Buchtipp

Caroline Wahl, Die Assistentin

Die Assistentin (c) Rowohlt Buchverlag
Die Assistentin
Datum:
Mo. 22. Sept. 2025
Von:
Jutta Meyer

Die beiden ersten Romane der jungen Autorin „22 Bahnen“ und „Windstärke 17“ um die Schwestern Tilda und Ida, die mit dem Erwachsenwerden und ihrer alkoholkranken Mutter klarkommen müssen, wurden sofort Bestseller. Der erste kam vor wenigen Wochen in die Kinos und ist auch dort dank guter Schauspielerinnen und Schauspieler bereits ein Kassenschlager. Nun kam ihr dritter Roman heraus „Die Assistentin“. Wer gehofft hatte, dass es genauso weitergehen kann wie in den ersten beiden Romanen, wird enttäuscht. Es geht auch hier um Erwachsenwerden und um die Emanzipation / Selbstbestimmung einer jungen Frau. Diese junge Frau ist Charlotte Scharf, gerade mit dem Studium fertig, einziges Kind ehrgeiziger Eltern, die es gut mit ihr meinen, die aber finden, dass sie sich nach ihrem Uni-Abschluss nun einen guten Job suchen soll, um Karriere zu machen. Ihr Hobby Musik zum Beruf zu machen, fanden die Eltern schon bei Studienbeginn nicht gut. Das solle sie doch vergessen und endlich was Richtiges machen. Die Musik könne doch ihr Hobby bleiben. So nimmt Charlotte den Job als persönliche Assistentin eines bekannten Verlegers, der nebenbei auch noch Autor und Künstler ist, an, obwohl das Einstellungsgespräch sie schon hätte warnen können. Sie zieht nach München, wo sie niemanden kennt in eine Wohnung, die nie ihr Zuhause werden wird. Bereits früh fühlt sie sich wie die Protagonistin in „Der Teufel trägt Prada“. Sie macht alles so wie verlangt, gibt ihr Bestes, macht Überstunden ohne Ende, hat keinen freien Abend und kein freies Wochenende mehr, dennoch ist das alles dem exzentrischen und fordernden Chef selten bis nie gut genug. Es kommt zu absurden Situationen. Sie verliert mehr und mehr die Kontrolle über ihr Leben, bis sie krank wird und den Job kündigt. Es ist ein sehr interessanter Roman. Für mich war er spannend, weil ich mir die Lebenssituation mancher Berufseinsteiger ganz gut so vorstellen kann. Man will alles richtig machen, traut sich nicht zu widersprechen oder sich abzugrenzen. Der Erzählstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn es gibt häufig Wiederholungen. Zukünftiges Geschehen wird von einem allwissenden Erzähler schon vorweggenommen, was zuweilen etwas komisch anmutet.

Fazit: mir hat der Roman gefallen. Ich konnte ihn gut und flott lesen. Ich kann auch verstehen, warum er von manchen Rezensionen nicht geschätzt bis verrissen wird. Vorteil der Bücherei: man kann man sich das Buch ausleihen und weglegen, wenn es nicht gefällt. Caroline Wahl ist Jahrgang 1995 und hat sicher noch viel vor sich.