Grundlage für ihre spätere Tabletten- und Alkoholsucht gelegt. Denn
alle Kinder erhalten zweimal am Tag eine Beruhigungspille für „ein ausgeglichenes Gemüt“,
deren Wirkung Beth sehr zu schätzen weiß und bald gezielt für sich einzusetzen lernt. Beth
ist ein unscheinbares Kind und fühlt sich hässlich. Im Waisenhaus ist sie eine Einzelgängerin. Nur zu der etwas älteren Jolene gewinnt sie Zutrauen. Eines Tages erledigt
Beth einen Botengang, der sie in den Keller des Waisenhauses führt. Dort sitzt der
Hausmeister Mr. Shaibel vor seinem Schachspiel. Sofort ist Beth fasziniert davon. Obwohl
sie sich eigentlich vor ihm fürchtet, lässt sie nicht locker, bis er ihr das Schachspielen beibringt. Schnell zeigt sich ihr außerordentliches Talent...
Die Geschichte von Beth führt die Leser in die Welt des Schachs – für viele bestimmt Neuland. Aber auch wenn man selbst kein Schachspieler ist oder nur die Grundbegriffe kennt, wird man aufgrund der spannenden Schilderungen der Wettkämpfe durch den Autor trotzdem gefesselt und fiebert bei jeder Partie mit. Walter Tevis holte sich dafür fachlichen Rat bei drei „hervorragenden Schachspielern“. Zudem konnte er den Schachmeister Bruce Pandolfini gewinnen, seinen Text Korrektur zu lesen. Auf ihrem Weg an die Spitze ist Beth immer in Gefahr, den Kampf gegen ihre Sucht zu verlieren. Eine
Niederlage wirft sie aus der Bahn. Kann sie es schaffen ihren Angstgegner, den russischen Großmeister Borgov, zu schlagen?
Ein großartiges Buch und Highlight unter den letzten Neuanschaffungen. Das müssen Sie lesen!
Ihr Team der Öffentlichen Gemeindebücherei St. Remigius Ober-Mörlen