Ostergruß 2025

„Das Weizenkorn muss sterben…“
Jesus verwendet das Bild vom Weizenkorn, um sein eigenes Leben und Sterben zu deuten. So ein Weizenkorn ist ein wunderbares Produkt der Natur, und doch kann es nicht bleiben. Es muss in die Erde fallen und zerfallen, damit es fruchtbar werden kann. Das ist ein Gesetz der Natur und jeder kann es verstehen.
Dieses Gesetz gilt aber auch für uns Menschen. Deshalb sagt Goethe: „Und so solang du das nicht hast: dieses „Stirb und werde, bist du nur ein fremder Gast, hier auf der dunklen Erde.“
Wenn ein Mensch wachsen und reifen will, muss er dafür etwas riskieren, etwas preisgeben. Nur wer loslassen kann, kann frei werden, kann weiterkommen. Das ganze menschliche Leben ist ein ständiges Loslassen, um weiterzukommen.
Die Frage ist, ob wir im Zeitalter des Konsumismus – einer Kultur, in welcher der Konsum eine bisher nicht gekannte Bedeutung für die Menschen angenommen hat - dieses Gesetz des Weizenkorns noch verstehen.
Noch steckt in uns allen ein anderes Gesetz, das „Gesetz dieser Welt“: das Haben-Wollen, das Nicht-Loslassen-Können. Dieses Gesetz erzeugt Angst und lässt den Menschen im Grunde nicht leben.
Wer Angst hat, sich selbst zu verschenken, wer immer nur egoistisch an sich selbst denkt, kommt nicht zum wahren, erfüllten Leben. Wer sich aber selbstvergessen für andere einsetzt, dessen Leben wird fruchtbar werden für seine Mitmenschen und für die Gesellschaft, und er selbst wächst auf diesem Weg der Christusnachfolge in diese andere Art von Leben hinein, dem letzten Endes auch der Tod nichts anhaben kann.
Das Gesetz des Weizenkorns, das sterben muss, um Frucht zu bringen, gilt auch für unseren Pastoralen Weg.
Ich habe den Eindruck, auf dem Pastoralen Weg befinden wir uns mitten in der Karwoche; ich meine das nicht kalendarisch oder liturgisch, sondern existentiell.
Ein Beispiel dafür sehe ich im Gebäudeprozess. Dieser Prozess war auch deshalb so schwierig und schmerzlich, weil er ohne Verlusterfahrung, ohne Loslassen, ohne Verzichten nicht zu einem guten Ergebnis geführt werden kann.
Vergessen wir aber nicht: Es ist ein Verlieren, um zu gewinnen, gemäß den Worten Jesu: „Wer (um jeden Preis) sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten“ (Mk 8,35).
Wir sind noch in der Karwoche, aber wir leben in der österlichen Hoffnung. Auf den Karfreitag folgt ganz bestimmt das Osterfest, auch wenn es auf dem Pastoralen Weg wahrscheinlich noch länger dauern wird, bis wir in das österliche Halleluja einstimmen können.
Es gibt aber jetzt schon Hoffnungszeichen. Ich erwähne nur eines, das mich in den letzten Tagen besonders bewegt hat: Ich meine unseren Weg zur Namensfindung und das Ergebnis, dass dabei erzielt wurde. Es war richtig und wichtig, die Gemeindemitglieder in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Es ist erfreulich, dass sich so viele daran beteiligt haben (immerhin, es haben 512 Gemeindemitglieder über die Namensvorschläge abgestimmt), und am Ende bin ich auch über das Ergebnis sehr erfreut!
Damit habe ich wahrlich nicht gerechnet! Die Heilige Anna ist nicht nur die Namensgeberein meines Heimatortes (Sanktanna im Banat/Rumänien), sondern auch die Patronin meiner Heimatkirche und meiner Heimatpfarrei. Damit entsteht ein besonderes emotionales Band, dass mich mit unserer zukünftigen Pfarrei St. Anna, AKK-Mainspitze verbinden wird. Ich empfinde es als wunderschönes Ostergeschenk, das mir durch den Pastoralraum zuteil wurde.
Ostern kommt gewiss, auch auf unserem Pastoralen Weg. Möge dieser Weg zu einem Emmausgang werden und auch wir die Erfahrung machen: Der Herr ist mitten unter uns, wenn auch verborgen und ER geht alle unsere Wege mit.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen, auch im Namen des gesamten Pastoralteams, die Gnade des Auferstandenen und ein gesegnetes Osterfest.
Pfarrer Karl Zirmer