Buchtipp

Alex Schulman, Vergiss mich

Vergiss mich (c) dtv Verlagsgesellschaft
Vergiss mich
Datum:
Mi. 16. Juli 2025
Von:
Jutta Meyer

Wie kann man als erwachsener Sohn seine alkoholkranke Mutter davor bewahren, sich zu Tode zu trinken? Soll / Kann man sie retten, auch wenn sie das gar nicht will und einem zuruft, „vergiss mich doch endlich“? Wie beeinflusst die Alkoholsucht der Eltern die Kinder? All das sind Fragen, die in Alex Schulmans sehr interessantem Roman eine große Rolle spielen. Wie ist aus der intelligenten jungen Frau, die die tollsten Reden für ihre Vorgesetzten schreibt und eine liebevolle Mutter ist, dieses Wrack von einer Alkoholikerin geworden, fragt sich der erwachsene Sohn. Er kann sich noch gut an die Tage und Jahre vor dem Trinken erinnern, wo dieselbe Mutter ihn immer „lieber kleiner Alexander“ nannte, wenn sie ihn tröstete, so dass sein jüngerer Bruder dachte, sein Name sei „Keinerlander“. Nach und nach werden sich die drei Söhne über den wahren Zustand ihrer Mutter bewusst, sehen sich aber lange außerstande, etwas zu unternehmen, verschieben das klärende Gespräch immer wieder auf später. Sind sie schuld, wenn sich die Mutter durch ihre Trinkerei umbringt? Hätten sie es verhindern können / müssen? Gibt es eine Versöhnung? Denn die Liebe zwischen Mutter und Kindern ist doch vorhanden. Dennoch ist es immer noch so schwer, nach 30 Jahren Alkoholabhängigkeit über das heikle Thema zu sprechen und etwas dagegen zu unternehmen. Das Buch hat kein angenehmes Thema, geht aber sehr gut und behutsam mit den Gefühlen der handelnden Personen um, weil niemand bloßgestellt wird. Es hat mich richtig in seinen Bann gezogen, so dass ich es vor dem Ende kaum zur Seite legen konnte. Alex Schulman (Jahrgang 1976) ist ein sehr populärer schwedischer Autor. Auch sein Roman „Verbrenn all meine Briefe“ war schon ein Bestseller in Schweden und Deutschland.