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Bericht zur Pastoralraumversammlung am 9. Oktober 2024

Reinhard Mähn und Christine Richter stellen verschiedene Möglichkeiten zur Reduzierung der Gemeindezentrumflächen vor
Datum:
20. Nov. 2024
Von:
Tobias Kleinort

Drei mögliche Gebäudekonzepte – die eine Menge an Fragen, Meinungen und Bedenken auslösen. Bei einer ersten Pastoralraumversammlung ging es um die Zukunft der kirchlichen Gebäude in den katholischen Pfarreien in AKK und der Mainspitze, die 2028 zu einer großen Pfarrei fusionieren. Ein Thema, das Menschen bewegt – nicht nur körperlich zum Treffpunkt im Gemeindezentrum St. Elisabeth in den Kasteler Krautgärten. Auch in den Herzen und Köpfen der rund 100 Versammelten ist offensichtlich vieles in Bewegung geraten.

Aufmerksame Zuhörer bei der Pastoralraumversammlung vom 9. Oktober 2024

Ausführlich präsentierte Reinhard Mähn die Vorschläge, die die Projektgruppe Gebäude in rund zweijähriger Arbeit auf der Grundlage von Vorgaben des Bistums entwickelt hat. Vor allem geht es um die Flächen der Pfarrheime, die von annähernd 2000 Quadratmetern auf 887 reduziert werden sollen. Wobei die Entscheidung, welche der sieben Kirchen im Pastoralraum die künftige Pfarrkirche werden soll, erheblichen Einfluss hat – soll doch ein Pfarrheim mit größerem Versammlungsraum an der Pfarrkirche vorhanden sein. Aufgrund dessen variieren die Pfarrheimflächen an den jeweils anderen Orten, sodass teilweise lediglich 50 oder 70 Quadratmeter erhalten bleiben würden. Mit Ausnahme des Bischofsheimer Pfarrheims, dessen Veräußerung bereits vor dem Start des Prozesses beschlossen war, sehen die unterschiedlichen Modelle keinen Verkauf vor. Vielmehr ist daran gedacht, durch Vermietungen die selbstgenutzten Flächen auf das geforderte Maß zu reduzieren. Dazu wären allerdings diverse Umbaumaßnahmen erforderlich.
Allein diese Information forderte viele Fragen heraus: Was würden die Umbauten kosten? Sind sie überhaupt finanzierbar? Wie realistisch ist die Erwartung, dass sich Mieter finden? „Das ganze Konzept ist nicht finanzierbar“, äußerte ein Teilnehmer seine Einschätzung.
Der Theologe und Organisationsberater Christian Jeuck, der die Veranstaltung moderiert, ermöglichte den Austausch untereinander – zunächst zu zweit, dann in Gruppen, schließlich im Plenum. Sowohl in den Notizen aus den Gruppengesprächen als auch in den Wortmeldungen wurde Kritik wahrnehmbar – und nicht selten ging es um Gerechtigkeit und Gleichbehandlung: „Die Größe der Pfarreien spiegelt sich nicht in den vorgesehenen Pfarrheim-Flächen“, hieß es da etwa. Oder: „Warum geht die Fläche des Gemeindezentrums St. Elisabeth ausschließlich zu Lasten von AKK? Sie müsste auf alle Gemeinden im Pastoralraum verteilt werden.“
Warum es ausgerechnet am Gemeindezentrum St. Elisabeth keine Abstriche geben soll, war für einige Teilnehmende nicht einsichtig. Darauf gab es Antworten – vom leitenden Pfarrer Karl Zirmer und der Koordinatorin Katrin Pulipara ebenso wie von Pastoralreferent Bardo Färber, der das Gemeindezentrum leitet: Nicht nur, dass es eines der neueren Häuser und in einem guten Zustand ist – eine multifunktionale Nutzung ist hier, etwa durch flexibel zu öffnende Wände, in hohem Maß möglich. Entsprechend vielfältig und häufig wird das Gebäude Tag für Tag genutzt. Außerdem spielt die Sozialpastoral – seit Jahren ein erklärter Schwerpunkt des Bistums Mainz – in der Arbeit eine große Rolle. Nicht zuletzt ist das Haus als Familienzentrum des Landes Hessen ein Treffpunkt von Menschen aller Generationen und Kulturen und ein Knotenpunkt in einem Netzwerk der Kooperation mit weiteren Akteuren im Sozialraum. Eine Arbeit, die das Land Hessen nicht nur ideell, sondern auch finanziell fördert.
Zu hören war zudem massive Kritik an dem „engen, unflexiblen Zeitrahmen“. „Das Verfahren reißt Gräben auf, die ein Zusammenwachsen des Pastoralraums auf Jahre oder gar Jahrzehnte blockieren werden“, befürchtete jemand.
Kritisch merkten Teilnehmer unter anderem an, dass vor der Entscheidung über ein Gebäudekonzept die Inhalte des pastoralen Konzepts bekannt sein müssten, ebenso sei ein Finanzkonzept unverzichtbar. „Ohne diese Grundlagen kann ein Gebäudekonzept nicht funktionieren.“ Verwaltungsleiterin Christine Richter stellte in Aussicht, dass die Projektgruppe Vermögen die Finanzierbarkeit der einzelnen Modelle durchrechnen werde. Sie gehe davon aus, dass die Resultate vor der Abstimmung in der Pastoralraumkonferenz vorliegen.
Es wird wohl kaum jemand überrascht sein, dass der Veränderungsprozess Emotionen auslöst: „Die Angst, heimatlos zu werden“, wurde offen angesprochen. 
Trotz vorhandener Ängste und bei aller Kritik kamen aber auch Mut und Gestaltungswillen zum Ausdruck: „Wir wollen zukunftsfähig werden“, betonten Teilnehmende immer wieder. Manche von ihnen riefen dazu auf, in der gegenwärtigen Umbruchsituation für neue Wege offen zu sein. „Gemeinde macht sich nicht nur an Räumlichkeiten fest“, war unter den Rückmeldungen aus den Gesprächsgruppen zu lesen.
„Aus drei mach zwei“ heißt demnächst die Aufgabenstellung für die Pastoralraumkonferenz: Denn bis Ende Februar 2025 müssen dem Bistum zwei ausgewählte Gebäudekonzepte vorgelegt werden; eine Rückmeldung von dort sei bis zum Sommer zu erwarten.